Titel: | Unterscheidung und Trennung des Arseniks vom Antimon und Zinn; von R. Bunsen . |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. LXXVIII., S. 267 |
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LXXVIII.
Unterscheidung und Trennung des Arseniks vom
Antimon und Zinn; von R.
Bunsen
.
Im Auszug aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, 1858,
Bd. CVI S. 1.
Bunsen, über Unterscheidung und Trennung des Arseniks vom Antimon
und Zinn.
Die drei Oxydationsstufen des Antimons kann man am leichtesten durch ihr Verhalten
gegen Jodwasserstoffsäure und salpetersaures Silberoxydammoniak unterscheiden.
Antimonsäure und antimonsaures Antimonoxyd lösen sich, selbst wenn sie erhitzt waren,
nach Zusatz von etwas Jodkalium bei gelindem Erwärmen in chlorfreier Salzsäure mit
dunkelbrauner Farbe auf, indem Jod frei wird, das im überschüssigen Jodkalium gelöst
bleibt. Es bildet sich SbJ₃ und J₂ werden frei, da kein Jodid
SbJ₅ existirt.
Antimonoxyd dagegen wird von der Säure ohne Ausscheidung von Jod zu einer hellgelben
Flüssigkeit gelöst, wobei sich hier nur SbJ₃ bildet.
Ist im ersteren Falle die Menge des ausgeschiedenen Jods sehr gering, so schüttelt
man die etwas verdünnte Lösung mit Schwefelkohlenstoff, der sich dann noch
amethystroth färbt.
Antimonsäure SbO₃ und Antimonoxyd Sb₂O₈ lassen sich durch diese
Reaction vom Oxyd SbO₃ beide leicht unterscheiden. Zur Unterscheidung unter
sich dient salpetersaures Silberoxydammoniak. Das Silberoxyd wird durch freies und
mit Antimonsäure verbundenes Antimonoxyd reducirt. Reibt man daher die zu prüfende
Oxydationsstufe mit Wasser zu einem milchigen Tropfen an, den man auf einer
Porzellantasse eintrocknet, so erhält man einen dunkelschwarzen Fleck, sobald man
die von dem matten Anfluge des Antimonoxyds bedeckte Stelle mit dem erwähnten
Silbersalze übergießt und gelinde erwärmt. Durch dieselbe Reaction lassen sich auch
die nach der Marsh'schen Methode erhaltenen
Arsenik- und Antimonflecke mit großer Sicherheit unterscheiden. Betropft man einen solchen in
einer porzellanen Untertasse erzeugten Antimonfleck mit so viel Salpetersäure von
1,42 spec. Gewicht, daß er eben von der Säure völlig benetzt ist, so verschwindet
derselbe bei gelinder Erwärmung nach kurzer Zeit. Bläst man, während die Tasse von
Unten über einer Lampe erhitzt wird, so stark auf die den Fleck befeuchtende Säure,
daß dieselbe ohne zu kochen verdampft, so besteht der an der Stelle der
abgedunsteten Flüssigkeit zurückbleibende weiße Anflug zum größten Theile aus
Antimonoxyd, das bei dem Betropfen mit salpetersaurem Silberoxydammoniak einen
dunkelschwarzen Fleck von Silberoxydul erzeugt. Bestand der Fleck dagegen aus
Arsenik, so erhält man durch dieselbe Behandlung den bekannten gelben Niederschlag
der arsenigen Säure oder den braunrothen der Arseniksäure, je nachdem man zuvor die
Säure kürzere oder längere Zeit auf den Fleck einwirken ließ. Hat man Arsenik oder
Antimon oder beide neben Zinn nachzuweisen, so trennt man dieselben nach der weiter
Unten beschriebenen Methode und prüft sie vermittelst der angegebenen Reaction mit
salpetersaurem Silberoxydammoniak.
