Titel: | Anwendung des übermangansauren Kalis als Oxydationsmittel, um den Schwefelgehalt des Schießpulvers und überhaupt der Schwefelverbindungen zu bestimmen; von S. Cloez und Er. Guignet. |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. XII., S. 37 |
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XII.
Anwendung des übermangansauren Kalis als
Oxydationsmittel, um den Schwefelgehalt des Schießpulvers und überhaupt der
Schwefelverbindungen zu bestimmen; von S. Cloez und Er.
Guignet.
Aus den Comptes rendus, Juni 1858, Nr.
23.
Cloez's Werfahren um den Schwefelgehalt des Schießpulvers zu
bestimmen.
Das genaueste Verfahren, um den Schwefelgehalt einer Substanz zu bestimmen, besteht
darin, den Schwefel in Schwefelsäure umzuwandeln, welche man dann mit einem
löslichen Barytsalz fällt; man erzeugt so unauflöslichen schwefelsauren Baryt,
welcher gewaschen, getrocknet und gewogen wird, um aus seinem Gewicht die Menge des
in der angewandten Substanz enthaltenen Schwefels zu berechnen.
Um den Schwefel zu oxydiren und in Schwefelsäure überzuführen, wendet man gewöhnlich
die Salpetersäure an, welche aber bekanntlich auf den freien oder gebundenen
Schwefel nur sehr langsam einwirkt. Erst durch ein andauerndes Sieden mit
concentrirter Salpetersäure erfolgt die Wirkung vollständig, und wenn man organische
schwefelhaltige Substanzen behandelt, so ist zu befürchten daß die Oxydation nur
unvollständig erfolgt, oder daß etwas Schwefelsäure durch Verflüchtigung verloren
geht. Anstatt dieser Behandlung mit Salpetersäure wendet man daher auch häufig ein
schmelzendes Gemisch von Salpeter und kohlensaurem Alkali an, in welches man die zu
analysirende Substanz in kleinen Portionen wirft. Aber dieses Verfahren hat auch
seine Uebelstände, wenn man es zur Analyse des Schießpulvers benutzt; man muß
letzteres mit seinem mehrfachen Gewicht Kochsalz vermengen, um die Reaction zu
mäßigen, damit die Masse nicht aus dem Tiegel geworfen wird.
Wir empfehlen das übermangansaure Kali als Oxydationsmittel zur Umwandlung des
Schwefels in Schwefelsäure; die Anwendung desselben ist eine sehr leichte und es
liefert sehr genaue Resultate.
Zur Bestimmung des Schwefels ist es nothwendig, krystallisirtes übermangansaures Kali
anzuwenden, welches kein schwefelsaures Kali enthält; um sich davon zu überzeugen,
braucht man nur eine kleine Menge des Salzes mit reiner Salzsäure bis zur
vollständigen Zersetzung zu kochen, wo dann die Flüssigkeit mit salzsaurem Baryt
keinen Niederschlag geben darf.
Wir wollen nun den Gang der Analyse beschreiben, indem wir
das Jagdpulver als Beispiel wählen.
Man wiegt sehr genau beiläufig 1 Grm. des Pulvers ab, welches man auf einem kochenden
Wasserbade oder in einem trockenen Luftstrom von 100°C. austrocknet, bis es
nichts mehr an Gewicht verliert; man bestimmt so den Wassergehalt. Hierauf bringt
man das getrocknete Pulver in einen kleinen Glaskolben mit einer gesättigten
Auflösung von übermangansaurem Kali, erhitzt die Flüssigkeit zum Sieden und
unterhält das Kochen, indem man von Zeit zu Zeit Chamäleonkrystalle zusetzt, so
lange bis das Gemisch eine violette Farbe behält.
Aller im Pulver enthaltene Schwefel ist alsdann in Schwefelsäure verwandelt und die
Kohle in Kohlensäure; in der Flüssigkeit ist Manganoxyd suspendirt; man setzt
concentrirte Salzsäure zu und läßt kochen bis das Oxyd vollständig aufgelöst ist,
was bloß einige Minuten erfordert. Sollte sich das Oxyd nur langsam auslösen, so
wäre die Flüssigkeit zu verdünnt; man müßte sie dann durch Abdampfen concentriren
und neuerdings Salzsäure zusetzen. Man gießt hernach in den Kolben einen schwachen
Ueberschuß von Chlorbaryum, damit alle Schwefelsäure gefällt wird, setzt hierauf ein
wenig Salpetersäure zu, und läßt dann kochen, um dem schwefelsauren Baryt Cohärenz
zu ertheilen.
Nun hat man bloß noch den Niederschlag auf einem Filter mit destillirtem Wasser
auszuwaschen, bis das Waschwasser salpetersaures Silber nicht mehr trübt. Das Filter
wird mit seinem Inhalt in einer Porzellanschale geglüht, welche man wiegt und den
Aschegehalt des Filters wie gewöhnlich abzieht.
Diese Methode ist genauer und bequemer auszuführen als die Behandlung des
Schießpulvers mit Schwefelkohlenstoff, einer so leicht entzündlichen Flüssigkeit)
sie ist auch der Verbrennung des Pulvers durch das Gemenge von Salpeter und
kohlensaurem Alkali vorzuziehen.
In einem Laboratorium wo täglich zahlreiche Schwefelbestimmungen auszuführen wären,
könnte man, anstatt den schwefelsauren Baryt zu sammeln und zu wiegen, die
Flüssigkeit mit einer titrirten Auflösung von salzsaurem Baryt fällen; eine solche
Operation, welche ein sehr genaues Resultat liefern kann, dauert nur eine
Viertelstunde.
Da die im Schießpulver enthaltene sehr zertheilte Kohle durch das übermangansaure
Kali leicht und vollständig oxydirt wird, so läßt sich dieses Reagens auch zur
Bestimmung des Kohlegehalts der Thierkohle und anderer
mit sehr zertheilter Kohle gemengter Substanzen benutzen.
Selbst die beständigsten Schwefelverbindungen werden durch das übermangansaure Kali
vollständig oxydirt, aller Schwefel geht in Schwefelsäure über. Der
Schwefelkohlenstoff z.B., welcher dem Kochen mit rauchender Salpetersäure
widersteht, verwandelt sich beim Sieben mit einer Auflösung von übermangansaurem
Kali vollständig in schwefelsaures Kali und in Kohlensäure. – Bei der Analyse
der Alkali-Polysulfuride und Sulfhydrate hat man nie einen Schwefelverlust
durch Schwefelwasserstoff-Entwickelung zu befürchten, weil die Flüssigkeit
beständig alkalisch bleibt.Unter den organischen Substanzen reducirt das Benzin schon in der Kälte das übermangansaure
Kali sehr leicht, es gibt bloß kohlensaures Kali oder Bicarbonat. –
Das Naphthalin gibt Phthalsäure. – Der Kampher reducirt die Chamäleonlösung mittelst
andauernden Siedens, es bildet sich kamphersaures Kali. – Der Alkohol wirkt auf das feste und gepulverte
übermangansaure Kali nicht sehr schnell ein, wegen der geringen Löslichkeit
dieses Salzes in Alkohol, es entsteht essigsaures Kali, unter denselben
Umständen gibt der Holzgeist kohlensaures und
ameisensaures Kali. – Die Stearinsäure
gibt nur ein Gemisch von stearinsaurem und kohlensaurem Kali. – Das
Anilin reducirt die Chamäleonlösung in der Kälte, es bildet sich oralsaures
und kohlensaures Kali.