Titel: | Extraction des Goldes und Silbers aus antimonhältigen, kupferarmen Rohlechen mit Anwendung von kaltem Wasser; von Fr. Markus. |
Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. XXX., S. 95 |
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XXX.
Extraction des Goldes und Silbers aus
antimonhältigen, kupferarmen Rohlechen mit Anwendung von kaltem Wasser; von Fr. Markus.
Aus der österreichischen Zeitschrift für
Berg- und Hüttenwesen, 1857, Nr. 42.
Markus, über Extraction des Goldes und Silbers aus antimonhaltigen,
kupferarmen Rohlechen.
Für die bei der Schemnitzer k. k. Silberhütte im Gange befindlichen Gold- und
Silberextractionsversuche hat der k. k. Bergrath und Oberhüttenverwalter Hr. W. Blaschka ein Programm entworfen, welches im Wesentlichen
umfaßt:
1) die Gewinnung des Silbers aus den Rohlechen nach dem Principe der Ziervogel'schen
Methode;
2) die Gewinnung des Goldes aus den entsilberten Rückständen durch Chlor, nach dem Plattner'schen Principe;
3) die Concentration der in den Rückständen gebliebenen Metalle durch Zutheilung
derselben als basische Zuschläge beim Rohschmelzen im
Flammofen bei Braunkohlenfeuerung.
Wie ersichtlich, wird hierdurch mit Benützung der neuesten Fortschritte der
Metallurgie die möglichst billige und einfache Gewinnung dieser Metalle aus den
armen Zeugen angestrebt, wobei zugleich die gleichzeitige Verarbeitung möglichst
großer Mengen im Auge behalten wurde.
I. Extraction des Silbers.
Die hiesigen Rohleche enthalten bisher, außer den gewöhnlichen Bestandtheilen, sehr
wenig Kupfer, hingegen nicht unbedeutende Mengen von Antimon, Arsen und Zink. Nach
mehreren Analysen bewegt sich die wechselnde Menge dieser Metalle innerhalb
folgender Gränzen, im Centner:
Gold
von
1,8
bis
4 Denär,
Silber
„
4
„
5 1/2 Loth,
Kupfer
„
1
„
2 Proc.,
Antimon
„
5
„
7 „
Zink
„
–
„
7 „
Die entsprechende Bildung des schwefelsauren Silberoxyds behufs der Auslaugung
desselben erfordert nach der bisher bekannten Extractionsmethode besondere hiezu
geeignete, sehr reine und kupferreiche Leche.B. Kerl, Hüttenkunde Bd. III S. 245. – Plattner's Röstprocesse, S. 140.
Dieser Umstand, sowie die besondere Schwierigkeit der Leitung des Röstprocesses (bei
welchem die Arbeiter bei genügendem Gange Prämien bekommen) haben der weiteren
Anwendung dieses schönen Processes auf andere unreine Producte eine bisher nicht
überstiegene Schranke entgegengestellt.
Es ist hierbei die Einwirkung des Antimons eine bedeutende. Es kann sich neben
schwefelsaurem Silberoxyd leicht antimonsaures Silberoxyd bildenPlattner's Röstprocesse, S. 168., welches letztere nicht wie ersteres in Wasser löslich ist, – wenn
das antimonsaure Silberoxyd nicht während der Röstung durch dampfförmige
Schwefelsäure zerlegt und in schwefelsaures Silberoxyd umgeändert wird.
Berücksichtigt man auch, daß antimonsaures Silberoxyd bei hoher Temperatur rasch
zerlegt, und daß von dem sich metallisch ausscheidenden Silber leicht ein Theil oxydirt
und verflüchtigt werden kann; wenn nicht sofort Schwefelsäure einwirkt, so ist auch
anzunehmen, daß ein Gehalt an Antimon noch einen zweiten Uebelstand, nämlich einen
Verlust an Silber herbeiführen kann.
Es war somit das Ziel der Versuche, diesen Hindernissen mit den einfachsten Mitteln
zu begegnen.
Es wurden nach dem neuen, in Folge der erlangten Resultate festgesetzten Verfahren
bereits eine größere Post Rohleche von 98 Centnern entsilbert, und die entsilberten
Rückstände der Entgoldung im Großen unterzogen.
Diese Rohleche enthielten an wesentlichen Bestandtheilen im Centner:
Gold
1,8 Denär,
Silber
5 1/4 Loth,
Antimon
5,3 Proc.
