Titel: | Beschreibung der Maschinen zum Kämmen der Wolle von Josua Heilmann. |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. XCVI., S. 335 |
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XCVI.
Beschreibung der Maschinen zum Kämmen der Wolle
von Josua Heilmann.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Mai 1858, S. 266.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Heilmann's Kämmmaschine.
Die Société d'Encouragement hat im vorigen
Jahre der Kämmmaschine des verstorbenen Josua Heilmann
den Preis von 12000 Fr. zuerkannt. Erst in diesem Jahre haben aber die Concessionäre
des Heilmann'schen Patentes, die Maschinenbauer Nicolas Schlumberger und Comp. zu Gebweiler im Elsaß, die
Zeichnungen der verschiedenen Maschinen eingesendet, welche bei diesem System je
nach der Länge der zu behandelnden Fasern angewendet werden.
Der Beschreibung derselben wollen wir die von Heilmann
selbst in seinem Patent vom 17. December 1845 mitgetheilte Theorie seiner Aufzupf- oder Entwirrmaschine (Démêloir, Maschine zum Zerziehen des
Stapels, Stapelzugmaschine) und seiner Kämmmaschine (Peigneuse) vorausschicken.
I. Principien des Heilmann'schen
Systems.
Erstes Princip.
a und b, Fig. 1, sind zwei
kämmende oder krempelnde Flächen von irgend einer Form, z.B. zwei Igel oder
Stachelwalzen, welche sich in der durch die Pfeile angegebenen Richtung aber mit
verschiedenen Geschwindigkeiten bewegen. Eine dieser Walzen hat eine hin-
und zurückgehende Bewegung, so daß sie sich der andern nähert, und dann wieder
von ihr entfernt, wobei es gleichgültig ist, ob die absetzende Bewegung in der
geraden Linie, in einem Kreisbogen oder in irgend einer Curve vor sich geht, und
die Größe der Bewegung von der Länge der zu bearbeitenden Faser abhängt.
Eben so gut können auch beide Walzen gleichzeitig in Bewegung versetzt werden,
wozu folgender Mechanismus dienen kann: C, Fig. 1, ist
die Achse eines Krummzapfens, welche in Lagern liegt die am Maschinengestell
befindlich sind. d ist die Krummzapfenwarze; e eine Zugstange, welche die Walze a in Schwingungen versetzt, für welche f die am Gestell befestigte Achse ist. Der
zweiarmige Hebel g, dessen Drehungspunkt i ist, bewegt die Walze b ähnlich wie a bewegt wurde, und zwar
mittelst der Zugstange h. Um den Walzen a und b die nöthige
drehende Bewegung zu ertheilen, müssen die letzten treibenden Räder oder
Riemenscheiben entweder concentrisch mit den Achsen f und i angebracht, oder auf diese Achsen
selbst lose aufgesteckt seyn.
Bringt man nun eine Lage Baumwolle auf die sich langsamer drehende Walze a, so wird alsbald die Walze b die vorstehenden Fasern erfassen, sie leicht an sich ziehen, und
ebenso die zunächst liegenden, so daß nach mehreren Spielen hin und zurück die
Baumwolle vollständig auf die Walze b übergegangen
seyn wird.
Das auf diese Weise neugebildete Baumwollvließ wird um so mehr an Dicke verloren
haben, und seine Fasern werden um so mehr parallel zu einander liegen, je mehr
die Geschwindigkeit der Oberfläche von b die
Geschwindigkeit von a überstiegen hat, und die
Oberfläche des Fabricates wird um so gleichförmiger seyn, je öfter das Material
dieser ersten Operation unterworfen wurde.
Damit jedoch das ursprüngliche Vließ nicht, wie dieß bei den Schlagmaschinen, den
Karden etc. der Fall ist, vollständig gelöset und getrennt werde, ist der
Unterschied in der Geschwindigkeit der beiden Flächen innerhalb derjenigen
Gränzen festgehalten, welche beim Gebrauche der Baumwollstreckmaschinen passend
gefunden wurden, denn man will den natürlichen Zusammenhang der Fasern erhalten
und benützen, und durch ein allmähliches Auseinanderziehen die Operation des
Kämmens und Streckens gleichzeitig verrichten, während bei den vorhin erwähnten
Maschinen der Parallelismus der Fasern, wie er sich in dem ursprünglichen Vließe
befand, nicht erhalten bleibt.
Zweites Princip.
A, Fig. 2, ist ein
Zuführungs- oder Speisungssystem, welches aus Zangen oder Cylindern etc.
zusammengesetzt ist, und für den zu bearbeitenden Stoff paßt; als solches dient
z.B. ein cannelirter Cylinder a, welcher sich bald
um einen gewissen Winkel dreht, dann wieder stehen bleibt, oder auch eine
ununterbrochene Bewegung hat, und eine Leitung b,
welche das Vließ
mäßig stark an den Cylinder andrückt, ohne jedoch das Fortschreiten desselben zu
verhindern.
B ist irgend ein Abnehmsystem, z.B. ein cannelirter
Cylinder c und ein Pressionscylinder d, welche beide mit einander um den am Gestell
befindlichen Punkt e eine Drehung machen können.
C ist irgend ein Kamm, z.B. eine Stachelwalze,
welche, während sie sich um ihre Achse dreht, sich bald der Speisewalze A, bald dem Abnehmsystem B nähern, und bald sich unter die Leitung b zurückziehen kann, wo sie sich putzt, sey es nun dadurch, daß sie
sich in der Nähe einer andern Kammwalze oder eines Kammes in verkehrter Richtung
dreht, oder auf die weiter unten beschriebene Methode.
