Titel: Die Brennmaterial-Compagnie zu Swansea.
Fundstelle: Band 151, Jahrgang 1859, Nr. XXVII., S. 108
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XXVII. Die Brennmaterial-Compagnie zu Swansea. Aus der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen in dem preußischen Staate, 1858, Bd. VI S. 118. Mit Abbildungen aus Tab. II. Die Brennmaterial-Compagnie zu Swansea. Obgleich die Kohlen in England in einzelnen Districten billiger beschafft und verkauft werden als in unseren Hauptbergbezirken, und dieselben bei ihrer ungeheuren Verbreitung in dem ganzen Lande billig bezogen werden können, so sucht man dennoch jeden Abfall der schlechteren Kohlen zu benutzen und zu einer verkäuflichen Waare umzugestalten. Die Patent fewel Works Company zu Swansea, früher in Newcastle upon Tyne, dann in der Nähe von Sheffield etablirt, wegen des sehr unangenehmen Geruches bei Darstellung ihrer Fabricate von diesen beiden Orten aber vertrieben, verfolgt dieses Princip durch die Darstellung von Stückkohlen aus Grus von mageren Kohlen, und hat ihrer Fabrication bereits eine solche Ausdehnung gegeben, daß täglich circa 300–350 Tonnen Gruskohlen verarbeitet werden. Die Anlage ist in einem großartigen Maaßstabe angelegt und soll über 200,000 Thlr. gekostet haben. Die mageren Gruskohlen von einer der Gruben aus der Umgebung von Swansea werden zu einem sehr niedrigen Preise contractmäßig an die Gesellschaft abgeliefert und diese bringt durch eine Beimischung von Steinkohlentheer die Cohäsion der einzelnen Grustheile dieser Kohlen in einem so hohen Grade hervor, daß man dieselben nur mit Hülfe eines Hammers zerschlagen kann. Die Kohlen werden zu diesem Ende in Wagen, deren Boden durch einen Schieber geöffnet wird, und deren Inhalt circa 3–4 Schäffel beträgt, in einen 4 Fuß weiten und 3 Fuß hohen cylindrischen Behälter von Gußeisen a (Fig. 28) ausgestürzt und durch eine aufrecht stehende Welle, an welcher sich zwei Arme b mit Zähnen befinden, im Kreise herumgedreht und unter einander vermengt. Sobald diese Mischung vor sich geht, wird der in den Behälter a einmündende Hahn c geöffnet und durch diesen, da er mit einem danebenstehenden Theerbassin in Verbindung steht, so viel Theer zugelassen, als zur Operation und Verbindung der einzelnen Grustheile bei dem späteren Pressen erforderlich ist. Nach der Angabe beträgt das Quantum auf eine Tonne Kohlen circa. 3 Kubikfuß. In einigen Minuten ist diese Mischung der Kohlen mit dem Theer erfolgt und, um solche aus dem Behälter abzulassen, ist der Boden desselben aus 2 Theilen, d und e (Fig. 28) zusammengesetzt. Der obere Theil desselben ist mit 6 Einschnitten f (siehe Fig. 29) versehen und diese werden durch die darunter liegende Platte e gedeckt, sobald solche durch ein Getriebe unter die Oeffnungen f gerückt werden. Bei erfolgter Mischung der Kohlen mit dem Theer braucht man daher nur die untere Platte unter den Oeffnungen f mit Hülfe eines Hebels (Fig. 28) und Getriebes wegzuschieben, um die Kohlen durch die entstehenden Oeffnungen in ein darunter befindliches Gerinne g herabfallen zu lassen und durch dieses einem horizontal stehenden Rade h zuzuführen. Auch in diesem Gerinne werden die Kohlen, um das Zusammenbacken und das Ablaufen des Theers zu verhüten und besseres Ausladen zu erzielen, durch eine, mit Armen versehene vertical stehende Stange i in rotirender Bewegung erhalten. Das untere Ende des Gerinnes mündet gerade über das mit horizontaler Bewegung gehende Rad h, welches in seinem Radkranz k 10–12 Zoll weite, 14 Zoll lange und 10–12 Zoll tiefe rectanguläre Oeffnungen besitzt, und mit diesen über