Titel: | Chemisch-technische Notizen; von Prof. Dr. Rud. Wagner. |
Autor: | Johannes Rudolph Wagner [GND] |
Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. CII., S. 447 |
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CII.
Chemisch-technische Notizen; von Prof. Dr.
Rud. Wagner.
Wagner, chemisch-technische Notizen.
I. Glasversilberung.
Die Drayton'sche Methode der Glasversilberung, bei welcher
eine weingeistige Lösung gewisser ätherischer Oele (Cassiaöl, Nelkenöl) aus
ammoniakalischer Silberlösung das Silber ausscheidet, hat sich keinen Eingang in die
Praxis verschaffen können, da sich vielfach gezeigt hat, daß die versilberten
Glasgegenstände sich mit bräunlichrothen Flecken besprenkeln, was davon herzurühren
scheint, daß das metallische Silber bei seiner Ablagerung auf der Glasfläche kleine
Antheile einer harzigen Substanz mit sich reißt, welche wahrscheinlich durch
Oxydation des Oeles entstanden ist. Diese Substanz, welche sich zwischen dem Glas
und dem Silber befindet, wirkt mit der Zeit auf die metallische Fläche und bringt
die erwähnten Flecken hervor. Zur Versilberung eignen sich nur solche Oele, welche
Aldehyde enthalten; der dem Aldehyd beigemengte Kohlenwasserstoff ist für die
Versilberung nachtheilig und muß entfernt werden. Gemenge von Aldehyden mit
Kohlenwasserstoffen sind z.B. Römischkümmelöl und Rautenöl. Letzteres ist sehr zur Glasversilberung zu
empfehlen. Man erhält mit dem Rautenöl
(Caprinsäurealdehyd C₂₀ H₂₀ O₂, welches bei der Reduction
der Silberflüssigkeit in Caprinsäure C₂₀
H₂₀ O₄ übergeht) vollkommen steckenlose Flächen, wenn man vorher den
Kohlenwasserstoff abscheidet. Zu diesem Zwecke schüttelt man das Oel mit einer
concentrirten wässerigen Lösung von zweifach – schwefligsaurem Natron; es
scheidet sich sofort alles Aldehyd als zweifach-schwefligsaures
Rautenöl-Natron ab, aus dem durch Auflösen in Wasser und Versetzen der Lösung
mit verdünnter Schwefelsäure alles Rautenöl frei von jeder verharzbaren Substanz
abgeschieden werden kann. Man löst dieses Rautenöl in weingeistiger
Ammoniakflüssigkeit und verwendet sie zur Reduction der Silberlösung. Auch
Sassafrasöl reducirt sehr gut, läßt sich aber nicht auf die angegebene Weise
reinigen.
II. Anwendung der Zinkblende in der
Glasfabrication.
Verglasung der Zinkblende. Baudrimont und Pelouze führten
bekanntlich den Bleiglanz in der Glasfabrication zur
Herstellung von bleihaltigem Glaubersalzglas ein. Ganz auf dieselbe Weise läßt sich
(wie Versuche im Kleinen gelehrt haben) auch die Zinkblende zur Fabrication von Zinkoxydglas anwenden. Wir
machen die Glashüttenbesitzer, die billige und möglichst eisenfreie Zinkblende sich
verschaffen können, auf dieses Factum aufmerksam und schlagen zur Herstellung des
Glassatzes folgende Gewichtsverhältnisse vor:
Glaubersalz
213
Theile
Zinkblende
48,6
„
Sand
205,1
„
Die beim Schmelzen dieses Satzes stattfindende Reaction ist folgende:
Zinkblende ZnSGlaubersalz 3 NaO, SO₃
= 48,6=
213–––––––
261,6
geben
Zinkoxid ZnONatron 3 NaOschweflige Säure 4
SO₂
= 40,6= 93=
128–––––––– 261,6
Die schweflige Säure entweicht und das Zinkoxyd-Natron
tritt mit der Kieselerde zu Glas zusammen.
Die Zinkblende dürfte auch anstatt des Bleiglanzes als Glasurerz für die Töpferei von Wichtigkeit werden.
III. Rothe Farbe aus
Antimon.
