Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. , S. 315 |
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Miscellen.
Miscellen.
Das Kanonenbohrwerk des k. k. Eisengußwerkes nächst Maria
Zell.
Das Kanonenbohrwerk an der Salza ist circa 600 Klafter
nördlich vom Gußwerk an der Straße nach Maria Zell gelegen; es hat lediglich die
Bestimmung die einlaufenden Militärbestellungen auf Marine- oder
Festungs-Geschützröhre zu effectuiren. Bei allfälligem Mangel an
Militärbestellungen wird dasselbe wohl auch zur Anfertigung von Civilwaare,
vorzüglich zum Abdrehen größerer Stücke, besonders schwerer Walzen, verwendet. Das
Bohrwerk ist vermöge seiner Einrichtung in der Lage, jährlich 500–600 Stück
Geschütze anzufertigen und bezieht sein Aufschlagwasser vom Salzaflusse, das in
einem offenen Fluder einer ebenfalls offenen 70pferdigen Jonval'schen Turbine mit 5 Fuß 3 Zoll Durchmesser zugeführt wird, welche
ihre Kraft von der aufrechten Welle mit conischen Rädern auf eine schmiedeiserne
Transmissionsachse und von derselben mittelst Riemenbewegung auf die einzelnen
Arbeitsmaschinen überträgt. Durch Oeffnen oder Schließen der Turbinenzellen kann die
Leistung vermehrt oder vermindert werden.
Arbeit.
Die aus den Flammöfen gegossenen Kanonen werden auf der Achse ganz roh vom Gusse
zum Bohrwerke geführt, dort wird auf den dazu bestimmten Drehbänken der Aufguß oder verlorene
Kopf abgestochen, das Abdrehen und Ausbohren des Rohres, sowie das Abdrehen der
Schildzapfen, das Bohren der Zündlöcher etc. bewerkstelliget.
Alle Flächen, welche ein Abdrehen auf den Bänken nicht zulassen, werden mit dem
Meißel und der Feile appretirt, und erst im vollkommen ausgefertigten Zustande
von dem hier stationirten k. k. Geschütz-Uebernahms-Commando aus
die Richtigkeit der Ausfertigung visitirt, beschossen, nach dem Tormentiren
abermals visitirt, dann erst übernommen.
Zum Behufe dieser Arbeiten steht im Kanonenbohrwerk eine eigene doppelte
Schildzapfendrehbank, mittelst welcher beide Schildzapfen gleichzeitig abgedreht
werden können. 16 andere Bohr- und Drehbänke, 2 Hobelmaschinen und 1
verticale Bohrmaschine, 2 Schmiedfeuer werden von einem kleinen 1 Fuß im
Durchmesser haltenden Ventilator bei 1200 Umdrehungen per Minute mit Wind versehen.
Für den leichteren Transport dieser größtentheils schweren Körper ist durch einen
Schienenweg gesorgt, der durch das ganze Bohrwerksgebäude parallel zur
Längenfront läuft, das Ueberheben der Last geschieht mit Krahnen.
Leistung.
Im Jahre 1857 wurden 84 Stück Kanonen von verschiedenem Kaliber im
Gesammtgewichte von 4419 Centner ausgefertiget.
Heizung.
Die Beheizung der mechanischen Werkstätte sowohl als des Kanonenbohrwerks
geschieht mit Dampf, erstere bezieht denselben aus den mit den Hohofengasen
geheizten, zwischen den Gichten eingemauerten Dampfkesseln; für das letztere ist
ein separater Kessel mit Holzfeuerung außerhalb des Bohrwerks-Gebäudes
eingemauert.
Personalstand.
Im Bohrwerke sind mit Drehen, Bohren, Stemmen etc. 38 Arbeiter, und zwar:
Schlosser
6
Eisendreher
14
Hobler
2
Schmiede
2
Gehülfen
2
Stemmer
2
Maschinenwärter
1
Lehrjunge
1
Interims-Arbeiter
8
–––––––––
Zusammen
38 Köpfe
beschäftigt.
Die Aufsicht ist einem Dreh- und Bohrmeister anvertraut.
Betriebsresultate.
Das Manipulations-Ergebniß im Militärjahre 1857 bei beiden Werkstätten war
Folgendes:
Aus 18,370 Centner Rohgußwaare und 328 Centner roher Schmiedeisenwaare wurden
erzeugt:
appretirte fertige Gußwaare
13,101 Ctr.
