Titel: | Zwei Methoden zur maaßanalytischen Bestimmung des Zinkes; von Carl Mohr. |
Autor: | Dr. Karl Friedrich Mohr [GND] |
Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. XXVII., S. 113 |
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XXVII.
Zwei Methoden zur maaßanalytischen Bestimmung des
Zinkes; von Carl
Mohr.
Mohr's Methoden zur maaßanalytischen Bestimmung des
Zinkes.
Sollen maaßanalytische Bestimmungsmethoden dem praktischen Techniker bestimmte
Aufschlüsse über den Gang oder das Wesen einer hüttenmännischen Operation geben, so
müssen vor Allem die Methoden der Analyse mit einer gewissen Einfachheit einen
befriedigenden Grad von Genauigkeit verbinden. Die bisher angewandten Methoden haben
die Anforderungen der Technik nicht befriedigt.
Der erste Versuch das Zink in seinen Erzen und Legirungen auf dem Wege der
Titrirmethode zu bestimmen, rührt von H. Schwarz her.
Nach diesem Verfahren wird das Zink in seine ammoniakalische Lösung gebracht und
durch Schwefelammonium als Schwefelzink gefällt. Der ausgewaschene Niederschlag wird
mit Eisenchlorid digerirt und die in Folge der Zersetzung entstandene Menge
Eisenoxydul mit übermangansaurem Kali ausgemessen. Die Behandlung des Schwefelzinks
mit Eisenchlorid schließt eine Fehlerquelle in sich, welche kaum ganz zu vermeiden
ist. Die Absorptionskraft des Eisenchlorids zu Schwefelwasserstoff und Schwefelzink
ist nicht energisch, in Folge dessen der Luftraum der Zersetzungsflasche bald mehr
oder weniger von Schwefelwasserstoff erfüllt ist. Man kann diesem Uebelstand
ziemlich gut, jedoch nicht vollständig, dadurch begegnen, daß die Zersetzungsflasche
mit einem doppelt durchbohrten Korke verschlossen ist, welcher eine senkrechte
Glasröhre trägt, die mit einer Lösung von Eisenchlorid befeuchtete Glassplitter enthält. Indem man
die Luft über die Glassplitter saugt, wird sie den größten Theil des
Schwefelwasserstoffes an dieselben abgeben. Die analytischen Resultate geben
gewöhnlich den Zinkgehalt zu hoch an, weßhalb man vermuthen könnte, daß ein Theil
des ausgeschiedenen Schwefels eine Oxydation durch das übermangansaure Kali
erlitt.
Schaffner (polytechn. Journal Bd. CXLIII S. 263) hat ein Verfahren
publicirt, welches darauf beruht, daß Schwefelnatrium das Zink aus einer
ammoniakalischen Lösung vollständig ausfällt, und er erkennt das Ende der Fällung an
der Schwärzung des Eisenoxydhydrates, welche durch einige Tropfen Eisenchlorid
hervorgebracht wird. Wie Schaffner ausdrücklich
hervorhebt, muß die ammoniakalische Zinklösung verdünnt, die Eisenlösung hingegen
concentrirt angewandt werden. Läßt man nun unter den angegebenen Bedingungen aus
einer Pipette 3–4 Tropfen Eisenchlorid zufließen, so setzt sich der größte
Theil des Niederschlages zu Boden und ein geringer Theil bleibt schwimmend auf der
Oberfläche. Läßt man alsdann aus der Bürette Schwefelnatrium zufließen, so bleibt im
Anfange bei noch großen Quantitäten gelösten Zinkes das Eisenoxyd vor der Einwirkung
des Schwefelnatriums geschützt. Hat man aber schon über die Hälfte des Zinkes
gefällt, so wird das Schwefelzink auf weiteren Zusatz von Schwefelnatrium immer
dunkler gefärbt, bis es durch allmähliche Farbenübergänge zum reinen Schwarz sich
neigt. Es stellt sich nun die Frage, bei welchem Punkte ist das Zink vollständig
gefällt und ob die entstehende Färbung ein Anzeichen der vollendeten Zinkfällung
ist. Die Beobachtung ist nicht im Stande diese Frage befriedigend zu beantworten.