Seitdem der künstliche schwefelsaure Baryt (Barytweiß, Permanentweiß) in der
Farbenfabrication vielfache Anwendung gefunden hat, möchte es an der Zeit seyn, auf
ein Gemisch von Permanentweiß mit rothem Schwefelantimon
aufmerksam zu machen, das im Jahre 1833 von Lampadius als
Orangefarbe vorgeschlagen worden ist. Diese Farbe
deckt sehr gut und eignet sich als Wasserfarbe zum Malen der Wände, sowie zum
Lackiren des Holzes. Auch als Oelfarbe hat sie sich bewährt, doch gilt in Bezug auf
ihre Deckkraft ganz dasselbe, was man dem Permanentweiß im Vergleich zum
Blei- und Zinkweiß zum Vorwurf macht.
Als Ausgangspunkt der Darstellung dieser Farbe gilt das Bariumsulfantimoniit
SbS₃, 3BaS
(antimonhaltige Barytschwefelleber, Baryta
sulfurato-stibiata), welches auf folgende Weise erhalten wird.
Man mengt
2
Thle.
fein gepulverten Schwerspath,
1
Thl.
graues Schwefelantimon (Antimonium crudum),
1
Thl.
Holzkohlenpulver,
und glüht das Gemenge in einem Thontiegel oder Graphittiegel
einige Stunden lang. Man hüte sich, das Gefäß vor völliger Abkühlung zu öffnen, weil
sich das aus Bariumsulfantimoniit und Kohle bestehende Gemenge leicht entzündet. Die
durch das Glühen entstandene und etwas gesinterte Masse wird mit Wasser ausgekocht.
Der unlösliche Kohlenrückstand enthält noch unzersetzten Schwerspath und unverändertes
Schwefelantimon; er wird getrocknet und bei einem folgenden Glühen frischer
Beschickung mit zugeschlagen. Die abfiltrirte Lösung ist von blaßgelber Farbe. Sie
wird so lange mit verdünnter Schwefelsäure versetzt, bis alle Orangefarbe
niedergeschlagen ist:
Bariumsulfantimoniit SbS₃,
3 BaSVerdünnte Schwefelsäure
3 SO₃
HO
geben
Orangefarbe SbS₃ + 3 BaO,
SO₃Schwefelwasserstoffgas
3 SH.
Zum Verdünnen der Farbe wendet man Permanentweiß an. Will man einen reineren
Orangeton hervorbringen, so kocht man die Lösung des Bariumsulfantimoniits, nach
obiger Vorschrift erhalten, mit
1/3 Theil Schwefelblumen.
Das Bariumsulfantimoniit geht dadurch in ein dem Schlippe'schen Salz analog zusammengesetztes
Sulfantimoniat: SbS₅ + 3BaS über. Durch Fällen der vom ungelösten Schwefel abfiltrirten
Flüssigkeit mit Schwefelsäure erhält man ein Gemenge von Goldschwefel
(Antimonpersulfid) mit Permanentweiß. Da bei dem Kochen der Lösung ein Theil des
Schwefelbariums (BaS) in Bariumpolysulfuret (BaS₃ und BaS₅)
übergeht, so findet sich dem Niederschlag stets eine kleine Menge Schwefelmilch
beigemengt, welche indessen seine Anwendung als Farbe nicht benachtheiligt. –
Daß man anstatt des Antimonsulfürs auch den Antimonzinnober zur Vermischung mit schwefelsaurem Baryt benutzen und das
Gemenge beider sofort erhalten kann, wenn man zur Zersetzung des unterschwefligen
Natrons, das vorher mit Antimonchlorür und Chlorbarium gemengt wurde, Schwefelsäure
verwendet, liegt auf der Hand.
Auf ähnliche Weise läßt sich aus dem Schwefelarsenik als
Operment eine gelbe Farbe von großer Schönheit darstellen, so daß dieselbe wohl in
gewissen Fällen das Chromgelb verdrängen könnte, wenn sie nicht Arsenik enthielte.
