Titel: | Ueber Gerberei und Leder; von Professor Dr. Fr. Knapp. |
Autor: | Fr. Knapp |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. CX., S. 379 |
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CX.
Ueber Gerberei und Leder; von Professor Dr. Fr. Knapp.
(Fortsetzung und Schluß von S. 314 des
vorhergehenden Heftes.)
Knapp, über Gerberei und Leder.
Gerbversuch mit Chloraluminium.
Man brachte 1,386 Grm. reingewaschene unter der Luftpumpe getrocknete Haut in 29,093
Grm. einer durch Ausfällen von schwefelsaurer Thonerde mit Chlorbarium dargestellten
Lösung von Chloraluminium, welche in 100 Gewichtstheilen bei der Analyse gab:
I
II u. III
im Mittel
Thonerde
3,86
3,39
3,625
Chlorsilber
29,73
29,97
29,76
Diese Werthe entsprechen einem Verhältniß von 1 Aeq. Thonerde auf 2,94 Aeq.
Chlorsilber. Nach zweimal 24 Stunden gab die Lösung in 100 Theilen:
Thonerde
1,84
1,95
Chlorsilber
14,99
14,87
entsprechend 1 Aeq. Thonerde auf 2,92 Aeq. Chlorsilber. Auch hier hat sich daher die
Zusammensetzung nicht geändert, während eine starke Reaction der Haut auf die
Flüssigkeit stattfand. Denn es berechnet sich der Gehalt der Flüssigkeit an
Chloraluminium
vor dem Versuch mit
1,744
nach der Gerbung mit
1,365
und sind mithin fixirt worden
–––––
0,379
oder 27,3 Procent der Haut.
Durch Auswaschen in destillirtem Wasser nach oben bezeichneter Methode enthielt die
Haut nach 3 Tagen noch 3,46 Proc., welche ohne Zweifel bei fortgesetztem Auswaschen
ebenfalls weggegangen wären.
Gerbversuch mit essigsaurer Thonerde.
Man digerirte 1,139 Grm. reine Haut mit 6,565 Grm. einer aus Bleizucker und
schwefelsaurer Thonerde dargestellten Lösung von essigsaurer Thonerde.
Diese gab vor dem Versuch
0,432 Grm.
nach der
Gerbung
0,166 Grm.
–––––––––
Glührückstand oder Thonerde, es sind
also
0,266 Grm.
von der Haut fixirt worden, entsprechend 23,3 Proc.Diese Zahl ist etwas zu groß, da an der Haut einige Flocken coagulirtes
Thonerdesalz sichtbar waren.
Man würde irren, wollte man glauben, die Thonerdesalze verbänden sich stets in
denselben hier angegebenen Verhältnissen; im Gegentheil machte der Umstand, daß die
Häute an Wasser wieder von dem fixirten Salz abgeben, es sehr wahrscheinlich, daß
sie in concentrirten Lösungen mehr, in verdünnten weniger aufnehmen, wie die
Erfahrung auch bestätigt hat.
Es geht nun aus diesen Versuchen zunächst hervor, daß die Thonerdesalze von der
thierischen Haut nicht im Verhältniß der Aequivalente aufgenommen worden, z.B.
Aequivalent:
Aufgenommene Menge Salz:
Alaun, wasserleer
258,6
11 Proc.
Chloraluminium
133,6
27,3
daß hier die Thonerdesalze überhaupt nicht in constanten,
sondern in Mengen aufgenommen worden, welche nach äußern Bedingungen, Concentration
etc. variiren, daß endlich bei der Aufnahme des Salzes durch die Hautfaser keine
Zersetzung stattfindet und nicht etwa ein basisches Salz sich auf die Haut
befestigt, während ein saures zurückbleibt.„Wahrscheinlich ist das mit der Haut sich verbindende Thonerdesalz
basisch, während in der Auflösung ein saures Salz
zurückbleibt.“Berzelius' Lehrbuch Bd. IX S. 372. – Bekanntlich nimmt man in der Praxis nicht Chloraluminium, sondern
eine Lösung von Alaun mit Kochsalz in wechselnden Verhältnissen (19 bis 130 und mehr
Proc. des Alauns) zum Gerben. Es scheint, daß das Kochsalz mehr als ein bloßes
Mittel ist, schwefelsaure Thonerde in salzsaure umzuwandeln, ja daß seine
eigentliche Wirksamkeit ihren Schwerpunkt anderswo hat. Wenn man in einem
vergleichenden Versuch dieselbe Haut aus Lösungen verschiedener Thonerdesalze
gerbte, so wird man einen sehr großen Unterschied bemerken. Salzsaure Thonerde ist
weit entfernt unter gleichen Umständen ein ebenso brauchbares und geschmeidiges
Leder zu geben, als eine Lösung von Alaun mit Kochsalz. Als man drei Proben Kalbhaut von
gleicher Beschaffenheit, zu gleicher Zeit und gleich lang in Lösungen brachte,
– die erste Probe in eine Lösung von Alaun für sich, die zweite von Alaun mit
Kochsalz, die dritte von RothbeizeMit Bleizucker gefällter Alaun, wie ihn die Kattundrucker gebrauchen. – Lösungen, welche alle drei genau gleich viel Thonerde enthielten
– so war das Leder der zweiten Probe allein entsprechend gar und geschmeidig,
das der letztern am schlechtesten, was um so auffallender ist, als die Essigsäure
doch weitaus am meisten geneigt ist, Thonerde abzugeben.
