Titel: | Verbesserungen in der Fabrication feiner Thonwaaren; vom Ingenieur Carré zu Sèvres. |
Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. CVIII., S. 369 |
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CVIII.
Verbesserungen in der Fabrication feiner
Thonwaaren; vom Ingenieur Carré zu
Sèvres.
Aus Armengaud's Génie industriel, Novbr. 1857, S. 262.
Carré Verbesserungen in der Fabrication feiner
Thonwaaren.
Sehr häufig zeigt die weiße Porzellanmasse eine gelbliche Färbung, welche ihren Glanz
vermindert und deren Beseitigung man bis jetzt vergeblich versucht hat. Ein Zusatz
von pulverisirtem Kobaltoxyd zu diesen Massen oder ihrer Glasur hat stets den
Nachtheil, Flecken oder Wolken zu veranlassen, und eine Färbung ohne alle
Lebhaftigkeit, so daß dadurch der Fehler nicht gehoben wird. Man vermeidet aber
diese Nachtheile, wenn man statt des Kobaltoxyds ein auflösliches Kobaltsalz
anwendet, insbesondere Chlorkobalt, schwefelsaures oder salpetersaures Kobaltoxyd
etc., deren Lösungen mit den Massen oder der Glasur vermischt werden. In der Hitze
werden diese Salze zersetzt und es bleibt nur die Basis davon, das Oxyd, zurück,
also das färbende Agens, welches sich dann in einem Zustande unendlich feiner
Zertheilung sowohl in der Masse als in der Glasur befindet. Dadurch entsteht eine
schöne, lebhafte und gänzlich geschmolzene Farbe, welche je nach dem angewendeten
Verhältnis entweder zur Beseitigung der gelblichen Färbung, durch ein schwaches
Bläuen, oder selbst zur Hellern oder dunklern Färbung der Masse und der Glasur
benutzt werden kann.
Um die gelbliche Farbe der Masse oder Glasur zu beseitigen, löst man, je nach deren
Intensität, 30 bis 80 Centigramme von einem der erwähnten Kobaltsalze in 1 Liter
Wasser auf; in diese etwas erwärmte Lösung taucht man die Stücke, um sie damit zu imprägniren.
Diejenigen, welche die weiße Emailglasur erhalten sollen, trocknet man, ehe sie in
das Glasurbad gesteckt werden. Bei wichtigen Stücken verhindert ein zweites
schwaches Erhitzen, wodurch das färbende Agens fixirt wird, ein Ablösen desselben
während des Eintauchens in das Emailglasurbad.
Einfacher ist es, der Glasurflüssigkeit, in welche die Stücke getaucht werden, 20 bis
60 Centigramme von einem jener Salze per Liter fertiger
Glasurflüssigkeit beizusetzen. Oder man mischt der Masse, vor dem Formen, 30 bis 80
Centigr. von einem solchen Salze per Kudikdec. bei.
Zur Färbung erhält man ein sehr dunkles Blau, wenn man die schwach erwärmten Stücke
mit einer gesättigten und nöthigenfalls erwärmten Lösung des Kobaltsalzes tränkt;
eine verdünntere Lösung gibt verhältnißmäßig hellere Farben. 1 Kilogramm Salz in 20
Liter Wasser ausgelöst, gibt ein zartes Azurblau. Die Theile, welche nicht gefärbt
werden dürfen, überzieht man mit Firniß oder mit Oel (entweder reinem, oder mit
etwas Wachs, Talg oder Stearin gemischtem). Ehe man aber die so vorbereiteten Stücke
mit Emailglasur überzieht, muß man sie so stark erhitzen, daß die fetten Substanzen
verflüchtigt werden, weil sonst die Glasur auf den mit denselben getränkten Theilen
nicht haften würde. Es ist sogar zweckmäßig, sie so stark zu erhitzen, daß die
Kobaltsalze zersetzt und folglich als färbendes Oxyd fixirt werden.
Durch Zusatz derselben Salze zu den Massen, vor dem Formen derselben, stellt man
farbige Massen dar.
Das für die Kobaltsalze beschriebene Verfahren, um Färbungen hervorzubringen, ist auf
die löslichen Salze aller Metalloxyde anwendbar, welche zum Decoriren der feinern
Thonwaaren benutzt werden, wie Chrom, Kupfer, Eisen, Mangan, Nickel, Titan, Uran,
Zink, Silber, Platin etc. Man benutzt die löslichen Salze dieser Metalle zu allen
den Zwecken, wozu man sie bisher als Oxyde (oder unlösliche Verbindungen) angewendet
hat, nämlich zur Verzierung des gebrannten und glasirten, sowie des
Biscuit-Porzellans, Steinguts, Fayence etc. Sie werden entweder als Pulver,
in fetten oder ätherischen Oelen, oder in Firniß suspendirt, oder aufgelöst in
Wasser, Alkohol, Aether, Säuren u.s.w., mit oder ohne Zusatz von klebrigen
Fixirmitteln (wie Gummi, Leim, Harze etc.) verwendet.
Bei den Thonmassen, besonders den kurzen Porzellanmassen, hat das Façonniren
durch den Guß bisher Schwierigkeiten veranlaßt, die man nur dadurch zum Theil
überwand, daß man, zum Nachtheil verschiedener Eigenschaften, sehr feine und
plastisch gemachte Massen benutzte. Diese Arbeit ist nun dadurch weit praktischer
gemacht, daß man besondere Formen anwendet, die aus dem Gyps angefertigt sind, aus welchem
man die gewöhnlichen Formen macht, dem aber irgend ein Pulver von trockner
Beschaffenheit (d.h. welches mit Wasser angerührt, keine plastische Masse bildet)
zugesetzt ist; solche sind: feiner Sand, Feldspath, roher Gyps, Steinkohlen-
und Holzkohlen-Pulver, welche sämmtlich schwach erhitzt worden, Cement etc.
Der Zweck dieser Substanzen ist, zu verhindern daß die Masse an den Formen hängen
bleibt, wie es bei den gewöhnlichen Gypsformen der Fall ist, also zu bewirken, daß
die geformten Gegenstände leicht von den Formen getrennt werden können. Das beste
Verhältniß besteht in 30 bis 50 Volumprocenten Pulver und 70 bis 50 Volumprocenten
Gyps.