Titel: | Spiraltrockenmaschine für Kattundruckereien, Appreturanstalten etc., von Albert Schlumberger. |
Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. LXIX., S. 263 |
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LXIX.
Spiraltrockenmaschine für Kattundruckereien,
Appreturanstalten etc., von Albert
Schlumberger.
Aus der deutschen Muster-Zeitung, 1858, Nr.
4.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Schlumberger's Spiraltrockenmaschine für Kattundruckereien,
Appreturanstalten etc.
Auf einer früheren Industrieausstellung in Mülhausen erregte die damals von Albert
Schlumberger in St. Marie aux
mines erfundene und von ihm Ténoxère genannte Maschine allgemeines Interesse, so daß
bald darauf mehrere Häuser mit dem Patentinhaber in Unterhandlung traten, um
dieselbe für den eigenen Fabrikgebrauch zu erwerben. Ihre Vortheile waren auch
offenbar nicht unbedeutend, denn es konnten in einem mäßig großen und leicht
mittelst eiserner Oefen zu erwärmenden Zimmer wenigstens zwei solcher Ténoxère-Maschinen und zwischen
beiden ein von Hand zu treibender Ventilator gestellt, und, je nach der Größe des
Sterns, 60 bis 70 Meter darauf aufgespannt werden, wozu nach anderen Systemen eine
Localität erforderlich gewesen wäre, welche diese Länge in einem besonderen Saale
hätte darstellen müssen. Diese Maschinen fanden denn auch bald Eingang in den verschiedenartigen
Etablissements, besonders in Kattundruckereien, wo Jaconnet- und
Mousselinartikel erzeugt werden, sowie in diversen Appreturanstalten der Schweiz und
des Auslandes. Daß sie noch nicht allgemeiner bekannt und eingeführt sind, liegt
hauptsächlich in dem Umstände, daß sie nicht der offenen Anschauung preisgegeben
wurden und auch die Vortheile mit dem Behandeln der auf sie auszuspannenden Waaren
stets Sache einiger fest angestellten Arbeiterinnen blieb. Eine solche Spannmaschine
kann in einem Raum von 6 Quadratfuß aufgestellt, und, wenn irgend ein Wärmapparat
vorhanden ist, täglich viermal frisch bespannt und die abgetrocknete ausgespannte,
folglich fertig appretirte Waare abgenommen werden.
Fig. 18
stellt die Maschine in der Seitenansicht dar, Fig. 19 in der
Vorderansicht. A' ist der Anfang der Spirale, B' das Ende derselben. Ihre Länge beträgt 60 bis 70
Wiener oder Berliner Ellen, denn sie muß so lang als die aufzuspannenden Stücke
seyn. Die Spirale selbst ist von starkem Messing oder auch Zinkblech. Auf an den
Sternen B eingeschraubte oder auch angegossene Lappen
wird das 1/2 Zoll breite Band aufgenietet, in welches die Glufennadeln eingelöthet
sind. Die aufzuspannende Waare selbst liegt auf einer Hülse oder Wechselwalze von
der Stärkemaschine aufgewickelt. Ein Mädchen leitet die Umdrehung an der linken
Seite des Sterns; ein zweites Mädchen, welches vor der Spirale steht, hat beide
Daumen mit starkem Leder belegt, um die sich von der Hülse abwickelnde Waare mit den
Däumlingen in die Nadeln zu drücken. Binnen 12 oder 15 Minuten sind auf diese Weise
etwa 70 Ellen aufgespannt. Der vorher eng zusammengestellte Stern wird nun mittelst
der Verschraubung zur rechten Seite desselben auseinander geschraubt und es ist dann
die ganze Arbeit beendet.
Um die auf eine Walze aufgewickelte gestärkte Waare bequem ausspannen zu können, wird
dieselbe in ein vor der Maschine placirtes Gestell oder Ständer eingelegt, von
welchem sie über eine leicht gleitende schwache Rolle abläuft und bei A', dem Anfang der Spirale, auf die Nadeln gelegt wird.