Kupfer
1,5 „
Zink
3,3 „
Laut der im k. k. Hauptprobiramte ausgeführten Silberhaltsbestimmung der von jeder
gerösteten Partie genommenen und ausgelaugten Probenrückstände betrug die Größe des
Silberausbringens (bei 80 Proc. von den eingesetzten Posten) durchschnittlich 76,5
Proc. Bei dem Röst- und Auslaugeprocesse ergibt sich laut mehreren Versuchen
ein Gewichtsabgang von beiläufig 21 Proc., durch dessen Berücksichtigung bei obiger
Ziffer das Ausbringen auf 81,7 Proc. steigt bei einem Rückständegehalt von 17,6 Gr.
im Centner. Hievon ist bei der weiteren Gewinnung die durch mögliche
Probendifferenzen, den Einfluß bei der Auslaugung, mechanische Verzettlung und
Verflüchtigung bei der Röstung, verloren gehende Größe (wovon sich letztere auf
beiläufig 4 Proc. stellen dürfte) abzurechnen.
Es ist die Aufgabe weiterer Versuche, diese Einflüsse möglichst zu beseitigen.
Das gewonnene, im Tiegel eingeschmolzene Extractionssilber hatte den Feinhalt von 15
Loth 10 Gr.
Bei dem neuen Extractionsverfahren wird der Oxydationsproceß der Rohleche durch
Windführung, Dauer und Temperatur derart geleitet, daß der größte Theil des Antimons
und Arsens in Antimonoxyd und arsenige Säure verwandelt und verflüchtigt wird; die
Bildung der schwefelsauren Metalloxyde, vorzüglich des schwefelsauren Silberoxydes, wird dabei möglichst vollkommen und frühzeitig eingeleitet, und auf eine dauernde Erhaltung besonders des schwefelsauren Kupferoxydes, sowie auf Zersetzung des antimonsauren
Silberoxydes hingearbeitet. Das schwefelsaure Zinkoxyd ist hiebei bedeutend beständiger, als das
schwefelsaure Kupferoxyd.
Das so gebildete schwefelsaure Silberoxyd wird in Wasser (oder Lauge), welches zur
Lösung des basisch-schwefelsauren Salzes mit etwas Schwefelsäure sauer
gemacht wirdAnwendung der Ansäuerung in Tajova. Jahrbuch der geol. Reichsanstalt, 1851,
Bd. I. S. 114. – Nach B. Kerl verbraucht
man in Hettstadt 1/2 Pfd. Schwefelsäure per
Post; Hüttenkunde Bd. III S. 250., gelöst, und hierbei die Wärme der Mehle zur Erhitzung benützt. – Das
hierbei sich bildende schwefelsaure Eisenoxyd wirkt bei der hohen Temperatur derart
auf das etwa erzeugte metallische Silber ein, daß unter Bildung von schwefelsaurem
Eisenoxydul schwefelsaures Silberoxyd entsteht. – Die reiche Silberlauge wird
dann abgezogen und daraus durch Chlornatrium Chlorsilber gefällt, welches später
reducirt und eingeschmolzen wird. Aus der silberfreien Lauge wird das Kupfer durch
metallisches Eisen gewonnen. Der Kupferinhalt von dem bei diesem Versuche gewonnenen
Cementkupfer betrug von dem nach der dokimastischen Probe berechneten Gesammtinhalte
über 100 Proc.
Das enthaltene schwefelsaure Eisenoxydul und das schwefelsaure Zinkoxyd wird durch
Concentration und Krystallisation ausgeschieden. Der in den Rückständen bleibende
Theil des Silbers wird durch den Rohschmelzproceß zurückerhalten.
II. Extraction des Goldes.
Das sinnreiche Verfahren der Goldgewinnung nach Plattner's
Princip durch Chlor ist – soviel bekannt – bisher im Großen mit Erfolg
nur auf Arsenabbrände und Speise angewendet worden.
Eine Goldgewinnung aus Lechen besteht im Großen noch nicht. Um hierdurch den größten
Theil des Goldes in Goldchlorid umzuändern und als solches auslaugen zu können, darf
das goldhältige ProductPlattner's Röstprocesse S. 136. kein metallisches Eisen (mechanisch bei der Zerkleinerung eingemengt)
– keine in Wasser löslichen Metalloxyde, keine unzersetzten Schwefelmetalle
enthalten, und die Oxyde müssen auf eine solche Stufe der Oxydation gebracht werden,
daß sie durch Chlorgas sich nicht mehr ändern. Es darf ferner arsenige Säure,
Antimonchlorür und schwefelsaures Eisenoxydul nicht enthalten seyn, da alle diese
Stoffe das Goldchlorid zersetzen. Enthält das Product noch Schwefel- oder
Arsenmetalle, so bilden sichB. Kerl. Hüttenkunde Bd. III S. 292. bei Behandlung mit Chlor außer Chlorgold noch Chlormetalle von Eisen, Kupfer, Zink, Antimon
u.s.w., ferner Chlorschwefel und Schwefelsäure, wodurch auch ein größerer Verbrauch
an Chlor veranlaßt wird. Die Bildung von salzsaurem Gase bewirkt die Lösung von
Metalloxyden, und bei nicht genügender Oxydation Schwefel- und
Arsenwasserstoffgas, welche das löslich gemachte Goldchlorid wieder fällen.