Abfälle
3602
„
und appretirte Schmiedeisenwaare
286
„
Schmiedeisen-Abfälle
15
„
woraus sich auf 100 Centner der Erzeugung ergibt:
fertige Gußwaare
79 Procent,
Abfälle
21 „
fertige Schmiedeisenwaare
95 „
Abfälle
5 „
und bei der Gußwaare ein Calo
von
10 „
bei der Schmiedeisenwaare ein Calo
von
8 1/2 „
Durchschnittspreise.
Die abfallenden Bohr- und Drehspäne werden gegenwärtig durch Verkauf an
Private mit 45 kr. per Centner verwerthet.
(Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1858, Nr.
32.)
Zur Geschichte der fabrikmäßigen Bereitung und Anwendung des
Schwefelkohlenstoffes; von Dr. L. C. Marquart in Bonn.
Nach dem, aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins im polytechnischen
Journal Bd. CXLVIII S. 268 aufgenommenen
Patent des Hrn. Dr.
Seyferth in Langensalza, hat es den Anschein, daß es
demselben zuerst gelungen sey den Schwefelkohlenstoff in großen Mengen und zu so billigem Preise zu liefern, daß dieser Körper
industrielle Anwendungen gestattet.
Ich erlaube mir daher zu bemerken, daß meine Fabrik diesen Artikel schon im J. 1850
in größter Menge und zu den billigsten Preisen zu liefern im Stande war und seitdem
fortwährend geliefert hat. Schon in jenem Jahre konnte ich täglich 1200 Pfund
liefern. Die Jury der Londoner Weltausstellung im Jahre 1851 hat dieß ehrenvoll
erwähnt und in den Reports of the Juries pag. 38 heißt
es: „Among the newest of Chemical manufactures is
that of sulphuret of carbon, represented by Dr. L. C. Marquart
of Prussia.“
Was nun die Verwendung des Schwefelkohlenstoffs als bewegende Kraft betrifft, so ist
Hr. John C. F. Salomon, Professor in Baltimore, schon
seit mehreren Jahren mit derselben beschäftigt gewesen und zu glücklichen Resultaten
gelangt, wie aus einem Briefwechsel hervorgeht, welchen ich mit demselben führte,
und aus folgender Anzeige in dem zu Baltimore erscheinenden deutschen Correspondenten vom 20. Juni 1857:
„Eine neue Bewegungskraft. Mit besonderem
Vergnügen machen wir unseren Lesern die Mittheilung, daß es dem Genie eines
Deutschen, nämlich dem hier wohnenden Professor der Mathematik und der
Ingenieurkunst, Hrn. John C. F. Salomon, gelungen ist
einen neuen Motor zu erfinden; er hat für seine Maschine bereits ein Patent
gelöst, da ihre praktische Anwendbarkeit durch Versuche hinreichend constatirt
ist. Das Modell oder die Experimental-Maschine wurde von ihm in einem
Hause in Cypreß-Alley, zwischen Pratt- und Lombard-Street,
aufgestellt, wo sie seit mehreren Tagen ununterbrochen arbeitet; natürlich ist
dieselbe als bloßes Modell noch nicht als vollkommen zu betrachten, sie arbeitet
jedoch mit großer Regelmäßigkeit. Diese Maschine ist für vier Pferdekräfte
berechnet, und der Form nach eine gewöhnliche, alternirend wirkende
Dampfmaschine. Das Eigenthümliche derselben besteht in der Ersetzung des Dampfes
als Motor durch eine Mischung von Schwefelkohlenstoff,
Steinkohlentheer und flüchtigem Oele, welche mittelst Wärme in
gas- oder dampfförmigen Zustand versetzt wird. Das zum Betriebe der
Maschine verwendete Fluidum, dessen Kosten 10 Cents per Gallon betragen, wird nach seiner jedesmaligen Verdichtung mit
kaum wahrnehmbarem Verlust immer wieder benutzt.“
„Der große Vortheil dieses Motors besteht in der mittelst desselben
erzielten Ersparniß und Sicherheit. Eine Anzahl wissenschaftlich gebildeter
Industriellen und praktischer Mechaniker war bei den Versuchen mit dieser
Maschine anwesend, und diese Herren bezweifeln deren Erfolg gar
nicht.“
Die Handelskrisis des vorigen Jahres, welche so manches Unternehmen scheitern machte,
hat auch die Erfolge Salomon's ins Stocken gebracht.