Es ist darnach außer Zweifel gestellt, daß das Kochsalz in der Weißgerberei einen
eigenen und zwar activen Einfluß übt, theils als eine die Endosmose lebhaft
befördernde Substanz, theils weil es als Auflösung eine dem Alkohol ähnliche Wirkung
auf die Haut besitzt, wovon weiter unten die Rede seyn wird.
Ganz und gar analog mit den Thonerdesalzen verhalten sich die Eisenoxyd- und Chromoxydsalze, welche in
Bezug auf ihr Verhalten zur Haut gleichfalls ihren Homomorphismus mit der Thonerde
geltend machen. Nur werden sie nicht in so reichlicher Menge aufgenommen und
fixirt.
Gerbversuch mit Eisenchlorid.
Das Eisenchlorid war aus Klavierdraht durch Auflösen in Salzsäure, Oxydiren mit
einigen Tropfen Salpetersäure und Eindampfen zur Trockne, um die überschüssige Säure
zu verjagen, dargestellt worden. In eine verdünnte Auflösung dieses Eisenchlorides
aus 0,200 Klavierdraht brachte man 2,230 trockene reine Haut. Nach zweimal 24
Stunden, wo das Gewicht der Lösung 12,643 Grm. betrug, ergab eine Analyse derselben
auf 6,433 Lösung 0,196 Eisenoxyd. Die angewendeten 0,200 Klavierdraht
entsprechen
0,575
die nachher gefundenen 0,196
Eisenoxyd
0,403 Grm.
–––––––––
Eisenchlorid und sind mithin
0,172 Grm.
oder 7 3/4 Proc. auf der Haut verdichtet worden.
Während die Thonerdesalze wegen ihrer Farblosigkeit weißes Leder bilden, so besitzen
die eisengaren Leder eine braune bis braungelbe, die chromgaren Leder eine graublaue
natürliche Farbe.
Nach dem Verhalten der Metallsalze war es von Interesse, das Verhalten der
indifferenten Stoffe zur Haut zu studiren. Bekanntlich besitzen die Fette und
ähnliche Körper in ausgezeichnetem Grad die Eigenschaft, Haut in Leder zu verwandeln, es
fragt sich daher, welche Kraft besitzt die Haut, sie zu fixiren.
Gerbversuch mit Stearinsäure.
Ein Streifen Haut im Gewicht von 1,062 Grm. über Nacht in eine Auflösung von 1,145
Grm. Stearinsäure in 25,595 Grm. Weingeist von 80 Proc. gebracht, dann
herausgenommen und getrocknet, hatte sich in ein blendendweißes, gares, feinnarbiges
Leder verwandelt. Die zurückgebliebene Lösung gab auf 3,512 Grm. – 0,151 Grm.
Stearinsäure, woraus der Gesammtgehalt sich auf 1,135 Grm. berechnet. Es sind daher
von der Haut absorbirt worden 1,145 – 1,135 = 0,010 Grm. Stearinsäure, also
nicht ganz 1 Proc.
Bei einem zweiten Versuch waren 22,295 Lösung mit 0,606 Stearinsäure zum Gerben von
1,471 Haut mit gleichem Erfolg verwendet worden. Die rückständige Lösung ergab 0,535
Grm. Stearin in 22,295 Grm. oder 0,601 Grm. in der gesammten Lösung; es waren daher
0,606 – 0,601 = 0,005 Stearin an die Haut übergegangen, entsprechend 1/3
Proc.
Gerbversuch mit Oelsäure
Die weingeistige Lösung enthielt anfangs 1,201, nach der Gerbung von 1,132 reiner
trockener Haut 1,189 Oelsäure; es sind mithin absorbirt worden 1,201 – 1,189
= 0,012 Grm. oder 1 Proc. –
Gerbversuch mit Thran.
Es wurden 2,181 Grm. gewaschener Haut in eine Auflösung von 0,338 Thran in Aether
gebracht. Nach der Gerbung enthielt die Lösung noch 0,328 Thran und sind mithin
absorbirt worden 0,338 – 0,328 = 0,010 Grm. Thran oder 1/2 Proc.
Aehnlich wie die Fette verhalten sich die Harze. Eine verdünnte Lösung von
Colophonium verwandelt die Haut in ein gares gelbweißes Leder.
Gerbversuch mit Colophonium.
Die Lösung bestand aus 15,113 absolutem Alkohol und 1,505 Colophonium. Nach
geschehener Gerbung der eingelegten 1,326 Grm. reiner trockener Haut ergab die
rückständige Lösung in 15,691 Grm. 0,154 Grm. oder im Ganzen einen Gehalt von 1,549
Colophonium.
