Titel: | Ueber entlastete oder ins Gleichgewicht gesetzte Schiebersteuerungen, insbesondere die Schieberventile des Hrn. Jobin; Bericht von Hrn. Tresca. |
Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. I., S. 1 |
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I.
Ueber entlastete oder ins Gleichgewicht gesetzte
Schiebersteuerungen, insbesondere die Schieberventile des Hrn. Jobin; Bericht von Hrn. Tresca.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, August 1858, S. 535.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Tresca, über Jobin's entlastete Schieberventile.
Um an seiner Dampfmaschine nichts unvollkommen zu lassen, berücksichtigte Watt gleich
Anfangs die Uebelstände, welche der Dampfdruck auf die Schieberventile mit sich
bringt, und er construirte niemals andere als entlastete Schieberventile. Der Dampf
gelangte bei ihm in eine Schieberbüchse, welche die ganze Länge des Cylinders hatte,
ging durch die Eintrittsöffnungen, und begab sich beim Austritte aus dem Cylinder in
die Enden der Schieberbüchse, welche beständig unter sich selbst und mit dem
Condensator in Verbindung waren. Die Röhre, welche die Verbindung zwischen den
beiden Schieberkastenenden herstellte, lag deßhalb im frischen Dampfe, und war mit
dem in den Condensator abziehenden Dampfe gefüllt. Der Dampfdruck, welcher
gleichzeitig auf alle Schieberflächen stattfand, setzte sich von selbst ins
Gleichgewicht, und zwar sowohl im Innern, als auch auf der Außenseite des Schiebers.
Die Verbindungen zwischen den drei Abtheilungen des Schieberkastens waren einerseits
durch halbcylindrische Verpackungen, andererseits durch die eigentliche Schieberbahn
unterbrochen.
Ohne mit Bestimmtheit die Gründe angeben zu können, welche spätere Constructeure
veranlaßten, die Schiebersteuerung auf die Mitte des Cylinders, statt wie früher an
seine Enden zu verlegen, kann man doch behaupten, daß diese Anordnung das Gute für
sich hat, eine zu lange Berührung des frischen Dampfes mit der den abziehenden Dampf
enthaltenden Röhre zu vermeiden, und folglich die durch diese Berührung veranlaßte
Condensation zu verringern. Da hierbei der Zutritt des Dampfes an den Enden des
Schieberkastens stattfand, so erachtete man es für Maschinen von mittlerem Drucke
für bequemer, die Eintrittsöffnungen durch einen hohlen Schieber zu bedecken, welcher bei allen
jetzigen Maschinen die eigentliche Steuerung bildet, und den Dampf frei in den
Schieberkasten treten zu lassen, so daß er auf die Rückseite des hohlen Schiebers
drückt.
Die Schieberbüchse von Watt bestand aus drei, durch
Liederungen von einander getrennten Räumen, die in einer Reihe, parallel zur
Cylinderachse, über einander lagen, oder in der Richtung der Schieberbewegung sich
an einander anschlossen. Die heutzutage gebräuchlichste Schieberbüchse besteht aus
zwei Kammern, welche über den Eintrittsöffnungen liegen, und nur durch die reibende
Fläche des Schiebers selbst getrennt sind. Diese sehr einfache Anordnung, welche in
Bezug auf die Abkühlung des Dampfes von Vortheil ist, bot keinen ernstlichen
Uebelstand bar, so lange sie an kleineren Maschinen angewandt wurde, die mit mäßigem
Drucke arbeiten, denn bei solchen greifen die Schieberränder nur wenig über, und der
Weg welchen der Schieber zu machen hat, ist folglich kein großer.
So lange die kräftigen Maschinen größtentheils Niederdruckmaschinen waren, bekümmerte
man sich sehr wenig um den bei den übrigen, gewöhnlich nur schwachen Maschinen,
vorkommenden unnöthigen Krastverbrauch in Folge des Dampfdrucks auf den Schieber.
