Titel: | Dörröfen für Torf zu Lesjöfors in Schweden. |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. LIII., S. 178 |
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LIII.
Dörröfen für Torf zu Lesjöfors in
Schweden.
Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
1858 S. 161.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Dörröfen für Torf zu Lesjöfors in Schweden.
Die Bedeutsamkeit der reichen, fast 70 Quadratmeilen umfassenden Torfmoore des
Königreichs Hannover für gewerbliche und industrielle Zwecke machen es höchst
wünschenswerth, alle Bemühungen zu beachten welche man an anderen Orten macht, um
den natürlichen oder Rohtorf zu vervollkommnen, wozu auch, beispielsweise zur
Erlangung guter Schweißhitzen, das Dörren desselben gehört. Obwohl auch dieses Verfahren
bereits mehrfach in Anwendung gebracht wurdeDas Trocknen des Torfs auf der kgl. württembergischen Eisenhütte Königsbronn,
im polytechn. Journal, 1840, Bd. LXXVIII S. 257., so scheinen doch insbesondere die dabei benutzten Oefen nicht allen
Erwartungen entsprochen zu haben. Nach einem uns vorliegenden BerichteDas Eisenhüttenwesen in Schweden. Beleuchtet nach einer Bereifung der
vorzüglichsten Eisenwerke daselbst im Jahre 1857. Freiberg 1858, S. 59. des k. k. Sectionsrathes Tunner in Leoben dürfte
dieß jedoch bei den in Schweden zu Lesjöfors angewandten Oefen der Fall seyn,
weßhalb wir der Arbeit des gedachten Herrn nachfolgenden Artikel entlehnen.
Die Dörröfen der neueren Art sind nach wesentlich verschiedenen, unzweifelhaft
richtigeren Principien als alle übrigen bisher zur Anwendung gebrachten derartigen
Oefen ausgeführt. Insofern als bei der zuletzt erörterten Einrichtung die
sämmtlichen Verbrennungsproducte die Dörrkammer frei durchziehen, stimmt die neuere
Art damit überein. Es ist diese Benutzung der Wärme jedenfalls vollständiger als bei
jenen Anordnungen, wo die Verbrennungsproducte nur in Röhren durch die Dörrkammer
geleitet oder bloß dazu verwendet werden, Gebläsewind in Röhren zu erhitzen und der
erhitzte Wind in die Dörrkammer geleitet wird. Soll das Dörren in diesen beiden
letzten Fällen in erklecklichem Maaße und rasch erfolgen, so muß eine sehr hohe
Temperatur angewandt werden, wodurch aber Feuersgefahr herbeigeführt wird; wogegen
im ersten Fall, bei der Durchströmung einer relativ großen Gasmenge, die Temperatur
unter aller Feuersgefahr gehalten werden kann und dennoch die Trocknung schnell
genug erfolgt. Wenn nicht die Gelegenheit vorhanden ist die Verbrennungsproducte
vorerst durch anderweitige Benutzung so weit von Staub, Funken und Hitze zu
befreien, daß durch den unmittelbaren Eintritt in die Dörrkammer keine Entzündung
möglich wird, so wird nach dem neuen Principe ein s. g. Funkenraum oder eine
Funkenkammer angelegt. Diese Funkenkammer ist über dem Eintritt der heißen Gase mit
einer Oeffnung nach Außen versehen, welche in dem offen zu lassenden Theile durch
einen Schieber beliebig regulirt werden kann; sie dient zur bessern Absonderung der
Funken und hauptsächlich zur gewünschten Ermäßigung der Temperatur in den Gasen, mit
welcher diese in den Dörrraum treten.
Ein weiterer wichtiger Unterschied der in Rede stehenden neueren Dörröfen findet in
der Richtung der die Dörrkammer durchziehenden warmen Gase statt. Während bei den
sonst üblichen Dörrkammern die Wärme von Unten nach Oben, oder von Unten nach Oben
und wieder zurück nach Unten ziehen muß, wird sie bei den neuen Dörröfen nur von Oben nach Unten
geleitet, wodurch eine bessere gleichförmigere Trocknung erfolgen muß. Daß dieses
wirklich der Fall ist, beweisen nicht allein die Erfolge in einzelnen speciellen
Fällen, sondern die nothwendige Folge nach physikalischen Grundsätzen. Bei der
Strömung nach Aufwärts werden die warmen Gase niemals den ganzen Querschnitt des
Dörrraums durchziehen, sondern sich nach den größeren leeren Zwischenräumen
richtend, in einzelnen Hauptarmen fortbewegen, während die kältere feuchte Luft in
den übrigen Räumen als specifisch schwerer nur ein Bestreben haben kann nach Unten
zu ziehen, daran aber durch die Strömung der warmen Gase nach Oben gehindert wird.
