Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. , S. 233 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber Rauchverhütung in mit Steinkohlen geheizten
Dampfkesseln.
Eine Kohlenbergwerks-Association in London schrieb vor etwa einem Jahre den
Preis von 500 Pf. St. auf die beste Methode aus, Feuer für eine bestimmt angegebene
Art von vielröhrigen Dampfkesseln so zu unterhalten, daß es keinen sichtbaren Rauch
abgebe. Der Feuerherd ward dem Ermessen der Bewerber überlassen, Gestalt, Form und
Größe des Dampfkessels aber jedem in einer Zeichnung geschickt und vorgeschrieben.
Außerdem wurden jedem Kohlen aus derselben Grube geliefert und die Ueberbleibsel
derselben je von bestimmten Quantitäten sorgfältig gewogen. Ueber diese Bewerbungen
und Versuche ist jetzt ein sehr genauer Bericht erschienen, aus welchem das
Wesentlichste nachstehend mitgetheilt wird.
Die Association bekam 103 Methoden der Rauchvertilgung in theoretischen Vorschlägen
von allen Theilen Englands zugeschickt, und wählte davon 4 als die theoretisch
vollkommensten zur Erprobung durch die Praxis auf ihre eigenen Kosten aus; den
andern Bewerbern wurde freigestellt, ihre Theorien auf eigene Kosten praktisch zu
prüfen. Die 4 von der Association geprüften sind die von Hopson und Hopkinson in Huddersfield, C. W. Williams in Liverpool, B. Stoney in Dublin und Robson in
Süd-Shields. Den Preis von 500 Pf. St. erhielt Williams, weil sich dessen Theorie als die bewährte, welche das Feuer auf
die einfachste und wohlfeilste Weise zur vollkommensten Rauchvertilgung nöthigte,
welche also mit anderen Worten die vollkommenste Verbrennung und die größte
Entwicklung von Hitze aus einem bestimmten Brennmaterial erzeugte. Der Bericht setzt
zunächst auseinander daß Feuer ohne Rauch noch kein vollkommener Verbrennungsproceß
sey, indem Gase aus Mangel an hinzutretendem Sauerstoff noch unverbrannt entweichen.
Haupterforderniß ist also gehörige Versorgung des Feuers mit Luft welche durch das
Feuer dringend den Verbrennungsproceß möglichst vollkommen macht, aber auch nicht
mit zu viel Luft, welche dann, neben dem Feuer hinziehend, dessen Wirkung vermindern
würde. Bloßes Eindringen der Luft in das Feuer thuts aber noch nicht, so daß es
hierbei viel auf das Wie? ankommt, und darnach unterscheiden sich auch hauptsachlich
die vier geprüften Methoden der Rauchvertilgung.
Robson theilt das Local des Feuers in 2 Kammern, eine
vordere für Kohlen und eine hintere für Kohks. Erstere brennt mit ihrem Rauche in
die verhältnißmäßig rauchlose Kohkskammer hinein, deren nun bedeutend erhöhte Hitze
diesen Rauch mit verbrennt, indem durch angebrachte Luftlöcher genug Sauerstoff
dafür zugeführt wird. Aber der Rauch wurde nicht ganz verzehrt; doch erschien die
Einrichtung selbst gut, und glaubt man durch Vervollkommnung der Construction diesen
schwachen Punkt noch überwinden zu können. – Hopson u. Comp. erzielten vollkommene
Verbrennung ohne Rauch; doch ist die Einrichtung complicirt, Säulen und Kammern von
feuerfestem Thon bewirken eine vollkommene Mischung von äußerer Luft und den Gasen
des Feuers, aber dieses Mauerwerk kann brechen und sich spalten, daher setzt diese
Methode große Vorsicht und Sorgfalt beim Feuern voraus, was im Großen und in Masse
nicht ausführbar ist, da man seltene, kostspielige, wissenschaftlich gebildete und
praktisch geübte Feuermänner dazu brauchen würde. Stoney's Plan ist im Principe gleich mit dem von Williams; beide lassen die Luft von Außen durch die Ofenthüre einströmen.
