Titel: | Die Gallitypie, ein Verfahren welches den Holzstich ersetzt. |
Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. LXXVI., S. 284 |
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LXXVI.
Die Gallitypie, ein Verfahren welches den
Holzstich ersetzt.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Novbr.
1858, S. 398.
Ueber die Gallitypie.
Luigi Galli in Mailand
hat ein Verfahren erfunden und am 27. Februar
1858 sich für England patentiren lassen, um Holztafeln mit einem Ueberzug
zu versehen, welcher härter als Letternmetall, daher für die Buchdruckerpresse
geeignet, andererseits aber weich genug ist, um mit einem scharf zugespitzten
Instrument leicht gravirt werden zu können. Er sagt:
„Um meine Platten herzustellen, leime ich zwei oder drei Holztafeln auf
einander, aber so, daß die Fasern der einen Tafel diejenigen der aufliegenden
kreuzen, damit das Holz sich nicht werfen kann. Nachdem diese Platte vollkommen
trocken ist, überziehe ich die für den Stich bestimmte Fläche derselben mit
einem Gemisch von fein gepulverter weicher Kreide und frisch bereitetem
Mehlkleister; dieses Gemisch muß die Consistenz von dicker Oelfarbe haben, damit
man es mit einem Pinsel auftragen kann; wenn diese erste Lage nahezu trocken
ist, glättet man sie mit einem Separirmesser, trägt dann auf sie eine zweite
Lage, eine dritte und so fort auf, bis die Schicht beiläufig einen Achtelszoll
dick geworden ist, mehr oder weniger, je nach der Art des auszuführenden Stichs.
Dem Kleister mische ich ein wenig gepulverten Mastix bei. Nach der dritten Lage
setze ich dem Gemisch ein wenig Tusche zu, um die nächste Lage zu färben. In
dieser Weise kann man als Hülfsmittel für den Künstler mehrere Lagen über
einander anbringen, damit er tiefer hinabschneiden muß, um auf den weißen Theil
der Schicht zu kommen und ihm gewissermaßen eine Tonleiter für die Lichter und
Schatten gegeben ist. Nachdem die letzte Lage aufgetragen und geglättet worden
ist, wird die Oberfläche mit Glas- oder Sandpapier überrieben, um sie
sehr glatt zu erhalten; dann wird ein wenig Leinölfirniß über sie gegossen und
mit einem weichen Baumwolllappen allenthalben eingerieben, damit er durch die
ganze Schicht dringt. Nach dieser letzten Operation kann man das Dessin
aufzeichnen und dann zum Graviren mit einer scharfen Stahlspitze schreiten,
wobei man am besten
mit den halbschattirten Theilen beginnt und mit den Lichtern endigt. Zum
Austiefen derselben kann man entweder dünne Nadelbündel (nach Art der
Malerpinsel zusammengebundene Nadeln) oder ein beliebiges scharf schneidendes
Instrument anwenden. Je tiefer man in die Platte hineinschneidet, desto weißer
ist die Schicht, weil die unteren Lagen nicht mit Tusche gefärbt worden sind,
daher der Graveur beim Einschneiden der Zeichnung die Tiefe der Schatten
beurtheilen kann. Um glatte (eintönige) Halbschatten zu erhalten, kann man die
Oberfläche der Platte mit etwas Wasser netzen und dann mit einem feinen
Tuchlappen überreiben, um einen dünnen Theil der Oberfläche abzulösen; um glatte
Schatten herzustellen, kann man die Oberfläche mittelst Sandpapier
vertiefen.
Nachdem die Zeichnung fertig ist, überfährt man die Platte mit einem feinen
Pinsel, um den Staub aus den hohlen Linien zu entfernen, worin nichts
zurückbleiben darf; dann wird das Ganze mit einer Lage Leinölfirniß bedeckt, die
man lange genug darauf läßt, damit sie absorbirt wird; sollten, nachdem die
Absorption vollständig erfolgt ist, Firnißtheilchen auf der Oberfläche
zurückgeblieben seyn, so werden dieselben mit Handschuhleder weggerieben, worauf
man eine Lage Terpenthinöl aufträgt, und dann kann die Platte wie ein
Holzschnitt entweder direct in der Buchdruckerpresse verwendet werden, oder man
kann von ihr einen metallenen Abklatsch machen, welcher die vertieft gravirte
Zeichnung als Relief darstellt. Insbesondere eignet sich das beschriebene
Verfahren für den metallenen Abklatsch von Gravirungen die aus Linien bestehen,
wie Baupläne, Landkarten, Banknoten etc. Meine Composiiion empfiehlt sich auch
zum Stechen von Mustern für den Zeugdruck, die man dann in Metall abklatscht.
Auch mit Gyps oder Gutta-percha läßt sich meine Composition sehr gut
abformen, um von diesen einen metallenen Abklatsch zu machen. Für diesen Zweck
bringe ich aber die Lagen meiner Composition, statt auf Holzplatten, auf
Metall- oder Glasplatten an, wo ich dann beim Graviren einer Figur oder
Linie die scharfe Spitze für die dunkelsten Theile bis auf die harte
Metall- oder Glasfläche einsinken lasse.“