Auch waren lange Zeit über die Versuche, entlastete Schieber herzustellen, wenig
zahlreich; wir müssen jedoch hier der Steuerung der ersten Maschine von Taylor und Martineau erwähnen,
bei welcher bewegliche Kolben in einer cylindrischen Schieberbüchse angebracht
waren.
In den letzten zwanzig Jahren, überhaupt seit der Entwickelung der Eisenbahnen,
steigerte man allmählich den wirksamen Dampfdruck von 2 auf 8 Atmosphären; um auf
einfache Weise durch einen einzigen Schieber eine variable Expansion zu erzielen,
wurden die Schieberränder bedeutend größer gemacht, und ebenso der Schieberhub. Da
der Dampfdruck auf den Schieber und auch der Schieberweg größer wurde, so nahm bei
kräftigen Maschinen die Steuerung einen namhaften Theil der Kraft oder Arbeit weg,
und das System der entlasteten Schieberventile erhielt ein erhöhtes Interesse; es
werden daher auch fortwährend Vorrichtungen zu diesem Zwecke in Vorschlag gebracht;
von den neuesten erwähnen wir nur die Cylindersteuerung mit Metallliederung, ferner
die zwischen zwei parallelen Ebenen verschiebbaren Platten, endlich die Schieber
welche dadurch entlastet werden, daß der Dampf auf einen dem Schieber
gegenüberliegenden Kolben wirkt, der durch ein Gelenk mit dem Schieber verbunden
ist.
Die kräftigen Locomotiven von Engerth haben jetzt alle
entlastete Schieberventile. Hr. Jobin schätzt den durch
den Dampfdruck auf die Schieber verursachten Kraftverlust bei einer Locomotive von Crampton, welche 180 Umdrehungen in der Minute macht, auf ungefähr zwanzig
Pferdekräfte; diese Geschwindigkeit wird allerdings von sehr rasch gehenden
Maschinen erreicht; wenn wir aber alle in Betracht kommenden Elemente
berücksichtigen, so können wir diesen Verlust doch nicht höher als auf 10 bis 12
Pferdekräfte anschlagen.
Der Dampfdruck auf einen Schieber, dessen Fläche 0,285 × 0,360 oder 1026
Quadratcentimeter beträgt, muß bei einer mit 8 Atmosphären betriebenen Locomotive
1026 × 1,033 × 8 = 8478 Kilogramme betragen. Es setzt also jeder
Schieber seiner Bewegung denselben Widerstand entgegen, als wenn er mit 8500
Kilogrammen belastet wäre, und zwei gleichzeitig gleitende Schieber bieten einen
Widerstand von 17000 Kilogr. dar. Da der Reibungscoefficient für geölte Flächen,
Gußeisen auf Gußeisen, nicht kleiner als 0,15 angenommen werden kann, so beträgt die
zur Bewegung der Schieber auszuübende Kraft 0,15 × 17000 oder 2250 Kilogr. Da
aber der Schieber die Eintrittsöffnungen nicht immer bedeckt, auch bei der
gewöhnlich getroffenen Anordnung in den meisten Schieberlagen Dampf unter einen
Theil der Schieberplatte gelangen kann, endlich unter dem Schieber ein Gegendruck
stattfindet, so ist die zur Bewegung des Schiebers erforderliche Kraft nicht
constant, und ihr mittlerer Werth kann in Berücksichtigung der genannten Umstände zu
1800 Kilogrammen angenommen werden. Der von diesem Widerstande zurückgelegte Weg
beträgt für jeden Hub wenigstens 0,08 Meter, was für drei Umdrehungen in einer
Secunde 60 × 0,08 Met. = 0,48 Met. ergibt, daher die verbrauchte Arbeit in
einer Secunde 1800 × 0,48 = 864 Kilogrammmeter seyn wird, entsprechend einem
Verluste von ungefähr 12 Pferdekräften.
