Titel: | Ueber die fabrikmäßige Darstellung von Photogen, Solaröl und Paraffin aus Braunkohlen; von B. Hübner, Director der Bitterfelder Photogen- und Paraffin-Fabrik. |
Autor: | B. Hübner |
Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. XXXI., S. 120 |
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XXXI.
Ueber die fabrikmäßige Darstellung von Photogen,
Solaröl und Paraffin aus Braunkohlen; von B. Hübner, Director der Bitterfelder Photogen- und
Paraffin-Fabrik.
(Schluß.)
Hübner, über die fabrikmäßige Darstellung von Photogen etc. aus
Braunkohlen.
In meiner letzten Abhandlung über fabrikmäßige Verarbeitung der Braunkohlen auf
Beleuchtungsmaterialien (polytechn. Journ. Bd.
CXLVI S. 418) hatte ich meine Apparate zum Mischen der Oele mit den
Chemikalien beschrieben und schließlich auf die Erscheinungen aufmerksam gemacht,
welche sich beim Behandeln derselben mit Natronlauge zeigen.
Nach Behandlung der Rohöle mit Lauge werden sie, nachdem sie gewaschen und einige
Zeit der Ruhe überlassen worden sind, auf dieselbe Weise wie mit jener mit
Schwefelsäure gemischt; nachdem sich diese gut abgesetzt, davon abgegossen und dann
zur Entfernung noch anhängender Säuretheile erst mit Wasser, zuletzt mit etwas
verdünnter Lauge gewaschen.
Wie die Lauge zur Entfernung der sauren Bestandtheile des Theers angewendet wurde, so
wird es die Säure zur Entfernung der basischen. So wenig wie bei der Lauge läßt sich
eine allgemeine Angabe über die Quantität der Säure machen, die zur Reinigung der
Braunkohlenöle verwendet werden muß. Die Verschiedenheit des Rohmaterials bedingt
eine verschiedene Beschaffenheit des Theeres. Der eine enthält mehr, der andere
weniger von den organischen Basen; sie wegzunehmen, sind verschiedene Quantitäten
von Säure erforderlich und deßhalb auch die Verluste, die durch die Behandlung mit
Schwefelsäure herbeigeführt werden, bei verschiedenen Oelen verschieden. Zur
Entfernung der organischen Basen ist übrigens keine concentrirte Schwefelsäure und
kein langes Mischen erforderlich. Die innige Berührung einer Säure von 1,7
specifischem Gewichte genügt, sie zu entfernen. Eine zu lange Einwirkung, besonders
concentrirter Schwefelsäure, vielleicht gar in der Wärme, gibt Veranlassung zur Bildung von
Substitutionsproducten und führt Verluste an brauchbaren Oelen herbei. Dieß beweist
schon die Zunahme des specifischen Gewichtes der Rohöle beim Schütteln damit, die um
so bedeutender ist, je länger man die Säure wirken läßt. Das specifische Gewicht der
mit Lauge behandelten Oele darf durch die Behandlung mit Schwefelsäure durchaus
nicht erhöht werden. Die Rohöle haben nach der Behandlung mit Säure eine weingelbe
Farbe und können die bis 300° C. erhaltenen bei genügend niedrigem
specifischem Gewichte zu vielen Zwecken ohne weitere Rectification als Photogen
verwendet werden.
Ist dieß nicht der Fall und handelt es sich um Darstellung eines in allen Fällen
brauchbaren Präparates, so werden sie der Rectification aus Blasen, wie ich sie zur
Theerdestillation gebrauche, unterworfen.
Als Photogen lassen sich nicht gut Oele von mehr als 0,815
bis 0,820 durchschnittlichem spec. Gewichte verwenden, und haben sie dieses
erreicht, so werden die folgenden schwereren Destillationsproducte für sich
aufgefangen und als Solaröl verbraucht. Am Ende der Destillation resultirt bisweilen
etwas Paraffinmasse, die der mit Säure behandelten zugefügt wird.
Die Temperatur, bei welcher die Photogenöle ihr höchstes durchschnittliches
specifisches Gewicht erreicht haben, liegt verschieden hoch. Oele, welche über
300° C. sieden, dürfen nicht zu Photogen genommen werden, selbst wenn sie das
durchschnittliche specifische Gewicht von 0,820 bei dieser Temperatur noch nicht
erreicht haben sollten. So wiegt das Photogen, welches ich hier fabricire und
welches alle Oele, die bis 300° C. überdestilliren, umfaßt, zumeist erst
0,800. Aehnlich verhält sich das Hamburger Photogen. Je niedriger das specifische
Gewicht bei hohen Siedepunkten, desto besser das Product.
