Titel: | Verfahren, die wollenen und seidenen Gewebe ächtgrün mittelst Chromoxyd zu färben; von Hrn. Francillon. |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. CXXX., S. 457 |
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CXXX.
Verfahren, die wollenen und seidenen Gewebe
ächtgrün mittelst Chromoxyd zu färben; von Hrn. Francillon.
Aus den Brevets d'invention, t. XXVII. – In
Frankreich erloschenes Patent.
Francillon's Verfahren, die wollenen und seidenen Gewebe ächtgrün
zu färben.
Bisher konnte man auf Gespinnsten und Geweben thierischen Ursprungs, auf Seide, Wolle
etc., das Grün nur durch Verbindung von Blau (Indigoblau, Berlinerblau oder
Campecheholzblau) mit Gelb (Chromgelb, Quercitron oder Wau mit Thonerdebeize etc.)
hervorbringen; aber dieses Grün hat keine Beständigkeit, sondern zersetzt sich
bald.
Nachdem Hr. Camille Köchlin die Befestigung des Chromoxyds
auf vegetabilischen Faserstoffen, Baumwolle und Leinen, veröffentlicht hatte, war
man daher bemüht, dieses Metalloxyd auch auf den leichten Stoffen und den
Modestoffen zu befestigen; kurz die Aufgabe bestand darin, mittelst des Drückens auf
Wolle und auf Seide acht grüne Böden zu erhalten. Die zum Befestigen des Chromoxyds
auf vegetabilischen Fasern gebräuchlichen Verfahrungsarten ließen sich aber wegen
der dabei angewandten Agentien nicht zum Fixiren dieses Oxyds auf den thierischen
Geweben anwenden; denn das Verfahren zum Fixiren des Chromoxyds auf Kattun besteht
bekanntlich darin, den Zeug mit einem Chromoxydsalz zu imprägniren und dann das
Chromoxyd mittelst eines kohlensauren Alkalis oder flüssigen Ammoniaks auf die Faser
niederzuschlagen.Man vergl. v. Kurrer's Abhandlung über grüne und
graue Chromoxydfarben im Baumwollzeugdruck, in seiner Druck- und Färbekunst, Wien 1850, Bd. III S. 224; im
polytechn. Journal Bd. CXII S.
129.A. d. Red. Der Weg, welchen Hr. Francillon zur Lösung jener
Aufgabe einschlug, bestand darin, die thierische Faser mit Chromsäure im freien oder
gebundenen Zustand zu imprägniren und dann auf die Chromsäure ein Reductionsmittel
einwirken zu lassen, um dieselbe in Chromoxyd zu verwandeln, welches mit dem Gewebe
verbunden bleibt. Die Methode, welche er anwendet, ist folgende:
Man imprägnirt das glatt zu färbende oder örtlich zu bedruckende Gewebe mit einer in
der Kälte gesättigten Auflösung von zweifach-chromsaurem Kali; manche Arten
von thierischen Fasern lassen sich aber besser mit der unreinen Chromsäure, dem
sogenannten Peligot'schen Salz24 Gewichtstheile zweifach-chromsaures Kali in 120 Theilen Wasser
gelöst und mit 256 Gewichtstheilen concentrirter Schwefelsäure zersetzt. imprägniren. Diese Operation geschieht bei gewöhnlicher Temperatur oder bei
30 bis 50° C. und darüber, je nach der Natur der Faser.
Die so mit zweifach-chromsaurem Kali oder mit Chromsäure imprägnirten Gewebe
läßt man einige Stunden in einem gegen die Sonnenstrahlen verwahrten Local hängen
oder liegen, und schreitet alsdann zur Reduction der Chromsäure, um ihr die Hälfte
ihres Sauerstoffs zu entziehen und sie in Chromoxyd umzuwandeln. Dieß geschieht auf
folgende Weise:
Man setzt die imprägnirten Gespinnste oder Gewebe in feuchtem Zustande der Einwirkung
von gasförmiger oder in Wasser aufgelöster schwefliger Säure aus. Diese reducirt die
Chromsäure augenblicklich, und die anfangs bräunlichgelbe Farbe des Gewebes wird
grün; sie wird grünlichgrau, wenn man dem zweifach-chromsauren Kali arsenige
Säure oder Arsensäure zugesetzt hatte. Man braucht dann bloß noch zu waschen, und
die Farbe ist fixirt.
Die Nüance, welche man mit dem rothen chromsauren Kali auf der Wolle erhält, ist
grünlichgrau; auf der Seide ist sie wassergrün, aber viel weniger intensiv. Dadurch,
daß man das chromsaure Salz mit mehr oder weniger arseniger Säure versetzt, kann man
zahlreiche Nüancen von Grün erzielen.
Da das Chromoxyd ein eben so kräftiges Beizmittel wie die Thonerde und das Eisenoxyd
ist, so kann man die Gespinnste oder Gewebe, auf welchen vorher das Chromoxyd fixirt
wurde, in Krapp, Cochenille und anderen Farbstoffen ausfärben, und so mehrere
Modenüancen erzeugen. Man kann aber auch den Zeug mit Thonerde- und
Eisenbeize, welcher Chromsäure zugesetzt wurde, imprägniren, letztere zugleich mit
jenen Basen fixiren, sie hernach mit schwefliger Säure reduciren, und hierauf den
Zeug in verschiedenen Pigmenten, nebst gerbstoff- und gallussäurehaltigen
Substanzen ausfärben, und so noch complicirtere Nüancen erzeugen, welche schwierig
durch andere Verfahrungsarten nachzuahmen sind.