In allen den vielen Zwischenräumen die von der Hauptströmung nach Aufwärts mehr oder
weniger abseits gelegen sind, kann bloß eine sehr geringe Bewegung in den Gasen
eintreten, muß das Dörren also schlecht gehen. Wenn hingegen die heißen Gase von
Oben nach Unten zu strömen veranlaßt werden, können sie sich zunächst zwar ebenfalls
einige Wege des geringsten Widerstandes wählen, allein die angränzenden dabei kälter
bleibenden Gase erhalten hierdurch eine belebende Kraft nach Abwärts, die von dem
wärmeren Strome nach der gleichen Richtung nicht vermindert, eher unterstützt wird.
Durch diese beförderte Bewegung der kältern feuchten Luft nach Unten wird in den
betreffenden Räumen oberhalb dem Nachströmen der heißen Gase Veranlassung gegeben,
und so gestaltig die eine Bewegung nach Abwärts eine über den ganzen Querschnitt des
Dörrofens verbreitete werden, das Dörren mehr gleichmäßig erfolgen müssen.
Die Bewegung der heißen Gase nach Unten könnte zwar durch eine entsprechend hohe Esse
bewirkt werden, wenn zu dem Ende der unterirdische Canal, in welchen, dem
Bedürfnisse des Dörrofens entsprechend, mehrere Oeffnungen am Boden führen, mit
einer solchen versehen würde; bei der geringen Temperatur mit welcher der ganze
Strom am Ende des Canals anlangt, erscheint jedoch ein Sauger (Exhaustor) viel
zweckmäßiger wie sie ein Hr. Eckmann in Lesjöfors
angebracht hat. Ein Sauger (Flügelgebläse) von 60 Zoll Durchmesser, 16 Zoll Breite,
in der Minute bei 400 Umdrehungen machend, genügt daselbst für 2 Schweißöfen. Ein
zweiter, horizontal gestellter Exhaustor von nahe gleichen Dimensionen, machte nur
300 Umgänge, und genügte für einen zum Trocknen des Torfes eingerichteten Ofen, wozu
die Verbrennungsproducte von einem Lancashire-Herde gesaugt werden. Dieser
Trocken- oder Dörrofen ist in Fig. 8–11
gezeichnet.
A stellt die Funkenkammer dar, wo bei a das Einströmen der Verbrennungsproducte (hier aus der
Frischherdesse) erfolgt; b ist die Regulirungsöffnung
für den Zutritt der
äußern Luft. Durch eine nach der ganzen Breite und von etwa 1 Fuß Höhe angebrachte
Oeffnung am Boden bei c gelangt der Zug in den
aufwärtsführenden Canal B, der zu oberst bei d (Fig. 10) mit einer
Eisenplatte und Sand bedeckt ist, woselbst ein angebrachtes Thermometer
100–140° C. zeigt. Durch die mit einem Schieber versehene Oeffnung e treten die heißen Gase in die Dörrkammer C, welche außerdem bei f die
Eintragsöffnung, bei g, g aber zwei Ausfahrtsöffnungen
erkennen läßt. Das Mauerwerk ist local aus Hohofenschlackenziegeln aufgeführt, des
Gewölbes wie der Wärme wegen mit Platten und Schließen gut verankert. Der Torf ruht
in der Kammer auf einem Gitterboden h, i (Fig. 11 in
größerm Maaßstabe gezeichnet), welcher dachsparrenartig geformt und bei i, i mit hölzernen Klappen versehen ist (wovon der
ganzen Breite von 14 Fuß entlang 4 nebeneinander angebracht sind), welche für
gewöhnlich mit eisernen Haken geschlossen erhalten, beim Ausziehen des getrockneten
Torfes in die untergestellten Karren aber nach Bedarf geöffnet werden. D endlich ist der Abzugscanal, in der Kammer mit einem
Eisengitter überstellt und mit Bretern nach Bedarf bedeckt; außerhalb ist derselbe
überwölbt auf eine Entfernung von vielleicht 10 Klaftern fortgeführt, weil der
Exhaustor von einer so weit entfernt befindlichen Betriebswelle in Bewegung gesetzt
wird.
Die Füllung des Ofens erreicht gewöhnlich nur die Höhe der Eintragsöffnung f, schief ansteigend gegen die Höhe der Oeffnung e. So gefüllt, faßt derselbe 2200–2500 Kubikfuß
Torf. Die Trockenzeit ist 4, selten 5 Tage; Kühlzeit 1/2 Tag.