Einer der Mechanismen, durch welche die angegebenen Bewegungen hervorgebracht
werden können, ist auf solgende Weise zusammengesetzt. Eine in Lagern liegende
Achse f ist mit einem Krummzapfen g versehen, auf welchem eine Zugstange h steckt. Der Zapfen i
ist an dem Maschinengestell fest, und um denselben dreht sich die Zugstange h, während sie sich gleichzeitig darauf verschiebt.
Ein Hebel k ist auf den Zapfen l der Zugstange aufgesteckt, läßt sich um denselben
drehen, und dient der Kammwalze C als bewegliches
Lager. Ueber einen andern Zapfen m, welcher nach der
Curve, die man den Kamm beschreiben lassen will, eine andere Stelle in dem
Kreisbogen mn einnehmen kann, und der am
Maschinengestell befestigt ist, dreht und verschiebt sich der Hebel k, welcher zu diesem Zweck mit einem Schlitz
versehen ist. Eine Zugstange p verbindet das System
B mit dem oberen Ende des Hebels k, der dasselbe nach sich zieht, und der Speisewalze
A nähert. Die Kämmwalze erhält ihre Bewegung von
ihrer Achse m aus, und der Cylinder d von dem Schwingungszapfen e des Systems B, während der
Zuführungscylinder a durch ein Sperrrad mit Klinke
gedreht wird.
Wird ein Band oder Vließ des zu bearbeitenden Stoffes, welches nach dem zuerst
beschriebenen Princip gleichförmig gemacht wurde, und dessen Fasern hiedurch
eine parallele Lage bekommen haben, unter die Zuführwalze A gebracht, so wird der Kamm C einen Bart
y davon wegzupfen, worauf sich der Kamm unter
die Leitung b begibt, und dem Abnehmsystem B gestattet sich der Speisevorrichtung zu nähern. In
diesem Augenblick drehen sich die beiden Cylinder d,
e, durch einen später zu beschreibenden Mechanismus veranlaßt,
rückwärts um ihre Achsen, und nachdem sie sich der Speisewalze A gehörig genähert haben, vereinigt sich der frisch
gekämmte Bart y mit dem Reste z des vorhergehenden, welcher vom ersten Spiele her noch hinter den
Abnehmwalzen vorsteht. Hierauf macht das Cylinderpaar d, e eine
Drehung vorwärts, und dann kehrt das System B in
seine erste Lage zurück, indem es eine gewisse Menge des zu verarbeitenden
Stoffes nach sich zieht. In diesem Augenblick erscheint auch der Kamm wieder,
und nähert sich dem noch nicht durch die Abnehmwalzen gelangten Rest z des ersten Bartes hinreichend, um auch diesen noch
auszukämmen.
Aus Vorstehendem geht hervor, daß man den Zweck hat, ein Vließ in Partien von
bestimmter Länge abzuzupfen, welche von der Mitte aus nach Vorne und Rückwärts
gekämmt werden, um sich dann von Neuem zu einem Vließe oder Band zu vereinigen,
Alles durch mechanische Mittel.
Das bisher Erklärte wird durch die nun folgende Beschreibung zweier Maschinen
deutlicher werden, von denen jede eine der vielseitigen Anwendungen darstellt,
deren die beiden Principien fähig sind.
Aufzupf- oder
Entwirrmaschine (Démêloir).
Fig. 3 ist
ein verticaler Querschnitt und Fig. 4 der Grundriß
der Haupttheile dieser Maschine, deren angegebene Dimensionen für Baumwolle
geeignet sind.
a ist das eine der Seitengestelle, welche die
verschiedenen Achsen tragen. b Lager mit Futter; ein
ganz ähnliches befindet sich auf der entgegengesetzten Seite der Maschine. c eine an zwei Stellen zwischen den beiden Lagern
b, in welchen sie liegt, zum Krummzapfen
durchgekröpfte Achse, welche ihre Bewegung direct vom Motor aus erhält und deren
Drehungsmittelpunkt d ist. Die ausgekröpften oder
excentrischen Stücke der Achse haben den Punkt e als
Mittelpunkt. f zweitheiliger Halsring, welcher sich
frei um die Krummzapfenwarze c dreht. Am
entgegengesetzten Achsenende befindet sich ein ganz ähnlicher. g ist ein hohler kupferner Cylinder, dessen Enden
auf die Halsringe f aufgeschraubt sind, und welcher
auf seiner Oberfläche mit Kratzen oder Nabeln h etc.
bedeckt ist. Ein gezahntes Rad i ist auf einem der
Halsringe f befestigt. k
ist ein metallener Träger, welcher leicht auf denselben Halsring f aufgesteckt ist; dieser Träger ist bis zum Fuße
des Maschinengestelles hinab verlängert, und endigt in einer Stange, welche sich
leicht in einer am Fuß des Gestelles angebrachten Oeffnung verschiebt. An der
Stütze k ist noch ein Lager l für die Achse einer endlosen Schraube angebracht, welche oben in
einem ähnlichen Stücke ruht. m ist diese endlose
Schraube mit ihrer in den Lagern l sich drehenden
Achse. Das Getriebe n ist auf der Schraubenachse
befestigt, und greift in eine andere endlose Schraube o.
p ist eine kleine Gabel (ähnlich dem Mitnehmer einer Drehbank), welche
auf dem Ende derjenigen Achse befestigt ist, auf welcher die Schraube o steckt. Zwischen diese Gabel tritt ein innerhalb des
Maschinengestelles befestigter Stift, der genau in der Mitte der Curve steht,
welche der Träger k in Folge der excentrischen
Halsringe f auf der Achse c beschreibt. q ist eine Walze über welche
ein endloses Tuch geht, das den Zweck hat, den zu bearbeitenden Faserstoff der
Maschine zuzuführen. Der mit Leder überzogene Deckel r dient um das Material gegen die kämmende Fläche h zu drücken. Der Druck des Deckels r wird durch die Feder s
regulirt, und der Deckel selbst kann durch eine Walze ersetzt werden.