Bei einem zweiten Versuch betrug das Gewicht der Haut 2,653 Grm., der Gehalt der
Lösung 0,293 Colophonium. Nach der Gerbung enthielt die Lösung noch 0,043
Colophonium in 4,166 Grm., also im Ganzen 0,360 Colophonium. Bei beiden Versuchen erscheint statt
Absorption vielmehr eine Mehrung der gelösten Substanz, im erstem Fall von 0,044, im
andern Fall von 0,039 Grm. Der Grund dieser Anomalie war leicht einzusehen; die zu
den Versuchen benutzte Haut war nur in destillirtem Wasser, nicht in Weingeist
ausgewaschen und gab daher beim Versuch an den Alkohol etwas darin lösliche Substanz
ab. Als man bei einem dritten Versuch 2,831 Grm. in Wasser und Alkohol gereinigter
Haut anwendete, so änderte sich die Sache. Die Lösung enthielt vor der Gerbung 0,510
Colophonium, nach der Gerbung hinterließen 19,732 Lösung nach dem Eindampfen zur
Trockne 0,415 Colophonium. Daraus berechnen sich für das Ganze 0,495 und sind
absorbirt worden 0,510 – 495 = 0,015 oder 1/2 Proc. der Haut.
In den Fetten und Harzen hat man sonach Körper, die einerseits vollkommen im Stande
sind die Haut in Leder zu verwandeln, andererseits aber von der Haut aus ihren
Lösungen nicht fixirt werden, denn was in obigen Versuchen von der Haut aufgenommen
worden, ist kaum über die Beobachtungsfehler.
So viel Interesse es hat die Fixirung der Gerbstoffe im engern Sinn kennen zu lernen,
so ist doch die Reindarstellung derselben so schwer, insbesondere aber die
Veränderlichkeit derselben groß genug, um dem Versuch alle Aussicht auf Genauigkeit
zu nehmen. Um jedoch einigermaßen das Verhalten von Körpern ähnlicher Natur zu
studiren, wählte man die Pikrinsäure, welche bekanntlich
in ausgezeichnetem Grad die Eigenschaft besitzt zu gerben. Zugleich gab die
Pikrinsäure durch ihre Auflöslichkeit in zwei anwendbaren Vehikeln Gelegenheit, den
Einfluß des Lösungsmittels zu studiren.
Gerbversuch mit Pikrinsäure.
Mehrmals umkrystallisirte Pikrinsäure, in Weingeist gelöst, diente zum Gerben von
1,871 gereinigter Haut. Die angewandte Lösung betrug 5,758 Grm.; 3,560 Grm.
derselben gaben erst im Wasserbad, dann unter der Luftpumpe getrocknet 0,183 Grm.
Pikrinsäure. – Nach geschehener Gerbung wog die Lösung noch 16,975 Grm. und
es gaben 13,618 derselben 0,111 Grm. Pikrinsäure. – Daraus berechnet sich
der Pikrinsäuregehalt vor der Gerbung mit
0,296 Grm., nach der Gerbung mit
0,138;
–––––––––
das fixirte Quantum also mit
0,158 Grm.
oder 8 1/2 Proc. der Haut.
Als man 0,867 Grm. reine Haut in 14,528 Grm. reiner Lösung von Pikrinsäure in Wasser
legte, wovon 5,964 Grm. 0,137 Grm. Pikrinsäure hinterließen, blieben nach der Gerbung noch 13,756 Grm.
Lösung, wovon 11,583 Grm. 0,075 Grm. Pikrinsäure gaben. – Es berechnet
sich daher das Quantum Pikrinsäure vor der
Gerbung mit
0,286
nach der Gerbung mit
0,089
––––––––––
und wurden daher fixirt
0,197
Grm.
Pikrinsäure, entsprechend 22 3/4 Proc. der Haut.
Es liegt also hier der Beweis vor, daß die Haut aus einer wässerigen Lösung von
Pikrinsäure (von 2 Proc. Gehalt) fast dreimal so viel fixirt als aus einer über
doppelt so starken (4 1/2 Proc. Gehalt) weingeistigen Lösung, während zugleich im
ersten Fall die Haut über sechsmal, im letzten Fall nur dreimal mehr, als die
Pikrinsäure betrug.
–––––––––––
In allen angeführten Fällen ist jederzeit eine völlig gare Gerbung erfolgt. Es
liefern diese Versuche mit Waage und Gewicht den Beweis, daß bei der Gerbung das
Gerbemittel keineswegs in unveränderlichen bestimmten Verhältnissen aufgenommen
wird, daß diese Verhältnisse von der Concentration sowie von der Natur des
Lösungsmittels abhängen, und daß endlich, wie bei den Fetten, eine Gerbung erfolgen
kann, ohne alle fixirende Einwirkung der Haut auf das Gerbemittel, lediglich durch
denjenigen Antheil der Lösung, der nach dem Herausnehmen der Haut in den Poren
zurückbleibt und dort eintrocknet. Wenn demnach der Vorstellung von einer chemischen
Verbindung des Gerbemittels mit der Haut nicht mehr Raum gegeben werden kann, so
entspringt um so lebhafter die Frage, in welchem Zustand man sich beide zu einander
zu denken hat. Darauf läßt sich folgende Antwort geben.
