Titel: | Ueber ein neues Verfahren zum Filtriren des Wassers; von Hrn. Iwan Schlumberger. |
Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. XIX., S. 61 |
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XIX.
Ueber ein neues Verfahren zum Filtriren des
Wassers; von Hrn. Iwan Schlumberger.
Aus dem Bulletin de la
Société industrielle de Mulhouse, 1857, Nr. 141.
Schlumberger, über ein neues Verfahren zum Filtriren des
Wassers.
Hr. Bernard zu Paris hat ein im Großen anwendbares
Verfahren entdeckt, um das trübste und schlammigste Wasser durch Filtriren fast
augenblicklich klar und hell zu machen.
Das Wasser, welches die Wasserwerke der Stadt Paris für den Hausbedarf liefern, wurde
bis in der letzten Zeit und wird zum Theil jetzt noch in großen Apparaten durch
Kies, Sand, Kohle, Schwämme etc. filtrirt. Diese verschiedenen Materialien erfordern
ein häufiges Reinigen, welches sehr beschwerlich ist, auch lassen sie das Wasser
meistens nur mit einer gewissen Langsamkeit durchlaufen.
Hr. Bernard wendet zu demselben Zweck die Scherwolle an, nämlich die mittelst der
Cylinder-Schermaschine vom Tuche abgeschnittene Wolle, welche er mit einer
Eisenverbindung präparirt, wodurch sie im Wasser unverderblich wird. Indem er dieses
Product, im nassen Zustande, in gußeiserne Behälter eindrückt, welche zweimal so
hoch als weit sind, vermag er das Wasser mit einer merkwürdigen Schnelligkeit zu
filtriren und selbst das unreinste Wasser trinkbar zu machen.
Das trübe Wasser lauft oben in den Behälter hinein, dringt durch die
Scherwolle-Schicht, und tritt unten klar aus. Für das Reinigen des Filters,
welches leicht ausführbar ist, hat man daher nur den Deckel zu öffnen, die dünne
Scherwolle-Schicht, worauf sich die Unreinigkeiten des Wassers abgesetzt
haben, wegzunehmen, und den Deckel wieder zu schließen; das Filter ist dann wieder
so wirksam als vorher.
Man kann nach und nach mehrere dieser Wolleschichten wegnehmen, bis sie nur noch die
Hälfte des Filters ausfüllen. Man wascht alsdann die verschiedenen Rückstände mit
der Hand in einer Art Korb von Drahtgaze, und wenn das Wasser klar daraus abläuft, ist
die Scherwolle neuerdings verwendbar, mit einem sehr geringen Verluste. Die
Unterhaltung dieser Filter ist daher sehr einfach; sie ist auch wenig kostspielig,
denn der Erfinder verkauft das Kilogr. präparirter Scherwolle für 1 Franc.
In meiner Ueberzeugung von dem Nutzen dieser Filter für unsere Färbereien wurde ich
noch durch die Mittheilungen des Hrn. August Mallard
bestärkt, welchem der Erfinder sein Patent für Rußland abgetreten hat; bevor wir
aber in unserer Kattundruckfabrik die erforderlichen großen Apparate aufstellten,
verschafften wir uns von Hrn. Bernard ein kleines Modell,
welches bei uns in ganz befriedigendem Betriebe ist und folgende Resultate gibt:
Mit einem Druck von 3,50 Met. Höhe und einem Hahn von 18 Millim. Oeffnung filtriren
wir 25 Liter Wasser in der Minute, also 1500 Liter in der Stunde. – Das
Wasser, welches sehr trüb und schlammig in den Apparat gelangt, tritt vollkommen
klar aus demselben.
Diese Entdeckung wurde von den Ingenieuren der Stadt Paris genau geprüft, und der
dortige Gesundheitsrath empfahl deren Anwendung nachdrücklich, nachdem er sich durch
mannichfaltige und sorgfältige Versuche von ihrer Wirksamkeit überzeugt hatte.