Ueber diese heraus ragt in Stoney's Apparat der Boden des
innern Feuerherdes in gleicher Ebene hervor; diese neigt sich nach Innen und läßt
das theils außerhalb, theils innerhalb placirte Brennmaterial immer nach dem Centrum
des Feuers rutschen, wobei durch eine Menge kleiner Oeffnungen in der Thür reichlich
Luft zuströmt, ohne aber gänzliche Verzehrung des Rauches zu sichern. – Der
Williams'sche Apparat läßt die Luft auch von Außen
durch kleine Oeffnungen eindringen, welche, durch Röhren nach Außen verlängert,
beliebig geschlossen werden können. Die Hauptsache hierbei ist, daß inwendig stets zwei verschiedene
Grade von Feuerung erhalten werden, eine weißglühende auf der einen, eine brennende
und mit frischen Kohlen versehene auf der andern Seite. Wehrend der letztere Rauch
entwickelt, verzehrt die Gluth der ersteren denselben, bis alles vollständig
durchgeglüht ist und nun auf der andern Seite wieder frisches Brennmaterial
aufgeschüttet werden kann, welches bald in vollkommene Verbrennung übergeht, und so
fort. Der Rauch wurde dabei laut Bericht vollkommen verzehrt, gleichviel ob während
der Stunde 15 oder 27 Pf. Kohlen pro Quadratfuß verbrannten, bei einem Experiment
wurde die Verbrennung sogar auf 37 1/2 Pfd. auf den Quadratfuß pro Stunde getrieben,
ohne daß Rauch sichtbar ward, obgleich dabei 5 1/2 Kubikfuß Wasser auf jeden
Quadratfuß Feuerplatz pro Stunde verdunsteten. Dabei zeigte sich noch der Vorzug daß
keine besondere Sorgfalt und Wissenschaftlichkeit von Seilen des Heizers
erforderlich ist, wenn er nur abwechselnd rechts und links frische Kohlen
aufschüttet, was bei großen Fabriken etc. sehr wichtig ist. Ueberhaupt beziehen sich
diese Experimente bloß auf große Fabrik- und Dampfmaschinenfeuer. Im Kleinen
für Haus, Herd und Ofen erreicht man schon den Zweck ziemlich vollkommen durch sehr
häufige, in kleinen Portionen regelmäßige Hinzufügung frischen Brennmaterials.
(Fortschritt.)
Robert Johanny's neue
Feuerungs-Construction.
Hr. Robert Johanny brachte in der Versammlung des
österreichischen Ingenieurvereines am 24. April d. J. seine für Oesterreich und das
Ausland patentirte Erfindung einer neuen Feuerung zur Sprache und veröffentlicht
über dieselbe in Nr. 17 der „Neusten
Erfindungen“ eine ausführlichere Mittheilung, welche wir im
Folgenden wiedergeben.
Die neue Feuerungsconstruction hat folgende Eigenschaften:
1) Ein constantes Feuer, welches in gleichen Zeiten
gleiche Quantitäten Brennmaterial consumirt und gleich viel Wärme erzeugt.
2) Vollkommenste Verbrennung alles vorhandenen Brennmaterials, dessen brennbare
Bestandtheile bis zur höchsten Stufe, d. i. bis zur Kohlensäure oxydirt werden.
3) Dadurch erreichte größtmögliche Brennmaterialersparniß.
4) Verwendung eines jeden, selbst des schlechtesten Brennmateriales, welches bisher
werthlos erschien.
5) Vermeidung alles Funkensprühens bei den Locomotiven.
6) Entbehrung aller Schornsteine bei Dampfschiffen und Dampfmaschinen.
7) Genaueste Berechnung des verwendeten oder erforderlichen Brennmateriales.
8) Vermeidung alles Rauchens.
Erklärung des Verbrennungsprocesses. Ist auf dem Roste
durch ein gewöhnliches rauchendes Feuer eine glühende Kohlenschichte gebildet und
gleichzeitig der Feuercanal und der Luftcanal erhitzt, so fängt der rauchverzehrende
Verbrennungsproceß an.
Die unterste Brennmaterialschichte des im Feuerherde beliebig angehäuften
Brennmaterials kommt in Berührung mit der glühenden Kohlenschichte und destillirt,
wie jeder organische Körper, der mit einem glühenden Körper in Berührung kommt.
Dieses Destillat, welches wir im gewöhnlichen Leben bei jedem Verbrennungsproceß
sehen und unter dem Namen Rauch hinreichend kennen, wird gezwungen, durch den
erhitzten Feuercanal abzuziehen, wo dasselbe nochmals erhitzt und in brennbare
Kohlenwasserstoffverbindungen zersetzt wird.
Wird nun durch den erhitzten Luftcanal gerade so viel erwärmte Luft diesen brennbaren
Gasen im Feuercanal zugeführt, als zu ihrer Verbrennung nothwendig ist, so ist es
selbstverständlich, daß diese Gase vollkommen verbrennen und die stete Erwärmung des
Feuercanals unterhalten.