Man erhält diese Farbe auf folgende Weise:
Man glüht
2 Theile fein gepulverten Schwerspath
mit
1 Theil Holzkohlenpulver oder Oelrückständen oder Theer,
überhaupt mit kohlenstoffreichen, den Schwerspath leicht
reducirenden Körpern; die geglühte Masse wird gepulvert, mit
1 Theil gepulvertem Operment
gemischt und das Gemisch mit Wasser ausgekocht. Man hat in der
vom unlöslichen Rückstand abfiltrirten Flüssigkeit Bariumsulfarseniit, AsS₃, 3 BaS, welche man ohne Weiteres mit
verdünnter Schwefelsäure fällen oder besser vorher zur Verdünnung der Farbe mit
einer hinreichenden Menge Chlorbariumlösung mischen und dann erst mit Schwefelsäure
fällen kann. Die hierbei stattfindende unangenehme Entwickelung von
Schwefelwasserstoffgas läßt sich bei fabrikmäßigem Betriebe vermeiden, wenn man zu
der Chlorbariumlösung eine dem sich entwickelnden Schwefelwasserstoff entsprechende
Menge einer Lösung von arsenigsaurem Kali in Salzsäure setzt.
IV. Ueber das Faulen der
Porzellanmasse.
Es ist eine bekannte Sache, daß die Plasticität der Porzellanmasse beträchtlich
zunimmt, wenn man dieselbe faulen läßt. Jauche und Moorwasser sind diejenigen
Flüssigkeiten, welche man zur Beförderung der Fäulniß anwendet. Brongniart erklärt den günstigen Einfluß der Fäulniß auf
die Masse in der Weise, daß er annimmt, es bilden sich durch die Fäulniß der
organischen Substanzen Gase, welche allen Theilen eine fortwährende Bewegung
ertheilen, die einer Mischung der Masse durch Kneten, Schneiden u.s.w. gleichkommt
und vielleicht in ihrer Wirkung noch übertrifft, weil sie sich auch auf die feinsten
Molecüle ausdehnt und so zu sagen keines derselben an seiner Stelle duldet. Die
Ursachen, aus welchen durch die Fäulniß und das lange Liegenlassen der
Porzellanmasse eine Verbesserung derselben eintritt, sind nicht bekannt, und man hat
zur Erklärung des Vorganges bis jetzt nur Hypothesen aufgestellt. Salvétat
Salvétat, Leçons de Céramique, Paris 1857, t. II. p. 77. stellt die folgende Hypothese auf: Bei der Fäulniß der Porzellanmasse treten
reichliche Mengen von Schwefelwasserstoffgas auf. Dieses Gas entsteht wahrscheinlich
durch Reduction des schwefelsauren Kalkes zu Schwefelcalcium unter Mitwirkung der
organischen Substanzen und entweicht aus dem Schwefelcalcium, sowie dasselbe mit der
Kohlensäure der Luft in Berührung tritt. Die eintretende schwarze Färbung der Masse
und ihr Weißwerden an der Luft ist eine Folge der Bildung von schwarzem
Schwefeleisen, welches an der Luft sich zu Eisenvitriol oxydirt, welcher mit den
Waschwässern entfernt wird.
Da nun an gewissen Orten durch diese Einwirkung von organischen Substanzen auf
schwefelsauren Kalk beträchtliche Mengen von Schwefelwasserstoffgas sich bilden (wie
in dem Schwefelwasser von Air in Savoyen), welche stets von einer eigenthümlichen
klebrigen Substanz begleitet sind, so wäre es nicht unmöglich, daß auch von der
Bildung dieser Substanz, dem Glairin,Das Glairin (Baregin) wurde zuerst von Anglada in den Schwefelwässern der Pyrenäen (im
Eau de Barège) nachgewiesen. Es ist
im feuchten Zustande }schleimig, im trockenen Zustande halb
durchsichtig und von hornartigem Ansehen. Nach Turpin, Nees von Esenbeck u.a. ist das
Glairin nichts anderes, als ein Product von Infusorien. die Plasticität der Porzellanmasse in Folge der Fäulniß herrührt. Wendet man ja gewisse
(organische?) Substanzen an, um der Masse eine größere (künstliche) Plasticität zu
geben. In einer früheren Abhandlung: „Ueber die Zusammensetzung der bei
der Porzellanfabrication in China angewendeten Substanzen“ führen Ebelmen und Salvétat
an, daß möglicherweise durch langes Aufbewahren der Masse unter Wasser die
Zersetzung eines Theiles des feldspathhaltigen Elementes veranlaßt wird, und daß,
wenn diese Zersetzung in der That stattfände, sich daraus die größere Plasticität
und die Eigenschaften, welche die Massen durch das Alter erlangen, erklären ließen.