Die Methode, das Photogen mit gespannten Wasserdämpfen abzutreiben, läßt sich nur da
anwenden, wo man es mit Oelen von niedrigeren Siedepunkten zu thun hat. Enthält das
Photogen Oele, die bis 300° C. sieden, so genügt die gewöhnlich vorhandene
Dampfspannung nicht; diese zu gewinnen, erfordert schon bei Oelen die über
200° C. sieden, einen ungeheuren Aufwand von Zeit. Uebrigens liefert auch die
Destillation über freiem Feuer, wenn sie sonst nicht zu heftig getrieben wird, sehr
schöne tadelfreie Producte.
Die mit Lauge und Säure behandelte Paraffinmasse wird in nicht zu hohen Bassins durch
mit Dampf erwärmte Röhren geschmolzen und zur Krystallisation längere Zeit bei Seite
gestellt. Ist diese beendet, so wird ein im Boden eines jeden Bassins befindlicher
Hahn geöffnet und das von den Krystallen freiwillig abtropfende Oel abgelassen.
Alsdann werden diese auf
Trichter geworfen und das Abtropfen durch Luftleere unterstützt, oder aber das noch
anhängende Oel durch die Centrifugalmaschine entfernt. Auf beide Weisen erhält man
weiße fast ölfreie Krystalle, die einer tüchtigen warmen Pressung unterworfen, sofort ein brauchbares Paraffin geben, welches, da die
Krystallisation aus schweren Oelen bewirkt wurde, die geruchfrei sind, keinen Geruch
hat.
Die Qualität des Paraffins wird dadurch verbessert und die Härte desselben dadurch
erhöht, daß man es noch einmal mit einigen Procenten leichten weißen Photogens
zusammenschmilzt und es dann nochmals einer tüchtigen Pressung unterwirft. Die
erhaltenen Preßkuchen müssen in diesem Falle aber noch mittelst Einleiten von
gespannten Wasserdämpfen geschmolzen werden, um die äußerst geringe Menge noch
anhängenden Photogens, welches dem damit behandelten Paraffin den Geruch von jenem
verleiht, zu verflüchtigen. Man muß zu dieser Operation nur Oele von niedrigen
Siedepunkten verwenden, die durch gespannte Wasserdämpfe leicht entfernbar sind. Ein
specifisches Gewicht für diese läßt sich nicht angeben, da sie aus verschiedenen
Materialien gewonnen bei gleichen Siedepunkten meist ein ganz verschiedenes
Eigengewicht haben.
Aus den von dem Paraffin ablaufenden Oelen wird durch fractionirte Destillation
Photogen, Solaröl und Paraffinmasse gewonnen.
Photogen sowohl als Solaröl und Paraffin bestehen aus einem Gemisch von reinen
Kohlenwasserstoffen von verschiedenem specifischem Gewicht, verschiedenen
Siedepunkten, verschiedener Consistenz. Die das Photogen und Solaröl bildenden
Kohlenwasserstoffe sind flüssig, die aus denen das Paraffin besteht, fest. Während
alle mir bekannten Braunkohlen brauchbares Paraffin lieferten, liefern nur wenige
ein den Ansprüchen des Publicums genügendes Photogen und Solaröl.
Ein Photogen, was allgemein zum Brennen verwendbar seyn soll, darf höchstens ein
specifisches Gewicht von 0,815–20 haben. Das Gewicht ist aber nicht allein
maßgebend für die Güte des Productes, insonderheit sprechen auch die Siedepunkte der
es zusammensetzenden Oele mit. Die Gränzen, innerhalb deren die Photogenöle sieden,
liegen zwischen 100–300° C. So das Hamburger Photogen und das, was ich
hier producire. Die Bitterfelder Photogenöle haben bei den erwähnten Siedepunkten
ein durchschnittliches specifisches Gewicht von 0,800, und gerade in deren
Leichtigkeit liegt ein Vorzug derselben. Die Ansicht ist irrig, daß das leichteste
Photogen das flüchtigste und gefährlichste ist, und daß dasselbe deßhalb schneller
verbrenne als schwereres und zum Nachtheil für den Konsumenten sey. Das geltend zu
machen, haben sich viele Fabrikbesitzer Mühe gegeben, deren Material nur sehr
schweres Photogen liefert. Das specifische Gewicht hat mit dessen Flüchtigkeit nichts gemein; diese
hängt lediglich von den Siedepunkten der es zusammensetzenden Oele ab. Es gibt
Kohlen, deren Theer zwischen 100° und 300° C. ein Oel von 0,900 und
mehr durchschnittlichem specifischen Gewicht liefert, andere, die zwischen dieser
Temperatur ein Oel von 0,800 liefern, wie das Material, welches ich hier verarbeite.