Während nun auf dieser Seite immer wieder neue Brennmaterialschichten zur
Destillation kommen und brennbare Gase entbinden, welche im Feuercanal verbrennen,
bleiben oder der glühenden Kohlenschichte die entgasten Kohlen oder gekohkstes
Brennmaterial liegen und ergänzen auf diese Art immer wieder die glühende Kohlenschichte auf dem
Roste, welche letztere oben erneuert und unten in Berührung mit Luft zur Asche
vollkommen verbrennt; die Asche fällt in den Aschenraum und die brennenden Gast
erzeugen die außerhalb des Feuerherdes zu benutzende Wärme. Die sich immer wieder
ergänzende glühende Kohlenschichte dient auch weiters noch zur Erwärmung des
Luftcanals.
Dieser Proceß dauert so lange fort, so lange Brennmaterial im Feuerherd vorhanden ist
und dasselbe herabsinkend mit der glühenden Kohlenschichte in Berührung kommt.
Es ist klar, daß nur so viel Brennmaterial destillirt, als mit der glühenden
Kohlenschichte in Berührung kommt, und daß das oberhalb liegende Brennmaterial gar
nicht afficirt wird und erst dann zur Destillation und Verbrennung gelangt, wenn die
unterste glühende Kohlenschichte zunächst dem Roste zu Asche verwandelt in die
Aschenkammer gefallen die destillirende Brennmaterialschichte entgast, den Abgang
der glühenden Kohlenschichte ergänzt und neues Brennmaterial herabsinkt. Mit andern
Worten kann der Verbrennungsproceß auch so erklärt werden. Mein Ofen ist eine
Retorte mit einem stets glühenden Boden, angefüllt mit Brennmaterial.
In dieser Retorte wird immer nur am Boden Gas erzeugt und durch den Feuercanal als
Flamme abgeleitet, während der glühende Boden sich immer wieder von selbst erzeugt
und das ergänzt, was von diesem glühenden Boden zur Asche verwandelt in den
Aschenraum herabfällt.
Es ist klar, daß dieser Proceß, einmal eingeleitet, keiner weiteren Nachhülfe bedarf
und daß die Zuführung der Luft keiner Maschine oder keines Schornsteines bedarf. Es
ist klar, daß jener zu großen Feuerungen erforderliche Luftzug ganz entbehrlich
wird, und aus diesem Grunde sowohl der Schornstein als Luftzugerzeuger entbehrlich,
als auch alles Funkensprühen, erzeugt durch den rapiden Luftzug, von nun an
vermieden ist.
Es ist aber auch weiters erklärlich, daß immer nur eine gleiche Quantität
Brennmaterial zur Destillation und Verbrennung kommt, nach Maaßgabe der glühenden
Kohlenschichte, deren Größe der Rost bestimmt, und nach Maaßgabe des Feuercanals,
der mehr oder weniger brennende Gase aufnehmen und als Flamme abführen kann, woraus
die für alle Feuerungen sehr wichtige Eigenschaft: „das constante
Feuer“ folgt.
Es ist weiters klar, daß. wenn einmal der Proceß eingeleitet und die Quantität des
vorhandenen Brennmaterials bekannt ist, der Heizer für die genau bestimmte Zeit, so
lange dieses Brennmaterial brennt, entbehrlich ist. Ich kann meinen Ofen so
einrichten, daß per Stunde 1/2 Pfd. oder 1 Pfd. oder 2 und mehr Pfunde verbrennen,
und daß mein Feuerherd 3, 4, 5 und mehr beliebige Anzahl Pfunde oder Centner
Brennmaterial aufnehmen kann, woraus sich ergibt, daß ich jede Feuerung so
construiren kann, daß dieselbe 6, 12, 18, 24 und mehrere Stunden regelmäßig
fortbrennt, ohne Zuthun eines Heizers.
Ein weiterer Vortheil ergibt sich durch das constante Feuer in der ausschließlichen
Verwendung von eisernen Oefen und Vermeidung von Thonöfen.
Weil mein eiserner Ofen, er mag von Blech oder Gußeisen seyn, nicht mehr zum Glühen
kommt, sondern anhaltend nach Maaßgabe seiner Construction fortbrennt, ist es
möglich, dem Ofen, welche Form und Farbe man will, zu geben; er ersetzt vollkommen
die Vortheile eines schwedischen Ofens, der die Wärme lange anhält, der weiß oder
vergoldet ist, der nie glühend wird und eine angenehme Wärme verbreitet.