Jetzt ist derselbe nach New-York übersiedelt und mit Capitalisten in
Verbindung getreten, um seine Erfindung in die Praxis einzuführen.
Anwendung von Salpeter beim Puddeln des Eisens, nach F. Ch. Knowles.
Nach einem, dem Genannten in England patentirten Verfahren wird beim Puddeln des
Eisens Kali- oder Natronsalpeter zugesetzt, um Silicium, Schwefel, Phosphor
und einen Theil des Kohlenstoffs zu oxydiren und dadurch ein besseres Eisen zu
gewinnen. Die Menge des erforderlichen Salpeters hängt von dem Gehalte des zu
verpuddelnden Roheisens an Phosphor, Schwefel etc. ab. Außer dem salpetersauren Salz
setzt Knowles noch Kaolin behufs der Schlackenbildung zu.
(Repertory of Patent-Inventions, März 1858,
S. 239.)
Es ist einleuchtend, daß der dem Roheisen zugesetzte Salpeter nicht direct (mit
Umgehung des Eisens) das in demselben enthaltene Silicium, den Phosphor, Schwefel
etc. oxydirt, sondern nur mittelbar wirkt, indem er Eisenoxyd erzeugt, welches jenen
Zweck erfüllt. Das bekannte Schafhäutl'sche Mittel und
der von Sanderson zum Feinen des Roheisens empfohlene
Zuschlag von Eisenvitriol (polytechn. Journal Bd.
CXLIV S. 463) verdienen daher als ökonomischer den Vorzug. Die
Redaction.
Ueber das Vorkommen des Arseniks im Messing; von A. Loir.
Daß manche Messingsorten Arsenik enthalten, ist eine Thatsache, welche ich nirgends
erwähnt gefunden habe. Die Kenntniß derselben ist aber wichtig hinsichtlich des
Ausgrabens von Leichnamen behufs der gerichtlich-chemischen Untersuchung auf
eine stattgefundene Arsenikvergiftung. In manchen Gegenden pflegt man nämlich in die
Särge Medaillen zu legen, besonders oder an Rosenkränze befestigt. Solche Medaillen,
welche oft aus Messing bestehen, können nach Verlauf mehr oder weniger langer Zeit
in Folge der durch die Fäulniß hervorgerufenen Reactionen angegriffen werden, und
vermengen sich dann mit den Ueberbleibseln des Leichnams, welche bisweilen chemisch
untersucht werden müssen.
Ich habe den Arsenik in zehn Messingsorten aufgefunden.
Angewandtes
Gewicht.
Länge des Arsenringes.
Grm.
Eine Medaille
1,15
3 Centimeter.
Andere Medaille
1,73
5 „
Andere Medaille
2,65
4 „
Andere Medaille
2,70
4,5
„
Draht
3,00
4 „
Acht kleine Stecknadeln
0,45
Sehr merklicher Ring.
Messing zum Bearbeiten auf d.
Drehbank
2,50
3 Centimeter.
Messing für Zierathen
3,00
3 „
Anderes für Zierathen
5,00
Keine Spur.
Rauschgold
5,00
Keine Spur.
(Comptes rendus, Juli 1858, Nr.
3.)
Ueber die Darstellung des chromsauren Bleioxyds zur Benutzung
bei Elementaranalysen; von Dr. H. Vohl.