Jenes Oel ist total unbrauchbar, letzteres das vorzüglichste. Die zahlreichsten
Uebergänge der specifischen Gewichte bei gleichem Siedepunkte fehlen übrigens nicht.
Es gibt Braunkohlen, deren Theer leichte Oele fast gar nicht oder sehr wenig
liefert; diese sind zur Photogenfabrication völlig unbrauchbar. Andere Braunkohlen
geben bei einem Theer, dessen leichte Oele schon bei niedrigen Siedepunkten, etwa
zwischen 150 und 240° C., das höchste durchschnittliche specifische Gewicht
von 0,815–20 erreicht haben; das Photogen aus solchen wird um so weniger
werthvoll seyn, je niedriger dessen höchste Siedepunkte liegen, denn um so
flüchtiger ist es, selbst wenn es das Maximum des specifischen Gewichtes hätte. Das
beste Photogen ist dasjenige, welches aus einem Gemisch von Oelen besteht, deren
Siedepunkte zwischen 100 und 240° C., oder noch besser zwischen 100 und
300° C., und deren specifische Gewichte zwischen 0,700–0,820 liegen,
welches im Durchschnitt 0,795–0,805 wiegt und in welchem die leichteren Oele
im Verhältniß zu den schwereren vorwaltend sind.
Was die Farbe des Photogens anlangt, so muß dasselbe weiß oder hellweingelblich seyn.
Weiß sind besonders die Oele von niedrigeren Siedepunkten, dieselben, die auch durch
gespannte Wasserdämpfe leicht zu verflüchtigen sind. Auf die Farbe der bei hohen
Temperaturen siedenden übt die Hitze insofern einen Einfluß aus, als sie dieselben
etwas gelblich färbt.
Ich stelle weißes Photogen im specifischen Gewicht von 0,790 dar; die höchsten
Siedepunkte desselben liegen bei 230° C. Es brennt aus angeführten Gründen
flüchtiger, als die Oele, deren höchste Siedepunkte bei 300° C. liegen. Bei
gleich niedrigen Siedepunkten werden am schönsten die leichtesten Oele brennen.
Gutes Photogen muß seine ursprüngliche Farbe beibehalten, darf nicht nachdunkeln.
Letztere Eigenschaft zeigt von falscher Anwendung der Säure und Lauge. Der Geruch
muß gering, nicht unangenehm seyn.
So verschieden das in den Handel kommende Photogen in seinen Eigenschaften ist, so
verschieden ist es auch das Solaröl. Je nachdem die Oele
eines Theers bei niedrigen oder höheren Siedepunkten durch zu hohes Gewicht als
Photogen unbrauchbar werden, enthält das in den Handel kommende Solaröl Oele von
verschiedenen niedrigen Siedepunkten, denn was von den Fabrikanten als Photogen
nicht verwendet werden kann, wird meist zu Solaröl genommen. Die höchsten
Siedepunkte der Oele des Solaröls liegen über 300°
C.; die niedrigsten da, wo die Photogenöle aufhören (jedoch darf dieser Punkt nicht
unter 240° C. liegen). Aber auch beim Solaröl sind nicht allein die
Siedepunkte maßgebend, sondern es concurrirt auch das specifische Gewicht.
Je leichter ein Solaröl im Vergleich zu einem andern innerhalb gleicher Siedepunkte
ist, desto besser. Gutes Solaröl muß ein specifisches Gewicht von 0,830, höchstens
0,860 haben. (Ich liefere prima Solaröl von
0,830–35 specifischem Gewicht, secunda von
0,845–50. Ein sehr schönes Solaröl liefert Hamburg im specifischen Gewicht
von 0,840 bis 45, bestehend aus Oelen, die zwischen 240° bis über 300°
C. sieden.) Es kommen als Solaröl viele Oele in den Handel, deren höchster Siedepunkt bei 240° C. und noch niedriger
liegt. Es ist dieß ein schweres Photogen, welches als solches nicht verwerthbar ist.