In dem Lager t dreht sich die Welle u der zweiten Kammwalze, deren Achse v ist, und welche auf ihrer Oberfläche
sperrradähnlich cannelirt ist, so daß die einzelnen Kämme oder Nadelreihen x aufgeschraubt werden können. y sind kleine zwischen die Kämme x eingelegte Stäbchen oder Schienen, deren Enden in
den excentrischen Ruthen z liegen, welche, nach
Einwärts gerichtet, aus der Seite der Lager t
ausgearbeitet sind.
Auf jedem Ende der Achse v befindet sich eine Scheibe
w, welche mit Schlitzen versehen sind, denen die
nämliche Neigung wie den Kämmen gegeben ist. Die Schienen oder Stäbchen y gehen mit ihren Enden ebenfalls durch diese
Schlitze. Die Enden der Schienen könnte man nach Bedürfniß rechtwinkelig
umbiegen, die so gebildeten Lappen mit einem Loche versehen, und die Schienen
dann um dieses Loch schwingen lassen, wodurch die Scheiben w entbehrlich würden.
Gang der Entwirrmaschine. – Die Welle c, welche von dem Motor aus in rasche drehende
Bewegung versetzt wird, nimmt die Kammwalze h mit
sich, und zwar dreht sich dieselbe nicht um die Achse e, sondern um die Achse d, so daß das oben
beschriebene Kämmen zwischen der mit dem Vließ versehenen Walze und der in der
Nähe befindlichen Walze x, deren Lage sich nicht
ändert, vor sich geht. Zu gleicher Zeit wird der Walze h eine sehr langsame Bewegung um ihre eigene Achse mitgetheilt, und
zwar mittelst der endlosen Schrauben m und o, und des in die Gabel p eingreifenden Zapfens. Durch eine ganz gewöhnliche Räderverbindung
überträgt die Achse c ihre drehende Bewegung
einerseits auf die Kammwalze x, und andererseits auf
die Walze über welche das endlose Tuch q geht,
jedoch mit verschiedenen Geschwindigkeiten, so daß zwischen den beiden
Kammwalzen eine gewisse Streckung des Vließes vor sich geht.
Die excentrische Nuth z ist so angebracht, daß gegen
die Walze h zu die Nabeln über die Schienen
vorstehen, damit sie das Vließ erfassen können; während auf der
entgegengesetzten Seite, wo es sich darum handelt das Vließ fahren zu lassen,
die Schienen sich über die Nadeln hervorbegeben. Da bei dieser Maschine die
Geschwindigkeit der Walze h nur den vierzehnten Theil der
Walze x beträgt, und zwei Hundertel der Achse c, so ist sie für lange feine Baumwolle ganz
passend. Diese Verhältnisse können jedoch nach dem zu bearbeitenden Stoffe
geändert werden. Durch eine Abnehmwalze oder einen in der Nähe der Schienen
angebrachten Kamm könnte man auch, wenn es nöthig wäre, das Abnehmen des
gestreckten Vließes erleichtern; letzteres kann man auf eine Trommel sich
aufwickeln oder in eine Kanne gehen lassen. Diese Maschine kann auch als bloße
Strecke benutzt werden, wenn man die Schwingungen der Walze h theilweise oder ganz aufhebt.
Kämmmaschine (Peigneuse).
Diese Maschine ist nach Art der Streckmaschinen für Baumwolle construirt, jedoch
ist ihr ein besonderer Kämmcylinder beigegeben.
Fig. 5
stellt im Querschnitt und Fig. 6 im Grundriß die
wesentlichen Maschinentheile dar, und die angegebenen Dimensionen sind für die
Bearbeitung von Baumwolle passend.
A Lagerfuß, wovon bloß ein einziges Paar oder auch
eine gewisse Anzahl von Paaren auf demselben Traggestelle befestigt seyn
kann.
B Träger für das Zuführsystem. Er ist durch die
Schraube B' mit dem Fußgestell A verbunden, und kann, da er einen Schlitz hat,
einer Cylinderfläche entlang verschieden gestellt werden. a ist ein cannelirter Cylinder, welcher eine ruckweise Drehung hat,
und dessen Höhe durch die Lager a' und die
Stellschrauben a'' regulirt werden kann. b ist die Leitung für das Vließ; sie dreht sich um
die Achse b', und ist durch die Lager b'' und die Schrauben b''' verstellbar. Das Gewicht c drückt die
Leitung gegen den Cylinder. Eine Garnitur d von
Leder und Tuch macht diesen Druck sanfter und elastischer. C Träger, auf welchem das Abnehmsystem für den
reinen Stoff angebracht ist; derselbe ist durch die Schraube c' mit dem Fußgestell A
verbunden und kann durch die Schraube c'' regulirt
werden. Der Hebel Z kann auf später anzugebende
Weise bald eine Drehung um die Achse X, bald um die
Achse Y machen.
Die Achse des cannelirten Cylinders e geht durch den
Hebel Z hindurch. Der mit Leder überzogene
Druckcylinder f hat sein Lager in den Hebeln Z. Durch den Haken g
werden die beiden Cylinder gegen einander gedrückt, und zwar mittelst des
Winkelhebels g' und der Feder g''. Die Feder h ertheilt dem Hebel Z in dem Augenblick eine Bewegung um seine Achse X oder Y, wo die Achse
h', der Hebel h''
und die Kette h''' ihn nicht veranlassen in
entgegengesetzter Richtung zu gehen.