Bei der Elementaranalyse organischer Verbindungen wird sehr häufig das chromsaure
Bleioxyd als Sauerstoffquelle in Anwendung gebracht, und es bietet gegen das Kupferoxyd manche Vortheile
dar, welche in seinen minder wasseranziehenden Eigenschaften sowohl, wie in den
genauer durch dasselbe zu erzielenden Resultaten in Betreff des Kohlenstoffs
bestehen. Seine Anwendung wurde jedoch theils durch den Kostenpunkt, theils durch
seine mühsame Darstellungsweise bedeutend beschränkt, eben so konnte dasselbe bis
jetzt nicht wie das gebrauchte Kupferoxyd in seinen vorigen Zustand zurückgeführt
werden, und wurde es dadurch, wenn es zweimal, höchstens dreimal gedient hatte,
total unbrauchbar. Das Verhalten der salpetersauren Salze zu Chromoxyd in der
Glühhitze führte den Verf. zu einem Versuch, um die Einwirkung des salpetersauren
Bleioxyds auf Chromoxyd kennen zu lernen. Zu dem Ende mischte er in gepulvertem
Zustande 1 Aeq. Chromoxyd mit 1 Aeq. salpetersaurem Bleioxyd und erhitzte die
Mischung in einem Porzellantiegel über der Weingeistlampe. Es trat sehr bald eine
bedeutende Reaction ein. Die Masse sinterte zusammen und es entwich eine große Menge
salpetriger Säure. Nachdem die Gasentwickelung aufgehört hatte und die Masse stärker
erhitzt wurde, schmolz sie zusammen und lieferte beim Erkalten einen
strahlig-krystallinischen Körper von dunkelrothbrauner Farbe, welcher
gepulvert ein braungelbes Pulver ergab und sich als reines chromsaures Bleioxyd
erwies. Bei der Verwendung des chromsauren Bleioxyds zu den Elementaranalysen wird
größtentheils nur die Chromsäure ihres Sauerstoffs beraubt und kann man das
gebrauchte chromsaure Salz durch Befeuchten mit Salpetersäure und nachheriges Glühen
wieder in reines chromsaures Bleioxyd verwandeln. Auf diese Weise läßt sich das
chromsaure Bleioxyd unzähligemale benutzen. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd.
CVI S. 127.)
Verfahren zur Fabrication von schwefelsaurer Thonerde; von Ch. Norris.
Man nimmt Porzellanthon, verwandelt ihn in ein feines, trockenes Pulver und bringt
ihn im mäßig erhitzten Zustande mit ungefähr dem gleichen Gewicht Schwefelsäure von
1,75 spec. Gewicht zusammen. Die Schwefelsäure wird am besten auch im heißen
Zustande, so wie sie aus den Bleipfannen kommt, angewendet. Es kann aber der eine
Stoff auch kalt seyn, wenn nur der andere hinreichend heiß ist. Der Thon und die
Schwefelsäure werden mit einander vermischt, worauf man aus der Masse Haufen bildet,
am besten von solcher Größe, daß in einem Haufen circa
10 Tonnen der Masse vereinigt sind. Die Schwefelsäure beginnt nun alsdann den Thon
zu zersetzen, welche Zersetzung unter Erhitzung mit Heftigkeit durch den ganzen
Haufen sich fortpflanzt, so daß zuletzt eine trockene Masse übrig bleibt, die man
ohne Weiteres oder nachdem sie bloß gemahlen worden, als rohe schwefelsaure Thonerde
in den Handel bringt. Zuweilen beginnt die Einwirkung der Schwefelsäure auf den Thon
schon während der Vermischung dieser beiden Stoffe, gewöhnlich aber erst nachdem die
Masse zu einem Haufen vereinigt ist. Hat man die beiden Stoffe vor dem Mischen oder
die Mischung vor dem Zusammenhäufen zu kalt werden lassen, so daß in Folge dessen
die Zersetzung nicht oder nicht rasch genug eintritt, so braucht man nur ein
rothglühendes Schüreisen einige Zoll tief in den Haufen hineinzustecken, um zu
bewirken, daß die Zersetzung des Thones beginnt und alsdann durch die ganze Masse
hindurch sich fortpflanzt. – Patentirt in England am 23 Juli 1857. (Repertory of Patent-Inventions, April 1858, durch
polytechnisches Centralblatt, 1858 S. 971.)
Behandlung der Fette mit schwefliger Säure, um sie zu härten,
nach B. Ch. Tilghman.
Der Genannte erhielt am 2. Mai 1857 in England ein Patent auf ein Verfahren, Fette
und Oele mit schwefliger Säure zu behandeln, um sie härter und fester zu machen, so
daß sie sich zur Anfertigung von Kerzen und zur Seifenbereitung besser eignen. Nach
demselben wird das Fett bis 500° F. (260° C.) erhitzt und in dasselbe dann gasförmige
schweflige Säure geleitet, die in irgend einer Weise erzeugt wird, jedoch möglichst
rein seyn muß. Das Fett wird nachher durch Einleiten von Dampf und Waschen mit
Wasser wieder von der schwefligen Säure befreit und darauf durch Destillation,
Verseifung etc. weiter verarbeitet. Bei 500° F. muß die Behandlung mit
schwefliger Säure circa 4 Stunden, bei 550° F.
