Titel: Apparat zur Ammoniak-Gewinnung beim Verkohlen der Steinkohlen; von Hrn. Kuenzi zu Paris.
Fundstelle: Band 148, Jahrgang 1858, Nr. LXXX., S. 353
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LXXX. Apparat zur Ammoniak-Gewinnung beim Verkohlen der Steinkohlen; von Hrn. Kuenzi zu Paris. Aus Armengaud's Génie industriel, März 1858, S. 139. Mit einer Abbildung auf Tab. VI. Kuenzi's Apparat zur Ammoniak-Gewinnung beim Verkohlen der Steinkohlen. Die flüchtigen Producte, welche sich bei der Verbrennung, Verkohkung oder trockenen Destillation der Steinkohlen entwickeln, enthalten eine beträchtliche Quantität von Ammoniak, wenigstens 1/2 Procent, welches auf 1 1/2 bis 2 Proc. steigt: Bis jetzt hat man diese bedeutende Ammoniakmenge, sowohl beim Hohofenbetrieb als auch bei der Verkohkung, mit den übrigen mehr oder weniger werthlosen Verbrennungsproducten unbenutzt entweichen lassen. Man kann dieses Ammoniak nicht anders gewinnen, als indem man es mit geeigneten Säuren zu Salzen verbindet. Die Apparate hierzu müssen nothwendig eine vielfache, sehr zertheilte und wiederholte Berührung der das Ammoniak enthaltenden Gase mit der Säure gestatten. Angenommen, die Quelle der gasförmigen Producte sey ein Verkohkungsofen und man wolle zur Gewinnung des Ammoniaks die wohlfeile Salzsäure anwenden, so benutzt der Erfinder den Apparat, welchen Fig. 31 im senkrechten Längendurchschnitt darstellt. Die im Verkohkungsofen A sich entwickelnden Gase gelangen zuvörderst in eine Kammer B, in welcher sich eine große Bleipfanne b befindet, die man vor Beginn des Processes mit verdünnter Salzsäure füllt. Die Gase erwärmen diese Flüssigkeit und ein Theil des in ihnen enthaltenen Ammoniaks wird von der Salzsäure absorbirt, entweder durch Oberflächen-Berührung oder durch die salzsauren Dämpfe, welche sich bei dieser Temperatur bilden. Die auf diese Weise von einem Theile ihres Ammoniaks befreiten und mit Wasserdämpfen vermengten Gase setzen ihren Weg fort und gelangen in eine zweite Kammer C, auf deren Sohle eine große bleierne Pfanne c angebracht ist. Die Decke dieser Kammer bildet eine zweite bleierne Pfanne d, deren Boden mit sehr vielen Löchern versehen ist. Man füllt die obere Pfanne d mit verdünnter Salzsäure, welche durch die Löcher derselben in zahlreichen Tropfen durch den Raum C in die Pfanne c herabfallen. Die auf dem Boden der Bleipfanne c sich sammelnde Salzsäure, so wie das Wasser der Pfanne b, welches Ammoniak absorbirt hat, werden durch eine Pumpe in die obere Pfanne d zurückgebracht, von welcher aus sie in Tropfen nach c zurückfallen u.s.f., bis das Ammoniak die Säure vollständig neutralisirt hat. Die gasförmigen Producte der Steinkohlen, welche die Kammer C durchströmen, haben schon einen Theil ihres Ammoniaks durch die oberflächliche Berührung mit der verdünnten Säure in der ersten Kammer verloren, und geben dasselbe nun gänzlich ab, indem es sich mit der Salzsäure zu Salmiak verbindet, welcher unmittelbar in der Flüssigkeit aufgelöst wird. Die gasförmigen Producte entweichen durch den Canal D in die Esse. Wenn die Salzsäure der zweiten Kammer fast gänzlich gesättigt ist, so läßt man die Flüssigkeit in die Bleipfanne b der ersten Kammer ablaufen, woselbst diese Salmiaklösung nicht nur von ihrer überschüssigen Salzsäure, sondern auch theilweise vom Wasser befreit wird. Nachdem diese Operation lange genug gedauert hat, zieht man die Flüssigkeit mittelst eines Hahns oder eines Hebers in Krystallisirgefäße ab. Die nach dem Krystallisiren zurückgebliebene Mutterlauge gibt man in die Pfanne b zurück, um sie neuerdings zu concentriren. Da die Wasserdämpfe, welche aus der ersten Kammer in die zweite übergehen, sich in letzterer fast vollständig verdichten, so braucht man in der mit dem durchlöcherten Boden versehenen Pfanne b nur so viel concentrirte Salzsäure zuzugießen, als von dem Ammoniak gesättigt werden kann.

Tafeln

Tafel Tab. VI
Tab. VI