Titel: | Fabrication der Gewehrläufe, von Hrn. Spineux. |
Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. XII., S. 25 |
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XII.
Fabrication der Gewehrläufe, von Hrn. Spineux.
Aus Armengaud's
Génie industriel, August 1857, S. 65.
Spineux's Fabrication der Gewehrläufe.
Bekanntlich sind die Arbeiten zur Anfertigung der sogenannten Platinen, d.h. der
Eisenplatten aus denen die Gewehrläufe fabricirt werden, langwierig und kostspielig.
Ueberdieß muß durch das Schmieden der Platinen die Textur des Metalles verändert
werden, während es sehr wesentlich ist, daß die beschnittenen Platinen die fadige
Textur nach der Quere und folglich nach dem Umfang des Laufes behalten. Diese
Betrachtungen haben Hrn. Spineux auf die Anwendung des
folgenden sehr einfachen Verfahrens geführt.
Man läßt die aus den größeren Platten geschnittenen trapezförmigen Platinen in
derselben Richtung durch die Walzen gehen, in welcher sie im Großen ausgewalzt
worden sind, und zwar erfolgt die Bearbeitung mit einem Walzwerke, dessen Walzen an
dem einen Ende weiter von einander abstehen als am andern, indem die Läufe am obern
oder Pulverkammerende dicker als am andern seyn müssen. Es wird daher nur das untere
Ende der Platinen dünner gewalzt, und zwar in derselben Richtung wie früher, so daß der
Faden oder Nerv des Eisens gar nicht gestört wird.
Die aus solchen Platinen angefertigten Gewehrläufe sind beim Probiren weit besser
befunden worden als die anderen.
Sollen beide Enden der Platine dicker bleiben als die Mitte, so kann man zur
Erreichung dieses Zweckes mehrere Mittel anwenden. Zuvörderst kann man, da der
Unterschied zwischen diesen Dicken sehr gering ist, die Walzen, mittelst deren die
Platinen nochmals durchgewalzt werden, so abdrehen, daß sie in der Mitte der zu
walzenden Platte näher aneinander stehen, als an den Enden, und die Platinen
folglich genau die verlangten Dimensionen erhalten. Bei der Bearbeitung braucht man
dann nur die Platine so zwischen die Walzen einzuführen, daß sie der Quere nach
durchgeht, wobei man eins ihrer Enden stets gegen einen von den Führern steckt, die
zur genauen Einbringung der Platine zwischen die Walzen vorhanden sind.
Sind hingegen die Unterschiede der Dicke der Platine bedeutender, so könnte diese
Arbeit, indem sie die Metalltheile ungleich streckt, nachtheilig auf die Festigkeit
des Metalles einwirken, überhaupt die Anordnung und Cohäsion seiner Molecüle
verändern. Alsdann würde es vorzuziehen seyn, die Platine in der Längenrichtung,
d.h. senkrecht auf den Faden des Eisens durch die Walzen gehen zu lassen. In diesem
Falle wird auf dem Umfange der Walzen, welcher größer als die Länge der Platine seyn
muß, der Eindruck der letztern vorgerichtet und zwar von verschiedenen Tiefen,
welche die Dicken darstellen, die man den Platinen geben will. Ein Knaggen oder
Vorsprung von beliebiger Form, der durch einen Kasten mit Feder, oder durch eine
Kurbel, oder ein Excentricum von den Walzen aus in Bewegung gesetzt wird, nöthigt
die Platine in dem erforderlichen Augenblick in die Leitung zu gleiten und aus
dieser in den Eindruck auf den Walzen, sobald dieselben in die Stellung gelangt
sind, wo sie jene aufnehmen können.
Zuweilen können zwei excentrische Walzen obigen Zweck ebenfalls erfüllen.
Man kann sich auch einer Platte bedienen, welche die umgekehrten Dicken von denen
hat, die man der Platine geben will. Letztere wird auf den gehörigen Grad gewärmt,
dann auf die Platte gelegt und hierauf mit derselben der Quere nach durchgewalzt,
wie es bei dem doublirten Blech geschieht. Da die Platte kalt ist, so erleidet sie
keine Veränderung, während die durch die Wärme erweichte Platine sich in die
Vertiefung von jener eindrückt, indem die obere Walze auf die über der Vertiefung
hervorstehenden Eisentheile einwirkt.
Uebrigens muß man in allen Fällen besorgt seyn, die Platinen nach derselben Richtung
durchzuwalzen, in welcher das Eisen von vorne herein ausgewalzt worden ist, damit
die Textur und wo möglich auch die Anordnung der Molecüle nicht verändert wird. Dieß
ist um so nothwendiger, wenn das zu Platinen zu verarbeitende Eisen aus
Blechabschnitzeln zusammengeschweißt ist, die alsdann auf der hohen Kante stehend
gewalzt werden, wornach sie ein bandartiges oder streifiges Dessin zeigen, welches
auch auf dem Laufe bleibt und sehr beliebt ist.
Auf diese Weise vermeidet man die kostspielige Arbeit des Schmiedens und erhält weit
bessere Platinen, welche sich auch viel leichter bearbeiten lassen.