(288° C.) braucht sie nur 1 1/2 Stunden lang dauern, bei letzterer Temperatur
findet aber eine zu starke Verdampfung des Fettes statt. Die Wirkung erfolgt auch
bei niedrigerer Temperatur, erfordert dann aber um so mehr Zeit. Bei der Einwirkung
der schwefligen Säure auf das Fett bildet sich eine Schwefelverbindung, die bei der
folgenden Destillation desselben schädlich ist. Der Patentträger setzt deßhalb den
Fettsäuren vor der Behandlung mit schwefliger Säure etwas Kupferseife zu, wodurch
dieser Uebelstand beseitigt wird. Bei Verarbeitung von neutralem Fett ist dieser
Zusatz indeß nicht nöthig. (Repertory of
Patent-Inventions, März 1858, durch polytechnisches Centralblatt,
1858 S. 975.)
Ueber mineralische Kerzen und Oele, von John Barlow.
John Barlow hielt in der Royal
institutioninstitutiou zu London einen Vortrag über die mineralischen Kerzen und die flüssigen
mineralischen Kohlenwasserstoffe, welche in den großen Fabriken von Price's
Candle-Company in
Belmont und Sherwood unter der Leitung von Georg Wilson
und nach dem Verfahren von Warren de la Rue fabricirt
werden. Aus diesem Vortrage ist das Nachstehende am unten citirten Orte
mitgetheilt.
Die Neuheit dieser Producte besteht in dem Rohmaterial, in dem Verfahren der
Abscheidung aus demselben und in ihrer chemischen Zusammensetzung. Das Rohmaterial
ist eine halbflüssige Naphtha, welche man aus in der Nähe des Flusses Irrawaddy in
Birma gegrabenen Quellen gewinnt. Die Eingebornen von Birma verwenden diese Substanz
zur Beleuchtung, zum Schutze des Holzes gegen Insecten, in der Medicin etc. In der
Fabrik zu Belmont destillirt man zunächst die rohe Naphtha mittelst Dampf bei
100° C.; dabei geht ungefähr ein Viertel der Substanz über, welches aus einem
Gemenge verschiedener Kohlenwasserstoffe besteht, die sehr schwer von einander zu
trennen sind. Man unterwirft, um diese Trennung einigermaßen zu bewirken, das
Destillat einer wiederholten 2- oder 3maligen Destillation und gewinnt
dadurch verschiedene flüssige Kohlenwasserstoffe, deren Dichtigkeit von 0,627 bis
0,860 und deren Siedepunkt von 26,7 bis 200° variirt. Es sind sämmtlich
farblose Flüssigkeiten, welche bei keiner Temperatur fest werden und den Kautschuk
auflösen. Der Dampf des flüchtigsten derselben ist ein kräftiges anästhetisches
Mittel; der leichteste dieser Kohlenwasserstoffe, welcher im Handel Oel von Sherwood
heißt, hat ein kräftiges Reinigungsvermögen, indem er fettige Flecken aus Seide etc.
wegnimmt, ohne selbst die zartesten Farben zu beschädigen; die schweren
Kohlenwasserstoffe dienen zum Brennen in Lampen, wobei sie eine sehr glänzende weiße
Flamme geben.
Der Rückstand von der Destillation des Rohmaterials, welcher etwa drei Viertel vom
Gewicht desselben ausmacht, wird geschmolzen und durch Behandlung mit Schwefelsäure
gereinigt. Die fremdartigen Stoffe setzen sich dabei als ein schwarzer Niederschlag
zu Boden. Man zapft die Flüssigkeit von demselben ab, bringt sie in eine Blase und
destillirt sie mittelst überhitzten Wasserdampfes, indem die Temperatur auf 150 bis
300° erhöht wird. Die bei dieser Destillation oberhalb der Temperatur von
220° erhaltenen Producte enthalten eine feste Substanz, welche dem Paraffin
ähnlich ist und den Namen Belmontin erhalten hat. Diese
Substanz dient zur Fabrication von Kerzen, welche sehr hell brennen, so daß eine
solche Kerze, von denen 8 auf 1 Pfd. gehen, ein Licht von derselben Helligkeit gibt,
wie eine Wallrath- oder Stearinkerze von 6 auf 1 Pfd. Die bei der
Destillation gewonnenen flüssigen Producte eignen sich sehr gut zu
Maschinenschmiere.