Gegenwärtig hat Salvétat durch Versuche die
Gewißheit erlangt, daß durch die Zersetzung des Feldspathes und das gleichzeitige
Freiwerden von Kali ein neuer Factor in die Erklärung des Vorganges gekommen sey.
Diese Zersetzung läßt sich auch leicht annehmen; denn während der Vegetation liefern
die Granitgesteine den Pflanzen, und zwar ziemlich schnell, die zur Entwickelung der
Pflanzen erforderlichen Alkalien. Diese Umwandlung wird sicherlich durch den
Fäulnißproceß befördert. Durch die fortgesetzte Einwirkung des Wassers auf die
feldspathartigen Elemente wird sich daher ein von kieselsauren Alkalien freies
Thonerdesilicat bilden.
V. Ueber Vergoldung des
Porzellans.
Das Gold wird behufs der Vergoldung von Porzellan aus seiner Lösung in Königswasser
entweder durch Eisenvitriol oder durch salpetersaures Quecksilberoxydul gefällt.
Das durch Eisenvitriol gefällte Gold (Or à la couperose) ist gewöhnlich äußerst dicht
und ist deßhalb für die gewöhnliche und für diejenige Vergoldung, welche der Reibung
nicht ausgesetzt ist, zu theuer. Man bedient sich deßhalb zu diesem Zwecke des durch
Quecksilberoxydul gefällten Goldes (Or an mercure), welches weit massiger ist und mehr
ausgibt als ersteres. Damit sich während des Mischens mit dem Fluß keine Blättchen
bilden, wird das Goldpulver vor her Anwendung mit dem Finger durch ein Siedersieb
gerieben.
Vor seiner Anwendung wird das Gold mit dem Flußmittel auf das Innigste gemischt. Man
wendet als Fluß basisch salpetersaures Wismuthoxyd an, das aus der salpetersauren
Lösung durch Wasser gefällt worden ist. Die Anwendung von kohlensaurem Kali zum
Fällen des Wismuthniederschlages ist nachtheilig, weil dadurch auch die dem Wismuth
häufig beigemengten Oxyde des Nickels und Kupfers gefällt werden würden. Die Erfahrung hat gelehrt, daß
das Vorhandenseyn von einigen Tausendtheilen Kupfer das Erscheinen eines schönen
Mattgold verhindert. Man fügt dem Wismuthoxyd 1/12 geschmolzenen Borax bei und nimmt
auf 1 Th. Gold 1/12–1/15 Fuß.
Um an Gold zu sparen, ohne die Vergoldung weniger dauerhaft zu machen, sind
verschiedene Vorschläge gemacht worden. Rousseau
überzieht die zu vergoldende Stelle zuerst mit Platin und bedeckt die Platinschicht
mit einem Goldhauch. Grenon wendet zwei Goldschichten
übereinander an, von denen eine jede mit einem besonderen Flußmittel und in
verschiedenem Verhältniß gemengt ist.
Das Muschel- oder Malergold (Or en coquille) endlich, dessen man
sich ebenfalls zum Vergolden bedient, besteht aus den Schabinen von der Bereitung
des ächten Goldblattes – einer besonders in Nürnberg heimischen Industrie.
– Diese Schabinen werden mit einem in siedendem Wasser leicht löslichen
Körper, wie Zucker, Salz oder Honig, fein gerieben. Das Feinreiben ist eine so
langwierige Arbeit, daß ein geübter Arbeiter täglich nicht mehr als 60 Grm. fein zu
reiben vermag.
Bei der Anwendung des Muschelgoldes (ächte Goldbronze) zum Vergolden wendet man zum
Anreiben Honig- oder Gummiwasser an. Der Honig hat das Unangenehme, daß er
die Fliegen anzieht, welche auf der aufgetragenen Vergoldung herumkriechen und die
Feinheit der Details beeinträchtigen; er ist ferner gährungsfähig und entwickelt bei
der Gährung Gase, die dem Anheften des Goldes an das Porzellan entgegenwirken und
das Gold heben. Das arabische Gummi hat diese Uebelstände nicht.