Solche Oele geben aber auch ein schlechtes Solaröl, indem sie dazu zu flüchtig sind
und zu schnell verbrennen. Sie haben einen Photogen ähnlichen Geruch, während gutes
Solaröl fast nicht, am wenigsten aber nach Photogen riechen darf. Kohlen, deren
Theer sehr paraffinreich ist, geben ein Solaröl, welches ähnlich dem Rüböl, bei
niedrigen Temperaturen (etwa bei 0°) gerinnt. Wie beim Rüböl dieses Gerinnen
Folge einer Trennung des festen Fettes vom flüssigen ist, so ist es beim Solaröl die
Folge einer Ausscheidung von festen Kohlenwasserstoffen aus den flüssigen, und zwar
sind diese Kohlenwasserstoffe zur Kerzenfabrication meist nicht gut tauglich, indem
sie zu weich sind. Denn wie im specifischen. Gewicht und den Siedepunkten der
Theeröle allmähliche Uebergänge vorhanden sind, so auch in der Consistenz derselben.
Zwischen den flüssigeren Oelen und dem festen Paraffin liegen eine Menge von
Producten, die allmählich dickflüssiger und endlich consistent, erst weich und dann
immer fester werden. Solaröl, welches etwa bei 0° gerinnt, ist überall da
verwendbar, wo Rüböl verwendet wird, und was sparsames Brennen anbelangt, ist es
unbedingt das beste. Das Gerinnen ist zugleich eine sichere Gewähr dafür, daß man es
mit wirklichem Solaröl, d.h. mit Oelen von hohen Siedepunkten zu thun hat, und nicht
mit einem Photogen, welches wegen zu hohen specifischen Gewichtes als solches nicht
verwendbar ist. Viele preisen als vorzügliche Eigenschaft ihres Solaröls die, daß es
selbst bei starker Kälte nicht gerinnt. Es gibt wirkliches Solaröl, welches diese
Eigenschaft besitzt, eine große Menge aber dieses so gepriesenen ist schlechtes
Photogen, welches allerdings kein Paraffin auskrystallisiren lassen kann.
Gutes Solaröl hat eine hellweingelbe Farbe, und darf so wenig wie gutes Photogen beim
Schütteln mit Lauge an letztere darin lösliche Stoffe abgeben.
Verändert es dabei seine Farbe, so darf man annehmen, daß es bei längerer
Aufbewahrung nachdunkelt. Es hat dann meist auch einen penetranten Geruch, der dem
Stoffe, welcher das Nachdunkeln veranlaßt, eigenthümlich ist. Beim Brennen darf es
so wenig wie Photogen den Docht schnell verkohlen. Gleiche Quantitäten Solaröl in
gleicher Zeit verbrannt wie Photogen, entwickeln mehr Licht als letzteres, und
besonders deßhalb und weil meistens bei der Fabrication mehr Solaröl als Photogen
gewonnen wird, ist dieses ein so billiges Beleuchtungsmaterial.
Was endlich das Paraffin anlangt, so muß es schön weiß und
fest seyn und sich nicht fettig anfühlen. Der Schmelzpunkt desselben muß über
50° C. liegen. Das zur Kerzenfabrication verwendete Paraffin ist nicht allein
das Reichenbach'sche gegen rauchende Schwefelsäure
indifferente, und verhält sich zu diesem, wie das Photogen zu dessen Eupion. Es ist
ein Gemisch fester Kohlenwasserstoffe, die, wie ich schon angab, nicht alle gleiche
Festigkeit haben. Die Abscheidung der minder consistenten von den festen ist für die
Kerzenfabrication von größter Wichtigkeit. Sie gelingt am besten durch starke warme
Pressung.
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Ich kann meine Abhandlung über die Fabrication von Photogen, Solaröl und Paraffin
nicht schließen, ohne noch ein paar Worte zur Geschichte derselben hinzuzufügen.