D ist ein Lager für ein zweites Abnehmsystem,
welches für den Abfall bestimmt ist; dasselbe ist ebenfalls mit dem Fuß A verbunden und zwar durch die Schraube D'. i ist ein
cannelirter Cylinder; k ein mit Leder überzogener
Cylinder, welcher durch einen Hebel und eine Feder gegen den Cylinder i gedrückt wird. Der Cylinder k kann sehr nahe an die Schienen gestellt werden, oder sie auch ganz
leicht berühren.
E ist ein Deckel, welcher die Zapfen des
Kämmcylinders bedeckt, der sich in einem am Fußgestell A befindlichen Lager dreht. Die Schraube E' hält diesen Deckel an seinem Platz.
l ist die Achse des Kämmcylinders, dessen äußerer
Durchmesser sich nach der Länge des zu behandelnden Faserstoffes richtet, ebenso
wie alle übrigen Theile des Mechanismus. m sind die
Zähne der Kämme, mit welchen ungefähr der halbe Umfang des Cylinders besetzt
ist; die aufeinander folgenden Reihen können in der Richtung, in welcher sie
arbeiten, und je nachdem dieß für das zu verarbeitende Material passend ist,
allmählich feiner und einander näher gestellt werden. Die Schienen n bewegen sich in der Richtung der Kämme, wie bei
der vorher beschriebenen Maschine. Der Theil o des
Kammcylinderumfanges ist nicht mit Kämmen besetzt, sondern cannelirt; der übrige
Theil dieses Umfanges p ist mit Tuch und Leder
überzogen, welche durch die Keile p' oder irgend ein
sonstiges Mittel befestigt seyn können.
Gang der Kämmmaschine. – Die Achse des
Kämmcylinders erhält eine ununterbrochene rotirende Bewegung in derjenigen
Richtung, nach welcher die Nadeln oder Kämme geneigt sind. Bei jeder Umdrehung,
welche er macht, liefert die Zuleitungsvorrichtung eine bestimmte Länge des
Vließes. Der Augenblick der Abgabe sowie die Menge hängt von dem Zwecke, den man
erreichen will, ab, welcher entweder darin besteht, wenig Abgang zu haben, oder
darin, ein sehr reines Product zu erhalten. In dem Augenblick, wo das Kämmen des
vorstehenden Vließtheiles beendigt ist, und das cannelirte Cylinderstück o vor den Cylinder f
tritt, drückt sich dieser stark gegen die cannelirte Fläche, um den gekämmten
Bart abzureißen, dessen sich dann das Cylinderpaar e,
f durch die nämliche Bewegung und das Adhäriren der Fasern an einander
bemächtigt. Sobald aber einen Augenblick später der mit Leder überzogene Theil
p vor den Cylinder e
kommt, drückt sich dieser gegen denselben, und der mit Leder überzogene Cylinder
f hebt sich; der zwischen e und f befindliche Theil des Vließes
macht dann eine rückgängige Bewegung, durch welche derselbe nach und nach und
vom Ende des Bartes angefangen der Wirkung der Kämme m ausgesetzt wird.
Man kann auch die rückgängige Bewegung des Vließes unmittelbar nach dem Kämmen
hervorbringen, oder man kann zwei Abnehmungen nach oder während des Kämmens, wie
später erklärt werden wird, dadurch rückgängig machen, daß man den Kämmcylinder hiezu
besonders einrichtet, wobei jedoch auf die Beschaffenheit und Länge der Faser
Rücksicht genommen werden muß.
Der Rückstand, welchen die Zähne der Kämme mit sich nahmen, wird sogleich durch
die Schienen ausgestoßen, und die zwei Cylinder k u.
i ergreifen denselben. Gibt man diesem
Cylinderpaar eine abwechselnde Kreisbewegung, ähnlich wie den Cylindern e und f, so kann man ein
zweites Band oder Vließ bilden; ist der Abgang jedoch so schlecht, daß sich dieß
nicht lohnt, so kann man denselben frei fallen lassen, oder ihn durch eine
Bürste oder einen Kamm entfernen.
Es ist aus diesem Verfahren ersichtlich, daß die absetzende und fortschreitende
Kreisbewegung der beiden Cylinderpaare e, f und i, k ein neues Band oder Vließ aus abgezupften
Stücken bildet, sey dieß nun aus gutem Stoffe oder aus den Ueberbleibseln. Zu
diesem Zwecke muß man die Größe, Zeitdauer und Geschwindigkeit der Bewegungen so
reguliren, daß die vorwärtsschreitende Bewegung des Bandes immer mehr als die
rückgängige beträgt, und was das Kämmen des hinteren Bartstückes anbelangt, so
muß, damit dasselbe für lange Fasern gut vor sich geht, die rückgängige Bewegung
mit einer geringeren Geschwindigkeit, als diejenige des Kammes ist, gemacht
werden.
Von den Mitteln, durch welche diese Wirkungen hervorgebracht werden können, gebe
ich hier die zwei folgenden an:
1) Wird der mit Leder überzogene Druckcylinder f
mittelst des Hebels Z und seines Zubehörs an den
cannelirten Theil o der Kämmwalze angedrückt, so
kann diese Berührung allein schon die vorwärts gehende Bewegung des Walzenpaares
e, f verursachen, ebenso wie ein starker Druck
des Cylinders e gegen die elastische Fläche p den Rückgang zur Folge hat. In diesem Falle muß
der Hebel Z sich um den Punkt X drehen.
2) In Fig.