Der Zusatz weniger Tropfen Eisenchlorid bedingt noch einen zweiten Fehler, der aus
der Einwirkung des Eisenoxyds auf die alkalische Zinklösung hervorgeht. Das
Eisenoxydhydrat ist beträchtlich zinkhaltig und durch Ammon nicht von Zink zu
trennen.
Es wurden zur Prüfung 10 Kub. Cent. Zehend-Normalzinklösung, direct und auch
nach vorhergegangener Verdünnung mit 2–3 Tropfen Eisenchlorid versetzt, mit
Schwefelnatrium bis zur beginnenden Schwärzung titrirt. Es wurden bei drei Proben
11,8–12,4–13,4 Kub. Cent. Schwefelnatrium gebraucht. Mit Anwendung des
noch weiter unten zu beschreibenden Verfahrens mit Nitroprussidnatrium wurden 14,7
Kub. Cent, gebraucht. Erwägt man nun, daß zur Hervorbringung der Endreaction auf dem
Reagenspapier für 25–30 Kub. Cent. Volum 0,2 Kub. Cent. Schwefelnatrium
erforderlich sind, wovon ich mich durch directe Versuche überzeugt habe, so ergibt
sich, daß 10 Kub. Cent. Zehend-Normalzinklösung durch 14,5 Kub. Cent.
Schwefelnatrium vollständig gefällt wurden.
Obige mit Eisenchlorid gefundene Zahlen sind demnach beträchtlich hinter dem wahren
Gehalte zurückgeblieben.
Hr. Barreswil (polytechn. Journal Bd. CXLVII S. 112), nachdem er die
Unzuverlässigkeit des Eisenoxyds erkannt hatte, wendet mit Eisenchlorid getränkte
Biscuitscheiben an. Gegen Ende der Zinkfällung werden die sonst rostgelben
Biscuitscheiben braun gefärbt. Es wäre jedenfalls anzurathen, die mit Eisenchlorid
getränkten Scheiben vorher in eine verdünnte Ammoniaklösung zu tauchen, bevor
dieselben zur Probe verwandt würden.
I. Die Zinktitrirung mittelst
Schwefelnatrium und Nitroprussidnatrium.
Die hier zu beschreibende Methode kann als eine Modification der Schaffner'schen Probe betrachtet werden und setzt
ähnliche Bedingungen zur Ausführung voraus. Nachdem ich mich von der Unmöglichkeit,
das Anzeigen der Endfällung des Zinks in der Flüssigkeit selbst zu erkennen,
überzeugt hatte, versuchte ich den Ueberschuß von Schwefelnatrium durch
Nitroprussidnatrium-Papier zu erfahren. Nitroprussidnatrium ist das
empfindlichste Reagens auf Schwefelalkalien, indem die geringsten Mengen damit eine
purpurrothe bis pfirsichblüthrothe Färbung der Flüssigkeit erzeugen. Indessen läßt
sich das erwähnte Reagens nicht in der Flüssigkeit selbst als Endreaction
gebrauchen, da schon die ersten Zusätze von Schwefelnatrium die intensive Färbung
hervorbringen und ein röthlich gefärbtes Schwefelzink bilden. Auch ausgewaschenes
Schwefelzink, mit einer Lösung des Reagens übergossen, wird dunkel violett gefärbt.
Bei der Prüfung, in welcher Weise Nitroprussidnatrium als Indicator verwandt werden
konnte, ergab sich folgendes Verfahren.
