Titel: | Verbesserungen in der Fabrication des Gold- und Silberdrahtes, des Lahns und der Gold- und Silbergespinnste zu Posamentierarbeiten, von Hrn. Masson zu Paris. |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. XCVII., S. 351 |
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XCVII.
Verbesserungen in der Fabrication des
Gold- und Silberdrahtes, des Lahns und der Gold- und Silbergespinnste zu
Posamentierarbeiten, von Hrn. Masson zu Paris.
Aus Armengaud's Génie industriel, Mai 1858, S.
245.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Masson's Verbesserungen in der Fabrication des Gold- und
Silberdrahtes etc. zu Posamentierarbeiten.
Die bisher angewendeten Methoden, um ächten oder unächten Golddraht und Lahn zu
Gespinnsten zu erhalten, bestehen im Wesentlichen darin, einen Zain von Silber oder
von Kupfer, der rund geschmiedet worden, etwa 0,50 bis 0,60 Meter lang und 0,05 Met.
dick ist, zu vergolden und ihn dann zu Draht auszuziehen. Er muß, bevor er die Dicke
eines Haares erreicht, durch 150 Ziehlöcher gehen.
Soll nun dieser (runde) Draht zu Gespinnsten verwendet werden, so muß er einer
zweiten Arbeit unterzogen werden, welche darin besteht, ihn zwischen zwei stählernen
stark gehärteten Walzen platt zu walzen. Der höchst feine Draht erlangt durch diese
Operation eine verhältnißmäßig sehr bedeutende Breite, nämlich von mehr als einem
halben Millimeter, und wird dann Lahn, Plätt oder Pläsch genannt. Dieser Lahn wird nun spiralförmig um
einen Seidenfaden gewickelt, und bildet dann das Gespinnst, welches zu Tressen und anderen goldenen und silbernen
Posamentierarbeiten verwendet wird.
Durch diese verschiedenen Operationen des Ziehens und Auswalzens (Plättens) wird
natürlich ein nicht unbedeutender Verlust an edlen Metallen veranlaßt. Außerdem geht
bei den Gespinnsten, wie sie jetzt angefertigt werden, diejenige Seite des platten
Lahns, welche dem Seidenfaden zugewendet ist und demselben anhängt, für das Auge und
die Benutzung verloren.
Wir wollen im Voraus bemerken, daß man bei der nun zu besprechenden Erfindung eben so
gut feines als unächtes Silber und überhaupt alle anderen Metalle anwenden kann,
welche sich leicht zu Posamentierdraht ausziehen lassen; ferner daß das Verfahren
des Erfinders gestattet, den Draht, Lahn und die Gespinnste mit allen edlen Metallen
zu überziehen, sowohl mit einer als mehreren Schichten desselben Metalles oder
verschiedener Metalle. Was in der Beschreibung seiner Methode vom Gold und Silber
gesagt ist, gilt auch von anderen Metallen.
Die Apparate, deren man sich bei dem neuen Verfahren bedient, sind in Fig. 19 bis 22
abgebildet.
Fig. 19 ist
ein Längendurchschnitt des ganzen Apparats;
Fig. 20 ist
der Grundriß desselben oder die Ansicht von Oben;
Fig. 21 zeigt
eine verschiedene Einrichtung von der in Fig. 19 und 20
dargestellten;
Fig. 22
endlich ist ein Aufriß des Trockenofens.
Mittelst dieses Apparats wird der Metalldraht oder das Gespinnst durch ein Bad
gezogen, welches eine geeignete Lösung desjenigen Metalles enthält, womit man den
Draht überziehen will; der Draht überzieht sich in dem Bade mit dem Metall entweder
durch den Einfluß der galvanischen Elektricität, oder mittelst des bloßen
Eintauchens. Dieses Verfahren, dessen Princip bereits zahlreiche Anwendungen in der
Industrie erhalten hat, ist noch niemals zur Fabrication des Drahtes, des Lahns und
der Gespinnste für Posamentierarbeiten benutzt worden. Was nun die Zusammensetzung
des Bades, seine Anwendung in kaltem oder warmem Zustande, mit Benutzung der
galvanischen Säule oder bloß des Durchziehens betrifft, so hängt dieß von dem
beabsichtigten Zweck ab. Die Einrichtung der Maschine ist diesem Zweck ebenfalls
untergeordnet.
