Titel: | Geformter Mörtel, von Hrn. Coignet. |
Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. XXXIII., S. 113 |
Download: | XML |
XXXIII.
Geformter Mörtel, von Hrn. Coignet.
Aus Armengaud's Génie industriel, Mai 1858, S.
266.
Coignet's geformter Mörtel.
Hr. Coignet hat sich schon seit
mehreren Jahren mit diesem Industriezweige beschäftigt und auch schon Einiges
darüber mitgetheiltIm polytechn. Journal Bd. CXL S. 101;
man vergl. auch Leuchs' Bau mit künstlicher
Steinmasse, in Bd. CXLI S. 314.A. d. Red.; er ist aber bei seinem anfänglichen Verfahren nicht stehen geblieben,
sondern hat dasselbe immer mehr verbessert, sogar ein neues Product dargestellt, zu
welchem neue Materialien verwendet werden, die eine weit schnellere Erhärtung
gestatten und wohlfeiler sind.
Das Verfahren Coignet's besteht
dem Princip nach stets darin, den Mörtel (uneigentlich béton genannt) in Formen, wie diejenigen für den Pisé, fest
einzustampfen: dieser Mörtel muß sehr mager, mit großer Sorgfalt durchgearbeitet und
aus verschiedenen Materialien je nach den beabsichtigten Verwendungen
zusammengesetzt seyn, welche aber stets so gewählt sind, daß er eine vollkommen
feste und dichte Masse, ohne sichtbare Zwischenräume bildet. Nachstehend folgen die
Verhältnisse von einigen dieser Gemenge:
Für gewöhnliche Mauern:
Flußsand
8 Theile
gebrannter und zerstoßener Thon
1 „
zerstampfte Steinkohlenasche
1 „
natürlicher hydraulischer Kalk
1 „
––––––––
11 Theile
Für Fußböden:
ganze Steinkohlenasche
5 Theile
zerstampfte
Steinkohlenasche
1 „
gebrannter Thon
1 „
gegrabener Sand
1 „
hydraulischer Kalk
1 1/2 „
––––––––––
9 1/2 Theile
Zu Verzierungen an Häusern etc.:
zerstampfte Steinkohlenasche
1 Theil
gebrannter Thon
1 „
gegrabener Sand
3 „
natürlicher hydraulischer
Kalk
1 „
––––––––
6 Theile.
Die Vermengung dieser Materialien, also ihre vollkommene Durcharbeitung, muß mit der
größten Sorgfalt bewerkstelligt werden.
Mit Hülfe dieser Materialien lassen sich Keller, Grundmauern etc. ohne Schwierigkeit
herstellen. Man gräbt in dem Grunde Vertiefungen von der Form der herzustellenden
Mauern und Gewölbe aus, und stampft den Mörtel in dünnen Schichten von beiläufig 2
Zoll Dicke sorgfältig ein; nach einigen Tagen nimmt man, wenn es sich um Keller
handelt, die Erde heraus, welche man zurückließ um als Bogengerüst zu dienen, worauf
sich die Gewölbe von selbst tragen.
Dieser Mörtel erhärtet in fünf bis sechs Tagen und nach einem Jahre hat er eine sehr
große Festigkeit.
Eine Analyse, welche neuerlich im Laboratorium der Pariser Bauschule mit dem Coignet'schen Mörtel im Zustand seiner Benutzung
angestellt wurde, ergab folgende Zusammensetzung:
Textabbildung Bd. 150, S. 114
feiner Sand, welcher durch ein Sieb
mit Maschen von 0,0005 Meter Durchmesser geht; mittelfeiner Sand von 0,0005
– 0,003 Met. Durchmesser; Kies von mehr als 0,003 Met. Durchmesser;
feine, in Salzsäure unlösliche Theile; Kieselerde; in Salzsäure löslich;
Thonerde und Eisenoxyd; Kalk; Bittererde; Spuren; Wasser
Die oben angegebenen Substanzen bilden den sogenannten harten
Mörtel (béton dur) des Erfinders. Einen
minder theuren, aber weniger festen Mörtel, Sparmörtel
(béton économique) genannt, stellt er
durch Beimengen von Sand, rohem Thon und Kalk dar.