Ein Blatt weißes schwedisches Filtrirpapier wird mit einer mäßig verdünnten Lösung
des Reagens getränkt und zwischen Filtrir- oder Löschpapier abgetrocknet. In
diesem feuchten Zustande wird das Papier auf einem flachen Porzellanteller
ausgebreitet und eine Probe der zu prüfenden Flüssigkeit mittelst eines stumpfen
Glasstabes herausgenommen. Indem man nun ein Stück gewöhnlichen Filtrirpapiers in
der linken Hand haltend auf das Reagenspapier legt, bewirkt man durch Aufdrücken des
Glasstabes eine Filtration. Nach Entfernung des oberen Papiers erscheint das untere
bei Gegenwart von Schwefelalkalien deutlich gefärbt. Als Titersubstanz empfiehlt
sich eine ammoniakalische Zehend-Normallösung von schwefelsaurem
Zinkoxyd-Kali. Die krystallisirte Verbindung von der Formel ZnO, SO₃, KO,
SO₃ + 6 aq stellt farblose, harte und schön
ausgebildete Krystalle dar. Atomgewicht = 221,64. Zur Darstellung der
Zehend-Normallösung wiegt man 22,164 Grm. ab, löst in destillirtem Wasser,
übersättigt mit Aetzammon und kohlensaurem Ammon und füllt schließlich die Flasche
bis zur Marke mit destillirtem Wasser an. Zu genauen Bestimmungen wendet man vorher
ausgekochtes Wasser an.
Um nicht nur die Constanz, sondern auch die Richtigkeit der Resultate zu prüfen,
wurden folgende Proben angestellt.
20 Kub. Cent. Zehend-Normalzinklösung erforderten 8,5 Kub. Cent.
Schwefelnatrium bis zum Auftreten der Endreaction. Das Filtrat gab mit einer Lösung
von Nitroprussidnatrium eine schwache röthliche Färbung, mit alkalischer Bleilösung
eine schwache Färbung ins Braune.
1 Grm.
Schwefelsaures
Zinkoxyd-Kali
erhielt
19,2
Kub. Cent.
1 „
„
„
„
19,2
„
19,2 Kub. Cent. Schwefelnatrium fällen nach obigem Titer 45,17 Kub. Cent.
Zehend-Normalzinklösung, welche 1,0011 Grm. Substanz enthalten.
1) 0,2445
Zinkoxyd
verbrauchten
20,3
Kub. Cent.
Schwefelnatrium;
2) 0,2905
„
„
24,7
Kub. Cent.
„
Nr. 1)
gibt
0,2455
Grm.
Oxyd;
Nr. 2)
„
0,2988
„
„
Bei der Titrirung zinkhaltiger Lösungen, wie sie bei der Galmei- oder
Blende-Analyse resultiren, hat man Rücksicht zu nehmen auf das Volum der
Flüssigkeit. Man hat sich in Ganzen darnach zu richten, daß die Titerstellung und
die Messung der zu prüfenden Flüssigkeit unter möglichst gleichen Verhältnissen
geschehe. Man kann sich zweier Verfahrungsarten bedienen, die beide zu
befriedigenden Resultaten führen.
Die nach erfolgter Trennung der fremden Metalle resultirende Zinklösung wird mit
Schwefelnatrium titrirt und nach erfolgter Notirung der angewandten Kub. Cent. in
einem Stehcylinder das Volum ermittelt.
Man nimmt nun ein gleiches Volum Wasser, setzt etwas Kalilauge zu und ermittelt die
Quantität Schwefelnatrium, welche nöthig ist, um die Reaction auf dem Reagenspapier
erscheinen zu lassen. Durch Subtraction der zuletzt gefundenen Zahl von der erst
ermittelten findet man die zur Zinkfällung ausreichenden Kub. Cent.
Schwefelnatrium.
Das zweite Verfahren besteht darin, daß man die resultirende Zinklösung zu einem
bestimmten Volum, z.B. 300 Kub. Cent., verdünnt und einen aliquoten Theil zur
Bestimmung verwendet.
Analysen.
1) 1 Grm. sehr schöner Blende wurde in Salpetersäure kochend
gelöst und der Ueberschuß der Säure mit kohlensaurem Natron bis zur beginnenden
Neutralität abgestumpft; hierauf mit einer Lösung von essigsaurem Natron
versetzt und durch Kochen das Eisen ausgefällt. Das Filtrat wurde zu 100 Kub.