Was die chemische Constitution dieser Producte anbetrifft, so sind die
Hauptbestandtheile Radicale der Aethyl- und zum kleinen Theile Radicale der
Benzolreihe, wogegen
Kohlenwasserstoffe von der Zusammensetzung des ölbildenden Gases unter diesen
Producten nicht vorhanden sind. (Cosmos, vol. XII p. 513, durch polytechnisches Centralblatt, 1858 S.
1033.)
Darstellung und Anwendung des Glycerins, nach Fergusson Wilson.
Das Glycerin kann nach Wilson außer verschiedenen
medicinischen und den sonst schon vorgeschlagenen Anwendungen sicherlich noch für
mancherlei andere Zwecke benutzt werden. Barlow hat u.a.
gefunden, daß organische Stoffe, z.B. Fleisch, bei der Aufbewahrung in Glycerin
nicht mehr faulen; es dürfte daher zur Aufbewahrung gewisser Gegenstände in
zoologischen Sammlungen, namentlich zur Aufbewahrung von Fischen mit glänzenden und
gefärbten Schuppen, geeignet seyn. Wilson verwendet bei
der Darstellung von Fettsäuren und Glycerin aus Palmöl Wasserdampf und Wärme als
einzige Zersetzungsmittel und erhält das Glycerin nach seinem Verfahren vollkommen
rein. In das in einem Destillirapparate befindliche Palmöl wird Wasserdampf
geleitet, welcher die Temperatur von 500–600° F. hat. Das Glycerin und
die Fettsäuren nehmen dabei ihr Aequivalent Wasser auf und destilliren zusammen
über. In der Vorlage erhält man zwei Schichten, nämlich unten das Glycerin und
darüber die Fettsäuren. Man muß die angemessene Menge Dampf anwenden und die
Temperatur gut reguliren, da sonst das Glycerin nicht sein Aequivalent Wasser
aufnimmt und Acrolein entwickelt wird. Das in der Vorlage angesammelte Glycerin ist
für manche Zwecke noch nicht concentrirt genug; es wird daher abgedampft, und wenn
es sich gefärbt hat, nochmals destillirt. Man erhält so eine Flüssigkeit, die bei
gewöhnlicher Temperatur 1,240 spec. Gewicht hat und 94 Proc. wasserfreies Glycerin
enthält. Man kann sie durch noch weitere Concentration auf 1,260 spec. Gewicht und
den Gehalt von 98 Proc. bringen. (Journal of the Society of
arts, durch polytechnisches Centralblatt, 1858 S. 1036.)
Hoffmann's Verfahren zur Fabrication von Stärkegummi und
Traubenzucker.
Der Chemiker T. A. Hoffmann aus Altenburg, gegenwärtig in
Beardstown, Ill. in den Vereinigten Staaten, ließ sich ein Verfahren zur Verwandlung
des Stärkmehls und der Getreidearten in Dextrin oder in Traubenzucker patentiren,
welches im Wesentlichen darin besteht, das mit Wasser und verdünnter Säure gemischte
Stärkmehl oder Korn im geschlossenen Behälter mittelst darauf einwirkenden
Hochdruckdampfs auf die Temperatur von 225° bis 300° F. (107°
bis 149° Celsius) zu erhitzen.
Das Korn wird in einen geschlossenen und dampfdichten Maischbottich gebracht, und es
werden auf je 8 Gallons (= 1 Bushel) desselben beiläufig 12 Gallons kochendes Wasser
(im Verhältniß des Dampfdrucks eine größere Quantität) angewandt, nebst 1 oder 2
Proc. des Korngewichts concentrirte Schwefelsäure. Diese Substanzen werden nach und
nach zusammengebracht und dann unter Dampfdruck zwei bis drei Stunden lang umgerührt
(gemaischt). Das Stärkmehl ist hernach in Dextrin
verwandelt. Die aus dem Behälter abgezogene saure Flüssigkeit wird mit Kreide
vollständig gesättigt, und nachdem sich der Niederschlag in der Ruhe abgesetzt hat,
die klare Flüssigkeit abgedampft, um das Stärkegummi zu erhalten.
Traubenzucker erhält man, wenn man das Dämpfen der Masse
im geschlossenen Behälter längere Zeit über fortsetzt. (Scientific American vom 7. August 1858.)