Titel: | Ueber eine neue Wassersäulenmaschine; von Hrn. David Joy. |
Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. XCI., S. 401 |
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XCI.
Ueber eine neue Wassersäulenmaschine; von Hrn.
David Joy.
Vorgetragen in der Institution of Mechanical Engineers zu Leeds. –
Aus dem Mechanics'
Magazine, 1858, Nr. 1802.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Joy, über eine neue Wassersäulenmaschine.
Die Construction dieser Wassersäulenmaschine entstand aus dem Bedürfniß eines Motors
zum Betrieb des Blasebalges für eine große Orgel. Bei dieser Vorrichtung mußte
zuvörderst die Kraft von einer fortwährend zugänglichen Quelle geliefert werden. Es
war daher als Kraft nur der Wasserdruck verwendbar und die Aufgabe bestand folglich
darin, eine Wassersäulenmaschine herzustellen, welche nicht nur eine auf- und
niedergehende Bewegung veranlaßt, sondern auch bei der geringsten
Betriebs-Geschwindigkeit ohne tobten Punkt wirkt, und vollkommen frei von den
Stößen ist, welche das unter hohem Druck in Bewegung befindliche Wasser
veranlaßt.
Fig. 15 ist
ein Seitenaufriß der diesen Bedingungen entsprechenden Maschine, welcher ihre
Verbindung mit dem Blasebalg zeigt; Fig. 16 ein senkrechter
Durchschnitt durch den Cylinder; Fig. 17 ein senkrechter
Durchschnitt durch den Ventilkasten; Fig. 18 ein horizontaler
Durchschnitt.
A ist der Cylinder, mit derselben Einrichtung wie ein
Dampfmaschinencylinder; B, B sind die Oeffnungen zum
Eintritt und C diejenigen zum Austritt des Wassers; D ist das gemeinschaftliche Schieberventil, welches auf
der Fläche dieser Oeffnungen arbeitet. Seine Bewegung wird durch seine Verbindung
mit einem kleinen doppelten Kolben E, E bewirkt, welcher
in zwei kleinen Cylindern F, F an den Enden des
Ventilkastens G arbeitet. H
ist die Kraftwasserröhre. Die Kolben E, E werden durch
den Wasserdruck bewegt und das dazu dienende Wasser wird durch einen kleinen
Vierweghahn I abwechselnd in deren Cylinder ein-
und ausgelassen. Dieser Vierweghahn wird durch den Hebel J und eine Stange K bewegt, die mit einem Arm
an der Kolbenstange des Treibcylinders verbunden ist. Die Stange ist mit
Mutterschrauben zum Stellen des Vierweghahns versehen. In der Auslaßöffnung des
Vierweghahns ist eine Stellschraube L angebracht, wodurch die
Durchgangsfläche dieser Oeffnung vermindert und das Entweichen des Wassers aus den
Cylindern F, F in beliebigem Grade verzögert, folglich
die Bewegung des Ventils D regulirt werden kann. O ist die Verbindung mit dem Blasebalg.
An der Kraft- oder Treibwasserröhre H befindet
sich ein gewöhnlicher großer Hahn M, welcher mittelst
des Hebels N und der Stange S mit dem Windbehälter P des Blasebalgs der
Art verbunden ist, daß wenn P gefüllt ist, der Hahn M geschlossen und die Maschine in Ruhe ist; sinkt aber
der Behälter durch Ausblasen der Luft, so wird der Hahn M durch das Gewicht R geöffnet und die
Maschine in Betrieb gesetzt.
Fig. 15 zeigt
die normale Stellung der Maschine wenn das Wasser eingelassen und der Windbehälter
gefüllt ist; die Maschine bewegt sich alsdann nur sehr langsam, jedoch hinlänglich,
um den durch das Material des Behälters entstehenden Windverlust ersetzen zu können.
In dem Augenblick wo Wind aus dem Behälter P ausströmt,
öffnet sein Sinken den Hahn M, und die Maschine wird mit
einer dem Betrage des Ausströmens proportionalen Geschwindigkeit in Bewegung
gesetzt.
Die Eigenthümlichkeit der Maschine besteht darin, daß die Bewegung des Ventils
bezüglich der Geschwindigkeit so regulirt werden kann, daß alle Stöße des Wassers
beim Wechsel des Kolbenzuges, sey der Druck des Wassers welcher er wolle, verhindert
werden; die Bewegung des Ventils ist auch der Art, daß ein todter Punkt unmöglich
ist, die Maschine mag noch so langsam betrieben werden müssen. Ein Blick auf die
Abbildungen genügt um zu zeigen, daß der Vierweghahn I
eine vollständige Bewegung von der Kolbenstange erhält, bevor das Ventil D, von welchem der Betrieb
der Maschine abhängt, eine Bewegung hat; es ist daher die Bewegung des Ventils D gesichert, nachdem der
Kolben seinen Zug vollendet hat. Wir haben somit eine Maschine, bewegt durch eine
nicht elastische Flüssigkeit, ohne Beihülfe des Bewegungsmoments, aber auch ohne
tobten Punkt.
Es handelte sich bei dieser Maschine, welche ihrem Zweck vollkommen entsprach, nun
bloß noch darum, das Schmieren des Schieberventils, obgleich es monatlich nur einmal
erforderlich war, zu ersparen, damit die Maschine gar keiner Abwartung bedurfte.
Die vollkommen gelungene Anwendung von Holz zu den Zapfenlagerfuttern auf
SchraubenschiffenSeite 11 in diesem Bande des polytechn. Journals. veranlaßte den Erfinder zu Proben mit hölzernen Futtern für die
Schieberventile, welche vollkommen gelangen.