Cent. verdünnt und 50 Kub. Cent. mit Schwefelnatrium ausgemessen. Es wurden 30,6
Kub. Cent. Schwefelnatrium gebraucht. 20 Kub. Cent.
Zehend-Normalzinklösung mit 30 Kub. Cent. Wasser verdünnt = 7,1 Kub.
Cent. Schwefelnatrium. Hieraus ergeben sich 56,08 Proc. Zink.
2) 0,5 Grm. Blende wie oben analytisch vom Eisen getrennt. Volum
der Flüssigkeit nach der Titrirung 175 Kub. Cent. Es wurden gebraucht 31,4
Kub. Cent. Schwefelnatrium. 0,5 Kub. Cent. Schwefelnatrium als Abzug für das
vermehrte Volum läßt 30,9 Kub. Cent. Schwefelnatrium. Mit Annahme obigen Titers
ergibt sich die Blende 56,62 Procent enthaltend.
3) 0,5 Grm. Blende ebenso in Lösung übergeführt. Volum nach der
Messung = 150 Kub. Cent. 0,4 Kub. Cent. Schwefelnatrium als Ueberschuß für das
vermehrte Volum. In Ganzen wurden gebraucht 31,2 Kub. Cent. Es bleiben demnach
für das Zink 30,8 Kub. Cent. Schwefelnatrium = 56,44 Proc. Zink.
Die nach den beiden Verfahrungsarten übereinstimmenden Resultate stellen die Methode
als den Anforderungen der Technik genügend dar. Es bleibt alsdann einem Jeden
überlassen, je nach der Bequemlichkeit das eine oder andere Verfahren zu wählen.
Unter den verschiedenen Methoden die gerösteten
Galmei- oder Blendeproben aufzuschließen, ward das
Schmidt'sche Verfahren allgemein empfohlen. Es wird
nach diesem Verfahren die feingepulverte Galmeiprobe längere Zeit mit einer Mischung
von reinem und kohlensaurem Ammon in einem verschlossenen Gefäße digerirt. Es soll
auf diese Weise leicht gelingen, der Probe vollständig ihren Zinkgehalt zu entziehen
und in Lösung überzuführen. Ich habe mich bei mehreren Proben von der
Unzulänglichkeit dieses Verfahrens überzeugt, so daß diese
Ammoniak-Extractionsmethode keineswegs zu empfehlen ist. Bei drei Proben
wurde Nr. I nach halbstündiger Digestion von dem
Rückstand abfiltrirt und es erwies sich, daß nur 27,2 Proc. Zink ausgezogen waren.
Nr. II hatte unter ziemlich ähnlichen Verhältnissen
29,98 Proc. und Nr. III nach einer einen ganzen Tag
dauernden Digestion, die noch durch mäßiges Erwärmen unterstützt war, nur 28,34
Proc. Zink ausgezogen. Der Galmei wurde nun mit Salzsäure aufgeschlossen, wodurch er nach einigem
Stehen gelatinirte. Nach der Neutralisation mit kohlensaurem Natron wurde auf Zusatz
von essigsaurem Natron das Eisen als Oxyd abgeschieden und filtrirt.
Bei der Bestimmung erwies sich der Galmei als 51,67 Proc. Zink enthaltend. Das Schmidt'sche Verfahren hat demnach etwas mehr als die
Hälfte des Zinkes ausgezogen. Der Galmei enthielt kein schweres Metall und auch kein
Mangan.
Das ziemlich häufige Vorkommen manganhaltiger Blenden macht es nöthig auf dieses
Metall bei der Titrirung Rücksicht zu nehmen.
Schaffner läßt die ammoniakalische manganhaltige
Zinklösung an der Luft stehen, wodurch das Mangan als Oxydhydrat ausgefällt
wird.
Barreswil gibt etwas unterchlorigsaures Natron zu,
wodurch das Mangan als Oxydhydrat gefällt wird. Der schwarze Niederschlag soll sich
mit dem Eisenoxyd vereinigen und die Fällung durch Schwefelnatrium weiter nicht
beeinträchtigen.