Der eiserne Ofen, der bisher plötzlich glühendheiß geworden ist, hat den
vorbeiziehenden Staub verbrannt und dadurch den unangenehmen Geruch verbreitet; das
hört auf, denn der jetzige eiserne Ofen brennt, so lange ich es ihm gebiete, er
brennt nicht schnelle; und nicht langsamer, genau so, als die Dimensionen der
Construction vorschreiben.
In Beziehung der genauesten Berechnung des erforderlichen oder verwendeten
Brennmaterials läßt sich genau bestimmen die Menge Gas, welches aus dem verwendeten
Brennmaterial gewonnen werden kann und zur Verbrennung gelangen muß. Das erzeugte
Gas muß aber durch einen bestimmten Querschnitt des Feuercanals durchgehen, und es
kann in gleichen Zeiten nur eine gleiche Quantität Gas entweichen.
Man weiß ferner ganz genau die aus 1 Pfund Gas erzeugte Wärme und kann auf diese
Weise mit sehr großer Genauigkeit aus der Wirkung der erzeugten Wärme die verwendete
Brennmaterialmenge berechnen, oder umgekehrt aus dem zu verwendeten Brennmaterials
die zu erzeugende Wärme und ihre Wirkung.
Jetzt ist es erst möglich genaue Berechnungen über Brennmaterial und dessen Wirkungen
zu machen.
In Betreff der Schornsteine ist zu bemerken, daß alle Schornsteine als Luftzugerzeuger entbehrlich sind und ersetzt werden
können durch ganz kleine dünne Dunstabzugsröhren, welche den Zweck haben, den sich
aus jeder Gasflamme erzeugenden Dunst abzuführen. Diese Dunstabzugsröhren zeigen
keinen Ruß, sondern bleiben immer rein, und kann eine solche Dunstabzugsröhre
mehrere Feuer versorgen.
Es unterbleibt daher die Erhöhung der Schornsteine über den Dachfirst, weil diese
Dunstabzugsröhren in jeden Lichthof eingeleitet werden können.
Aus meinen bisherigen Versuchen habe ich gefunden, daß ich jetzt gerade die Hälfte Brennmaterial benöthige, um die gleiche
Wirkung wie mit einem früheren Ofen hervorzubringen.
Die Versuche haben ferner gezeigt, daß Sägespäne, Lohe, Kohlengries ebenso rauchlos
verbrennen wie Glanzkohle und Kohks.
In Beziehung der Abnützung dieser Construction ist zu erwähnen, daß alle
Bestandtheile, mit Ausnahme des Luftcanals, viel länger aushalten und weniger
angegriffen werden, als es bisher bei allen Feuerungen der Fall war. Nur der
Luftcanal wird angegriffen, jedoch immer nicht so stark, als es bisher bei dem Rost
der Fall war, es ist daher für den Fall der Zerstörung des Luftcanals in der Weise
vorgesorgt worden, daß derselbe ebenso leicht wie ein Roststab ausgewechselt werden
kann.
Es ist endlich auch die Möglichkeit vorhanden, daß der Ofen nicht nur wärmt, sondern auch leuchtet und die Ersparniß in der
Beleuchtung zur Folge hat.
Von großem Vortheil ist diese Feuerungsconstruction ferner speciell für Hohöfen und
Glashütten, wo die Steinkohle nicht als solche, sondern als Kohks oder Gas verwendet
werden könnte.
Diese Feuerungsconstruction verbindet Beides und wird also auch in dieser Richtung
ein neues Feld eröffnen.
In Anbetracht des Umstandes, als diese Feuerungs-Construction zu jeder
Feuerung verwendet werden kann, mithin jeder täglich zu seinem warmen Mittagmahl ein
wohlfeileres Feuer erhält, kann man mit Fug und Recht diese Erfindung ein Stück tägliches Brod nennen, welches sie zum Ankauf für die
Regierungen geeignet macht. (Zeitschrift des österreichischen
Ingenieur-Vereins, 1858 S. 72.)
Wir werden demnächst die Beschreibung der rauchverzehrenden Feuerungen des Hrn.
Professor P. T. Meißner mittheilen, und dessen Urtheil
über Johanny's Feuerungs-Construction.
Die Redaction d. p. J.
Eine neue Art Verklammerung rissiger Mauern; von C. Wellenkamp.
