Titel: | Ueber Löthrohrproben; von Hrn. F. Pisani. |
Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. XXIX., S. 95 |
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XXIX.
Ueber Löthrohrproben; von Hrn. F. Pisani.
Aus den Comptes
rendus, Novbr. 1857, Nr. 21.
Pisani, über Löthrohrproben.
Man benutzt als Brennmaterial bei den Löthrohrproben verschiedene Flüssigkeiten, aber
hauptsächlich das Oel; es gibt jedoch eine Flüssigkeit, welche demselben in jeder
Hinsicht vorzuziehen seyn dürfte, nämlich eine Mischung von
Alkohol und Terpenthinöl. Diese erfordert nämlich nicht wie das Oel, eine
Lampe von besonderer Form, weil sie in einer gewöhnlichen Weingeistlampe sehr gut
brennt; ferner erzeugt sie mit dem Löthrohr eine sehr hohe Temperatur; endlich ist
ihre Flamme eine der leuchtendsten, und sie verbreitet keinen unangenehmen
Geruch.
Um diese Flüssigkeit darzustellen, vermischt man 6 Raumtheile Alkohol von 85
Volumproc. mit 1 Raumtheil Terpenthinöl und setzt noch einige Tropfen Aether zu. Man
kann den Alkohol durch den wohlfeilern Holzgeist ersetzen, von welchem 4 Raumtheile hinreichen.
Die Flüssigkeit muß vollkommen klar seyn, weil sonst das nicht aufgelöste
überschüssige Terpenthinöl ein Rauchen der Lampe veranlassen würde.
Ich theile einige von den mit dieser Flüssigkeit erhaltenen Resultaten mit.
Ein Platindraht von 2/10 Millimeter Durchmesser wurde an seinem Ende geschmolzen,
indem man das Löthrohr mit gewöhnlichem Mundstück anwandte. Ein 3/10 Millimeter
starker Eisendraht wurde ebenfalls zu einem Kügelchen von 2 Millimeter Durchmesser
geschmolzen.
Hr. P. Schmidt hat in meinem Laboratorium mit dem Löthrohr
auf Kohle in einem flachen Grübchen 4,6 Grm. Kupfer und 23,5 Grm. Silber
geschmolzen. Er hat auch Kupellationen ausgeführt, indem er auf einmal bis 5 Gramme
silberhaltiges Blei anwandte.
Durchschnittlich schmilzt man, bei einiger Geschicklichkeit, 2 bis 3 Gramme Kupfer
und 15 Gramme Silber, und kann Kupellationen mit Anwendung von 3 Grammen Blei
machen. Alle Löthrohrproben sind so leichter gemacht, denn mit dieser Flüssigkeit
schmilzt das kohlensaure Natron eben so leicht wie das Cyankalium an der
Weingeistlampe. Ueberdieß erscheint hier die Reductionsflamme, welche mit den
anderen Brennmaterialien schwierig zu erkennen ist, ganz deutlich und scharf.
Da jene Mischung leicht eine hohe Temperatur erzeugt, so strengt man sich bei den
Löthrohrversuchen viel weniger an.