Titel: | Analyse verschiedener Colonial Rohr-Rohzucker; von Dr. J. Renner. |
Autor: | J. Renner |
Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. CV., S. 457 |
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CV.
Analyse verschiedener Colonial
Rohr-Rohzucker; von Dr. J.
Renner.
Renner's Analysen verschiedener Colonial
Rohr-Rohzucker.
In den letztvergangenen Monaten war ich veranlaßt eine Menge von
Rohr-Rohzuckern und einige Syrupe, zum Zwecke ihrer sicherern Beurtheilung in
mercantilischer Beziehung, zu untersuchen; ich theile in der folgenden Tabelle
nunmehr die Resultate einer Reihe dieser Analysen mit, welche nach Mulder's Vorgange sich auf den Procentgehalt des
Rohzuckers an 1) reinem Rohrzucker, 2) Fruchtzucker, 3) Wasser, 4) unverbrennlichen
Stoffen, 5) in Wasser Unlöslichem und 6) Caramel, Gummi, Wanzensame erstreckten. Der
Zuckergehalt wurde durch Circular-Polarisation (mit dem Soleil-Ventzke'schen Apparate) unter Berücksichtigung aller
nothwendigen Correcturen bestimmt; der Wassergehalt durch vollständiges Austrocknen
des Zuckers über Schwefelsäure; Caramel, Gummi und Wanzensäure aber aus der
Differenz festgestellt, resp. berechnet.
Die angegebenen Handels-Nummern bezeichnen die Farbe des untersuchten
Rohzuckers; sie sind durch Vergleichung mit den von der holländischen Regierung
herausgegebenen Standmustern erhalten, welche sich von Weiß bis zu Braun, d. i. von
Nr. 20 bis Nr. 6 abstufen. Qualitäten unter Nr. 6 werden jedoch nach Nummern nicht
mehr unterschieden; für sie sind die Farbennüançen von Braun zu Schwarz
maaßgebend.
Textabbildung Bd. 148, S. 458
Rohzucker; Handels Nr.; Verpackung;
Physikalische Beschaffenheit; Rohrzucker Proc.; Fruchtzucker Proc.; Wasser
Proc.; Unverbrennliches Proc.; Unlösliches Proc.; Caramel Pflanzensäure Gummi
Proc.; Java; Havanna; Cuba-Melassen; Cuba-Muskowaden; Portorico;
Rohr-Körbe; Kisten; Fässer; Fässer (Quarten); ordinär; ordinär, sehr
unrein; ziemlich scharfes Korn; Geruch nach Feigen; scharfes Korn; scharf;
ziemlich scharf; glasiges, scharfes Korn; sauer, nach Spiritus riechend wie
vorher; ziemlich scharf, Feigengeruch; scharf Feigengeruch; feucht, matt;
feucht, wenig scharf; schwach sauer, nach Spirit riechend; scharf, wenig
Feigengeruch
Textabbildung Bd. 148, S. 459
Rohzucker; Handels Nr.; Verpackung;
Physikalische Beschaffenheit; Rohrzucker Proc.; Fruchtzucker Proc.; Wasser
Proc.; Unverbrennliches Proc.; Unlösliches Proc.; Caramel Pflanzensäure Gummi
Proc.; Surinam; Pernambuco; Bahia; Mauritius; Bengal; Siam; China; Gelber Farin;
Brauner Farin; Rübenzucker-Kandis; Gewöhnlicher Syrup; Sogenannter
Zoll-Syrup; Zoll-Syrup, andere Probe; Heller-Syrup, aus
Holstein; Englische Bastern; Fässer; baumwollene Säcke; Kisten; Fässer
(Quarten); Matten; Säcke; Matten, über Rohrgeflecht; scharf feuchter
Feigengeruch; Feigengeruch; ordinär, ziemlich kräftig; ziemlich scharf; scharf,
schwimmende, sehr ordinär; dunkelrothbraun; hellbraun; schmierig; matt,
schmierig, hornartig; ziemlich scharf, Reisgeruch; ordinär, lakritzenartig
schmeckend; gelb, Rübenger. u. Geschmack, Duft; sehr consistent, strengfließend;
etwas weniger consistent als vorstehender; nicht, wie anderer a. Holstein
verfälsche mit Stärkesyrup, gebleicht: ordinär, schmierig
Durch vorstehende und andere meiner Untersuchungen von Colonial-Rohzuckern
fand ich die in der Praxis der Raffinerien und durch Mulder's Analysen schon früher gemachten Erfahrungen bestätigt:
1) daß durchschnittlich ein gerades Verhältniß in den Rohzuckern
stattfindet zwischen der Farbe und dem Syrupsgehalte; ferner
2) die Farbe im Allgemeinen gleichen Schritt hält mit dem Gehalte
an unverbrennlichen und den in Wasser unlöslichen Stoffen; und
3) die Menge an reinem Zucker mit dem Hellerwerden der Farbe
zunimmt.
Obschon der Wassergehalt des Rohzuckers, der zum großen Theile von verschiedenen
Zufälligkeiten des Seetransportes abhängt, unbedingt von Einfluß ist auf die Bildung
von Fruchtzucker und weitere Umsetzungen des Rohzuckers, wie auch auf die Nüancirung
seiner Farbe, so ergeben die gefundenen Zahlen dennoch keinen Anhalt, diesen Einfluß
numerisch auszudrücken. Die Quantität des Wassers ist also vorzüglich nur zu
beachten als integrirender Factor bei der Berechnung des Preises der
Handelswaare.
Von 236 verschiedenen, von mir untersuchten Rohzucker-Partien sind als
verfälschte, zu deren Analysen übrigens tadellose Durchschnittsproben genommen
wurden, drei in der Tabelle verzeichnete anzuführen und zwar:
Bahia in Kisten, mit 2,38–8,292 Proc. beigemischtem
Sande;
Bengal in Säcken, mit einem Gehalte von 8,3 Proc. grauen
Thonscherben; und
Chinesischer Zucker, in welchem sich von je 10 Säcken in der
Regel in fünf gegen 7 Pfd. Backsteinbruch und Dachziegelstücke beigepackt
fanden.
Es schien mir nicht unwichtig, durch diese Notiz die Vorsicht der Käufer anzuregen,
sie aber vorzüglich auf die Bahia-Zucker zu lenken, welchen, nach den
gemachten Erfahrungen bis jetzt am häufigsten der Vorwurf der Verfälschung gemacht
werden konnte.
Hamburg, den 6. Mai 1857.