Eine neue Verklammerung und Verankerung rissiger, zerklüfteter Mauern kann man
oftmals dadurch mit Vortheil und Leichtigkeit ausführen, daß man die Horizontalfugen
der zerrissenen Stellen mit einem scharfen Eisen in der genauen Querschnittsform des
zu verwendenden Ankereisens ausarbeitet und in das dadurch gewonnene Lager die über
alle rissigen Stellen weggehende Eisenstange plattkantig so tief hineinschiebt, daß
sie entweder bündig mit der Mauer ist, oder so viel tiefer liegt, daß die dadurch
entstandene fugenartige Oeffnung mit Mörtel verstrichen werden kann; diese
Eisenstange wird nun zum Zusammenhalten der auseinander gehenden Mauertheile dadurch
tauglich gemacht, daß sie an beiden Enden und je nach der Oertlichkeit in den
verschiedenen Entfernungen der Risse verdickt wird, wodurch dann ein solcher Anker
die Fähigkeit erhält, dem ferneren Auseinandergehen der rissigen Mauer den
gehörigen, wirksamen Widerstand entgegenzusetzen.
Der Vortheil dieser Verankerungsweise besteht darin, daß sie weniger kostet als die
übliche Art des Einhauens äußerlich platt aufliegender Klammern mit Bleifuß, daß sie
haltbarer und wirksamer als diese ist und bei geringerer Außenfläche durch Rost
weniger leidet, daß sie in größeren Längen angebracht werden kann, daß sie sowohl
bei Quader- und gewöhnlichem Bruchstein- als auch Ziegelmauerwerk
anwendbar ist, und daß sie fast ganz versteckt liegt.
Bei Restauration der an manchen Stellen stark gerissenen Mauern der Stiftskirche in
Wunstorf habe ich diese Ankerung unter verschiedenen, durch die Oertlichkeit
aufgenöthigten Bedingungen oftmals angebracht und damit den beabsichtigten Zweck
ohne Schwierigkeit stets vollständig erreicht. (Zeitschrift des Architekten-
und Ingenieur-Vereins für das Königreich Hannover, 1858 S. 126.)
Platingehalt der Platinrückstände.
Einen aus gewöhnlichen Platinrückständen bereiteten schwarzen krystallinischen
Iridiumsalmiak übergössen Dr. A. Mucklé und F. Wöhler (Annalen der Chemie
und Pharmacie Bd. CIV S. 368) mit einer Lösung von Cyankalium und fanden, daß das
Salz eine auffallende Farbenänderung erlitt. Es wurde hell gelbbraun und die Lösung
roch nach Cyanammonium oder Blausäure. Letztere wurde abgegossen, das Salz abgespült
und in heißem Wasser gelöst. Es schied sich beim Erkalten in gelben glänzenden
Oktaedern aus, die aus
PtCl₂ +
KCl,NH₄ Cl
bestanden, in 100 Thln.:
Pt
41,85
PtCl₂
71,95
Cl
45,36
K Cl
17,93
K
9,41
NH₄Cl
10,15
NH₄
3,41
–––––––
––––––
100,03
100,03
Die davon abgegossene Flüssigkeit enthielt eine eben so große Menge
Iridiumsesquichlorür-Doppelsalz.
Verschiedene Sorten Petersburger und Pariser Platinrückstände wurden auf
Iridiumsalmiak verarbeitet und lieferten schwarze Krystalle, die sich eben so
verhielten, wie die oben angeführten. In reinem
Ammonium-Iridiumsesquichlorür, von Claus
herrührend, konnte kein Platingehalt entdeckt werden.
Es enthält also der Platinrückstand noch ansehnliche Mengen Platin, das sich durch
Königswasser nicht ausziehen läßt.
Will man den platinhaltigen Iridiumsalmiak reinigen, so ist ein Ueberschuß von
Cyankalium zu vermeiden, widrigenfalls sich auch viel Platin löst. Durch
vorsichtigen allmählichen Zusatz der Cyankaliumlösung, bis die gleichmäßige
Farbenveränderung eingetreten ist, erreicht man die Zerlegung am sichersten.
Der Einfluß des Iridiumsalmiaks auf die Farbe der gemischten Verbindungen zeigte
sich, an den reinen Verbindungen geprüft, folgendermaßen:
1 Thl. Iridiumsalz und 2 Thle. Platinsalmiak schwarze undurchsichtige Krystalle.
1 Thl. Iridiumsalz und 3 Thle. Platinsalmiak bräunlich schwarz, dunkelroth
durchscheinend.
1 Thl. Iridiumsalz und 5 Thle. Platinsalmiak dunkel blutroth.
1 Thl. Iridiumsalz und 7 Thle. Platinsalmiak hellroth.
1 Thl Indiumsalz und 9 Thle. Platinsalmiak dunkelroth; die Krystalle waren größer als
die vorigen. (Journal für prakt. Chemie, Bd. LXXIII S. 318.)