Ich ziehe es vor, die manganhaltige ammoniakalische Zinklösung mit einer Lösung von
weinsteinsaurem Alkali zu versetzen, wodurch die Fällung des Mangans vollständig
verhindert wird. Durch Schwefelnatrium wird reines Schwefelzink gefällt. Bei
geringem Mangangehalt ist die Flüssigkeit beinahe farblos, bei größerem Gehalt
schwach gelb gefärbt. Nach 24 Stunden hat sich der größte Theil des Mangans als
braunes Oxydhydrat abgeschieden.
Anhangsweise bemerke ich, daß die Versuche, in gleicher Weise das Kupfer und Blei zu
bestimmen, zu nicht befriedigenden Ergebnissen führten. Die Löslichkeit des
Kupferoxyds in Ammon und die des schwefelsauren Bleioxyds in einer alkalischen
weinsteinsauren Alkalilösung deuteten darauf hin, nach vollendeter Fällung den
Ueberschuß des Schwefelnatriums durch Nitroprussidnatrium zu erkennen. Die Resultate
differirten sehr durch die Neigung der Schwefelmetalle Salze und auch
Schwefelnatrium in sich zu verdichten. Gibt man zu einer alkalischen Bleilösung
einen großen Ueberschuß von Schwefelnatrium, so stellt nach einigem Warten das
Filtrat nur eine schwache Natronlauge dar.
II. Eine Zinktitrirung auf
jodometrischem Wege.
Wenn man eine verdünnte Lösung von Ferridcyankalium mit Salzsäure und Jodkalium
versetzt, so tritt keine Einwirkung ein und die Körper bleiben in der Form wie sie
zugesetzt wurden. Setzt man aber unter diesen Verhältnissen eine neutrale Zinklösung
zu, so tritt Jodausscheidung ein und aller Ferridcyanwasserstoff ist in Form von
Ferrocyanzink gefällt nach folgender Formel:
1) Fe₂ Cy₃, 3CyH + JH + 4 ZnO (SO₃) = 2 (FeCy, 2 ZnCy) + J + 4 HO.
Indem man die frei gewordene Menge Jod mit einer Zehend-Normallösung von
unterschwefligsaurem Natron titrirt, bis die Flüssigkeit auf Zusatz von Stärkelösung
entfärbt ist, so läßt aus dem angewandten Volum sich mit großer Genauigkeit der
Ferridcyangehalt ermitteln.
Gibt man aber zu einer Zinklösung eine Lösung von Jodkalium und dann Ferridcyankalium
in Ueberschuß, so ist die ausgeschiedene Menge Jod dem Zinkgehalt entsprechend nach
folgender Gleichung:
2) 2 (Fe₂ Cy₃, 3 ZnCy) + 2 JK = 3 (FeCy, 2 ZnCy) + (FeCy, 2 KCy) + 2 J.