Die in ihrer Structur aus mikroskopisch feinen Fasern bestehende thierische Lederhaut
bildet, wie schon Eingangs bemerkt, beim Trocknen nur dadurch eine anscheinend
homogene, faserlose, dichte, durchscheinende, hornartige Masse, daß die Fasern mit
großer Adhäsion und ohne oder fast ohne Zwischenräume aneinander kleben, so daß die
Lichtzerstreuung, welche das natürliche Gewebe der Haut weiß erscheinen läßt,
wegfällt und die Lichtstrahlen ungebrochen durchgehen, so weit sie überhaupt
durchgehen. Die Fasern der hornartig getrockneten Haut kleben in der That so fest
und innig zusammen, daß es nicht möglich ist, sie mechanisch etwa durch Recken und
Krispeln zu trennen und ihr diejenige Geschmeidigkeit zu geben, die das Leder
charakterisirt. In so hohem Grade das Fett auch geeignet ist die Haut in Leder zu
verwandeln, so wenig wird je eine hornartig getrocknete Haut durch Eintauchen in
Fett oder durch Bestreichen damit gar, weil es keine Zwischenräume findet um einzudringen.
Man streicht bekanntlich in der praktischen Sämischgerberei den Thran auf die nasse
Haut, so daß das Fett unmittelbar hinter dem durch die Verdunstung entweichenden
Wasser nachrückt und in die noch offenen Zwischenräume einzieht.
Wenn nun die hornartige Beschaffenheit der natürlichen Haut, wenn ihre im Sinn des
Gerbers ungare spissige Beschaffenheit vom Aneinanderkleben der Fasern herrührt, so
steht zu erwarten, daß jedes Mittel, welches dieses Zusammenkleben der Fasern beim
Trocknen verhindert, und das Gegentheil, nämlich die lederartige Beschaffenheit
hervorbringt, zum Gerben tauglich ist; im weitern Sinn wird der Praktiker eine Haut
jedesmal im Allgemeinen als Leder ansprechen, sobald ihre Fasern im trockenen
Zustande statt zusammengeklebt, lose wie im nassen Zustande sind. Die Gerbung, d.h.
der Zustand, in welchem man die Haut im weitern Sinne Leder nennt, ist in der That
nicht unmittelbar das Product einer Bindung der Gerbemittel durch die Haut, dieser
Zustand ruht überhaupt nicht in dem Gerbemittel, sondern wesentlich in der
Beschaffenheit der Haut; sie ist ein ganz indirectes Product der Gerbemittel. Ein
ursprünglich nicht faseriges Gebilde wie Thierblase kann deßhalb zwar gegerbt
werden, aber das Product wird kein Lederhändler, Riemer oder Schuster als Leder
ansprechen. Die Gerbemittel haben zunächst keine andere Bedeutung, als daß sie in
die Poren der Haut eingedrungen, die Fasern umhüllen. In der Regel und am besten,
aber nicht nothwendig, geschieht dieß, indem das Werbemittel durch Flächenanziehung
auf die Faser niedergeschlagen und befestigt wird wie die Farbstoffe auf Seide,
Wolle oder Baumwolle; in andern Fällen, wo die Flächenanziehung nicht hinreicht
einen Stoff aus seiner Lösung niederzuschlagen, geschieht die Einhüllung der Faser,
indem die Auflösung zwischen den Fasern eintrocknet. Mit der größten Energie werden
die den Harzen nahestehenden, aber in Wasser löslichen Körper Gerbsäure,
Pikrinsäure, dann die Salze der Metalloxyde der Formel M₂O₃ der Faser
niedergeschlagen, ferner Chromsäure, andere schwach, noch andere wie die Fette gar
nicht. Gewisse Gerbemittel haben die Eigenschaft, die Faser in der Art einzuhüllen,
daß das Zusammenkleben vollkommen unmöglich wird und die Haut beim Trocknen ohne
weiteres Zuthun sogleich offen und geschmeidig auftritt (Lohegerbstoff und Gerbsäure
überhaupt); bei andern Gerbemitteln findet zwar ein Zusammenkleben statt, die Haut
erscheint dann zwar dicht und mehr hornig nach dem Trocknen, aber der Zusammenhang
der Fasern ist sehr locker und die Haut läßt sich durch Ziehen und Dehnen (Stollen)
leicht und vollständig in die Beschaffenheit des Leders überführen (Alaun etc.).