7 ist q ein Getriebe, welches
abwechslungsweise in die gezahnten Sectoren t und
u eingreifen kann. Auf den Achsen r und s der Sectoren
sind noch zwei vollständig gezahnte Räder befestigt, welche durch die punktirten
Kreise w und x
angedeutet sind, und, da sie in einander eingreifen, sich in entgegengesetzten
Richtungen bewegen. Diese Räder erhalten eine ununterbrochene drehende Bewegung
von der Achse des Kämmcylinders aus, und machen in derselben Zeit auch eine
gleiche Anzahl von Umdrehungen. Das Getriebe q ist
auf der Achse der Cylinder e oder i, Fig. 5 befestigt, oder
steht wenigstens mit denselben in Verbindung.
Aus dieser Anordnung geht hervor, daß man das Getriebe q beliebig vor- oder rückwärts laufen lassen kann, sowie alle
diejenigen Theile welche von dem Getriebe abhängen. Auch ist leicht einzusehen,
daß man durch Verändern der Länge oder des Durchmessers der gezahnten Sectoren
die Zeitdauer und Geschwindigkeit der hervorzubringenden Bewegungen zu reguliren
im Stande ist.
Aber dieses Mittel wäre hier ohne die an den Sectoren angebrachte Vervollkommnung
nicht brauchbar; letztere besteht darin, daß einige der ersten Zähne t' und u' der Sectoren
um Achsen t'' und u''
beweglich gemacht wurden; sie sind außerdem durch die Federn v, v, deren Stärke sich nach der zu übertragenden
Kraft richtet, über dem Niveau der übrigen Zähne erhalten. Durch diese Anordnung
geschieht das Begegnen mit dem Getriebe q ohne Stoß,
denn die in die Höhe gehobenen Zähne geben den Getriebzähnen anfangs nach, und
die Federn v müssen sich erst allmählich spannen,
während das gezahnte Fragment seine richtige Lage annimmt und das Getriebe auf
die festen Zähne überführt. Bei dieser Methode muß der Hebel Z sich um die Achse Y
bewegen, welche auch die Achse des Cylinders e ist,
und zu diesem Zweck sind die Träger C auf jeder
Seite mit einem cylindrischen Lager Y', Fig. 6,
versehen, in denen die hohlen Hebelzapfen liegen, die selbst die Lager für die
Cylinderhülse e abgeben, welche durch die Zapfen der
Hebel Z hindurchreichen. – Was die Bewegung
der Achse h' anbelangt, so ertheilt man sie
derselben von der Achse l des Kämmcylinders aus, und
zwar durch ein auf dieselbe aufgestecktes Excentricum, in welches das mit einer
Rolle versehene Ende eines Hebels eingreift, der auf der Achse h' befestigt ist. Diese Einrichtung bedarf keiner
näheren Erklärung.
Die zwei aus der Maschine kommenden Bänder oder Vließe können durch Trichter
geleitet, und von Abnehmwalzen mit zwar ununterbrochener, aber vor- und
rückgängiger Bewegung angezogen werden.
Verschiedene Zuleitungsvorrichtungen für die
Kämmmaschine.
Im Vorhergehenden wurde nur die allereinfachste Speise- oder
Zuleitungsvorrichtung für die Kämmmaschine beschrieben, sie würde jedoch nicht
für alle Fälle und alle Stoffe passen. Abgesehen von den Vorrichtungen dieser
Art, welche an anderen Maschinen gebräuchlich sind, und die man auch hier
anwenden könnte, construirte Heilmann folgende
neue.
Erste Zuleitungsvorrichtung.
Fig. 8
stellt einen Querschnitt derselben dar.
l Kämmcylinder. f
Druck-, Abnehm- und Streckcylinder, wie in Fig. 5.
a cannelirter Zuleitungscylinder; a'' Pressionscylinder zu demselben.
b ein mit Tuch und Leder überzogenes Lineal; b' Drehungszapfen desselben; b''' Arm, welcher das Lineal mit dem Zapfen b' verbindet. c
Feder oder Gewicht, welches auf das Lineal b
wirkt.
Diese Theile sind den in Fig. 5 mit
denselben Buchstaben bezeichneten analog.
c' Schraube, womit der Punkt genau regulirt
werden kann, bei welchem die Wirkung der Feder c
auf das Lineal aufhört.
x zweites parallel zu b abgeschärftes Lineal.
x' Arm, welcher das Lineal x trägt.
x'' Drehungszapfen, welcher auf dem Arm b''' befestigt ist, und um welchen sich der Arm
x' wie um ein Scharnier drehen läßt, wenn er
von einem Excentricum aus bewegt wird.
y Kamm, zwischen welchem der zu bearbeitende
Stoff hindurchgezogen wird, und dessen beide Enden an den Seitenträgern
befestigt sind.
Gang dieser Vorrichtung. – Die beiden
Speisecylinder bringen die Baumwolle oder die Wolle zwischen das Walzenpaar
f, l, wie bei den
Baumwoll-Streckmaschinen. Im Augenblick des Kämmens wird die Stange
x''' von Oben nach Unten gezogen, und zwingt
den Hebel x' sich um seine Achse x'' zu drehen, bis das Lineal x dem Lineal b
begegnet, um den Anfang des Vließes wie in einer Zange festzuhalten, worauf
die Bewegung jedoch um die Achse b' noch
fortgesetzt wird, so daß das Lineal b einen
kleinen Kreisbogen (durch die Linie 1–2 angezeigt) beschreibt. Auf
diese Weise wird der vorstehende Theil des Bandes oder Vließes allmählich
den Zähnen der Kämmwalze l genähert. Nach dem
Kämmen geht die Stange x''' wieder in ihre
frühere Lage zurück, und mit derselben der gekämmte Bart, welcher sogleich
zwischen die Zähne des Kammes y tritt. Die
Stellschraube c' begegnet dann dem für sie
bestimmten festen Punkte auf dem Maschinengestell, wodurch die aufwärts
gehende Bewegung des Lineals b gehemmt wird,
während das Lineal x sich noch bis zu der Stelle
zurückbewegt, von welcher es ausgegangen war.
