Titel: | Ueber die Anwendung von Asbestfiltern bei Filtrationen; von Dr. Julius Löwe. |
Autor: | Julius Löwe [GND] |
Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. CI., S. 445 |
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CI.
Ueber die Anwendung von Asbestfiltern bei
Filtrationen; von Dr. Julius
Löwe.
Mit einer Abbildung.
Löwe, über die Anwendung von Asbestfiltern bei
Filtrationen.
Sicherlich ist keine Operation in der praktischen Chemie zeitraubender und lästiger,
als die des Filtrirens, und gerade sie ist eine derjenigen Manipulationen, welche im
Kleinen täglich in den Laboratorien zur Ausführung kommen. Handelt es sich nur um
die Gewinnung des Filtrates, und nicht um diejenige des Niederschlages, so kann ein
Filtrum von Asbest nicht genug empfohlen werden, und obschon man den Asbest zu
diesem Zwecke öfters genannt findet, fand er dessenungeachtet bei dieser Operation
seltener Anwendung, als er es in der That verdient. Selbst beim Gebrauch des besten
Filtrirpapiers erreicht man seinen Zweck in den meisten Fällen, was die Zeit
anbetrifft, nur unvollkommen, indem viele Niederschläge von gelatinöser
Beschaffenheit, wie die z.B. der Thonerde und des Eisenoxydhydrates oder andere von
dichter Natur, die Poren des Papiers verstopfen und somit der ablaufenden
Flüssigkeit nur einen langsamen Durchgang gestatten. Bei manchen läßt sich sogar die
Filtration durch Papier oder Wolle und dergleichen gar nicht in Ausführung bringen,
wie z.B. bei Kali- und Natronlauge und ähnlichen alkalischen Lösungen, ohne daß nicht ein
Zerfressen und Zerreißen des Filtrums, oder doch eine Verunreinigung mit organischen
Substanzen und Bräunung oder vielleicht gar eine vollständige Zersetzung der Lösung
zu befürchten stünde, wie nach letzterem Fall bei der Chromsäure und den
Mangan- wie übermangansauren Salzen. Selbst bei vielen concentrirten Säuren
macht sich ein ähnlicher Uebelstand recht oft fühlbar. Wie häufig wird man nicht in
den Fall versetzt, gesättigte Lösungen verschiedener Salze zum Behufe der
Umkrystallisation und Trennung von mechanisch beigemengten Verunreinigungen zu
filtriren, und wie oft erstarrt nicht schon der größte Theil derselben auf dem
Filtrum, bevor noch eine genügende Menge zum bestimmten Zwecke davon abgelaufen.
Alle diese Mißstände sind schon zu sehr bekannt, als daß es einer Aufzählung noch
weiterer bedürfte. Es erscheint mir aus diesem Grunde nicht überflüssig, der
Anwendung des Asbestes zu diesem Zwecke hier zu gedenken, um auch in anderen Kreisen
demselben eine größere Allgemeinheit auszuwirken. Namentlich ist es die Pharmacie,
welche sich seiner mit bestem Erfolge bedienen dürfte, wo eine Menge schwer
filtrirbarer Extracte und Abkochungen der Filtration so häufig unterworfen werden,
und er die Anwendung des so vielfach gefalzten Filters überflüssig macht. Die große
Billigkeit des Materials und selbst die lange Benutzung und Wiedergewinnung in
vielen Fällen sind auch wiederum in pecuniärer Hinsicht Vorzüge, welche den Asbest
in manchen Beziehungen über die besseren Sorten von theurem Filtrirpapier stellen.