Die Kraft der thierischen Haut, Substanzen aus Auflösungen unlöslich auf sich
niederzuschlagen, beruht, wie bei Geweben überhaupt, auf der ungemeinen Vergrößerung
der Oberfläche durch die faserige Structur. Die Dicke der Bindegewebfasern erreicht
keinesfalls 0,01 Linien; bei dieser Dicke würden in einer 1 Linie starken Haut 100
Fasern in der Höhe und auf den Schuh Breite 10,000, zusammen 1,000,000 Fasern
nebeneinander Raum haben. Auf einen Schuh Länge wäre die Oberfläche der Faser von
0,01 Linien Dicke 0,000,314 Quadratfuß und die Gesammtoberfläche von 1 Quadratfuß
Haut oder 1,000,000 Fasern, 314 Quadratfuß. In der Wirklichkeit ist sie weit größer,
weil die Fasern nicht nur feiner, sondern durch Verästelung auch in allen Richtungen
vertheilt sind.
Ist die ausgesprochene Ansicht, wonach das Gerben kein chemischer, sondern ein rein
physikalischer Proceß und das Leder in seinem weitern Begriff nichts als Haut ist,
in welcher man durch irgend ein Mittel das Zusammenkleben der Fasern beim Trocknen
verhindert hat, ist diese Ansicht die richtige, so muß auch das Umgekehrte wahr seyn
und die Haut selbst ohne alle Gerbemittel in ein Leder verwandelt werden können,
wenn es auf sonst irgend eine Weise gelingt, das Zusammenkleben der Fasern beim
Trocknen zu hindern. Es läßt sich dieß wirklich durch ein experimentum crucis darthun. Bedenkt man nämlich, daß die Bindegewebfasern
der Haut nur dann aneinanderkleben können, wenn sie mit Wasser benetzt und durchdrungen sind, so lag der Gedanke nahe, die in
Wasser erweichte Haut in eine Flüssigkeit zu bringen, welche einerseits durch
Endosmose das Wasser aus den Zwischenräumen verdrängt, während sie andererseits den
Fasern die Fähigkeit benimmt zusammenzukleben, also Aether oder Weingeist.
Bringt man eine reingemachte Haut, nachdem man sie zwischen Löschpapier oder Tüchern
aber ohne Presse oberflächlich abgetrocknet hat, einige Stunden lang erst in
gewöhnlichen Spiritus und dann, nachdem sie abgetropft ist, eben so lang in
absoluten Alkohol oder Schwefeläther, wobei es, um den Austausch der Flüssigkeiten
zu befördern, nothwendig ist, die Haut in einiger Entfernung vom Boden aufzuhängen,
so besitzt sie nach dem Herausnehmen und Trocknen eine blendende Weiße, und eine
Beschaffenheit, welche jeden Praktiker nöthigen wird, sie als (weißgares) Leder
anzusprechen. Sie ist in der That ein Leder ohne allen
Gerbestoff, welches in Wasser gebracht sofort wieder zu Haut und im Kochen
zu Leim wird. Ist der zuletzt gebrauchte Alkohol noch wasserhaltig, oder der Menge
nach so wenig, daß er durch die eingelegte Haut bemerklich wasserhaltig wird, so
erscheint die Haut nach dem Trocknen nicht als Leder, aber sie läßt sich genau wie
die weißgaren Häute durch Stollen mit der größten Leichtigkeit in solches verwandeln. Da zu
einer chemischen Verbindung wenigstens zwei Dinge gehören, so schließt es die
Verwandlung der Haut durch Weingeist in Leder völlig aus, die Gerbung als das
Ergebniß einer chemischen Verbindung anzusehen.
Concentrirte Kochsalzlösung hat ebenfalls die Eigenschaft, den thierischen Geweben
ihren Wassergehalt so weit zu entziehen, daß sie nicht mehr zusammenkleben. Es lag
daher nahe, der Haut durch Kochsalzlösung ähnlich wie durch Alkohol das Wasser zu
entziehen, die Fasern gleichsam in der Salzlösung auszutrocknen, so daß sie keine
Gelegenheit finden, bei dem Austrocknen aneinander zu kleben. In der That, wenn man
Haut einige Stunden in concentrirte Kochsalzlösung mit überschüssigem Kochsalz
einweicht und dann erst zwischen Fließpapier, zuletzt an der Luft trocknet, so zeigt
sie eine entschiedene, wenn auch unvollkommene Gerbung, etwa wie schlechtgerathenes
weißgares Leder.
Welche Schlüsse lassen sich nun aus der Ansicht, daß das Gerben nur ein specieller
Fall der Färberei ist, auf die Eigenschaften des Leders, insbesondere seinen
Widerstand gegen Fäulniß, seine Geschmeidigkeit, sowie auf den Gang der Gerbung
ziehen?
Es wird zwar vom Leder im Allgemeinen verlangt, daß es der Fäulniß widerstehen soll,
allein dieß ist nicht buchstäblich, sondern nur relativ zu nehmen; es widersteht
zwar im Vergleich mit der Haut außerordentlich lang, aber nicht völlig, am wenigsten
die weißgaren, am besten die sämischen und lohgaren Leder. Die Gerbmittel, wie
Gerbsäuren, Eisen- und Thonerdesalze sind an sich styptisch und antiseptisch;
sie bilden – wenigstens die ersteren, und auch die Fette etc. – eine
der Hautfaser fest anhängende, sie dicht umhüllende Schichte, welche die Faser
gleichsam wie mit Firniß überzieht, die Luft abhält und sie weniger hygroskopisch
macht. So wird die anscheinend so paradoxe Thatsache, daß im Faulen begriffene Haut
in eine in Umsetzung begriffene Infusion von Lohe gebracht zu Leder wird, worin die
Fäulniß des einen, sowie die Umsetzung des andern sofort aufhört, doch einigermaßen
erklärlich.
