Titel: Ueber das Verschließen geschliffener Röhrenlibellen; von Carl Plath, Mechaniker in Hamburg.
Autor: Carl Plath
Fundstelle: Band 150, Jahrgang 1858, Nr. XXIX., S. 103
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XXIX. Ueber das Verschließen geschliffener Röhrenlibellen; von Carl Plath, Mechaniker in Hamburg. Mit einer Abbildung auf Tab. III. Plath, über das Verschließen geschliffener Röhrenlibellen. Es ist wohl nicht zu läugnen, daß bei feinen geschliffenen Röhrenlibellen es richtiger und besonders für den Verfertiger bequemer ist, den Verschluß durch Kitten herzustellen als durch Zublasen; man hat nicht zu befürchten, daß das geschliffene Glas beim Abblasen springt, abgesehen davon, daß man das Rohr beim Ausschleifen wenigstens um zwei Zoll länger lassen muß als die Libelle nachher werden soll, um es beim Auseinanderziehen anfassen zu können, und man also mehr zu schleifen hat als bei den gekitteten; ebenso lassen sich die Voruntersuchungen, ob der Werth richtig und der Bogen genau ist, bei den mit Deckeln versehenen Libellen bequemer machen, weil die nachher abzublasenden beim Voruntersuchen nur mit Kork oder dergleichen zu verschließen sind und man befürchten muß das Rohr dadurch aus einander zu sprengen, – bei alledem auch angenommen, daß die große Hitze, welcher die Enden der Libelle beim Abblasen ausgesetzt gewesen sind, auf die Stellen derselben wo die Luftblase nachher spielt, von gar keinem oder doch sehr geringem Einfluß geblieben ist. Wenn es auch gewiß Schwierigkeiten hat, so ist es doch nicht unmöglich, durch Kitten einen dichten Verschluß bei Libellen zu erzielen; wenigstens läßt der Umstand, daß über die seit einigen Jahren von mir verfertigten und theils in eigenen Instrumenten, theils von anderen Mechanikern verwendeten, zugekitteten Libellen bis jetzt noch keine Klagen über Undichtigkeit eingelaufen sind, mich mit Grund vermuthen, daß sie dicht sind, und daß, wenn zugekittete Libellen undicht werden, es weniger dieser Art des Verschlusses überhaupt, als vielmehr der Unreinheit des verwendeten Aethers oder der beim Verschließen außer Acht gelassenen Sorgfalt zuzuschreiben ist, und erlaube ich mir in Nachstehendem meine Art des Verschließens und meine Erfahrungen dabei mitzutheilen (man sehe die Skizze Fig. 20). Nothwendig ist vor allen Dingen, daß die zum Verschluß dienenden Deckel mit der größten Sorgfalt eingeschliffen sind, wozu man am besten Kugelflächen anwendet und zwar so, daß die Kugel nur etwa 1/5 bis 1/4 größer im Durchmesser ist als der äußere Durchmesser des Rohres; der eine Deckel ist mit einem Loch versehen und auf der äußeren Seite gerade geschliffen, und dient ein kleiner ebenfalls matt geschliffener Deckel dazu, dieses Loch nachher zu verschließen. Zum Zukitten nimmt man recht gute, durch Kochen im Wasser aufgelöste Hausenblase, trägt sie warm auf den ausgeschliffenen Rand des Rohres und reibt den etwas erwärmten Deckel fest ein. Das so auf beiden Seiten verschlossene Rohr läßt man liegen bis die gekitteten Flächen eine matte weiße Farbe zeigen, ein Zeichen daß die Hausenblase getrocknet ist, und kann man dabei auch sehen, ob der Deckel überall dicht schließt, weil an undichten Stellen die weiße Farbe fehlt. Die Zeit des Trocknens währt, je nach der Stärke der Hausenblase und der Temperatur in der sie trocknet, etwa einen halben bis zwei Tage. Nun füllt man die Libelle durch das kleine Loch des einen Deckels so weit, daß die Länge der Blase richtig wird und kocht dann den Aether in derselben in der Hand oder in einem Sandbade, gibt etwas Hausenblase auf den Deckel und reibt den kleinen etwas erwärmten Deckel fest auf, so daß die Schicht Hausenblase zwischen den beiden Deckeln möglichst dünn wird, stellt die Libelle sicher hin und beschwert den kleinen Deckel durch ein Gewicht. Um sicher zu gehen, daß der kleine Deckel auch wirklich schließt, läßt man die Libelle ruhig stehen, bis sich auch hier die matte weiße Farbe der gekitteten Flächen zeigt; dann erst überzieht man beide Enden mit möglichst dünner Schweinsblase, die durch Wasser erweicht, doch mit einem Tuch wieder abgetrocknet, sich durch bloßes Anreiben ganz fest anlegt, schneidet, wenn die Blase ganz hart getrocknet ist, so viel davon rund herum weg, daß das stehengebliebene Stück vielleicht die doppelte Höhe der Deckeldicke hat, und überstreicht schließlich die Blase und noch etwas vom Rohr mit gewöhnlichem Schellackfirniß, bis er glänzt. Im Allgemeinen wird man auf diese Weise einen ganz sichern Verschluß erlangen, obgleich man bei aller Sorgfalt in dem Falle nicht für die Dichtheit einstehen kann, wenn der Aether nicht ganz rein ist. Der gewöhnlich im Handel vorkommende Aether enthält immer noch einige Wasser- und Sprittheile, und es möchte wohl hierin hauptsächlich der Grund zu suchen seyn, weßhalb die Libellen undicht werden; sämmtliche Bindemittel: Harze, Gummi, Hausenblase etc., lassen sich durch einen dieser beiden Theile, wenn auch vielleicht sehr langsam, auflösen, deßhalb ist es ganz nothwendig rectificirten, d.h. von Wasser- und Sprittheilen befreiten Aether zu nehmen. – Das Kochen des Aethers in der Libelle und das Verschließen derselben in diesem Augenblick ist nothwendig, um dem Aether die größtmögliche Ausdehnung zu geben und den nicht gefüllten Raum mit Aetherdämpfen anzufüllen, weil sonst, bei vollständiger Dichtheit der Deckel, ein Zerspringen der Libelle durch Sonnenschein oder sonstige die gewöhnliche Temperatur überschreitende Wärme zu befürchten ist; auch thut man gut, die Länge der Blase vor dem Kochen etwas kürzer zu nehmen, weil beim Kochen selbst etwas vom Aether, wenn auch nur sehr wenig, verfliegt. Schließlich will ich noch erwähnen daß das Verhältniß zwischen Länge und innerer Weite der Libellen mit Aetherfüllung bei längeren am günstigsten wie 9 zu 1, bei kürzeren etwa wie 7 zu 1 zu nehmen ist.

Tafeln

Tafel Tab. III
Tab. III