Titel: | Ueber das Bernard'sche Verfahren der Reinigung des Wassers mittelst Filtrirens durch Scherwolle. |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. CII., S. 358 |
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CII.
Ueber das Bernard'sche Verfahren der Reinigung des Wassers
mittelst Filtrirens durch Scherwolle.
Aus dem Technologiste, Juni 1858, durch das polytechnische
Centralblatt, 1858 S. 1072.
Mit einer Abbildung aus Tab. VI.
Ueber Bernard's Verfahren der Reinigung des Wassers mittelst
Filtrirens durch Scherwolle.
Im Anschluß an den bereits im polytechn. Journal Bd. CXLVII S. 60 mitgetheilten günstigen Bericht über dieses Verfahren
geben wir hier die nähere Beschreibung desselben, für welches der Erfinder bei der
Pariser Ausstellung eine Medaille erster Classe erhielt.
Das von Bernard angewendete Filter, in Fig. 25 im
Verticaldurchschnitt dargestellt, besteht aus einem cylindrischen Behälter A, welcher oben mit einem Rande eingefaßt ist, auf
welchem durch Schraubenbolzen Q, Q ein Deckel V befestigt wird, welcher mit einem Ringe g versehen ist, mittelst dessen er abgehoben werden
kann. B ist das Rohr, durch welches das zu filtrirende
Wasser zugeführt wird, b das Rohr, durch welches das
gereinigte Wasser abfließt. c ist ein eiserner Ring,
welcher den durchlöcherten hölzernen oder eisernen Boden d trägt. Bei C befindet sich eine
verschließbare Oeffnung, um das Filter zu entleeren. F
ist ein Drahtgewebe, welches den falschen Boden bedeckt, G ist die unterste Schicht von schwarzer präparirter Scherwolle, H ist ein Drahtgewebe, I ist
eine zweite Schicht Scherwolle, J ein zweites
Drahtgewebe, K eine dritte Schicht von Wolle, L wiederum ein Drahtgewebe, M eine vierte Schicht Wolle und N abermals ein
Drahtgewebe. O ist eine Scheibe, durch welche die
verschiedenen Schichten der Scherwolle zusammengedrückt werden, indem man die
Schraube P, welche in dem kreuzförmigen Querstück R ihre Mutter hat, hinabschraubt. Die Wolle kann auch in
einer einzigen Schicht in dem Filter angebracht und die Scheibe mit der Schraube und
das Drahtgewebe weggelassen werden.
Die Bäder zum Schwarzfärben der Scherwolle bereitet man in folgender Art:
Bad Nr. 1. Man nimmt ungefähr 1 Liter Kalkwasser (Kalkmilch?), 250 Grme. kohlensaures
Natron und 25 bis 30 Liter Wasser, erwärmt diese Mischung auf 50 bis 60° C.
und läßt die Wolle 5 bis 6 Stunden lang darin liegen.
Bad Nr. 2. Man nimmt 250 Grme. Alaun, circa 30 Grme.
Weinstein und 25 Liter Wasser, bringt die Wolle 5 Stunden lang in dieses kochende
Bad, setzt sie dann mehrere Stunden lang der Luft aus und kocht sie darauf 2 Stunden
lang mit einer Abkochung von 200 Grmen. Galläpfelpulver in 20 Litern Wasser.
Bad Nr. 3. Man läßt 125 Grme. essigsaures Eisen mit 20 Litern Wasser oder 250 Grme.
Eisenvitriol mit derselben Menge Wasser kochen.
Die Behandlung in dem Galläpfel- und in dem Eisenbade muß zweimal wiederholt
werden. Man läßt die Wolle mehrere Stunden lang in dem zweiten Bade verweilen und
sodann trocken werden, worauf man sie in eine lauwarme Lösung von 250 Grmen.
kohlensauren Natrons in 25 Litern Wasser bringt und eine Stunde lang darin verweilen
läßt.
Bei allen diesen Operationen rührt man die Wolle öfter mit einem Stock um und nach
der ersten Operation bringt man sie auf ein Sieb, um die Flüssigkeit abtropfen zu
lassen, und wäscht sie, bevor man zur zweiten Operation übergeht, mit Wasser, bis
die ablaufende Flüssigkeit nicht mehr gefärbt ist.
Um die Filter zu reinigen, öffnet man den Deckel und nimmt die oberste Schickt der
Scherwolle, auf welcher die Unreinigkeiten sich abgelagert haben, ab, worauf das
Filter wieder benutzt werden kann. Man kann in dieser Weise allmählich mehrere
Schichten der Scherwolle wegnehmen, bis das Filter nur noch zur Hälfte damit gefüllt
ist. Um die herausgenommene Scherwolle wieder als Filtrirmaterial brauchbar zu
machen, wäscht man sie in einem Drahtkorb mit Wasser, bis dasselbe klar
abfließt.