Wenn in gewissen Fällen, wie bei Lohe und Gerbsäure, die Gerbung in Wasser, selbst in
alkalisch gemachtem Wasser, nicht mehr zurückgeht, während die Gerbung in andern
Fällen (bei Alaun etc.) durch Wasser wieder aufgehoben wird, so ist dieß genau
dasselbe Verhältniß, welches man in der Färberei mit ächten und mit unächten Farben bezeichnet.
Eine Frage von vorwiegendem Interesse ist die Zeit, welche zu einer bestimmten
Gerbung nothwendig ist, die Geschwindigkeit, mit der sie vor sich geht. In allen
aufgeführten Fällen der mitgetheilten Versuche sind nicht Tage, sondern nur Stunden
erforderlich, oft nur eine oder eine halbe Stunde. Man fand, daß die Raschheit der Gerbung um so
größer ist, je größer die Verschiedenheit der ins Spiel kommenden Flüssigkeiten,
d.h. der Flüssigkeit, mit welcher die Haut beim Einlegen imprägnirt ist und der
Gerbflüssigkeit. Je größer diese Verschiedenheit ist und zwar sowohl in der Natur
der Flüssigkeiten, als in ihrer Dichtigkeit, mit um so größerer Energie werden sie
in einander diffundiren. Man kann daher sagen, daß wenigstens soweit die
vorliegenden Versuche reichen, die Gerbung um so schneller verläuft, je energischer
die Diffusion in der Haut vor sich geht. Haut im Innern mit Wasser imprägnirt,
außerhalb Alkohol, Aether, syrupdicke ätherische Gerbsäurelösung, Chromsäurelösung
(wässerige) als Gerbflüssigkeit, solche Haut verwandelt sich in einer halben bis
ganzen Stunde in Leder.
Auch andere Einflüsse wirken nebenbei auf die Raschheit der Gerbung ein. Dahin gehört
die größere oder geringere Leichtigkeit, mit der das Gerbmittel durch die
Flächenanziehung der Faser unlöslich gemacht wird, ferner die Natur des Vehikels,
worin das Gerbmittel gelöst ist. Hat dieses Vehikel, wie Weingeist oder
Kochsalzlösung, schon an und für sich die Eigenschaft, die Faser in den Zustand der
Gerbung zu versetzen oder nahezubringen, so wird die Raschheit der Gerbung sehr
erhöht.
Es bedarf kaum besonderer Erwähnung, daß die Dicke der Haut für die Dauer des Gerbens
in hohem Grad maaßgebend ist. Kalbfelle oder Lammfälle, welche man bei obiger Angabe
im Auge hatte, bedürfen natürlich weniger Zeit, als halbzolldicke Rindshäute.
Bekanntlich ist die Gerbung mit Gerbstoff der Eichenlohe diejenige, welche bei
weitem am meisten Zeit und somit Betriebscapital in Anspruch nimmt. Bei starken
Sohlledern sind bis zu drei Jahren nöthig, um sie gar zu machen, und alle Methoden,
die Zeit abzukürzen, sind nur auf Kosten der Qualität gelungen. Bei der fast
völligen Unkenntniß des Lohrindengerbstoffs, in der wir uns befinden, fehlen zur
Zeit alle Anhaltspunkte, um einen bestimmteren Schluß auf die Ursache zu ziehen.
Ist die Gerberei nur ein besonderer Fall der Färberei, so kann darum nicht
vorausgesetzt werden, daß jede Färbung der Haut auch nothwendig mit einer Gerbung
verbunden seyn müsse. In einer Indigküpe ausgefärbt und dann der Luft ausgesetzt,
färbt sich die Haut tief und satt blau, in einem Infusum von Nußschalen tief
schwarzbraun. In beiden Fällen – so viel man sich auch Mühe gab, das Alkali
der Indigküpe durch Säuren und Auswässern fortzuschaffen – entsteht nach dem
Trocknen eine dichte hornige Masse, aber kein Leder. Offenbar besitzen diese
Farbstoffe eher die Eigenschaft, die Hautfasern an einander zu leimen, als sie am
Zusammenkleben zu hindern.
Dieser Erfahrungen mit Indig und Wallnußschalen ungeachtet lag es nahe, die über das
Wesen des Leders und der Gerberei gewonnenen Ansichten über die Gränzen der jetzigen
Praxis auszudehnen, um zu sehen, ob nicht sonst praktisch brauchbare Methoden daraus
abzuleiten seyen, ob nicht etwa die Färberei in ihren Kunstgriffen und Erfahrungen
mit Vortheil für die Gerberei ausgebeutet werden kann.