Verfahren um scharfe Siegelabdrücke zu erhalten.
Zur Erreichung dieses Zweckes gibt der rühmlich bekannte Graveux L. Piltz folgende Vorschrift:
Die Meisten sind gewohnt, das Pettschaft beim Siegeln etwas zu befeuchten, aus
Furcht, es möchte beim Erkalten ankleben. Diese Besorgniß ist indessen völlig ungegründet. Das
Pettschaft muß vielmehr ganz trocken angewendet, ja sogar noch etwas erwärmt werden,
und in dieser Erwärmung liegt gerade der Hauptvortheil zur Erhaltung schöner
Abdrücke, daher wir uns hier insbesondere über die richtige Erwärmung genauer
auslassen müssen.
Das Pettschaft darf durchschnittlich nur lauwarm, weder zu stark noch zu schwach
erwärmt werden. Man hält dasselbe unter langsamem Umdrehen schief auswärts mit der
Kante etwa 1/2 Zoll über die kurz geputzte ruhige
Lichtstamme, aber ja bei zufällig eintretendem Luftzug so, daß die Flamme die
gravirte Fläche nicht berührt, weil sich dieselbe dann unfehlbar berußt. Siegelringe
werden demnach mehr von Innen erwärmt. Wenn man die Kante des Pettschafts befühlt,
muß sie die Wärme der Hand haben Die Erwärmung muß jedoch bei sehr dünnen
Pettschaften oder bei weichem Siegellack schwächer seyn, und umgekehrt bei sehr
starken, massiven Pettschaften oder hartem Siegellack weit stärker. Für das Erstemal
erfährt man den richtigen Temperaturgrad so: Man erwärmt nur wenig. Erhält nun bei
starkem Aufdrücken das Siegel nicht denselben Glanz, den das Pettschaft besitzt, so
muß letzteres noch ein Paar Grade stärker erwärmt werden, bis dieser Glanz erzielt
ist, was auch in der Regel beweist, daß der Abdruck gut gerathen ist. Erwärmt man zu
stark, so hat dieß den Nachtheil, daß die Fläche des Siegels löcherig wird, und bei
übermäßiger Erhitzung könnte natürlich das Siegellack auch aus Pettschaft ankleben.
Man muß es dann mit einer messingenen Stecknadel aus den
Vertiefungen herausstoßen, oder mittelst Spiritus, den man einige Minuten darauf
läßt, mit Hülfe einer stumpfen, aber weichen Zahnbürste beseitigen.
Starke Pettschafte schwitzen in der Regel bei anfangendem Erwärmen. Stählerne ziehen
dabei leicht Rost. Man erwärmt daher hier nicht anhaltend, sondern zieht öfter
zurück, bis der Schweiß verschwindet.
Um das Siegellack aufzutragen, erwärmt man gleichfalls unter Umdrehen der Stange so
viel, als man zu gebrauchen gedenkt, läßt es dann erst anbrennen, trägt es nun aufs
Papier, rührt hierauf fleißig in der Größe des zu erzielenden Siegels um, damit sich
die schwarzen Theile zerrühren, setzt nun das Pettschaft ruhig (d.h. ohne Wanken),
aber mit aller Kraft auf, und selbst diese genügt nur für Pettschafte von der Größe
eines Zwölfkreuzerstückes. Sind dieselben größer und besonders tief gravirt, dann
ist eine Presse unentbehrlich, welche überhaupt in allen Fällen die schärfsten und
sichersten Abdrücke liefert. Man hat daher beim Kaufen von Galanteriepettschaften
vorzugsweise darauf zu sehen, daß dieselben nicht zu schwach sind. Mit dem Drucke
darf nicht eher nachgelassen werden, als bis das Siegellack außen herum erhärten
will, sonst erscheint der Abdruck durch kleine Bläschen entstellt.
Bei dieser Behandlung sitzt das Pettschaft gewöhnlich ziemlich fest am Siegel und muß
nun vorsichtig abgelöst werden, d.h. man ergreift das Papier dicht am Pettschaft
zwischen Daumen und Zeigefinger und lüftet es damit allmählich ringsherum, bis es
endlich ganz losgeht.
