Titel: | Beschreibung eines schmiedeeisernen Schwungrads; vom Fabriken-Commissarius Hofmann in Breslau. |
Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. XXIII., S. 104 |
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XXIII.
Beschreibung eines schmiedeeisernen Schwungrads;
vom Fabriken-Commissarius Hofmann in Breslau.
Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfleißes in Preußen, 1857 S. 204.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Hoffmann's schmiedeeisernes Schwungrad.
Dieses Rad, welches der Verf. für ein Walzwerk ausgeführt hat, ist in Fig. 16 in der
Vorderansicht und in Fig. 17 im
Querdurchschnitt in 1/100 natürlicher Größe dargestellt. Dasselbe besteht aus einer
auf die Welle gekeilten gußeisernen Nabe a, auf welche
eine Scheibe b rund aufgepaßt ist. Jeder Arm besteht aus
einem Streifen Blech c, auf welchem zu beiden Seiten
starke Schienen d aufgenietet sind. In der Mitte kommen
auf die Blechstreifen c zwei Scheiben f aus Kesselblech, welche die Arme zu einem Ganzen
verbinden, welches zwischen die gußeiserne Nabe a und
die Scheibe b eingelegt und durch Keile g fest zusammengehalten wird. Der Kranz wird zunächst
aus sechs Kreisstücken von Blech h zusammengesetzt, auf
welche zu beiden Seiten Kränze von Winkeleisen i, jeder
aus drei Theilen bestehend, aufgenietet werden, die nun einen vollständig runden
Kranz bilden, auf den man gewöhnliches Walzeisen aufwickelt und mittelst Schrauben
befestigt.
Jeder einzelne Ring besteht aus drei Theilen, deren Stöße so versetzt sind, daß auf
derselben Stelle immer nur der Stoß von einem Theile ist, und da der Ring hier aus
22 einzelnen Theilen besteht, so macht ein Stoß immer nur den 22ten Theil der ganzen
Masse aus. Damit der Ring aber ein Ganzes wird, dürfen sich die einzelnen Theile
nicht auf einander verschieben; darum werden die Löcher für die Verbindungsschrauben
k (Fig. 18) etwas conisch
aufgerieben, und die Schrauben selbst abgedreht und genau eingepaßt. Damit die
einzelnen Ringe recht fest auf einander kommen können, sind die einzelnen Theile um
1/8 Zoll kürzer, damit ein Zwischenraum bleibt. Man muß an einer Stelle des Kranzes
anfangen und alle Lagen über einander bringen, sie recht fest zusammenschrauben, das
Loch durchbohren, die Schraube einziehen und dann erst zum nächsten Schraubenloche
übergehen. Wollte man an mehreren Stellen zugleich anfangen, so würde man die
einzelnen Theile nicht dicht auf einander bringen, weil sie sich nicht mehr auf
einander verschieben könnten. Die letzten zwei Drittheile muß man aber vorher mit
übergelegten Schrauben und Zwingen fest zusammentreiben und dann erst die Löcher für die
Schrauben bohren. Damit das Schwungrad leichter durch die Luft gehe, wurden die
Ecken mit Holzringen m ausgefüllt, und der Kranz
auswendig mit Blechringen n bekleidet.
Da die Hauptmasse des Rades aus gewöhnlichem Stabeisen gemacht werden kann und da man
weiter keine Arbeit hat, als es durch ein Walzwerk laufen zu lassen, welches es kalt
biegt, so kostet ein solches Rad nicht viel mehr als ein gußeisernes; denn roher Guß
zu einem solchen Kranze kostet 4 3/4–5 Thlr. und solches Schmiedeeisen 4
1/4–4 1/2 Thlr. Arm und Nabe müssen aus Eisenstücken angefertigt werden, die
7–9 Thlr. der Centner kosten, und wenn dann auch ein Theil Abfall wird, daher
Arme und Nabe in Centner wohl 14 Thlr. zu stehen kommen, so ist doch ihr Gewicht
bedeutend geringer, als wenn sie aus Gußeisen construirt wären.