eine runde gußeiserne Platte m mit einer eben so großen rectangulären Oeffnung n bewegt wird. Die Oeffnungen des Radkranzes werden nun durch einen sehr sinnreichen, an der Maschine angebrachten Mechanismus mit Hülfe von excentrischen Scheiben stoßweise und so fortgerückt, daß sie gerade unter die Oeffnung des Gerinnes zu stehen kommen und von selbst mit Kohlen gefüllt werden. Bei weiterem Fortrücken gelangen sie unter den Stempel o, welcher dieselben Dimensionen in Länge und Breite wie die rectangulären Oeffnungen besitzt und werden durch diesen so zusammengepreßt, daß sie in den Oeffnungen hängen bleiben und rectanguläre Körper von 6–8 Zoll Höhe bilden. Die rotirende und stoßweise Bewegung des Rades h bringt nun sämmtliche Oeffnungen unter dem Gerinne vorbei, füllt sie hier mit Kohlen und bringt sie, indem sie dann unter dem Stempel o gepreßt werden, unter einen zweiten Stempel p. Derselbe wirkt jedoch nicht von Oben nach Unten, sondern drückt die in den Oeffnungen zusammengepreßten Kohlen durch einen Hebel von Unten nach Oben in dem Momente heraus, wenn das Rad einen Augenblick still steht und der erste Stempel o niedergeht. Ein kleiner Knabe nimmt diese Stücke sodann von dem Radkranz weg und legt sie auf schmiedeeiserne Gestellwagen. Mit Hülfe dieser Wagen werden sie hierauf in sehr lange und breite Trockenkammern gebracht und einer allmählich steigenden Temperatur so lange ausgesetzt, bis die Verbindung des Theeres und der Kohle zu einer einzigen Masse hergestellt ist. Die Temperatur dieser Trockenkammer ist zuletzt sehr bedeutend; sie bringt daher aus der Kohle auch alle harzigen Bestandtheile heraus, die aber einen so widerlichen Geruch verursachen, daß es kaum möglich ist, sich kürzere Zeit in den Trockenkammern aufzuhalten. Die hierdurch erhaltene Kohle ist fest, breccienartig in ihrer Structur, und gibt unter dem Dampfkessel eine röthliche Flamme, wie ich sie wohl bei halb fetten Kohlen beobachtet habe; sie rußt jedoch etwas stärker als diese; eignet sich aber für Dampfschiffe wegen ihrer leichten Verpackung ganz besonders und wurde meistens für diese zu dem Preise von 12 bis 14 Sh. pro Tonne oder zu 6–7 Sgr. pro Ctr. verkauft. Bei diesem Preise soll sich die Fabrication nicht besonders gut rentiren und kaum die Selbstkosten erzielt werden, wenn die Tonne zu 9–10 Sh. und darunter zu stehen kommt. Die Maschine, welche die ganze Fabrication betreibt, hat 45 Pferdekraft und setzt außer dem Zwischengeschirr für die Mischung der Kohlen 8 Stempel zum Pressen in Bewegung. Eine jede dieser Pressen soll bei jeder Pressung, um der Kohle die gehörige Festigkeit mit dem Theer zu geben, einen Druck von 150 Tonnen hervorbringen. Der Theer zu dieser Fabrication wird schiffweise von London und Dublin bezogen und direct aus den Schiffen mit Hülfe einer kleinen Dampfmaschine durch Druckpumpen in sehr große schmiedeeiserne Behälter gebracht, und aus diesen durch die große Maschine in die einzelnen Theerbehälter einer jeden Presse gedrückt. Die wenige Zeit, welche mir vergönnt wurde, das ganze Etablissement in Augenschein zu nehmen, so wie der Argwohn des englischen Charakters bei Besuchen derartiger industrieller Einrichtungen gaben mir nicht die Mittel an die Hand, die Zusammensetzung und Beschreibung der einzelnen, sehr künstlich und sinnreich eingerichteten Pressen und deren Bewegung durch die Maschine, so wie die specielle Einrichtung der Trockenkammern hier ausführlicher wieder zu geben, sie werden aber hoffentlich genügen, ein allgemeines Bild der Fabricationsweise zu liefern. Busse.

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