Die Idee, die Braunkohlen durch die trockene Destillation zu verwerthen, tauchte in
der Provinz Sachsen vor ungefähr 3 Jahren auf. Viele besaßen große Mengen davon, zur
Verwendung als Brennmaterial oft ungünstig gelegen und bei dem geringen Werth, den
die Braunkohle überhaupt hier hat (die Tonne = 3 Ct. = 4 Scheffel kostet in der Erde
meist nur 2–3 Pfennig, gefördert je nach der Schwierigkeit des Abbaues
höchstens einige Silbergroschen), glaubte man durch die Fabrication von Photogen und
Paraffin glänzende Geschäfte machen zu können.
Sehr Viele sind in ihren Erwartungen bitter getäuscht worden. Die ursprünglichen
Anlagecapitalien für die betreffenden Fabriken waren zwar meist nicht zu hoch,
stiegen aber bald auf das Doppelte und Dreifache durch die zu machenden Erfahrungen.
Die Unterhaltungskosten waren viel bedeutender als man geglaubt, die Ausbeute
anfänglich im Großen geringer als im Kleinen, und besonders der größte Theil der
gewonnenen Producte durch zu hohes specifisches Gewicht untauglich zum Verbrauch. Die meisten der
damals entstandenen Fabriken arbeiten nicht mehr.
Ich selbst habe Alles erfahren, was der Fabricationszweig an Schwierigkeiten bot.
Auch die Bitterfelder Kohle zeigte sich bald als ungenügend zur Fabrication, und ich
war genöthigt, um die Fabrik zu erhalten, mich nach besser geeignetem Material
umzusehen. Ich habe damals Versuche mit den verschiedenartigsten Kohlen im Großen
ausgeführt, und dabei einen reichen Schatz von Erfahrungen gesammelt. Ich lernte
beurtheilen, welches Material zur Fabrication geeignet sey, welches nicht, und fand
in der Gegend von Weißenfels bald ein solches, das selbst bei den bedeutenden
Transportkosten, welche darauf lasten, hier noch mit großem Vortheil verarbeitet
werden konnte. Die Bitterfelder Fabrik beweist thatsächlich heute, daß, wenn mit
Sachkenntniß verfahren wird, die größten Hoffnungen, die man an den neuen
Industriezweig knüpfte, realisirt werden können, und noch mehr wird dieß ein
Etablissement der
Werschen-Weißenfelser-Braunkohlen-Actiengesellschaft beweisen,
das seit einiger Zeit unter meiner Leitung im Entstehen begriffen, im nächsten Jahr
durch mich in Betrieb gesetzt werden wird. Die Fabrik wird an den der gleichen
Gesellschaft gehörigen Gruben erbaut, und sind es die nämlichen, aus denen ich das
Material, welches ich hier verarbeite, erhalte. (In Bitterfeld werden jetzt aus 240
Scheffel Braunkohle, die in 24 Stunden zur Verarbeitung kommen, 240 Pfund
Paraffinkerzen à 15 Silbergroschen, 500 Pfund
Photogen von 0,800, à Ctr. 16 Thaler, 500 Pfd.
Solaröl von 0,830–45 specifischem Gewicht à Ctr. 10 Thaler gewonnen – ein Scheffel Kohle kostet dem
Werke fünf Silbergroschen.)
Obgleich bei weitem nicht alle Braunkohlen zur Photogenfabrication tauglich sind, so
gibt es doch in der Provinz Sachsen besonders bedeutende Lager die sich dazu eignen.
In dem ungeheuren Consum der daraus zu gewinnenden Fabricate und der nicht zu großen
Verbreitung des tauglichen Rohmaterials liegt ein großer Vortheil für die, welche es
besitzen.
Für den neuen Industriezweig stehen heute die Verhältnisse entschieden günstiger, als
sie je gestanden. Was nur gehofft werden konnte, ist, wenn auch in einzelnen Fällen,
erreicht, und ist dadurch der Weg vorgezeichnet, der künftig gegangen werden muß und
der sicher zum Ziele führt.
Ich werbe in einer nächsten Abhandlung, wo ich mich weitläufiger über das
interessante Verhalten der Schwefelsäure gegen Photogen und Paraffin verbreiten
werde, zugleich noch eine Anzahl der vielen von mir ausgeführten Torf- und
Kohle-Analysen mittheilen und dabei bemerken, welches Material ich zur
Fabrication geeignet halte, welches nicht.