Titel: | Fangvorrichtung für Fördergefäße; vom Ingenieur W. Jeep in Cöln a. Rh. |
Autor: | W. Jeep |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. XLV., S. 161 |
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XLV.
Fangvorrichtung für Fördergefäße; vom Ingenieur
W. Jeep in Cöln a. Rh.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Jeep's Fangvorrichtung für Fördergefäße.
Bei der Anlage eines Schachtes ist es von der größten Wichtigkeit die Fördergefäße so
einzurichten, daß dieselben bei einem vorkommenden Seilbruche in der Stellung, in
welcher sich dieselben bei eintretendem Bruche befinden, erhalten werden und nicht
auf den Grund des Schachtes niederfallen, woselbst sie großen Schaden anrichten
könnten und selbst vollständig zertrümmert würden.
Es hat sich nun die für Belgien patentirte Fangvorrichtung, welche von dem
Grubeningenieur Hrn. Nilsgerloch construirt ist, als
vollkommen sicher bewiesen, und verdient dieselbe allen andern bisher
vorgeschlagenen und ausgeführten Vorrichtungen ihrer Einfachheit und Sicherheit
wegen vorgezogen zu werden. Die ersten von dem Erfinder ausgeführten Apparate haben
jedoch in der Construction ihrer einzelnen Theile verschiedene Mängel gezeigt,
welche vollständig wegfallen, wenn die Apparate auf nachstehende Weise ausgeführt
werden.
Es bezeichnet in den zugehörenden Abbildungen, von denen Figur 6 einen Fangapparat
in der Seitenansicht und Fig. 7 denselben im
Grundriß darstellt, A, A den Tragbalken, welcher, aus
Blech construirt, dazu dient, einestheils die Haltpunkte für die einzelnen Theile
des Apparats zu liefern, anderntheils aber den Förderkorb zu tragen, und muß demnach
derselbe so stark ausgeführt werden, daß er die größte Last, welche auf dem Korbe je
gefördert werden soll, ohne die geringste Veränderung seiner Fasern zu tragen
vermag.
In der Mitte des Balkens ist eine Warze angeordnet, welche mit den Nieten a, a... an den Blechen desselben befestigt ist und durch
welche die Stange b, b geht. Dieselbe hat an dem oberen
Ende ein Auge, welches in der Zeichnung mit h markirt
ist und das zur Aufnahme des Seiles oder der Kette dient, die von der Fördermaschine
oder sonstigen zum Fördern verwendeten Vorrichtung kommt. Am untern Ende ist diese
Stange etwa 5/8 bis 3/4 Zoll schwächer als oben und über dieser Verschwächung mit
einem groben Schraubengewinde versehen, auf welchem die Mutter v angebracht und beweglich ist. Ferner befindet sich auf
der Stange b noch die Nuß i,
welche mit Hülfe des Keiles k an ihrer Stelle erhalten
wird, und welcher letztere mit Schrauben, Gegenkeilen oder auf irgend eine andere
Weise möglichst sicher an seiner Stelle zu erhalten ist. Die Nuß i muß auf der Stange b so
angebracht seyn, daß dieselbe, wenn der Korb mit seiner Last gefüllt und gehoben
ist, unter den Balken A zu liegen kommt und daher
hinreichend stark, um die Last des Korbes, sowie die darauf stehende Last zu
tragen.
An den Seiten der Nuß in der Längenrichtung des Balkens A
sind die Augen l, l angebracht, welche dazu dienen, die
Nuß durch die Zugstangen m, m... mit den zweiarmigen
Hebeln p, p... zu verbinden.
Diese Hebel liegen in den auswärts an den Balken A mit
Hülfe der Niete o, o... befestigten Büchsen n, n und haben an ihrem obern Ende, wo dieselben mit den
Zugstangen m in Verbindung stehen, einen festen
Drehpunkt, während dieselben an dem andern Ende einen Schlitz haben, welcher mit den
Riegeln oder Bolzen f, f... durch ein Niet verbunden
ist.
Die Riegel f, f liegen in den Gehäusen e, e..., welche aus Blech gebildet sind und an dem
äußeren Ende in g, g so gebogen werden müssen, daß
dieselben gleichzeitig als obere Führung für den Förderkorb dienen. Zwischen den
Blechen des Balkens A liegen über dem Riegel zwei
Eisenstücke d, d, welche im Grundriß der zugehörenden
Zeichnung zu ersehen sind und welche gleichzeitig mit den Führungen e, e... durch Niete mit dem Balken verbunden werden.