Quantitative Scheidungen. Das Antimon wird als
antimonsaures Antimonoxyd gewogen. Schwefelantimon oxydirt man mittelst rauchender
Salpetersäure und erhitzt im Wasserbade. Der Schwefel scheidet sich dabei als feines
Pulver aus und oxydirt sich vollständig. Man dunstet im Wasserbade ein und glüht die
weiße Salzmasse, die in Schwefelsäure und Antimonsäure besteht, worauf reines
antimonsaures Antimonoxyd zurückbleibt. Ist dem zu oxydirenden Niederschlage eine
bedeutende Menge Schwefel beigemengt, so zieht man dieselbe durch
Schwefelkohlenstoff aus. Da sich Niederschläge von Schwefelantimon mit oder ohne
freien Schwefel leicht bei dem Betropfen mit rauchender Salpetersäure entzünden, so
ist es rathsam, die Masse vor dem Zusatz der rauchenden Säure mit nur 4 bis 5
Tropfen Salpetersäure von 1,42 spec. Gewicht zu benetzen. Fast bequemer noch als
nach dieser Methode gelingt die Oxydation des Schwefelantimons durch einfaches
Glühen desselben mit dem 30–50fachem Gewicht Quecksilberoxyd. Um die letzten
Spuren Quecksilberoxyd zu entfernen, welche mit der Antimonsäure verbunden sind, und
daher hartnäckiger zurückgehalten werden, erhitzt man den Tiegel noch eine Zeit lang
über der Glasbläserlampe, bis er nicht mehr an Gewicht abnimmt. Das antimonsaure
Antimonoxyd bleibt dann als ein zartes, weißes, nicht im mindesten an den
Tiegelwänden haftendes Pulver zurück. Uebrigens hinterläßt selbst mit der größten
Sorgfalt dargestelltes Quecksilberoxyd stets bei der Verflüchtigung einen kleinen
Rückstand, den man ein- für allemal bestimmen und von dem gefundenen
antimonsauren Antimonoxyd in Abrechnung bringen muß. Die Verflüchtigung des Quecksilberoxyds
erfolgt im Porzellantiegel zu langsam, man wendet deßhalb einen mit Quecksilberoxyd
ausgefütterten Platintiegel an. Dieses Ausfüttern geschieht mittelst einer gläsernen
Patrize, die man sich dadurch verschafft, daß man ein Glasrohr vor der Lampe
zuschmilzt, erweicht und im Tiegel aufbläst, so daß der aufgeblasene Theil die Form
des Tiegels annimmt. Man sprengt den aufgeblasenen Theil ab, schmilzt den Rand rund,
und drückt ihn in den Tiegel, nachdem man denselben mit trocknem Quecksilberoxyd
gefüllt hat. Dieses legt sich dabei in Form einer 0,5–1 Linie dicken
Ausfütterung in den Tiegel. Die zu oxydirende Masse bringt man mit Quecksilberoxyd
innig gemengt in diesen Tiegel.
Enthält das Schwefelantimon freien Schwefel beigemengt, so muß dieser vor der
Oxydation durch Schwefelkohlenstoff entfernt werden, weil durch denselben selbst in
einem großen Ueberschuß von Quecksilberoxyd eine schwache Verpuffung bewirkt wird,
die einen Verlust verursachen würde. Angestellte Prüfungen ergaben:
0,04359
Gew. metall. Antimon gaben
0,05487
Sb₂O₈ (Bunsen)
0,05029
„ „
„
„
0,06376
„
(Clessin)
0,03072
„ „
„
„
0,03888
„
(Jäger)
Legt man der Berechnung das durch Dr.
Dexter's Untersuchung festgestellte Aequivalent des
Antimons (1529,2) zu Grunde, so erhält man
nach Versuch
1) für 43,59 Centigr.
angewandtes Sb
43,49 Sb.
„ „
2) „ 50,28 „
„
„
50,54 „
„ „
3) „ 30,72 „
„
„
30,82 „
Ebenso genau fielen Versuche aus, die von Heydenreich nach
dieser Methode mit Schwefelantimon angestellt wurden.
Trennung des Arseniks von Antimon. Diese Trennung stützt
sich auf das Verhalten des sauren schwefligsauren Kalis zu diesen Metallen. Digerirt
man nämlich frisch gefälltes Schwefelarsenik mit schwefliger Säure und diesem Salz,
so wird der Niederschlag gelöst. Steigert man die Erhitzung bis zum Kochen, so trübt
sich die Flüssigkeit von ausgeschiedenem Schwefel, der bei längerem Kochen zum
größeren Theil wieder verschwindet. Die Flüssigkeit enthält nach Verjagung der
schwefligen Säure arsenigsaures und dithionigsaures Kali. Diese Zersetzung geht,
abgesehen von den secundären, gleichzeitig auftretenden Reactionen, nach folgendem
Schema vor sich:
2AsS₃ + 8 (KO, 2SO₂) = 2KO, AsO₃ + 6KO,
S₂O₂ + S₃ + 7SO₂.
Schwefelantimon und Schwefelzinn zeigen diese Reaction nicht.
Beide können daher auf die einfachste Weise dadurch vom Schwefelarsenik getrennt
werden, daß man ihre Lösung in Schwefelkalium mit einem großen Ueberschuß einer
Lösung von schwefliger Säure in Wasser fällt, die Flüssigkeit einige Zeit im
Wasserbade mit dem Niederschlage digerirt und dann so lange kocht, bis ungefähr zwei
Drittel des Wassers und alle schweflige Säure verjagt ist. Das zurückbleibende
Schwefelantimon ist arsenikfrei, während die abfiltrirte Flüssigkeit alles Arsenik
als arsenige Säure enthält und unmittelbar durch Schwefelwasserstoff gefällt werden
kann.