Dieser verhältnißmäßig sehr große Kraftverlust ist jedoch nicht der kleinste von den
Nachtheilen, welche der Dampfdruck auf die gewöhnlichen Schieberventile veranlaßt;
sein Einfluß wird besonders dann fühlbar, wenn die Richtung der Bewegung umgekehrt
werden soll. Bekanntlich muß der Locomotivführer, während er den Steuerungshebel in
Bewegung setzt, die Schieberventile so verrücken, daß ihre Stellung die
entgegengesetzte wird, und dieß soll, besonders im Falle von Gefahr, rasch geschehen
können. Zum vollständigen Rückwärtssteuern hat das Ende des Steuerhebels bei einer
Crampton'schen Maschine einen Weg von 1,5 Met. zu
machen; da nun der mittlere Widerstand 1800 Kilogramme und der durchlaufene Weg des
Schiebers 0,08 Met. beträgt, so ist der Widerstand am Hebelende (1800 ×
0,08)/1,5 = 96 Kilogr. Das Umsteuern selbst erfordert somit eine Totalarbeit von
1800 × 0,08 = 144 Kilogrammmetern.
Um die Locomotive rückwärts gehend zu machen, muß also der Maschinist in Folge des
Dampfdruckes auf die Schieber eine Kraft von 96 Kilogrammen ausüben, und eine Arbeit
von 144 Kilogrammmetern verrichten. Diese Zahlen zeigen deutlich genug, wie schwer
die Handhabung der Steuerung und warum es unmöglich ist, sie mit derjenigen
Raschheit vorzunehmen, welche unglückliche Umstände erfordern können. Selbst
dadurch, daß der Maschinist den Heizer zu Hülfe ruft, ist der Uebelstand nicht
gehoben. Allerdings können durch vorläufiges Schließen der Admissionsöffnung die
Schieberventile plötzlich entlastet werden, aber selbst der Zeitverlust, welchen
diese erste Operation erfordert, kann von den unglücklichsten Folgen seyn.
Aus den oben angeführten Zahlen ersieht man die Wichtigkeit der entlasteten Schieber
für Locomotiven, sowohl um einen großen Kraftverlust während des regelmäßigen Ganges
der Maschine zu vermeiden, als auch um Unglücksfällen vorbeugen zu können.
Hr. Jobin hat sein System entlasteter Schieberventile
unter verschiedenen Formen an drei Locomotiven der Ostbahn angebracht; im Princip
ist sein System der Schiebersteuerung von Watt sehr
ähnlich, nur findet bei demselben der Eintritt des Dampfes an den Enden, der
Austritt dagegen in der Mitte statt. Die zwei äußeren Räume der Dampfbüchse sind
durch einen cylindrischen Canal mit einander in Verbindung, welcher der Länge nach
durch den eigentlichen Schieber geht; die Absperrung der beiden äußeren Räume von
dem mittleren Raume geschieht durch die reibenden Flächen des Schiebers selbst, an
welche sich die Wände der Dampfbüchse dicht anlegen. Bei den Maschinen von Watt wird diese Absperrung durch eine Hanfliederung
hervorgebracht, welche sich an die halbcylindrische Form des Dampfschiebers
anschmiegt; bei der gegenwärtigen Anordnung ist sie die Folge des Anschlusses der
festen Dampfkastenwände an die beweglichen Schieberränder, deren Form im Allgemeinen
die eines dreiseitigen Prismas mit gleichseitigem Querschnitte ist.
Jobin's Anordnung hat demnach zweierlei
Eigenthümlichkeiten: 1) ist bei derselben keine Liederung oder Verpackung
angebracht, sondern es reibt sich bei Hochdruckmaschinen Metall auf Metall; 2) ist
der bewegliche Theil der Steuerung, nämlich der Schieber selbst, dreiseitig.