Diese Stücke d, d haben den doppelten Zweck, einmal die
Bleche des Ballens A in der gehörigen Entfernung von
einander zu erhalten, sodann aber auch, den Riegeln eine größere Stützfläche zu
geben.
In der Mitte des Balkens, seitwärts der bereits erwähnten Warze C, sind ein Paar starke Winkeleisen x, x... angebracht, welche den Federn r, r als Stützpunkt dienen. An den Federn r, r sind an den Enden mittelst drehbarer Bolzen die
Federn s, s befestigt, welche ihrerseits wieder durch
das Blechstückchen t mit Hülfe der Niete u, u mit einander verbunden sind. Es ist das Blechstück
t in der Mitte durchbohrt, so daß die Stange b sich frei in demselben bewegen kann.
Damit die Federn jedoch das Bestreben aufgeben, sich in irgend einer andern Richtung
als der verticalen auf- und niedergehenden zu bewegen, ist der Bügel w, w angeordnet, welcher an seinen Enden mit dem Balken A verbunden ist, zwischen den Federn liegt und
gleichzeitig die Stange b am untern Ende führt.
Die Federn können nun, sobald sie an ihren Platz gebracht sind, mit Hülfe der
Schraubenmutter v beliebig angespannt oder gelöst werden
und dadurch der erforderliche Druck, welchen sie für den Apparat haben müssen, durch
Versuche festgestellt werden.
Die Bewegung ist nun folgende:
Wird mit Hülfe des Seiles, an welchem der Korb hängt, dieser gehoben, so muß sich
zuerst die Stange b so lange heben, bis die Nuß i unter den Balken zu liegen kommt; durch diese Bewegung
werden aber auch die Federn fest angezogen, durch die Zugstangen die oberen Enden
des Hebels p, p nach Außen geschoben und die Riegel nach
Innen gezogen, so daß der ganze Apparat in der Stellung ist, wie derselbe in der
Figur gezeichnet ist.
Sobald der Bruch des Seiles erfolgt, wird durch die Federn r,
r und s, s die Stange b mit der Nuß i nach Unten gerissen und durch
die Zugstangen m, m die Hebel p,
p am oberen Ende nach Innen gezogen, wodurch die Riegel f, f nach Außen gelangen. Die Stellung des Apparats in
diesem Falle ist durch punktirte Linien der Hauptsache nach in der Zeichnung
angegeben. Es ist also nur nöthig, in den Führungshölzern in möglichst kürzesten
Entfernungen Einschnitte anzubringen, welche zur Aufnahme der Riegel dienen, um den
Korb bei eintretendem Seilbruche unwandelbar fest zu erhalten.
Es wurde die erste Construction des Erfinders mit dessen Erlaubniß von mir auf einer
Grube der Henrichshütte in Westphalen ausgeführt, und haben sich dabei so bedeutende
Uebelstände gezeigt, daß ich mich veranlaßt sah, die Construction umzuändern, und
zwar auf die Weise wie die Zeichnung zeigt und oben in der Beschreibung erklärt ist.
Bei den ursprünglichen Apparaten lagen zwei Federpaare über einander und waren die
Riegel über dem Balken in aufgeschraubten Gehäusen angebracht. Es ist demnach bei
den Apparaten dieser Construction eine weit größere Höhe erforderlich, die häufig
gar nicht, unter allen Umständen aber nicht ohne Kosten erzielt werden kann;
außerdem gewährte die Befestigung der Riegel mit Schrauben nicht die genügende
Sicherheit, und endlich war die Bewegung der Riegel nach Außen zu langsam. Bei dem
hier beschriebenen Apparate ist die Höhe um fast 2 Fuß verringert, die Hubhöhe der
Federn um die Hälfte von der früheren, also bei gleicher Federkraft nur die Hälfte
Zeit erforderlich, um dieselben aus dem gespannten Zustande in den freien zu
bringen.
Viele andere von mir angewandte Fangvorrichtungen haben sich als vollständig
unzuverlässig bewiesen, und haben die Erfahrungen, welche ich darüber gemacht habe,
das Resultat gegeben, daß von allen Fangvorrichtungen, welche mir bekannt geworden
sind, die nach dem Princip des Hrn. Nilsgerloch die
allein wirksame und zuverlässige ist.