Titel: | Beschreibung der von Hrn. J. G. Pröll in Elbing construirten galvanischen Pendeluhr. |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. LXXII., S. 244 |
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LXXII.
Beschreibung der von Hrn. J. G. Pröll in Elbing construirten galvanischen
Pendeluhr.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Pröll's galvanische Pendeluhr.
Fig. 11 ist
die vordere Ansicht, Fig. 12 die Seitenansicht
dieser galvanischen PendeluhrDiese Uhr befindet sich zur Zeit auf der in Danzig veranstalteten
Gewerbeauestellung. Das eigentliche Uhrwerk ist ein solches, wie es auf den
Telegraphen- und Eisenbahn-Stationen bereits vielfältig zur
Anwendung gekommen ist, daher eine Beschreibung desselben unterbleiben
kann.; Fig.
13 ist die Ergänzung zu Fig. 11.
A, A sind zwei den elektrischen Strom erzeugende
Elemente. B obere Platte der an der Wand zu
befestigenden Console C. D, D zwei in der Platte
befestigte metallisch verbundene Haken, in welchen die Pendelstange G in ihrem messerförmigen Träger F hängt; sie läuft an ihrem Ende H in ein
Schraubengewinde aus und ist mit einer Umhüllung aus Holz E versehen. Auf der letzteren ist das hölzerne Querstück I befestigt, auf welchem die Metalldrähte K', K fest aufliegen, die mit ihren umgebogenen Enden
L', L die beiden Metallfedern M', M bei der Schwingung des Pendels wechselsweise berühren. Diese beiden
Drähte nehmen ihren weiteren Verlauf durch das Querstück I hindurch innerhalb der hölzernen Umhüllung E
als isolirte Drähte neben der Pendelstange G hinab, bis
sie bei N, N ausmünden und sich bei O, O den Drahtenden der Elektromagnete P', P anschließen. Die Metallfedern M', M haften auf den beiden Stielen Q', Q, welche in den breiten, an der Console
angenieteten Metallringen R', R in der Weise befestigt
sind, daß sie sowohl um ihre Achse drehbar, als auch nach Oben und Unten hin
verschiebbar bleiben und vermittelst der Schrauben S, S
also die Stellung der Federn M', M regulirt werden kann.
Der in seiner Mitte an der Console befestigte, an seinen Enden aber davon abstehende
Blechstreifen N ist durch die genannten Klemmschrauben
S, S zugleich mit den Stielen Q', Q in Verbindung gebracht und dient als Leiter zwischen Q' und Q.
An dem Schraubengewinde H der Pendelstange hängt nun der
untere Theil des Pendels, welcher zwei Elektromagnet P',
P enthält, deren Gewicht die sonst übliche Linse vertritt und die vermöge
des Bolzens T', T und der beiden hölzernen Wangenstücke
U, U fest an eine diese von einander trennende und
beiderseits noch mit starkem Papier belegte Scheidewand von Blech V gepreßt und dadurch festgehalten werden. Diese
Scheidewand steht mit dem Schraubengewinde H der
Pendelstange mittelst der Vorrichtung W in Verbindung,
welche in bekannter Weise dazu dient, den Pendel seiner Länge nach zu reguliren,
ohne den unteren die Linse vertretenden Theil einer Drehung aussetzen zu dürfen. Von
den beiden unteren Ecken X, X der Scheidewand laufen
zwei Träger von Metall Y, Y aus, an welchen in den
Punkten Z, Z ein von Messing leicht gefertigter Rahmen
a, b, c, d befestigt ist. Zwischen denselben Trägern
als Lagern bewegt sich auf der durchlaufenden Achse e, f
der doppelarmige Hebel g, h und auf demselben ist in
seiner Mitte die als Anker dienende Platte i
aufgelöthet, welche so geformt seyn muß, daß sie, falls der Hebel auf einer oder der
anderen Seite gehoben wird, dem entsprechenden Elektromagneten ihre volle Fläche zum
Anschlusse darbietet. Die beiden kleinen am Ende hakenförmig gebogenen Hebel k, k liegen oben auf den beiden Enden der Hebelarme g und h lose auf und sind
etwa in ihrer Mitte auf zwei kleinen Wellen U befestigt,
welche um ihre Achse im Rahmen drehbar sind. In den Punkten m, m dienen die Träger Y, Y von Neuem als
Lager für eine dritte um ihre Achse drehbare Welle n, in
deren Mitte unterhalb in einem festen Bügel eine mit etwas Quecksilber (für die auf
der Zeichnung angegebenen Dimensionen etwa 1–2 Loth) versehene geschlossene Glasröhre o hängt. Sobald nun der Hebel g,
h z.B. bei g sich erhebt (s. Fig. 13), so drückt das
auf dieser Seite befindliche Häkchen k die Glasröhre so
weit hinab, daß das Quecksilber nach der Seite p
hinströmt. In gleicher Weise wird es natürlich nach der andern Seite hinströmen,
wenn der Hebel sich bei h erhebt. Somit wird der
Schwerpunkt des Pendels regelmäßig erheblich verändert, da das eben diese
Veränderung bewirkende Gewicht nicht am oberen Theile der Pendelstange, sondern an
ihrem äußersten untern Ende, also an dem empfindlichsten Punkte angebracht ist. Die
Länge dieses Pendels beträgt vom Aufhängungspunkte bis zur Glasröhre beiläufig 3 Fuß
4 Zoll rheinländisch. Die Wechselbewegung des Hebels wird, wie schon aus der
Zeichnung ersichtlich, durch die wechselseitige Thätigkeit der beiden Elektromagnete
P', P hervorgerufen. Das Hebelwerk könnte auf den
ersten Blick überflüssig erscheinen, da sich ja die als Anker dienende Platte
unmittelbar an die Glasröhre befestigen und so die Bewegung der letzteren noch
vereinfachen ließe. Die Röhre braucht aber zu ihrem Steigen und Fallen nothwendig
einen gewissen Spielraum und es müßte, um diesen zu gewinnen, zugleich mit der Röhre
auch die Ankerplatte in eine Entfernung von den Elektromagneten gebracht werden,
welche die Anziehungskraft bedeutend schwächen würde.
Der Weg des elektrischen Stromes ist folgender: Derselbe geht aus dem einen Pole der
Elemente nach der Klemmschraube q, dann in die
Klemmschraube r, von da längs einem auf der Zeichnung
nicht sichtbaren an der Rückseite der Console befindlichen Leiter in den Ring R' und durch Q' in die Feder
M', aus welcher er im Falle der Berührung mit dem
Arme K' bei L' in diesen und
von da aus den linken Draht der Pendelstange entlang in den Elektromagneten P' übergeht, dessen Windungen durchströmt und durch den
Bolzen T' und die metallene Scheidewand V in die Pendelstange G
geleitet wird, aus welcher er seinen Weg in den Hängebalken F, die Haken D, D nimmt und durch die Platte
der Console zum andern Pole zurückkehrt. Findet die Berührung der Feder M auf der andern Seite L
statt, so nimmt der Strom seinen Weg wieder von r wie
vorhin nach R', dann aber den Blechstreifen N' entlang nach der Klemmschraube S' nach Q und der Feder M in den Arm K und nun durch den rechts
befindlichen Draht die Pendelstange entlang nach dem Elektromagneten P hinab, von wo er wieder in derselbigen Weise durch die
Pendelstange selbst zurückkehrt wie im erstem Falle.
Th. Hoppe.