Titel: | Sicherheitsventil für Dampfkessel; vom Ingenieur W. Jeep in Cöln a. Rh. |
Autor: | W. Jeep |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. LXX., S. 241 |
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LXX.
Sicherheitsventil für Dampfkessel; vom Ingenieur
W. Jeep in Cöln a. Rh.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
[Sicherheitsventil für Dampfkessel.]
Durch vielfache Versuche und Erfahrungen ist es festgestellt, daß der Querschnitt der
Sicherheitsventile für Dampfkessel bei der sehr geringen Hubhöhe, welche dieselben
bei zu großem Dampfdruck im Kessel erreichen, unzureichend ist, um den Dampf welcher
erzeugt wird, ins Freie gelangen zu lassen. Ferner ist aber festgestellt, daß der
Druck des Dampfes welcher unter dem Ventile liegt, sobald dieses sich öffnet,
schwächer wird als der in dem Kessel, und das am Sicherheitsventil befindliche
Gewicht das Ventil eher wieder schließt, als der Druck im Kessel der normale
geworden ist. Das Ventil ist dann immerfort im Spielen begriffen und wird dadurch
leicht undicht.
Um diesem Uebelstande zu begegnen hat man vorgeschlagen, Sicherheitsventile von
bedeutend größerem Querschnitt auf den Kesseln anzubringen, bei denen aber eine zu
große Last erforderlich ist, welche als Gewicht auf das Ventil wirkt, weßhalb dieser
Vorschlag nie zur öftern Ausführung gelangt ist. Hierauf wurde vorgeschlagen das
Gewicht so auf einem Hebel zu befestigen, daß dasselbe, sobald sich das Ventil hebt,
entweder ganz oder zum Theil von dem Hebel abgeworfen wird und die Last welche auf
dem Ventile ruht, dadurch sehr gering wird und das Ventil sich leicht weit heben
kann, auch wenn der Dampfdruck geringer als der normale geworden ist.
Dieser Vorschlag hat zu sehr complicirten Constructionen geführt, und ist deßhalb, so
richtig das zum Grunde liegende Princip war, selten zur Ausführung gekommen.
Ich habe nun unter Beibehaltung dieses Principes auf höchst einfache Weise ein
Sicherheitsventil construirt und mehrfach mit Vortheil angewendet, bei welchem das
Gewicht, sobald sich das Ventil etwas gehoben hat, auf dem Hebel, durch welchen es
wirkt, eine andere Stellung einnimmt und der Druck, welchen es auf das Ventil noch
ausübt, im Verhältniß zum Dampfdruck im Kessel vernachlässigt werden kann.
Es ist diese Construction aus Fig. 19 deutlich zu
ersehen. Das Gewicht hängt an einer Rolle, welche auf dem Hebel hin und her laufen
kann. Demnach ist es klar, daß dasselbe, sobald das Ventil sich hebt und dadurch der
Hebel aus seiner horizontalen Lage gehoben wird, auf dem Hebel entlang gleitet und
zwar nach dem Ventile zu, so daß der Druck dadurch bedeutend vermindert wird. Ist
die Dampfspannung so weit gesunken, daß der normale Druck wieder hergestellt ist, so
hat der Kesselwärter nur nöthig das Gewicht wieder an seinen ursprünglichen Platz zu
schieben, wo sodann das Ventil wieder geschlossen wird. Damit bei diesem Manöver das
Gewicht nicht von dem Hebel geworfen wird, ist derselbe am Ende aufwärts
gebogen.