Titel: | Beschreibung einer Mangel zur Appretur von feinen Geweben; von Hrn. Wedding. |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. VIII., S. 26 |
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VIII.
Beschreibung einer Mangel zur Appretur von feinen
Geweben; von Hrn. Wedding.
Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfleißes in Preußen, 1858 S. 82.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Wedding, Beschreibung einer Mangel zur Appretur von feinen
Geweben.
Im Jahrgang 1839 S. 237 der Verhandlungen des Gewerbevereins hatte ich nach
Mittheilung der Construction eines von dem Mechaniker Hrn. Hummel (in Berlin) erbauten Kalanders zur Appretur baumwollener und
leinener Gewebe angeführt, in welcher Art und Weise derselbe zur Erzielung
verschiedener Appreturen von Geweben benutzt werden könne. Seit jener Zeit hat der
Schwiegersohn des Verfertigers jenes Kalanders, Hr. Bialon, manche sehr zweckmäßige Verbesserungen in der Construction solcher
Werkzeuge, und ganz besonders in der Herstellung der aus Papier gepreßten Walzen
gemacht, so daß die von demselben angefertigten Kalander unstreitig zu den besten
welche zu haben sind, gezählt werden müssen.
Bei manchen Geweben, zu deren Herstellung sehr feine Garne, Seide u.s.w. genommen
werden, sind zur Erzielung der Appretur die Kalander indessen nicht geeignet. Auch
für manche aus leinenen Garnen gemachte Gewebe taugen sie nicht, und man kann für
solche sich nur der Mangeln bedienen. Bekanntlich bestehen diese aus einer fest
gelagerten Grundplatte und einem beschwerten Kasten mit ebener Bodenplatte, zwischen
denen die auf Rollen aufgerollte Waare durch Hin- und Herbewegen des oberen
Kastens appretirt, oder nach dem Sprachgebrauche gerollt oder gemangelt wird. Solche
Mangeln sind, wenn der obere Kasten mit Hunderten von Centnern belastet werden soll,
schwierig auszuführen und zu bewarten. Abgesehen von dem großen Raume den sie für
sich und die Mittel zu ihrer Bewegung erfordern, kann eine Steigerung oder
Verminderung ihrer Belastung, je nach der zu erzielenden Appretur, für
verschiedenartige Gewebe nur mit großem Zeitverluste und mitunter mit Gefahr bewirkt
werden. ES konnten daher die von dem Commissionsrathe Hrn. Kaselowski erfundenen und unterm 21 Februar 1850 für die Zeitdauer von 8
Jahren patentirten Mangeln wegen der durch dieselben gebotenen Mittel zur
Beseitigung mehrerer vorher bemerkten Mängel, und wegen der durch ihre Anwendung zu
erzielenden Appreturen mit Freude begrüßt werden.
Nach ähnlichen Grundsätzen gefertigt, jedoch mit andern Mitteln versehen, sollen in
Lyon Mangeln benutzt werden, die zur Appretur seidener Gewebe, und insbesondere zur
Erzielung der sogenannten moirée
antique-Appretur dienen. Nach den über die Construction dieser Mangeln
eingegangenen Mittheilungen ist die in Fig. 23 und 24 abgebildete
Mangel construirt, die manchen Abänderungen unterliegen kann, um sie in einer oder
der anderen Beziehung für bestimmte Zwecke geeigneter zu machen.
Nach den Abbildungen besteht die Mangel der Hauptsache nach aus einer hydraulischen
Presse mit Unter- und Obertheil, welche durch 4 starke schmiedeeiserne
Ecksäulen verbunden sind. Im Untertheile ist der Preßcylinder eingehängt und auf dem
Preßkolben A die Preßplatte B befestigt, deren obere Seite gehobelt und parallel mit dem ebenfalls
gehobelten Obertheile C der Presse ist. Zwischen der
Preßplatte B und dem Obertheile C befinden sich zwei gehobelte Platten E, von
denen die untere auf sieben Stahlwalzen F aufruht, die
obere aber ebenfalls gegen 7 solche Stahlwalzen G
angedrückt wird. Damit diese Walzen F und G ihre parallelen Entfernungen von einander behaupten
und auch nicht zur Seite ausweichen können, sind einfach über die dünner gehobelten
Theile derselben schmiedeeiserne Rechen H gelegt und von
Außen gegen die Platte E Leisten I angeschraubt. Um die obere Rollplatte E vor
der Einlage der mit dem Gewebe bewickelten Rollwalze K
zu unterstützen, sind in die Bunde L, welche auf die
Ecksäulen aufgeschoben, Lagerwalzen M eingelegt, auf
welche sich die Platte bis zum Eintritt des Druckes auflegt.
Das zur Appretur bestimmte Gewebe wird nun faltenfrei entweder einfach oder doppelt
auf die Rollwalze K aufgerollt, die Presse zugefahren,
und während der Appretur der Druck je nach dem zu erzielenden Zwecke gesteigert.
Jede Rollplatte E ist durch zwei Treibstangen N mit den Hebeln O
verbunden, die ebenfalls zwiefach auf kurzen Achsen befestigt sind, zu deren
Unterstützung Wandlager dienen. Jeder solcher Hebel ist geschlitzt, und es setzen in
die Schlitze derselben Zapfen a ein, welche in dem
doppeltarmigen Hebel P angebracht sind, der mit seinem
Drehzapfen b in einem festen Lagerbecken hin- und
herschwingen kann, sobald sein äußerstes Ende durch die mit der Bewegungskraft
verbundene Treibstange Q hin- und herbewegt wird.
Indem die in dem Hebel P angebrachten Zapfen a die Doppelt-Hebel O
hin und herschwingen, bewegen die mit denselben verbundenen Treibstangen N auch die Rollplatten E in
derselben Weise, wobei die mit dem Gewebe bewickelte Walze K unter starkem Drucke gedreht wird, ohne indessen die ihr gegebene Lage
zu verändern.
Das Eigenthümliche dieser Mangel besteht nun darin, daß jeder beliebige, allerdings
bis zu einer bestimmten Gränze reichende Druck, der indessen bei den bisher üblichen
Vorrichtungen nur mit vielen Umständen erreicht werden konnte, auszuüben ist, und
daß die mit dem Gewebe bewickelte Rolle die ihr angewiesene Stelle behauptet. Bei
den bekannten Mangeln verändern die mit dem Gewebe bewickelten Rollen ihre Stelle,
da ein oder zwei feste Rolltische und eine bewegliche Rollplatte zur Anwendung
kommen. Daß zur Unterstützung der beweglichen Rollplatten manche andere Anwendungen,
und eben so zur Hin- und Herbewegung der Rollplatten andere Bewegungsmittel
zur Anwendung gebracht werden können, unterliegt keinem Zweifel.