Titel: | Darstellung von Asphalt aus Theer; von A. Winkler. |
Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. XLI., S. 142 |
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XLI.
Darstellung von Asphalt aus Theer; von A. Winkler.
Aus dem chemischen Centralblatt, 1858, Nr.
22.
Winkler's Darstellung von Asphalt aus Theer.
Die Asphalte, welche aus Theer dargestellt werden, haben meist einen niedrigen
Schmelzpunkt; sie sind bei 50° C. gewöhnlich weich und bei 100° C.
dickflüssig. Die Ursache dieses Verhaltens sind wasserstoffreiche Verbindungen, die
nicht genügend abdestillirt sind. Will man daher einen Asphalt darstellen, der
schwerer schmilzt, so muß ein sehr großer Theil des Theers abdestillirt werden. Ich habe nun
gefunden, daß man durch einen Zusatz von Schwefel die
Ausbeute an gutem Asphalt bedeutend vermehren kann. Der Schwefel bewirkt in der
Hitze eine Zersetzung der wasserstoffreichen Bestandtheile in der Art, daß sich
Schwefelwasserstoffgas bildet, welches entweicht und ein schwerer schmelzbarer
Rückstand bleibt.
Zu den Versuchen, welche ich ausgeführt habe, habe ich Theer aus einer Gasanstalt
angewandt. Bei der Destillation giengen zuerst etwa 20 Proc. farblose, theils
flüssig bleibende, theils fest werdende Bestandtheile über. Der zurückgebliebene
Asphalt war bei 50° vollständig weich. Setzt man zu diesem Asphalte nach und
nach bis 5 Proc. Schwefel und erhitzt jedesmal so lange, bis kein Aufbrausen von
Schwefelwasserstoffgas erfolgt, so erhält man etwa 3/4 vom angewandten Theer guten
Asphalt, welcher in kochendem Wasser nicht erweicht. Ohne Schwefel erhält man nur
die Hälfte vom Gewichte des Theers als gleichguten Asphalt. Versetzt man den Theer
von Anfang an mit etwa 20 Proc. Schwefel, so geht nur Wasser und
Schwefelwasserstoffgas über, und man erhält etwa eben so viel guten Asphalt, als
Theer genommen wurde.
Die angeführten Versuche gelten natürlich nur für den angewandten Theer genau, und
sind auch nur im Kleinen ausgeführt. Im Großen würde, abgesehen von den relativen
Preisen für Schwefel und Theer, hauptsächlich zu berücksichtigen seyn, daß die
metallenen Destillationsapparate mehr leiden würden, und daß das entweichende
Schwefelwasserstoffgas nicht gleich den Theerdämpfen durch Verbrennen unschädlich
gemacht werden kann.
Reine Kohlenwasserstoffe werden bei der Destillation mit Schwefel ebenfalls zersetzt.
Terpenthinöl mit der Hälfte seines Gewichts Schwefel gibt Schwefelwasserstoffgas und
einen schwarzen asphaltartigen Rückstand, bei langsamer Destillation. Photogen wird
ebenfalls, jedoch wenig angegriffen. Paraffin habe ich nicht versucht; der hohe
Siedepunkt desselben macht eine sehr starke Zersetzung wahrscheinlich. Diese
Einwirkung des Schwefels läßt beiläufig schließen, daß Braunkohlen, die reich an
Schwefelkies sind, zur Gewinnung von Paraffin sich nicht eignen.