Der Apparat besteht in der Hauptsache aus zwei Trögen H
und K, von denen der erste eine schwache Gold-
oder sonstige Metalllösung und der zweite das zum Spülen der durch die Lösung
gegangenen Drähte erforderliche Wasser enthält. Die Drähte wickeln sich von den
Scheiben B ab und auf die Scheiben A auf, welche letztere durch die Laufriemen e von irgend einer Triebkraft aus in Bewegung gesetzt
werden.
Der Draht geht von den Scheiben B über eine Stange O', welche in isolirenden Trägern Z liegt, die auf dem Troge H befestigt sind;
darauf geht der Draht, geleitet von den Rollen P, in den
Trog H, und aus diesem mittelst der Rolle P', die zur Verminderung der Reibung dient, in den Trog
K (vor seinem Eintritt in diesen Trog wird er auf
der Walze N abgetrocknet, und ebenso auf der Walze N' beim Austritt aus dem Troge); dann geht der Draht
über die Walzen I und I',
welche ihn durch die Augen oder Oesen i zu den
Aufnahme-Scheiben A leiten. Die Oesen i sind auf einem beweglichen Wagen C angebracht, wodurch das Aufwickeln erleichtert
wird.
Ein Gewicht V wirkt auf die Scheiben B ein und erhält den Draht gespannt.
Zwei Stäbe O und O' nehmen,
der eine die Anode h, der andere den Leitungsdraht h' auf, welche mit den Polen der Batterie in Verbindung
stehen.
Der Gang des Apparates ist nach dem über seine Einrichtung Gesagten,
selbstverständlich.
Die Vortheile dieses Verfahrens bestehen darin, daß man mit demselben Goldquantum bei
weitem genügendere Vergoldungen erhält, als nach dem alten Verfahren; daß die
Handarbeit geringer ist, und daß man beim passiren des Gespinnstes nur die sichtbare
Seite des Lahns vergoldet, da die innere, unsichtbare Seite nicht mit Gold überzogen
zu seyn braucht. Nöthigenfalls könnte man aber auch dieser Seite gleich anfangs eine
schwache Vergoldung geben und dann, nachdem der Lahn auf die Seidenfäden gewickelt
worden ist, die Vergoldung wiederholen.
Damit bei dem Durchgang der übersponnenen Seide durch das Bad dieselbe nicht einen
Theil der Metalllösung absorbirt, wird das Gespinnst mit stearinsaurer Thonerde
überzogen.
Um den Lahn nur auf einer Seite zu vergolden, bedient man sich des in Fig. 21 abgebildeten
Apparates. In dem Bade H ist nämlich eine, aus Glas,
Porzellan oder einem andern nicht leitenden Material bestehende Trommel angebracht,
deren äußere Oberfläche sehr glatt seyn muß; dieselbe dreht sich um ihre Achse und
taucht in das Bad bis zu der Höhe der Linie e, e'. Indem
man nun den Lahn platt um diese Trommel wickelt, bleibt die untere, mit derselben in
Berührung stehende Seite des Lahns unvergoldet, während auf seine andere Seite das
Bad einwirkt.
Man kann auch noch ein anderes Verfahren anwenden, um dasselbe Resultat zu erlangen.
Man benutzt nämlich eine Walze A, Fig. 22, deren aus Tuch
oder Flanell bestehender Ueberzug mit einem fetten Firniß getränkt ist; indem der
Lahn diese Walze berührt, wird er mit einer Firnißschicht überzogen, und indem er
alsdann durch einen Ofen B gezogen wird, trocknet er
vollkommen. Gelangt nun der so vorbereitete Lahn in den Apparat Fig. 19, so wird bloß die
nicht mit Firniß überzogene Oberfläche die Metallschicht annehmen, und man zieht
hernach den Firniß wieder ab. – Patentirt in Frankreich am 19. November
1853.