Reines, frischgefälltes und ausgewaschenes Ferridcyanzink wurde mit Jodkalium
versetzt und nach kurzer Dauer, als das Ferrocyanzink schon in Flocken sich zeigte,
mit schwefligsaurem Natron bis zum Verschwinden der Jodfärbung versetzt und
abfiltrirt. Zum Filtrat wurde Eisenchlorid hinzugefügt und eine intensive Bläuung
bekundet die Gegenwart der Ferrocyanwasserstoffsäure. Ein anderer Theil vom Filtrat
wurde mit einer Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul in geringem Ueberschuß
versetzt und mit kohlensaurem Natron bis zum vorwaltenden Alkali versetzt. Das
Filtrat müßte nun, wenn Cyan ausgetreten wäre oder sich Jodcyan gebildet hätte,
Cyanquecksilber enthalten. Zur Zersetzung der noch vorhandenen mit in Lösung
übergegangenen Quecksilberverbindung wurde Schwefelwasserstoff eingeleitet, vom
Schwefelquecksilder abfiltrirt, und die Lösung mit Salpetersäure versetzt, gab auf
Zusatz von Silberlösung keinen Niederschlag. Es war somit die Abwesenheit des Cyans
constatirt und bei dem Nachweis des ausgetretenen FeCy
erhält die oben angeführte Formel 2) ihre experimentelle Bestätigung. Bei der
Ausführung der Methode waren diese Thatsachen von Werth, da es sich herausgestellt
hat, wenn man die Zersetzung und die darauf folgende Titrirung in neutraler oder
schwach alkalischer Lösung vor sich gehen läßt, die Jodausscheidung geringer ist als
dem Zinkgehalt entspricht. Diese Erscheinung ist darin begründet, daß das aus der
Zersetzung des Ferridcyanzinks entstandene Ferrocyan seinerseits Jod aufnimmt und
eine Bildung von Ferridcyankalium veranlaßt. Hieran knüpft sich noch eine zweite
Frage, die darin besteht, ob das in der sauren Lösung ausgeschiedene FeCy und 2CyH eine Bildung
von Ferrocyanwasserstoff veranlassen können, und ob die Erscheinung auf die
Zinktitrirung fehlerhaft influirt. Ungeachtet in Filtrat durch Eisenchlorid immer
eine starke Bläuung die
Gegenwart des Ferrocyans bekundet, so wird die folgende Versuchsreihe und die darauf
basirten Berechnungen darthun, daß der genannten Erscheinung nur ein beschränkter
Einfluß auf die Zinktitrirung zukommt. Wenn man zu einer mit Essigsäure versetzten
Zinklösung Jodkalium und einen Ueberschuß von Ferridcyankalium zufügt, so ist
begreiflich, daß bei einer Bildung von Ferrocyan die Resultate der Analyse
differiren müssen, wenn die Ferridcyankaliumlösung nur langsam und
unterbrechungsweise oder schnell und plötzlicher Ueberschuß der Lösung beigemischt
wird. Die folgende Versuchsreihe wird darüber belehren.
2,0965 Grm. Zinkoxyd wurden noch warm in ein Glasröhrchen eingefüllt und als Verlust
des Röhrchens gewogen. Die Substanz wurde in reiner Salzsäure gelöst und mit
essigsaurem Natron versetzt und das Ganze zu 300 Kub. Cent. Volum verdünnt.
50 Kub. Cent. = 1/6 des Ganzen, enthaltend 0,3494 Grm. Oxyd, wurden zu jeder Probe
verwendet. Die Reihenfolge geschah in der Art, daß zur abpipettirten Zinklösung
zuerst Jodkalium und dann Ferridcyankalium langsam zugefügt wurde. Nach einer kurzen
Weile wurde mit Zehend-Normallösung von unterschwefligsaurem Natron (2/10 At.
dieses Salzes in Liter enthaltend) so weit vorgegangen, bis noch ein kleiner
Jodantheil vorhanden war. Es wurde nun klare Stärkelösung zugesetzt und der
Farbenübergang aus dem Grünen ins Canariengelbe als Endpunkt angesehen. (1) Nachdem
von der Bürette abgelesen war, wurde ein Ueberschuß von unterschwefligsaurem Natron
zugegeben und durch eine gleichwertige Jodlösung dieser Ueberschuß ermittelt (2).
Eine Probe enthielt 0,3494 Grm. Zinkoxyd.
Nr. I.
Nr. II.
Nr. III.
(1) = 29,2 Kub. Cent. = 0,3550
28,95 Kb. Cent. = 0,352
28,8 Kub. Cent. = 0,3501
(2) = 28,2 Kub. Cent. = 0,3428
28,5 Kb. Cent. = 0,3465
28,7 Kub. Cent. = 0,3489
Nr. IV.
Nr. V.
Nr. VI.