Zweite Zuleitungsvorrichtung.
Fig. 9
ist eine Seitenansicht derselben; sie gleicht der vorher beschriebenen,
daher auch die entsprechenden Theile mit denselben Buchstaben bezeichnet
wurden. Von der vorhergehenden unterscheidet sie sich dadurch, daß die
Zuführungscylinder durch zwei oder mehrere Reihen von Nabeln oder Stacheln
d, d ersetzt sind, und daß der Kamm y um die Achse e
beweglich gemacht ist. Dieser Kamm tritt übrigens von Unten nach Oben durch
die Fasern, statt von Oben nach Unten, und die Achse x'' ist um einen am Gestell befestigten Zapfen beweglich, welcher
auch der Verlängerung des Hebels z angehört, so
daß die Zange x, b sich von dem Cylinder f entfernen oder sich demselben nähern kann, und
zwar in der Richtung des zu kämmenden Stoffes. Diese Bewegung wird durch ein
Excentricum hervorgebracht.
Das Zurückgehen der Zange von den Cylindern e, f
findet während des Abreißens des Bartes statt, worauf gleich wieder das
Kämmen und Annähern wie bei der vorher beschriebenen Zuleitungsvorrichtung
erfolgt. Nach dem Kämmen nimmt die Zange wieder die erste Lage an, nämlich
diejenige, wo sie den Cylindern am nächsten ist, und hierdurch wird das Band
zwischen den Nadeln d, d allmählich vorwärts
gezogen. Diese Nadeln sind an dem Hauptgestell befestigt. Der kleine Hebel
g hängt mit dem Kamme y und seinem Zubehör zusammen, und liegt zwischen zwei Stiften,
welche ihn bei ihrer auf- und abwärtsgehenden Bewegung mitnehmen.
Durch bloße Betrachtung der Zeichnung wird klar, daß während sich die Zange
zurückzieht, der Kamm y an seinem Platze bleibt;
ebenso kann man sich überzeugen, daß bei gehörigem Spielraum zwischen den
beiden Stiften und einer verhältnißmäßigen Länge des Hebels g der Kamm und die Zange in ihrer gleichzeitigen
Bewegung sich nicht hindern können.
Dieser Mechanismus kann auch so abgeändert werden, daß die Zange wie bei der
vorher beschriebenen Zuleitungsvorrichtung ihre Lage nicht ändert, dagegen
aber, und zwar durch die nämlichen Mittel, die drei Kammreihen y, d, d, sowie die damit verbundenen Theile
vor- und rückwärts bewegt werden.
Dritte Zuleitungsvorrichtung.
Diese Methode ist in Fig. 10
dargestellt.
Der Cylinder a, welcher entweder cannelirt, oder
mit Leder, Tuch oder einer andern Substanz überzogen ist, dreht sich in
entgegengesetzter Richtung, um das Vließ vorwärts zu bewegen, welches durch
die Leitung b von Oben nach Unten geführt wird.
Diese Leitung ist nicht mit Leder überzogen, und endigt in einer scharfen
Kante. Unabhängig von seiner vorwärts gehenden Bewegung macht der Cylinder
a mit der Leitung b gleichzeitig bei jeder Umdrehung eine Oscillation, wobei er
abwechslungsweise zwei verschiedene Lagen annimmt, die eine während des
Kämmens, die andere in dem Augenblick wo der Bart weggezupft wird.
Bei dieser Anordnung kann man mit Nutzen von dem Kamme y, Fig. 8, Gebrauch machen.
Die gewünschten Bewegungen werden wie folgt hervorgebracht.
Die Leitung b endigt auf beiden Seiten mit einem
Lappen oder Flügel. Diese Lappen sind mit Löchern versehen, durch welche die
Fortsetzung der Cylinderachse a leicht geht;
außerdem befindet sich an einem der Lappen noch ein Hebel x' mit einer Zugstange x'''.
Auf derselben Cylinderachse a und auf derselben
Seite sind auch zwei gezahnte Räder aufgesteckt, wovon das eine p mit auswärts stehenden Zähnen sich auf der
Achse drehen läßt, während das andere q mit
einwärts stehenden Zähnen befestigt ist. Ein Getriebe r greift zu gleicher Zeit in beide Räder und dreht sich frei auf
dem Zapfen s, welcher an dem Hebel x' angenietet ist. Das Rad q erhält von außen her die vorwärts gehende
Bewegung mit Unterbrechungen, welche zum Zuleiten des Vließes nothwendig
sind, und zwar findet die Bewegung und der Stillstand zu der Zeit statt,
welche man für die passendste hält.
Im Augenblick des Kämmens wird die Stange x'''
und mit derselben der Hebel x' gehoben, was die
Leitung b und den Cylinder a in eine der vorhin erwähnten Stellungen
bringt, wobei die Fasern dem Kamme genähert und unter einem spitzen Winkel
umgebogen werden, wodurch das Festhalten derselben noch erleichtert
wird.
Nach dem Kämmen geht die Stange x''' wieder
abwärts und gibt der Leitung f und dem Cylinder
a die Stellung, von welcher eben noch die
Rede war. Die gekämmten Fasern werden dann von dem Cylinder f nach einer gewissen Richtung ausgezogen. Die
Gleichzeitigkeit der Bewegung für die Leitung b
und den Cylinder a wird durch ihre Vereinigung
mittelst des Räderwerks p, q und r hervorgebracht.
