Titel: | Neues, sogenanntes anti-photographisches Verfahren für den Druck von Banknoten und anderen Werthpapieren. |
Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. XXXV., S. 116 |
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XXXV.
Neues, sogenanntes anti-photographisches
Verfahren für den Druck von Banknoten und anderen Werthpapieren.
Anti-photographisches Verfahren für den Druck von Banknoten
und anderen Werthpapieren.
Die amerikanischen Zeitschriften berichteten in der letzten Zeit daß ein neues
Verfahren für den Druck der Banknoten, Actien, Obligationen etc. erfunden worden
sey, wornach die Werthpapiere nicht mehr nachgemacht werden können. Dr. Sterry-Hunt zu
Montreal in Canada theilt in Moigno's Cosmos vom 1. October d. J. (vol. XIII p.
387) mit, worin diese schätzbare Erfindung besteht. Er sagt:
„Das neue Verfahren hatte einen außerordentlichen Erfolg,
besonders bei den zahlreichen Bankhäusern in den Vereinigten Staaten; dasselbe
wird daher die Besitzer des Patentes bereichern, aber nicht mich, der ich als
Chemiker die Grundlagen der Erfindung angegeben habe.
„In der letzten Zeit gelang es die Banknoten und andere Werthpapiere
vermittelst des Aetzens und der Photographie nachzumachen, und die verschiedenen
bisher vorgeschlagenen Sicherheitspapiere boten keine genügende Bürgschaft gegen
diesen Betrug dar. Man wandte als Schutzmittel gegen die photographische
Nachahmung der Werthpapiere die Methode an, dieselben in zweierlei Farben zu
drucken, weil diese dann beide in gleicher Weise durch die Photographie als
Schwarz copirt werden.Nach dem Vorschlag des Photographen A. Claudet
in London; man s. polytechn. Journal Bd. CXXX S. 271.A. d. R. Während aber die Druckerschwärze, mit Kohle als Grundlage,
unauslöschlich ist und jedem chemischen Reagens widersteht, fand man bald daß es
durch chemische Mittel möglich ist von dem Papier das Roth, Blau, Gelb und Grün,
womit es bisher bedruckt wurde, wegzuätzen, ohne die Schwärze anzugreifen. Es
wurde nun leicht, mittelst der Photographie den Grund der Noten zu copiren; dann
stellte man durch ein geeignetes Verfahren die Zeichnungen in farbigen Tinten
her und brachte auf diese Weise Nachahmungen zu Stande, welche um so
gefährlicher waren, weil man die in zwei Farben gedruckten Bankscheine gegen das
Nachmachen mittelst der gewöhnlich angewandten Methoden für vollkommen gesichert
hielt.
„Die Lösung des Problems erheischte also den Druck in einer Farbe, welche
allen chemischen Reagentien widersteht und eben so unauslöschlich ist wie die
Druckschwärze mit Kohle als Grundlage. Das geglühte Chromoxyd ist schön grün und
erfüllt alle gewünschten Bedingungen, daher man es jetzt unter der Benennung
Canada-Druckfarbe für Banknoten (Canada bank note
tint) anwendet, und dieses überall in Amerika und in England seit einem
Jahr patentirte Verfahren für die Schatzkammerscheine der Vereinigten Staaten
und von fast allen Bankhäusern in Canada und in den Vereinigten Staaten benutzt
wird. Man druckt zuerst auf das Papier Buchstaben oder irgend eine geometrische
Zeichnung mit grüner Chromoxydfarbe und auf die so vorbereitete Oberfläche
druckt man hernach den Bankschein mit gewöhnlicher Schwärze.“
Georg Matthews, Graveur und Drucker zu Montreal, nahm
Patente auf diese neue Anwendung des Chromoxyds; bei seinen Versuchen, welche ihn
auf diese glückliche Erfindung leiteten, wurde er durch den wissenschaftlichen Rath
des Dr. Sterry-Hunt
unterstützt.