(1) = 29,1 Kub. Cent. = 0,3538
ging verloren
28,8 Kub. Cent. = 0,3501
(2) = 28,8 Kub. Cent. =
0,35017
28,1 Kub. Cent. = 0,3416
28,4 Kub. Cent. = 0,3453
Unterwirft man die erhaltenen Zahlen einer näheren Betrachtung, so ergeben sich
Differenzen, welche die Gränze der Beobachtungsfehler überschreiten. Die zuweilen
gut stimmenden Zahlen differiren jedoch in mehreren Proben um 6–8
Milligramme. Die folgende Berechnung wird zeigen, daß, wenn eine Ferrocyanbildung
stattgefunden hat, sie nicht in dem Maaße auftritt, wie die Berechnung es ergibt,
wenn 2 Aeq. Ferridcyanzink ein Aequivalent Ferrocyan ausscheiden.
0,3494 Grm. Zinkoxyd würde 0,8896 Ferridcyanzink gebildet haben, was seinerseits
0,250 FeCy, 2CyH gebildet
hätte. 0,250 Gram. FeCy, 2CyH würden 0,116 Zinkoxyd gefällt haben, was etwa 1/3 der ganzen Menge
beträgt.
Nicht nur übereinstimmender, sondern auch viel genauer werden die Resultate
ausfallen, wenn man die Reihenfolge der auf einanderfolgenden Reaction ändert.
Die zu untersuchende Zinklösung wird mit reiner Essigsäure versetzt und eine Lösung
von Ferridcyankalium in geringem Ueberschuß zugesetzt, bis eine Probe der klar
abgesetzten Flüssigkeit mit Eisenoxydulsalz eine blaue Reaction erscheinen läßt. Man
setzt nun Jodkalium zu, wodurch die Flüssigkeit nach einiger Zeit eine mehr
braunrothe Farbe annimmt. Nach dem Zusatz der Stärkelösung folgt die Titrirung mit
unterschwefligsaurem Natron, hinsichtlich deren Details ich auf Dr. Mohr's Lehrbuch der
Titrirmethode, 2. Lieferung S. 382 verweise. Das käufliche Ferridcyankalium ist zu
diesem Zwecke nicht zu gebrauchen, da es gewöhnlich Berlinerblau enthält. Es genügt
ein einmaliges Umkrystallisiren, um ein passendes Präparat zu erhalten. Die
unterschwefligsaure Natronlösung versetze ich mit einer geringen Quantität
zweifach-kohlensaurem Natron und fülle kleinere Flaschen damit bis an den
Hals an. Wenn man dieselben noch vor dem Lichte schützt, bleibt die Flüssigkeit
unbestimmt lange unverändert.
2,2183 Grm. Zinkoxyd wurden in Chlorwasserstoff gelöst und mit essigsaurem Natron
versetzt. Das Ganze zu 300 Kub. Cent. Volum angefüllt, wurden 50 Kub. Cent. = 1/6 zu
jeder Probe genommen. Jede Probe enthielt 0,3697 Grm. Zinkoxyd.
Bei jeder Probe wurden zwei Ablesungen gemacht: die directe Quantität Kub. Cent.
unterschwefligsaures Natron (1); alsdann mit einem Ueberschuß von
unterschwefligsaurem Natron versetzt und letzterer Ueberschuß mit Jodlösung
ausgemessen.
gefunden.
angewandt.
Nr. I.
(1) = 30,55
Kub. Cent. S₂ O₂
= 0,3714 Grm.
0,3697 Grm.
(2) = 30,45
= 0,37024
–
Nr. II.
(1) = 30,7
= 0,3732
–
(2) = 30,6
= 0,372
–
Nr. III.
(1) = 30,45
= 0,37024
–
(2) = 30,4
= 0,3696
–
Nr. IV.
(1) = 30,5
= 0,3708
–
(2) = 30,4
= 0,3696
–
Nr. V.
(1) = 30,4
= 0,3696
–
(2) = 30,3
= 0,3684
–
Die Genauigkeit dieser Versuche ist so übereinstimmend, daß ich glaube, mit Recht
diese Methode der Zinktitrirung den Chemikern empfehlen zu können.