Titel: | Ueber einen neuen, von Jul. Gaudry erfundenen Muffelofen; Bericht von Hrn. Levol. |
Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. XIII., S. 39 |
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XIII.
Ueber einen neuen, von Jul. Gaudry erfundenen Muffelofen;
Bericht von Hrn. Levol.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Novbr. 1857, S. 705.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Levol, über Gaudry's Muffelofen.
Der vom Ingenieur Gaudry zu Paris erfundene Muffelofen hat
eine sehr vortheilhafte Einrichtung, nicht allein zu dem Zweck, wozu er bestimmt
ist, nämlich zum Einäschern verschiedener Brennmaterialien, um deren Aschegehalt zu
bestimmen, sondern auch zu vielen anderen Operationen.
Nichts ist in einem chemischen Laboratorium nützlicher und bequemer, als ein
Muffelofen; in den Laboratorien der älteren Chemiker fehlte er niemals, gegenwärtig
benutzt man ihn aber in der Regel nur zu wenigen speciellen Zwecken, obgleich er mit
unbestreitbaren Vortheilen unter sehr vielen Umständen angewendet werden kann.
So wie die in einigen alten Werken abgebildeten Muffelöfen, enthält der von Gaudry construirte mehrere Muffeln, nämlich vier, die
sämmtlich in derselben horizontalen Ebene und in den vier Ecken des Herdes
liegen.
Hr. Gaudry behauptet von seinem Ofen, daß er den Vortheil
gewähre, in einem Tage soviel zu leisten, als andere in einer ganzen Woche, daß er
wenig Kohks verbrauche und nur wenig Platz einnehme.
Beschreibung der Abbildungen.
Fig. 6 ist der
Aufriß des Ofens von der vordern Seite,
Fig. 7 die
Seitenansicht,
Fig. 8 ein
theilweiser Grundriß und horizontaler Durchschnitt desselben, nach abgenommener
Kuppel, um das Innere und die Anordnung der Muffeln sehen zu können.
Fig. 9 ist der
senkrechte Durchschnitt nach der Linie XY in Fig. 8.
Fig. 10 ist
ein anderer senkrechter Durchschnitt nach der Linie WZ in Fig.
8.
Der Ofen hat, wie die Figuren zeigen, eine cylindrische Form; er besteht aus zwei
Halbcylindern, von denen der eine die Kuppel oder den Deckel, der andere den
eigentlichen Herd bildet. Er ist aus gebranntem Thon angefertigt, und mit eisernen
Bändern umgeben.
A halbcylindrische Kuppel, welche den Deckel bildet und
weggenommen werden kann, um das Innere des Ofens untersuchen zu können.
B der eigentliche Ofen, welcher die vier Muffeln C enthält.
xy Theilungslinie der beiden Ofentheile A und B.
C Muffeln, von denen jede vier Probirscherben
enthält.
D Ziegelsteine, auf denen die Muffeln C aufstehen.
E Rost.
F Aschenfall.
G Oeffnungen, durch welche das Brennmaterial in den Ofen
geworfen wird.
H Oeffnungen, um das Brennmaterial nach beendigter
Operation aus dem Ofen nehmen zu können.
b Vorsprünge oder Gesimse, die mit dem oberen Theil des
Ofens A aus einem Stück bestehen; sie tragen die
Verschlußplatten der Oeffnungen G, wenn sie nicht in
diese eingeschoben sind.
d andere ähnliche Vorsprünge, die mit dem untern Theile
des Ofens B aus einem Stücke bestehen; sie tragen die
Verschlußplatten der Muffeln.
Die hauptsächlichsten Dimensionen des Ofens sind:
ganze Höhe
0,500
Meter
Durchmesser
0,500
„
Länge
0,390
„
Dicke der
Wände
0,035
„
Rostoberfläche
10,8
Quadrat-Decimeter.
Das Volumen der den Ofen füllenden Kohks beträgt 43,4 Kubikdecimeter.
Man kann diesen Ofen von dem Tiegelfabrikanten Payen in
Paris (rue Folie-Méricourt) beziehen.