In Fällen, wo der Stoff sehr stark gekämmt werden muß, kann man den
cannelirten und den kämmenden Theil von einander unabhängig machen, ohne der
Maschine den Charakter einer rotirenden Maschine, wie sie in Fig. 5 und 6
dargestellt ist, zu nehmen.
Diese Modification ist in Fig. 11
dargestellt.
f Auszugscylinder. o
cannelirter Walzentheil, dem ein Lederüberzug vorausgeht und folgt. o' ein Paar Segmente, welche sich frei auf der
Kämmcylinderachse drehen können, und von denen sich eines auf jeder Seite
der Achse befindet. Auf diesen Segmenten ist der cannelirte Theil o befestigt. o''
gezahntes Rad, welches mit den Segmenten aus einem Stücke ist und seine
Bewegung durch ein Getriebe und eine Welle erhält, die parallel zur
Kämmcylinderachse liegt.
Aus dieser Anordnung geht hervor, daß man für jede Umdrehung der Cannelirung
oder für das einmalige Kämmen den Kammcylinder m
so oft umlaufen lassen kann, als man es für nöthig erachtet, und zwar ohne
Zeit zu verlieren.
II. Beschreibung der von Schlumberger
und Comp. construirten Maschinen.
Wenn man vorstehendes Patent von Heilmann studirt hat, so
wird man die von Schlumberger und Comp. construirten,
anscheinend sehr complicirten Maschinen unschwer verstehen. Wir werden bei deren
Beschreibung nachstehende Ordnung befolgen:
1) Aufzupf- oder Entwirrmaschine;
2) Kämmmaschine für mittelstapelige Faserstoffe;
3) Kämmmaschine für langstapelige Faserstoffe;
4) Kämmmaschine für kurzstapelige Faserstoffe.
1. Aufzupf- oder Entwirrmaschine (Démêloir).
Fig. 12
Seitenansicht nach einer auf der Motorwelle senkrecht stehenden Ebene.
Fig. 13
Ansicht der Maschine von oben.
A Ständer des Gestelles der Maschine, auf welchen
die Achsen aller Organe ruhen.
A' Traversen, welche die Ständer A verbinden.
B Führer, welcher am Gestell angebracht ist und die
Wolle den speisenden Nadelwalzen zuführt.
C, D Speise- oder Zuführwalzen, welche auf
den Hebeln E angebracht sind und zu gleicher Zeit
eine schwingende und eine drehende Bewegung machen.
Die schwingende Bewegung wird durch die mit den Hebeln E verbundenen Kurbeln F
hervorgebracht.
Die drehende Bewegung wird durch vier Organe veranlaßt, nämlich: eine endlose
Schraube G, welche auf dem Zapfen der Kurbeln F angebracht ist, ein Zahnrad H, eine andere endlose Schraube J, welche
auf der Welle des Zahnrades H angebracht ist, und
ein zweites Zahnrad K, welches auf die Welle der
untern Zuführwalze C aufgesteckt ist.
L streckende Nadelwalze mit Stäbchen oder Schienen
M: sie faßt die von den Walzen C, D zugeführte Wolle.
N Excentrics, welche die Stäbchen M führen; sie sind der Art adjustirt, daß sie sich
auf der Seite der Zuführung am Boden des Raumes zwischen den Nadeln
befinden, hingegen auf der Seite der Streckwalzen O,
O', über die Nadeln vorstehen.
O, O' übereinanderliegende Walzen, welche die von
der Nabelwalze L abgegebene Wolle strecken; die
Zapfen der obern Walze liegen frei in zwei Gabeln.
Das Zugsystem besteht:
aus zwei Walzen P, P' die parallel über einander
liegen; die Zapfen der obern Walzen liegen frei in Gabeln oder Schlitzen; ferner
aus einem Trichter Q, durch den die aus den
Streckwalzen O, O' hervorkommende Wolle geht.
R ist die Treibwelle, und allen vorher erwähnten
Organen wird die Bewegung auf folgende Weise mitgetheilt:
1 und 2 sind Zahnräder auf der Welle R.
Das Rad 1 überträgt die Bewegung auf die mit eingelegten Stäbchen versehene
Nadelwalze L und auf das Zugsystem P, P' mittelst der Räder 3, 4, 5, 6, 7 u. 8. Man
bemerkt, daß das Getriebe 5, welches auf der Welle des Rades 4 sitzt, zugleich
in die beiden Räder 6 u. 7 greift, zwischen denen es sich befindet.
Das Rad 2 treibt mittelst der Zahnräder 9 u. 10 diejenigen Organe, welche die
schwingende und drehende Bewegung der Zuführwalzen C
und D hervorbringen.
Gang der Maschine. Nachdem das Material zwischen die
Zuführwalzen C, D gebracht worden ist, wird es von
der mit Stäbchen versehenen Nadelwalze L erfaßt. In
Folge der schwingenden Bewegung der Walzen C, D muß
die Wolle abwechselnd in die Nadeln der Walze L
gelangen und aus denselben heraustreten, so daß die Fasern nach und nach
bearbeitet und gestreckt werden, bis sie, von den Zuführwalzen losgelassen, von
der Walze L fortgezogen werden. Die Stäbchen der
letztern nehmen sie alsdann von den Nadeln ab und übergeben sie den Streckwalzen
O, O'; von diesen ab geht das Wollband in den
Trichter Q und wird dann von den Zugwalzen P, P' angezogen, welche es in eine Kanne fallen
lassen.
2. Kämmmaschine für halblange oder
mittelstapelige Faserstoffe.