In jedem Falle muß die Vergoldung auf die von Fett vollständig befreite Fläche
aufgetragen werden, weil sonst das Gold durchaus nicht adhäriren würde. Zum Anrühren
des Goldes ist die Beize des Bruders Hippolyt (Mordant du frère Hippolyte) mit etwas arabischem
Gummi versetzt, zu empfehlen. Man bereitet die Beize auf folgende Weise: Man
kocht
geschälte Zwiebeln
430
Grm.,
geschälten Knoblauch
430
„
mit 3 Litern Essig und dampft bei schwachem Feuer ab, bis die
Masse klebrig wird. Man löst darauf in der Flüssigkeit 250 Grm. arabisches Gummi,
colirt dieselbe durch Leinwand und filtrirt sie durch Filtrirpapier, nachdem man sie
mit so vielem Wasser verdünnt hat, daß sie mit Leichtigkeit durch das Filter geht.
Das Filtrat wird bis zur Syrupconsistenz abgedampft.
Damit die Versilberung auf Porzellan durch
schwefelwasserstoffhaltige Exhalationen nicht geschwärzt werde, schlägt Brongniart vor, das Silber vor dem Einbrennen mit einem
Goldhauch zu versehen.
VI. Ueber die Verwendung des
Specksteinpulvers.
Der Speckstein, ein in der Nähe von Wunsiedel in Oberfranken in großer Menge sich
findendes Mineral,Zu Wunsiedel wurden im Betriebsjahre 1854–55 an Speckstein gewonnen
3611 Ctnr. im Werthe von 3664 fl. hat in neuerer Zeit durch die Bemühungen des Hrn. J. v. Schwarz in Nürnberg eine ausgedehnte und mannichfache
Anwendung, so unter anderen zur Herstellung der sogenannten Lava-Gasbrenner gefunden.Polytechn. Journal Bd. CXLV. S. 114
und 294. Da alle aus Speckstein gefertigten Gegenstände gedreht werden, so entsteht
als Abfall eine beträchtliche Menge von feinem Specksteinpulver, das durch Schlämmen
von beigemengten organischen Stoffen getrennt und sodann getrocknet wird. Auch
dieses Pulver ist einer ausgedehnten Benutzung fähig. So besitzt es z.B. als
Leimfarbe für sich allein, oder mit Baryt- oder Zinkweiß aufgetragen, eine
ziemliche Deckkraft; mit Wasserglaslösung liefert es einen dauerhaften und schönen
Anstrich. Wegen seiner großen Zartheit und seines weichen Angriffs wird es der Papierfabrication ein willkommenes Surrogat liefern, das
namentlich zu Velinpapieren und zu solchen Sorten, die satinirt werden sollen,
ferner zu Tapeten zu empfehlen ist. Man wird es außerdem in Folge der
Feuerbeständigkeit des Specksteins zur Fabrication von
Tiegeln, Kapseln, als Auskleidematerial für das innere Gemäuer für große
Schmelzöfen, als Polirmittel, zur Verminderung der Reibung von Schrauben
und andern hölzernen Maschinentheilen u.s.w. verwenden können. Ob es sich als Zusatz
zur Glasmasse eignet oder dieselbe zu strengflüssig macht, um. zu diesem Behufe
angewendet werden zu können, müssen erst Versuche lehren. Geeignet präparirt, könnte
es vielleicht als Ersatz für den Meerschaum dienen. Mit Kobaltoxydullösung
befeuchtet und geglüht, gibt es eine rothe Farbe (eine Art Kobaltroth), die unter
Umständen Beachtung verdient. Da der Gehalt an Magnesia in dem Specksteinpulver bis
zu 30 Proc. betragen kann, so wäre es die Frage, ob das Pulver nicht als Rohmaterial
zur Darstellung des Bittersalzes Anwendung finden könnte.Das geschlämmte Specksteinpulver ist aus der Specksteinmanufactur von J. v.
Schwarz in Nürnberg für 4–6 fl. der Centner zu beziehen.
Würzburg, im Mai 1858.