Nun ist es eine bekannte Erfahrung in der Färberei, daß eine färbende Verbindung sich
dann am dauerhaftesten und haltbarsten auf der Faser befestigt, wenn sie unmittelbar
auf der Faser selbst niedergeschlagen wird. Man wählte also Körper, die sich
einerseits auf diese Art befestigen lassen, andererseits voraussichtlich das
Zusammenkleben der Faser möglichst verhindern und endlich, während sie den
Bedingungen einer raschen Gerbung genügen, sich thunlichst der Geschmeidigkeit der
Hautfaser anschmiegen, während sie zugleich der auflösenden Kraft des Wassers
möglichst widerstehen.
Die gerbende Eigenschaft des Eisenoxyds ist längst bekannt, aber man hat bis jetzt
kein brauchbares Leder daraus erhalten, theils weil man es seiner Farbe wegen als
Surrogat des lohgaren Leders und mit diesem concurrirend anwenden wollte, theils aus
mangelhafter Kenntniß der Bedingungen der Lederbildung. Eisenoxyd- und
Chromoxydsalze haben beide in eminentem Grad die Eigenschaft Haut in Leder zu
verwandeln. In einer Auflösung von schwefel- oder besser salzsaurem Eisenoxyd
färbt sich die Haut schön rothbraun, in einer solchen von salzsaurem Chromoxyd schön
blaugrau, allein nach dem Trocknen bildet sie ein plattes, schlechtes,
narbenbrüchiges, oft ganz sprödes Leder, selbst dann noch, wenn die Gerbflüssigkeit
möglichst wenig oder keine freie Säure enthält. Von der Art sind die Eisenleder, wie
man sie bisher gewöhnlich dargestellt hat. Denn wenn auch die freie Säure völlig aus
dem Spiel bleibt, so versetzt doch die saure Reaction der fraglichen Salze die Haut
in einen Zustand, welcher das Product nur zu leicht benachtheiligt. Eine
ausgesprochene neutrale oder alkalische Reaction versetzt die Haut in den Zustand
der Schwellung, welchen Zustand sie in und nach der Gerbung beibehält. Leder von
geschwellter Haut, wie Sohlleder, ist, wenn auch noch so gar, dicker, straffer und
steifer als Leder von nicht geschwellter Haut. Die saure Reaction der Eisensalze und
Chromsalze macht selbst bei dünnen Häuten ein allzusteifes, besonders dem
Narbenbruch unterworfenes Leder. Versetzt man dagegen die salzsaure Lösung des Oxyds
vor dem Gerben allmählich mit so viel Soda oder Aetznatron, als sie verträgt, ohne
einen bleibenden Niederschlag zu bilden, so hat man den doppelten Vortheil, daß die
Verbindung des Oxyds auf diese Art leichter und reichlicher auf die Faser niedergeschlagen, daß
die saure Reaction auf die Haut (wenn auch nicht auf Lackmuspapier) gehoben, und daß
endlich eine dem Zusatz der Soda entsprechende Menge Kochsalz gebildet wird. Es
verhält sich mit andern Worten eine so präparirte Eisen- oder Chromoxydlösung
zu der einfachen salzsauren, wie die Alaunlösung der Gerber zu Chloraluminium. Aus
dieser Lösung gerben sich nun die Häute ohne Vergleich viel leichter und mit voller
Geschmeidigkeit. Sie bedürfen wie die alaungaren Leder vor der völligen Trockne des
Stollens, d.h. der völligen Trennung der Fasern durch Dehnen und Ziehen. Nimmt man
statt der wässerigen ebenso präparirte weingeistige Lösungen von salzsaurer
Thonerde, Chromoxyd und Eisenoxyd, so geht die Gerbung überraschend leicht vor sich
und die Leder haben nicht einmal das Stollen mehr nothwendig. Immer haben sie jedoch
mit dem weißgaren gemein, daß sie im Wasser die Gerbung verlieren und deßhalb nur
für Gegenstände brauchbar sind, die nicht mit Feuchtigkeit in Berührung kommen. Um
ihnen Widerstand gegen dieses Element zu geben, suchte man die genannten Metalloxyde
auf der Faser in unlösliche Verbindungen überzuführen, welche zugleich möglichst der
Biegsamkeit und Weichheit der Hautfasern sich anschmiegen, die Raschheit der Gerbung
möglichst befördern und möglichst haltbar auf der Faser fixirt sind. Unter allen
Verbindungen der in Rede stehenden Metalloxyde erscheinen zu diesem Zweck keine
geeigneter, als die mit den fetten Säuren, also die Thonerde-, Eisen –
und Chromoxydseifen. Sie sind in Wasser unlöslich, im trockenen Zustande mehr
wachsartig biegsam als spröde, besitzen die Farbe der zu Grund liegenden Oxyde und
gewähren den Vortheil, daß sie sich durch doppelte Zersetzung aus in Wasser
löslichen Verbindungen herstellen lassen. Dabei kommt der bekannte
Erfahrungsgrundsatz der praktischen Färberei zur Anwendung, daß ein Stoff sich dann
am dauerhaftesten und haltbarsten auf die Faser fixiren läßt, wenn er unmittelbar
aus seinen Bestandtheilen auf die Faser niedergeschlagen wird. Der Erfolg entsprach
in jeder Beziehung der Erwartung.