Eine Hauptbedingung zur Erzielung eines scharfen Abdruckes ist nun noch die
Unterlage. Diese darf bei seicht gravirten Siegeln lediglich aus einem Bogen weichen
Druckpapiers bestehen, welcher etwa zwölffach zusammengelegt ist, oder besser aus
sehr weichem Pappdeckel. Namentlich ist dieß bei Oblaten von Wichtigkeit Auch darf
bei letzteren nur ein Schlag geführt werden. Die
Unterlage muß auf hartem Holz, am besten (namentlich bei Anwendung der Presse) auf
eiserner Fläche ruhen Bei tieferen Gravirungen muß die Unterlage noch ein halbmal,
wohl auch doppelt so stark seyn, als oben angegeben wurde. Selbst tief gravirte
Pettschafte lassen sich in Oblaten abdrücken, allein dann dürfen sie keine zu
grellen Vertiefungen haben, weil in solchen Fällen das Papier durchreißt.
Soll ein Abdruck ohne Anwendung von Siegellack und Oblate auf bloßes Papier gemacht
werden, so gelingt dieß nur mit Hülfe der Presse. Die Unterlage muß hier noch dünner
seyn, und besteht am besten aus einem Gummiblättchen.
Jedenfalls werden rücksichtlich der richtigen Stärke der Unterlage einige Versuche
unerläßlich seyn.
Bisweilen drückt sich bei größeren Siegeln bloß die Schrift im Umkreise aus, während
die mittleren Theile ausbleiben. Dieß rührt daher, daß die Unterlage zu dick, oder
das Holz etc. worauf sie ruht, nicht mehr eben, sondern durch den längeren Gebrauch
hohl gedrückt ist.
Sind mehrere Briefe, oder Briefe und Packete zu siegeln,
so erwärmt sich das Pettschaft allmählich von selbst, und man wird die Briefe und
von diesen diejenigen, bei denen der Siegelabdruck am schärfsten werden soll, bis
zuletzt aufheben. (Würzburger gemeinnützige Wochenschrift, 1858 S. 267)
Verfertigung von Knöpfen aus Speckstein.
Der Fabrikbesitzer Hr. J. v. Schwarz in Nürnberg ließ sich
auf die Verfertigung solcher Knöpfe am 19. November 1855 ein Privilegium für das
Königreich Bayern ertheilen, welches im Kunst- und Gewerbeblatt, 1858 S. 424,
mitgetheilt ist. Er bemerkt:
„Der Speckstein hat die Eigenschaft, daß er sich, wenn er mittelst Brennen
eine halbharte Festigkeit erlangt hat, zu allen technischen Arbeiten verwenden
läßt.
Bei den seit vielen Jahren gemachten Versuchen scheiterte deßwegen auch der
Verbrauch dieser Steinmasse, weil er in rohem Zustand verwendet wurde, und die
daraus verfertigten Gegenstände wegen ihrer leichten Zerbrechlichkeit keinen
Absatz fanden, auch die Arbeit selbst mit vieler Vorsicht gemacht werden mußte,
wodurch der Arbeiterlohn erhöht und der Verbrauch des Rohmaterials zur Arbeit
unverhältnißmäßig war.
Der Speckstein bedarf deßwegen, ehe er verarbeitet wird, einer Bearbeitung, die
im Ausglühen besteht, und die auf folgende Weise gemacht wird.
Er wird in Platten oder nöthige Stücke geschnitten und in einem Windofen in
Muffeln eingesetzt und bis zur Pfirsichroth-Glühhitze gebracht, dann das
Feuer eingestellt und die Muffeln langsam abgekühlt.
Der Speckstein läßt sich so hergerichtet mittelst guter Instrumente drechseln,
hobeln, selbst zu den feinsten Bildhauerarbeiten verarbeiten.
Haben die Knöpfe durch gewöhnliche Dreherarbeit ihre Façon erhalten, dann
werden sie wieder in Muffeln eingesetzt und bis zur Weißglühhitze erwärmt, in
welcher der Speckstein in Fluß übergeht und sich in eine glasharte Masse
verwandelt.
Die Färbung dieser Knöpfe geschieht mit mineralischen und vegetabilischen
Stoffen.
Als Vorbeize wende ich einen Absud, bestehend aus Essig, Kupfer- und
Eisenvitriol und Alaun an, und lasse in dieser Flüssigkeit die Knöpfe so lange
sieden, bis sie einen weißen Ueberzug angenommen haben.
Nach dieser Vorbeize nimmt der Knopf die Farbe auf und kann bis zu einer Linie
eingebeizt werden.
Die bisher angewandten Stoffe zur Färbung, die ich als brauchbar fand, sind
folgende:
Grünspanlösung für Hellgrün
Gummi gutti für Gelb.
Höllenstein in destillirtem Wasser für Dunkelroth und Braun.
Drachenblut mit heißem Alkohol zu Schönroth.
Chlorgoldlösung zu Purpurroth.
Cochenille zu Scharlachroth.