Die Entbehrlichkeit einer elastischen Liederung oder Garnitur betreffend, hat die
Erfahrung von mehreren Monaten gezeigt, daß dieselbe möglich ist, da die von Jobin für die Ostbahn ausgeführten Schieber sich während
fünf-, sechs- und achtmonatlicher Arbeit ausgezeichnet gut erhalten
haben. Dieser Umstand ist um so bemerkenswerther, als die gewöhnlichen Schieber weit entfernt sind,
diese Dauer beim angestrengten Dienste zu bekunden.
Die Querschnittsform der neuen Schieber scheint Jobin
gewählt zu haben, um keine anderen als ebene, genau gehobelte Flächen anzuwenden,
und nur die Erfahrung könnte uns belehren, ob das nämliche System, auf einem
halbcylindrischen Querschnitt angewandt, dieselben Vortheile bieten würde.
Jedenfalls gestattet die ausschließliche Anwendung von ebenen Flächen den Grad des
Anschließens leichter zu reguliren und folglich die Abnützung zu vermeiden, welche
die unvermeidliche Folge von zu sattem Gange oder eines zu festen Anschlusses
ist.
Das Schieberventil von Watt war, wie dasjenige von Jobin, in Bezug auf den rings um dasselbe stattfindenden
Dampfdruck sowohl im Innern als auf der Außenseite ins Gleichgewicht gesetzt. Dieses
Gleichgewichtsverhältniß fand aber in Bezug auf die Eintrittsöffnungen nicht statt,
da kein Gegendruck vorhanden war, weßhalb die Liederung diesen Druck, und zwar von
Innen nach Außen erfuhr. Jobin hat diese
Gleichgewichtsstörung ebenfalls, und zwar auf eine sehr einfache Weise vermieden. Er
brachte nämlich im Innern des Schieberkastens an der Stelle der Einströmungsöffnung
eine Nuth an, die sich rings um denselben erstreckt; diese Nuth ist beständig mit
den Eintrittsöffnungen in Verbindung, weil letztere etwas breiter als der Schieber
selbst sind, und die Folge davon ist, daß der Dampfdruck sich stets, selbst während
der Absperrung oder Expansion, das Gleichgewicht hält.
Wir sahen Jobin's Schieber an der Crampton'schen Locomotive Nr. 89 der Ostbahn in Function; der Maschinist
ist mit denselben sehr zufrieden, und wir können selbst bestätigen, daß jede
Handhabung der Steuerung außerordentlich erleichtert ist. Daß bei der geringen
bewegenden Kraft, welche die neuen Schieber erheischen, eine Brennmaterialersparniß
stattfinden muß, ist einleuchtend; eine solche wurde überdieß durch den
Maschinenführer bestätigt, und wir bedauern nur, bisher nicht Zeit genug gehabt zu
haben, bei der Administration der Ostbahn officielle Erkundigungen darüber
einzuziehen, behalten uns jedoch vor, später hierüber Mittheilung zu machen.
Es könnte die Befürchtung geäußert werden, daß, da die Schieber, wie in festen
Führungen gehalten, sich beständig an die Eintrittsöffnungen dicht anlegen, unter
gewissen Umständen Brüche veranlaßt würden; wie man leicht einsieht, ist nämlich das
Aufheben oder Nachgeben der Schieber jedesmal erforderlich, wenn man vergessen hat
die Cylinder auszublasen, weil sonst das condensirte Wasser, da es nicht aus den
Oeffnungen entweichen könnte, die Cylinderdeckel zersprengen würde, sobald der
Kolben in seine äußersten
Lagen gekommen ist. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, daß kein derartiger Uebelstand
vorkam, und es ist ein solcher bei den Locomotiven weniger als bei jeder anderen
Maschine zu befürchten, weil die Temperatur eine höhere ist und die Cylinder sehr
häufig ausgeblasen werden. Ueberdieß wäre dem Eintreten dieses Umstandes leicht zu
begegnen, indem man, wie dieß Watt bei seinen ersten
Maschinen that, an den Cylinderdeckeln Sicherheitsventile anbrächte.
Wir bemerken schließlich noch, daß die Entlastung der Schieber dem Constructeur
gestattet, die Eintrittsöffnungen weiter von einander zu entfernen, folglich den
schädlichen Raum zu verkleinern und den vorhandenen Dampf besser auszunützen.