Diese Maschine führt vier Operationen aus, welche folgende sind:
die Speisung, d.h. den Gang des zu kämmenden Materials, welches der Maschine in
unterbrochener Weise geliefert werden muß;
das eigentliche Kämmen, d.h. die Reinigung des Kopfes eines Stapels von Fasern;
das Abreißen,
welches darin besteht, den bereits gekämmten Stapel von dem nicht gekämmten
Theil zu trennen, wobei aber gleichzeitig das Schwanzende dieses Stapels gekämmt
wird;
das Putzen, welches den Zweck hat, die Kämme und andere Theile welche zum Kämmen
gedient haben, zu reinigen.
Die Kämmmaschine, welche diese Operationen verrichtet, ist in Fig. 14 im Profil im
Moment der Speisung dargestellt; in Fig. 15 im
senkrechten Querschnitt, parallel mit der Ebene der Fig. 15 im Moment der
Abreißoperation.
Die vier aufgezählten Operationen werden mit Hülfe von sieben Hauptorganen
ausgeführt, welche direct mit der Wolle in Berührung kommen, es sind: die Zange, die Trommel, der
Speiseapparat, der Abreißapparat (appareil d'arrachage), der
feste Kamm, der Zugapparat (appareil d'appel) und der Putzapparat.
Zange. – Dieses Organ besteht aus zwei Backen,
von denen die eine a (Fig. 14 u. 15) am
Ende mit Tuch und Leder, die andere b mit drei
Riffeln versehen ist.
A, B sind zwei Hebel, welche sich um die Welle e drehen und auf denen die Backen a u. b befestigt
sind.
Der an der Welle e befestigte Hebel B wirkt durch den Impuls der Kurbel f, die ihm eine hin- und hergehende Bewegung
ertheilt. Der andere Hebel A hingegen ist frei auf
der Welle, und die Federn G suchen ihn gegen das
Gestell gestützt zu halten – eine Stellung die er nur verläßt, um einen
Theil der durch die Kurbel f veranlaßten Bewegung zu
beschreiben, sobald die Backe b sich auf die Backe
a legt und diese mit sich nimmt, wobei die
Federn G gespannt werden.
Trommel. – Sie besteht aus zwei Scheiben, auf
denen zwei mit Kämmen h versehene Segmente und zwei
mit Leder garnirte Segmente i befestigt sind. Diese
Trommel macht eine halbe Umdrehung für die vier Operationen der Maschine.
Speiseapparat. – Er besteht aus Nadeln, welche
Kämme c bilden, die sich zwischen Stäbchen oder
Schienen o befinden. Dieses Organ ist mit Hülfe der
Hebel C, O auf dem Hebel A der untern Backe der Zange angebracht und folgt den Bewegungen
dieser Backe. Außerdem finden noch zwei andere wiederkehrende Bewegungen statt;
eine, wodurch die Nadeln abwechselnd zwischen den Stäbchen hervorkommen und sich
zwischen dieselben zurückziehen, dann eine, welche das ganze Speisesystem von
der Zangenbacke b entfernt und derselben nähert. Die
erstere dieser Bewegungen wird mit Hülfe der Haken j
bewirkt, welche mit dem Schlitz einer obern Traverse des Gestelles (Fig. 14)
verbunden sind; die zweite erfolgt mittelst des Excentricums k, der Hebel l, m, der
Stange n und der Hebelwelle p.
Abreißapparat. – Er besteht aus zwei Walzen,
von denen die eine D geriffelt, die andere E (Fig. 15) mit Tuch
oder Leder überzogen ist; diese Walzen werden mittelst der Stangen und Hebel 4,
5, 6, 7, 8 und des Gewichts F gegen einander
gedrückt. Das Abreißen erfolgt auf zwei Hebeln H,
welche durch das Gewicht F das Bestreben erhalten
aufwärts zu gehen, was sie während eines Augenblicks nöthigt, gegen die festen
Punkte 10 (Fig.
14) gestützt zu bleiben.
J ist eine Welle, an welcher die Federn G (Fig. 15) angehängt
werden, und mit welcher zwei andere Hebel K
verbunden sind, denen durch die Excentrics L eine
wiederkehrende Bewegung ertheilt wird.
Die Hebel K stehen mit denen H mittelst der federnden Stangen M und der
Hebel N in Verbindung, der Art, daß die erstern
Hebel auf die letzteren nur während ihres Niederganges wirken können. Die
aufwärtsgehende Bewegung der Hebel H wird durch das
Gewicht F hervorgebracht, so, daß wenn sich diese
Hebel beim Aufsteigen gegen die festen Punkte 10 stützen, dann die ihre Bewegung
fortsetzenden Stangen M die Hebel N um ihre Achsen E
drehen und die Walzen D gegen das Segment i der Trommel drücken.
Fester Kamm. – Dieser Theil der Maschine
besteht aus einer mit Nadeln versehenen Platte r
(Fig.
15) und ist an den Schlitzen 14 zweier Hebel P angebracht, welche auf der Welle q
befestigt sind und während eines Augenblicks auf den festen Punkten 15
ruhen.
Mittelst des Excentricums R und der Hebel s, t wird dieser Kamm intermittirend aus seiner
festen Stellung gehoben.
Zugapparat. – Er besteht aus zwei gewöhnlichen
Zugwalzen X, Y, welche eine ununterbrochene drehende
Bewegung erhalten, ferner aus einem veränderlichen Trichter V.
Putzapparat. – Er besteht aus einer Bürste U, einer Streichtrommel W, welche sich beide regelmäßig drehen, und aus einem schwingenden
Kamm Z.
Die hier beschriebenen Organe werden sämmtlich durch eine Reihe von Zahnrädern
(Fig.
14) in Betrieb gesetzt, welche ihre Bewegung von einer Treibrolle
erhalten, die sie von dem Hauptmotor durch einen Laufriemen empfängt. Die
punktirten Linien bezeichnen die Stellung der Laufriemen.
(Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)