Indigo zu Blau in allen Nüancen; endlich
Eisen Auflösung zu Schwarz.
Andere Nüancen werden durch Doppelfärbung hervorgebracht.“
Chemische Zündhölzer ohne Phosphor, deren Masse keine giftige
Substanz enthält; von Hrn. Canouil.
Meine neuen Zündhölzer enthalten gar keinen Phosphor, weder weißen (gewöhnlichen),
noch rothen (amorphen). Man kann mit denselben keine Vergiftung hervorbringen, und
sie lassen sich so darstellen, daß sie sich durchaus nicht von selbst entzünden. Sie
bestehen im Wesentlichen aus chlorsaurem Kali, mit Zusatz
einer kleinen Menge von einem Superoxyd,
zweifach-chromsaurem Salz oder Oxysulfür eines
Metalles, wenn man sie leichter entzündbar machen will. Ich habe das Mittel
gefunden, um das chlorsaure Kali, sogar trocken, zu zerreiben, ohne daß eine
Explosion oder Verbrennung erfolgen kann.
Die Masse, welche das Ende des Zündhölzchens bildet, ist durchaus nicht giftig; ein
Hund kann davon mehr als ein Kilogramm verschlucken, ohne andere nachtheilige Folge,
als einen etwas heftigen Durst.
Die neuen Zündhölzer verbreiten gar keinen Geruch, weder bei der Fabrication, noch in
Magazinen, welche Tausende damit gefüllter Büchsen enthalten, noch beim Gebrauch.
Sie entzünden sich ohne Explosion und ohne daß von ihrer Masse etwas weggeschleudert
wird. (Comptes rendus, Juni 1858, Nr. 26.)
Nachschrift. Die französische Akademie der Wissenschaften
hat die Abhandlung des Hrn. Canouil, von welcher
Vorstehendes ein Auszug ist, nach dem Wunsch des Verfassers der Commission
überwiesen, welche über die hinsichtlich der „ungesunden
Gewerbe“ zu ertheilenden Preise zu entscheiden hat.
Zur Erzielung von Zündhölzern, welche frei von den Uebelständen der
Phosphorzündhölzchen sind, verfolgt man jetzt in Frankreich ernstlich den Weg,
welcher zuerst in einem „Berichte der k. württembergischen Centralstelle
für Gewerbe und Handel“ (polytechn. Journal Bd. CXLVI S. 399) als der geeignete
bezeichnet wurde. Es heißt daselbst: „Die Chemie lehrt, daß Phosphor,
Arsen und Antimon drei in vielfacher Beziehung sehr ähnliche Körper sind; man
hat auch schon zu den Zündmassen der sogenannten Zündnadelgewehre Arsen oder
Antimon statt Phosphor genommen. Auch als Zündkraut bei Sprengungen dient ein
Gemenge von chlorsaurem Kali mit Schwefelantimon. Bei der Anwendung von Arsen
oder einer Arsenikverbindung statt Phosphors wäre natürlich in
sanitätspolizeilicher Beziehung nichts gewonnen, vielmehr der Uebelstand
vergrößert. Man muß sich daher zum Antimon wenden, und namentlich sind die
Verbindungen des Antimons mit Schwefel zu berücksichtigen; statt Antimon lassen
sich vielleicht auch Wismuth- oder Eisenverbindungen
anwenden.“
Seitdem wurde in Armengaud's
Génie industriel (daraus im polytechn. Journal
Bd. CXLVIII S. 79) eine derartige, in
Frankreich Hrn. Hochstätter patentirte Composition für
Zündhölzchen ohne Phosphor veröffentlicht, bestehend aus chlorsaurem Kali, mit
Zusatz von zweifach-chromsaurem Kali, Bleisuperoxyd und rothem
Schwefelantimon (sulfure rouge d'antimoine). Letzterer
Verbindung haben wir in unserer Uebersetzung die Bezeichnung Kermes beigefügt, wozu die Redaction des württembergischen Gewerbeblatts
bei der Aufnahme des Artikels bemerkte: „wird Goldschwefel heißen sollen;
Kermes ist das braune Schwefelantimon.“
Diese Bemerkung gieng dann in das bayerische Kunst- und Gewerbeblatt und
andere technische Zeitschriften über. Wir zweifeln aber nicht, den Terminus der
Originalvorschrift richtig erläutert zu haben, weil der Kermes
(Antimon-Oxysulfür) den officinellen Namen rother
Spießglanzschwefel (Sulphuretum Stibii rubeum,
Sulphur stibiatum rubeum) führt.
Die Redaction d. P. J.