Beschreibung der Abbildungen.
Fig. 1, 3 und 5 stellen
Längendurchschnitte in der Richtung der Schieberachse, Fig. 2, 4 und 6 Querdurchschnitte
senkrecht zur Achse, von drei verschieden geformten Jobin'schen Steuerungsschiebern mit ihren Dampfkasten dar. Die Querschnitte 2
und 6 sind nach gebrochenen Linien genommen.
Prismatischer Schieber mit quadratischem Querschnitte,
Fig. 1 und
2.
– Er besteht aus zwei quadratischen, hohlen Prismen T,
T', welche durch eine Röhre t mit einander
verbunden sind und so in der Dampfbüchse liegen, daß sie mit zwei Seiten auf der
untern Büchsenhälfte gleiten.
R ist die Schieberstange; sie geht der Länge nach durch
den ganzen Schieber hindurch, und ist in der Mitte des einen Prismas befestigt. F ist die untere Hälfte des Schieberkastens und bildet
die Bahn, auf welcher der Schieber gleitet. Durch die Einströmungsöffnungen L, L welche in der Schieberbahn F, F angebracht sind, gelangt der Dampf abwechslungsweise in den Cylinder
M. Der Deckel oder die obere Hälfte des
Schieberkastens ist mit S, S bezeichnet.
Deckel und Untertheil des Kastens liegen nach der Ebene J,
J an einander an; sie bilden mit einander die Hülse, in welcher der
Schieber geführt wird, und sind durch Schrauben mit einander verbunden, die
allmählich so fest angezogen werden, daß sich der Schieber nicht mehr zu leicht von
Hand bewegen läßt.
Durch die Röhre I tritt der Dampf ein, und nimmt durch
die mit E bezeichnete Röhre seinen Ausweg.
C ist eine Erweiterung im Innern der Dampfbüchse, und
zwar an der Stelle, wo sich der cylindrische Theil des Schiebers befindet; sie steht
mit der
Ausströmungsröhre in Verbindung und der Dampf gelangt in dieselbe, nachdem er seine
Wirkung gethan hat, aus dem Cylinder durch die eine oder andere der Oeffnungen L, L. In Folge dieser Anordnung ist der Schieber
zwischen den beiden Prismen ins Gleichgewicht gesetzt, da der Dampf ihn vollständig
umgibt.
Andererseits erfüllt der bei I vom Kessel kommende Dampf
die beiden Dampfbüchsenräume A und B beständig, da dieselben immer durch den hohlen
Schieber mit einander in Verbindung stehen; der Druck, welcher auf die beiden
Endflächen des Schiebers stattfindet, hält sich daher auch beständig das
Gleichgewicht und der Eintritt in den Cylinder geschieht durch die gerade
offenstehende Einströmungsöffnung L.
Was nun den senkrecht zur Schieberachse ausgeübten Dampfdruck anbelangt, so ist
derselbe auf folgende Weise ins Gleichgewicht gesetzt: so oft als eine
Einströmungsöffnung unbedeckt ist, liegt der prismatische Theil des Schiebers
ringsum an den Büchsenwänden an, so weit er nämlich außer dem Bereiche der
Einströmungsöffnung ist; es findet also hier directe Berührung der Metalle statt und
es ist daher kein Dampfdruck auszugleichen. Um aber auch das Gleichgewicht des
Druckes zu erhalten, wenn die Prismen die Einströmungsöffnungen bedecken, sind zwei
Erweiterungen oder Nuthen l, l, welche mit den
Einströmungsöffnungen zusammenhängen, im Innern des Dampfkastens angebracht und
gestatten dem Dampf an dieser Stelle den ganzen Schieber zu umgeben, daher das
Gleichgewicht des Druckes senkrecht auf die Schieberachse vollkommen ist.
