Titel: | Ueber die Wirkung des Wasserdampfes und des Kohlenoxydgases auf einige schwefelsaure Salze; von E. Jacquemin. |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. LXXXII., S. 275 |
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LXXXII.
Ueber die Wirkung des Wasserdampfes und des
Kohlenoxydgases auf einige schwefelsaure Salze; von E. Jacquemin.
Aus den Comptes rendus, Juni 1858, Nr.
24.
Jacquemin, über Reduction schwefelsaure Salze durch Wasserdampf und
Kohlenoxydgases.
Wenn man bei der Rothglühhitze einen Strom von Wasserdampf und Kohlenoxydgas über die
schwefelsauren Salze von Kali, Natron, Magnesia, Strontian, Baryt leitet, so
entbindet sich Kohlensäure, Schwefelwasserstoff, und endlich bleiben nur die Oxyde
zurück. Der Wasserdampf zieht Schwefel in sehr zertheiltem Zustande mit sich fort,
denn der Schwefelwasserstoff kann bei der Temperatur des Versuches theilweise
zerstört werden.
Das Endresultat wird durch zwei aufeinander folgende Reactionen herbeigeführt. Das
Reductionsmittel verwandelt zuerst das schwefelsaure Salz in Schwefelmetall nach der
allgemeinen Gleichung
MO, SO³ + 4CO = MS + 4CO².
Ich erhielt auch wirklich Schwefelnatrium, als ich ausgetrocknetes Kohlenoxydgas über
schwefelsaures Natron leitete, welches auf eine hohe Temperatur erhitzt warBei der Temperatur, auf welche eine gläserne Kugelröhre mittelst der
Berzelius'schen Lampe gebracht werden kann, reducirt sich nach K. Stammer's Versuchen das schwefelsaure Kali zu
Einfach-Schwefelkalium, aber das schwefelsaure Natron wird nicht
reducirt; schwefelsaure Magnesia erleidet keine Veränderung; schwefelsaurer
Kalk und schwefelsaurer Baryt geben die Schwefelmetalle. (Poggendorff's
Annalen der Physik, 1851 Nr. 1; polytechn. Journal Bd. CXX S. 428).A. d. Red.; unter denselben Umständen konnte ich mit der schwefelsauren Magnesia sehr
weißes Schwefelmagnesium erzeugen.
Der Wasserdampf, welcher hernach seine Wirkung äußert, gibt Schwefelwasserstoff und
Hydrat der Basis, denn
MS + 2HO = MO, HO + HS.
Sollten diese Thatsachen eine industrielle Anwendung gestatten, so wäre es nicht
nöthig das Kohlenoxydgas besonders darzustellen, denn man brauchte nur die vom
Verbrennungsherd abziehenden Gase über die schwefelsauren Salze zu leiten. Würde
z.B. der Aetzbaryt in Gebrauch kommen, so ließe er sich leicht auf Grundlage des
beschriebenen Verfahrens fabriciren. Seine bisherige Bereitung, durch Glühen des
salpetersauren Baryts, ist kostspielig, selbst wenn man die dabei entweichende
salpetrige Säure
benutzen kann. Das von mir vorgeschlagene Verfahren gewährt überdieß den Vortheil,
daß man den Schwefel und den Schwefelwasserstoff, welche sich entwickeln, verwerthen
kann, weil sie durch ihre Verbrennung schweflige Säure liefern, welche man zur
Fabrication von schwefligsaurem Natron oder von Schwefelsäure verwenden könnte.
Diese Benutzung des Schwefels halte ich für sehr wichtig. Bei der Sodafabrication
nach Leblanc's Verfahren geht aller Schwefel in
Calciumoxysulfuret über, ein werthloses Product, welches bei seiner Zersetzung durch
die in der Luft enthaltene Kohlensäure und Feuchtigkeit belästigende Ausdünstungen
verbreitet. Bei dem von mir angegebenen Verfahren würde aller Schwefel wieder zur
Fabrication von Schwefelsäure benützt und diese neuerdings zur Erzeugung von
Glaubersalz und folglich von Soda verwendet.