Es ist jedoch nothwendig, daß der Asbest zu diesen mannichfaltigen Benützungen
vorher eine Reinigung erleidet, damit verschiedene durch ihn zu filtrirende
Agentien, Säuren oder alkalische Lösungen keinen Verunreinigungen durch ihn
ausgesetzt sind. Aus diesem Grunde wascht man denselben vorher mit etwas mäßig
starker Kali- oder Natronlauge und Wasser, darauf mit etwas starker Salzsäure
und zuletzt mit Wasser noch mehrmals gut aus. Hat er diesen Proceß des Abwaschens
erlitten, wird er scharf getrocknet und in einem nur zu diesem Zwecke bestimmten
verschlossenen hessischen Tiegel zwischen Kohlen ausgeglüht. Um dem Asbeste
annähernd die Form eines Filters zu ertheilen, benütze ich eine kegelförmig
ausgedrehte glatte Scheibe von hartem Holze A (man sehe
die auf Seite 441 vorkommende Figur), in diese paßt genau ein glatter Kegel B aus gleichem Material, welcher mit einem Stiele und
einer Handhabe versehen ist. In die innere kegelförmige Aushöhlung breitet man nun
den, wie angegeben, gereinigten und geglühten Asbest aus und ertheilt demselben
durch Drücken und Drehen mittelst des eingesetzten Kegels B Zusammenhang und mit diesem die Form eines Filters, welche Operation bei
einiger Uebung und Geschicklichkeit mit gutem Erfolge auszuführen ist. Dreht man die
Scheibe A
auf die flache Hand um,
und führt auf ihre Rückseite einige leichte Schläge, so fällt das Asbestfiltrum
heraus und kann nun leicht in einen Glastrichter, welcher darüber zu stürzen und,
durch die flache Hand verschlossen, umzukehren ist, in diesen eingeführt werden.
Durch vorsichtiges Anlegen neuer Mengen von Asbest können die noch gebliebenen
Lücken dieses so geschaffenen Filtrums ausgefüllt und verstopft werden. Die Größe
dieses hat nicht mehr als 1/3–1/4 vom Rauminhalte des Trichters zu betragen,
so daß nur die Spitze des letzteren durch jenes geschlossen und an seine Wandungen
fest angelegt ist. Man übergießt dieses Filter nun 1–2 mal mit destillirtem
Wasser, damit die nur leichter anhängenden feinen Asbestfasern sich von demselben
mechanisch abspülen und nicht bei der später vorzunehmenden Filtration in das sonst
klare Filtrat übergehen. Bei Flüssigkeiten von starker Concentration und also einem
namhaften spec. Gewichte kann es sich zuweilen ereignen, daß das Asbestfiltrum seine
Tragkraft für die Flüssigkeit verliert, zerreißt und der Zweck der Operation somit
verfehlt ist. Dieser Uebelstand stellt sich besonders bei großen Trichtern ein, die
also im Stande sind ein großes Volumen der zu filtrirenden Flüssigkeit zu fassen,
und die auch in der That mit letzterer völlig angefüllt werden; ferner noch, wenn
der Hals des Trichters von etwas beträchtlichem Durchmesser ist. Man kann in einem
solchen Falle diesem Zufalle leicht in der Art begegnen, daß man in den Hals des
Trichters ein kurzes Stückchen einer Glasröhre steckt, welche den Zweck hat dem
Asbestfiltrum als Stützpunkt und Unterlage zu dienen. Auch ein ganz kleiner, in den
Hals des Trichters eingesetzter Glastrichter leistet hier denselben Dienst. Beim
Eingießen der abzufiltrirenden Flüssigkeit muß man die Vorsicht beobachten, den
auffallenden Strahl derselben nicht auf die Spitze des Asbestfiltrums zu richten,
sondern mehr gegen die Seitenwandung des Glastrichters, damit die lebendige Kraft
der einfallenden Flüssigkeit vorzugsweise sich hier und nicht auf jenes geltend
macht. Beim Filtriren fein suspendirter Niederschläge ereignet es sich auch hier
zuweilen, daß die Flüssigkeit nach einiger Dauer sich nur langsam Durchgang
verschafft und für einen gewissen Zeitraum nur spärlich abläuft. Geht man dann mit
Vorsicht mittelst eines gebogenen dicken Glasstabes in den Hals des Trichters ein
und hebt das Filtrum leicht in die Höhe, oder läßt man, wenn es die Beschaffenheit
der ablaufenden Flüssigkeit erlaubt, etwas Luft in diesen ein, wodurch man einen
ähnlichen Zweck erreicht, so kann durch diesen kleinen Kunstgriff die Operation
unverkennbar wieder beschleunigt werden.