Prismatisches Schieberventil mit dreieckigem
Querschnitte, Fig. 3 u. 4. – Diese Anordnung unterscheidet sich von der vorhergehenden nur
dadurch, daß die vierseitigen Prismen durch dreiseitige ersetzt sind, die mit ihrer
einen Seite auf der ebenen Schieberbahn gleiten, und daß die
Dampfausströmungsöffnung E unten statt oben angebracht
ist. Im übrigen ist die Einrichtung dieselbe und das Gleichgewicht des Dampfdruckes
ist ganz auf die nämliche Weise hergestellt. Zum leichtern Verständniß wurden
dieselben Gegenstände mit denselben Buchstaben bezeichnet.
Abgeändertes, gewöhnliches Schieberventil, Fig. 5 und 6. – Bei
diesem ist der gewöhnliche Muschelschieber beibehalten, und die Abänderungen, welche
der Erfinder anbrachte, um genau dieselben Resultate zu erreichen, wie bei den zwei
vorhergehenden, sind folgende:
Der Schieber ist, wie man aus den Figuren ersieht, mit einem besondern Dache
überdeckt, durch welches er wieder in ein dreiseitiges Prisma T, T' umgewandelt ist. Ein Deckel oder ein Gehäuse S, S von derselben Länge bedeckt das Prisma und wird an der Schieberbahn F, F durch Winkelleisten festgehalten, die jede
Seitenbewegung unmöglich machen. Der Deckel H, H bedeckt
das Ganze, und der dichte Verschluß wird mittelst der Stellschrauben P, P erzielt.
In Folge dieser Anordnung sind die Räume A und B wie bei den vorhergehenden Schiebern in Verbindung,
und der Schieber ist in Bezug auf seine Längenrichtung entlastet. Ueber den
Einströmungsöffnungen L, L sind zwei Ruthen l, l in dem Hute S, S
angebracht, die sich aber nur bis zu den Punkten m, m in
der Nähe der Eintrittsöffnungen erstrecken und mit diesen nicht in Verbindung
stehen. In diesem Fall ist es nicht mehr der Dampf aus dem Cylinder, welcher den
Gegendruck des Schiebers aufhebt, sondern der Dampf aus dem Kessel, der jedesmal die
Nuthen l, l erfüllt, wenn der Schieber sich
zurückzieht.
Zwischen den beiden Nuthen l, l und über dem hohlen
Theile C des Schiebers hat der Hut S, S noch eine dritte Erweiterung oder Nuth e, welche die Bestimmung hat, den nöthigen Dampf
aufzunehmen, um den Druck auszugleichen, welcher bei der Ausströmungsöffnung E auf den Schieber ausgeübt wird. Diese dritte Nuth
reicht auch nicht weiter herab als die beiden vorhergehenden, und ihre Breite
beträgt nur zwei bis drei Centimeter, so daß ihre Fläche der Höhlung C entspricht, auf welche der Gegendruck kommt. Auch hier
ist es der Dampf aus dem Kessel, welcher die dritte Erweiterung e erfüllt; er gelangt in dieselbe durch die Oeffnungen
v, v, welche in die Schieberseiten gebohrt sind, und
zwar stellen diese Oeffnungen die Verbindung jedesmal dann her, wenn der Schieber
bei seiner hin- und hergehenden Bewegung sie der Erweiterung gegenüber
bringt.
Mittelst dieser verschiedenen Kunstgriffe kann also der gewöhnliche Schieber ohne
wesentliche Veränderungen beibehalten werden, und ist doch fast vollkommen
entlastet. Bei der letzten Anordnung kann der Dampf aus dem Kessel niemals, ohne
vorher gearbeitet zu haben, zur Ausströmungsöffnung gelangen, während bei den zwei
ersten Schieberventilen dieß möglich wäre, wenn der Deckel S,
S nicht gehörig an dem Schieber anläge; dieses Anziehen des Deckels läßt
sich bei einiger Uebung ohne besondere Schwierigkeit in der erforderlichen Weise
ausführen.