Zum Behuf dieser neuen Art von Gerbung bereitet man zwei Bäder, eines mit
Seifenwasser und eines mit den auf obige Weise bereiteten Salzlösungen. Zu dem
Seifenbad ist ihrer vollständigen Auflöslichkeit wegen Schmierseife besser als die
in der Kälte nur theilweise lösliche gewöhnliche harte Seife. Gemeine Schmierseife
beeinträchtigt jedoch die Reinheit der Farbe des Leders einigermaßen, was bei
gewöhnlicher Sodaseife nicht der Fall ist. Wo es daher besonders darauf ankommt,
eine reine Farbe zu haben, wie beim weißen Alaunleder, thut man am besten, eine
Schmierseife aus Kalilauge und reinerem Fett (Talg etc.) zu verwenden. Die
Seifenbäder müssen verdünnte seyn, d.h. nicht mehr als 1/20 bis 1/30 Seife enthalten, und wenn sie
aus Sodaseife hergestellt sind, etwa 30° R. warm seyn, was bei Schmierseife
nicht nothwendig ist. Die Auflösung der gerbenden Salze soll ebenfalls etwa 1/20
daran enthalten. Man bringt die Blößen zuerst in die Salzlösung, bewegt sie darin
fleißig, nimmt sie öfter heraus zum Abtropfen, legt sie wieder ein u.s.f., bis sie
gehörig mit angezogen haben und imprägnirt sind, wozu 1 bis 2mal vierundzwanzig
Stunden hinreichen. Nachdem sie zum letztenmal abgetropft sind, kommen sie zum
Ausgerben in die Seifenlösung, ebenfalls 1 bis 2mal vierundzwanzig Stunden. Durch
die äußerlich anhängenden Reste der Salzlösung, die man vor dem Einlegen in das
Seifenwasser nie völlig entfernen kann, bildet sich stets etwas Niederschlag auch
außerhalb der Haut, der sich ohne weiteren Nachtheil zu Boden setzt. Nach der
Gerbung werden die Häute abgespült und getrocknet. Bedient man sich für diese
Gerbmethode weingeistiger Lösungen von Seife und Gerbsalz, so ist dieß der Höhepunkt
von Raschheit und Vollständigkeit der Gerbung; die Leder kommen so zu sagen schon
zugerichtet aus der Brühe, weich und geschmeidig.
Wie man sieht, ist diese Gerbung mit unlöslichen Seifen, wenn auch keineswegs im
Princip, doch in der Tendenz der aus der Weiß- und Sämischgerberei gemischten
ähnlich. Das mit Alaun und Seife gegerbte Leder ist weiß und besitzt statt der
trocken anzufühlenden fast kreidigen Oberfläche der rein alaungaren Leder, eine
weiche mehr glänzende und fettig anzufühlende Oberfläche, wie dieß auch bei den
Eisen- und Chromoxydledern der Fall ist. Die Farbe dieser ist gerade so, wie
bei der Gerbung mit Oxyden für sich, bei Eisen rothbraun, bei Chrom graublau; gerbt
man aus einer Flüssigkeit, welche Eisen- und Chromoxydsalze gemischt enthält,
so entsteht eine Farbe, welche bei richtigem Verhältniß der der lohgaren Leder bis
zur Täuschung ähnlich gemacht werden kann.
Nach demselben Princip läßt sich eine Art sämisches Leder erzeugen, wenn man eine
Blöße abwechselnd mit einer Lösung von Seife in oben bezeichneter Stärke und
verdünnter Säure behandelt, so daß sich die fetten Säuren in der Faser
niederschlagen, nur muß man in diesem Fall noch verdünntere Lösungen nehmen und das
Leder nach der Gerbung gut auswässern. Am besten gelingt es, die Haut zuerst in das
angesäuerte Wasser, dann in das Seifenwasser zu legen, dieß zu wiederholen zwei bis
dreimal, bis eine Probe garen Schnitt zeigt, dann die Haut erst zu trocknen und nach
dem Trocknen mit dem Schwamm von der anhängenden Seife zu befreien.
Schließlich ist noch zu erwähnen, daß sich ein vorzüglich schönes weißes Glanzleder
erzeugen läßt, wenn man das reingemachte Lamm- oder Ziegenfell, wie es zu
Glacéhandschuhen gebraucht wird, in einer gesättigten weingeistigen lauen
Stearinsäurelösung ausgerbt, wozu man das unter diesem Namen vorkommende Product der
Stearinfabriken verwenden kann. Das so erzeugte Leder ist sehr geschmeidig und
zügig, von weißerer Farbe als gewöhnliches Glacéhandschuhleder und hat einen
ganz besonders schönen natürlichen Glanz der Narbe.