Die Sterne B werden nun vermittelst der Verschraubung
C so nahe zusammengeschraubt, als es die Breite der
aufzuspannenden Waare erfordert. Das Gestellt, welches in der Abbildung von Holz
dargestellt ist, indessen vortheilhafter aus Gußeisen construirt werden kann, trägt
die Supports G und H, in
welchen die Zapfen der Sterne B lagern. Wenn daher die
Schraube C, welche ihren Stützpunkt in den rund
gedrehten, fein polirten zwei Achsen D hat, wie die
Zeichnung es darstellt, ein- oder auswärts gedreht wird, erfolgt die
Verengerung oder Auseinanderschiebung der Sterne B.
Während die manipulirende Person sich vor den Ständer mit der aufgewickelten Waare
hinstellt und die ablaufende Waare in die Glufen- oder Nadelnleisten, die
sich innerhalb der beiden Sterne in der Spirale eingelöthet befinden, eindrückt,
dreht eine zweite Person an der linken Seite des Gestells vermittelst der an den
Zapfen H angebrachten Kurbel die Sternmaschine so
schnell herum, als die Person nachzukommen vermag, welche die Waare in die Nadeln
einzuhängen hat, und dieses selbstverständlich so lange, bis das ganze Stück in die
Spiralnadellinie eingehängt ist.
An dem Zapfen 2 wird nun vermittelst der daran befindlichen Kurbel die Maschine fest,
d.h. im Stillstand erhalten, während jene Person, welche eingehängt hat, mittelst
der Kurbel an dem Zapfen (3 den Stern auswärts schraubt und hierdurch die Waare
möglichst stark in die Breite spannt; es darf dieses aber nicht auf einmal
geschehen, sondern wenn ausgeschraubt ist, muß man den bespannten Stern etwa 1/4
Stunde ruhen lassen und dann wieder nachschrauben, welches so stark als möglich und
als es die Gattung Waare erlaubt, geschehen muß; denn nur eine scharfe Ausspannung
ergibt eine klare Waare und schöne Appretur.
An den Armen des Sterns bezeichnet E die flache innere
Seite, die von den Centralscheiben bei G und H bis an die Enden der Arme reicht; der conisch
auslaufende Theil des Arms bildet eine erhöhte Rippe, welche zur Verstärkung der
Arme durchaus erforderlich ist und nicht zu schwach seyn darf. Die Zeichnung zeigt
acht solcher Arme an jedem Sterne, dieses ist jedoch ganz von der Gattung der
Waaren, die man appretiren will, abhängig; für feine Mousselins sind schon sechs
Arme hinreichend, bei Jaconnets und dergleichen Stoffen erfordert es acht, sollen
aber Kattune, wie z.B. Reifröcke u. dgl., aufgespannt werden, so sind selbst 12 Arme
mit starken Rippenerhöhungen nicht zu viel. Die Lappen F, angenommen auf jeden Arm 20 bis 25 je nach der Eintheilung der Spirale,
werden an die flache Seite der Arme mit Schräubchen befestigt oder auch mit
angegossen; auf der vorstehenden etwa 3/4 Zoll hohen Rippe wird das mit den Nabeln
besetzte, etwa 1/2 Zoll breite Band von starkem Messing oder Zinkblech eingenietet;
die Nadeln werden erst dann in den Metallstreifen eingesetzt und darin verlöthet,
wenn die Spirale an die Arme befestigt ist, vorher aber werden die kleinen Löcher zu
den Nadeln von Unten conisch in den metallenen circa 70
Ellen langen Bandstreifen eingebohrt. Die Nadeln dürfen nur 3 bis höchstens 4 Linien
hoch, und pro Zoll 4 bis 5, höchstens 6 etwas rückwärts
geneigt, eingesetzt seyn.
Es ist vortheilhaft, zwei solche Maschinen dergestalt zu placiren, daß zwischen
beiden ein Ventilator mit übersetztem Handgetriebe gestellt werden kann, um die erwärmte Luft
zwischen die Oeffnungen der ausgespannten Waare zu treiben.