Da nun die Leche außer Eisen auch Antimon, Arsen, Zink, Kupfer und Blei enthalten,
welche durch die Röstung theilweise gerade in jene schädlichen Verbindungen
verwandelt werden, wobei sich besonders Eisenoxydul und schwefelsaures Eisenoxydul
bildet, so ist das wichtigste eine genügende Zersetzung derselben auf einem
einfachen Wege. Es wird dieses im Wesentlichen durch eine sehr sorgfältige,
oxydirende Behandlung der entsilberten Rückstände bei hinreichender Temperatur
erreicht, wobei alle reducirenden Einflüsse beseitigt werden müssen.
Es ist für die Entgoldung der entsilberten Rückstände von Wichtigkeit, daß sich das
Gewicht derselben nach der Entsilberung um nahe 21 Proc. verringert, wodurch sich
der Goldinhalt von z.B. 50,000 Etr. Rohlechen in beiläufig 39,500 Ctr. Rückständen
concentrirt.
Zur Entgoldung wurden bereits vorräthige, cylindrische, unten conische, große
Steingutgefäße mit einem Fassungsvermögen von 400 Pfund angewendet, und auch
Versuche mit eigens zubereiteten Holzgefäßen gemacht. Das Filtrum besteht aus
Quarzsand.
Zur Bildung des Chlorgoldes wurde Chlorgas angewendet, welches sich auch nach Lange
Lange. Die Entgoldung der Reichensteiner
Arsenikkiesabbrände durch Chlor. Archiv für Mineralogie etc. von Dr.
Karsten und Dr. v.
Dechen Bd. XXIV S. 396. nicht nur am wirksamsten, sondern auch besonders praktisch in seiner
Anwendung erwies.
Die Chlorgasentwickelung geschah in einem bleiernen Chlorapparate mit Vorlage, aus
Salz, Braunstein und Schwefelsäure nach den bekannten Verhältnissen.
Zur Entgoldung wurden die erwärmten und befeuchteten Mehle in Partien von 400 Pfund
eingesetzt.
Die Auslaugung des Goldchlorides geschah erfolgreich mit kaltem Wasser, wobei
sorgfältig jene Temperatur einzuhalten ist, welche genügt, um nur das Goldchlorid
und möglichst wenig andere Chlormetalle zu lösen.
Nach Entfernung des Ueberschusses von Chlor wird das Gold entweder metallisch oder
als Schwefelgold gefällt, dasselbe ausgesüßt, getrocknet und mit Blei
abgetrieben.
Das Volumen der schöngelben Goldlauge betrug von einem Centner beiläufig 1/2
Kubikfuß. Für die Chlorgasentwickelung genügte auf einen Centner Rückstände die
geringe Menge von 1,5 Pfund Schwefelsäure.
Das so aus den Rückständen ziemlich gleichmäßig erhaltene reine Goldkorn wog meist
bei 70 Proc. des Goldinhaltes.
Durch ein Aufschließen derselben vermittelst einer Behandlung mit 0,25 Proc.
Chlornatrium stieg das Goldausbringen über 80 Proc. Das in den Rückständen
rückbehaltene Gold wird beim Rohschmelzprocesse ebenfalls gewonnen.
Es ist hiebei von großem Interesse, zu untersuchen, in welcher Verbindung das Gold im
Leche enthalten ist.
Die bei den Versuchen stets gemachte Erfahrung, daß die Größe des Goldausbringens
meist gleich sey der des Silberausbringens, so daß, wenn z.B. im Rohleche die Mark
Silber 6 Denäre enthielt, dieselbe auch nach der Entgoldung ziemlich nahe wieder 6
Denäre hält, – weist darauf hin, daß das Gold in einer Verbindung enthalten
sey, welche in ihrem Verhalten von der des Silbers abhängt.
Es ist demnach sehr wahrscheinlich, daß das Gold im Rohleche an das Schwefel-
und Antimonsilber – sey es nun metallisch oder als Schwefel- oder
Antimongold – gebunden sey.
Durch die Oxydation und die Lösung des schwefelsauren Silberoxydes wird das
metallische Gold frei, und das an Schwefel und Antimon gebundene im Verhältnisse der
Lösung des Silbers reducirt, und ist nun der Einwirkung des Chlors bloßgelegt.
– Durch ein weiteres Aufschließen durch Chlornatrium wird auch ein großer
Theil des antimonsauren Silberoxydes zerlegt, und das so wieder frei gewordene und
in Goldchlorid verwandelte Gold wird durch die hohe Temperatur zu Chlorür und
metallischem Gold verändert.
Ich hatte am 31. Juli die Ehre, die erzeugten edlen Metalle dem k. k.
Ministerialrathe Hrn. Ritter v. Rußegger vorzulegen,
– die Erstlingsproducte des obigen, zum erstenmale auf Rohleche bei
großentheils günstigem Gange im Großen angewendeten Extractionsverfahrens.