Titel: Ueber einen einseitig rotirenden Drehstuhl; von Dr. A. Vogel jun. und Dr. C. Reischauer.
Fundstelle: Band 151, Jahrgang 1859, Nr. XLII., S. 173
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XLII. Ueber einen einseitig rotirenden Drehstuhl; von Dr. A. Vogel jun. und Dr. C. Reischauer. Aus den Abhandlungen der naturwissenschaftlich-technischen Commission bei der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften, Bd. II S. 385. Mit Abbildungen auf Tab. III. Vogel, über einen einseitig rotirenden Drehstuhl. Für die Herstellung feiner, sowie der kleinsten Dreharbeiten, welche sowohl dem Mechaniker, als namentlich dem Uhrmacher zufallen, gibt der Drehstuhl das unentbehrliche Hülfsmittel ab und ist besonders für den letztern das tägliche Werkzeug, der Repräsentant der für den Mechaniker nicht dringender erforderlichen Drehbank, deren Diminutiv er darstellt. Indessen auch abgesehen von den geringeren Dimensionen, unterscheidet sich der Drehstuhl von der Drehbank durch die Art und Weise, wie man mit dessen Hülfe dem Arbeitsstücke eine rotirende Bewegung mittheilt. In dieser Beziehung steht er am nächsten einer älteren, jetzt nur noch selten angetroffenen Form von Drehbänken, der sogenannten Federdrehbank.J. G. Geißler, Lehrbegriff der höheren Drehkunst. Leipzig 1795. Nollert, Kunst physikalische Versuche anzustellen. Leipzig 1771. Die allmähliche Verdrängung dieser Vorrichtung durch die freilich kostspieligere Drehbank mit Schwungrad ist hauptsächlich durch den Umstand bedingt, daß die geradlinige wechselnde Bewegung des Trittes diesen Wechsel auch bei ihrer Uebertragung auf das Arbeitsstück beibehält, woraus dann direct folgt, daß dasselbe die Hälfte seiner Bewegungszeit von dem Meißel oder Stichel weg, wie der Arbeiter sagt, leer läuft. Der Arbeiter bleibt daher die Hälfte der Zeit müßig und muß sogar den Stichel von der Arbeit entfernen, um sie durch die Anreibung nicht zu hemmen, andererseits weil sein Werkzeug die Lage verändern und die sichere Lage verlieren müßte. Es lag der Gedanke nahe, die beiden nutzbaren Bewegungen des Drehstuhls zu einer stets im gleichen, activen Sinne rotirenden Bewegung zu verbinden, die leeren Gänge der Bögen aber bei der Uebertragung auf Spindel und Arbeitsstück anzuschließen. Die Lösung dieser Aufgabe, obgleich natürlich in sehr verschiedener Weise möglich, ergab sich uns am einfachsten mit Hülfe des bekannten Sperrrades. Wir dürfen hier nicht unerwähnt lassen, daß wir zwar erst nach Ausführung unseres Instrumentes einen Vorschlag zur Verwendung desselben Gedankens in Prechtl's technologischer EncyklopädiePrechtl's technologische Encyklopädie Bd. IV. S. 450. fanden und begegneten mit Vergnügen dessen beifälligem Urtheile hierüber. Prechtl spricht bei diesem nur auf den Drehstift der Kleinuhrmacher angewendet gedachten Mechanismus die in dem Falle wohlgerechtfertigte Besorgniß leichter Abnützung des Sperrkegels aus. Diesen Nachtheil haben wir jedoch bei dem von uns gebrauchten Instrumente wegen der größeren Dimensionen nicht empfunden; nöthigenfalls könnte auch durch eine vereinfachte Construction des Kegels dem Nachtheile abgeholfen werden. Da es sich nun in vorliegender Vorrichtung nur um die Art und Weise handelt, wie die Bewegung dem Arbeitsstück und der Spindel mitgetheilt wird, so mußte sich auch die Abweichung des Instrumentes von wechselnd rotirenden Drehstühlen wohl nur auf die Spindel und den Bogen beschränken. Allgemein betrachtet ist unser Werkzeug in seiner jetzigen Gestalt ein Dockendrehstuhl von ziemlich bedeutenden Dimensionen, jedoch von der gewöhnlichen VorrichtungVorrichtnng dieser Art dadurch verschieden, daß, obgleich ihm die Bewegung mit dem bekannten Drehbogen mitgetheilt wird, dieselbe dennoch sowohl beim Hingange als Anzüge des Bogens gegen den Stichel gerichtet ist, so daß derselbe ununterbrochen bei beiden Wegen des Bogens Späne vom Arbeitsstücke abschält. Hiedurch wird die zur Arbeit erforderliche Zeit um die Hälfte reducirt; zugleich aber ist durch Anfügung einer Schwungscheibe ein kräftigeres Angreifen des Stichels gewährt. Wir geben nun zunächst eine Beschreibung des einseitig rotirenden Drehstuhls und betrachten dann die darauf angebrachte Vorrichtung zum Schraubenschneiden. I. Einfacher, einseitig rotirender Drehstuhl ohne Vorrichtung zum Schraubenschneiden. Diese einfachere Form gleicht, was die Anfügung der Docke mit dem Lager und die hintere Unterstützung der Spindel anlangt, noch im Wesentlichen dem gewöhnlichen Dockendrehstuhl und wir haben sonach zum Verständniß unseres darauf angewandten Mechanismus nur den Längsschnitt der Spindel in Fig. 17 beigegeben. Das sicherste Rundlaufen, namentlich für die Dauer, erzielt man in derartigen Instrumenten wie bekannt durch eine Spindel, die in ihrem vorderen Lager mit einem Conus, hinten aber mit einem Körner in der verschiebbaren Pinne oder umgekehrt läuft. Auf dieser Spindel ist nun, um sowohl die Gleichförmigkeit der Bewegung als den Schwung zu vermehren, in der Mitte eine Schwungscheibe a verschroben und mittelst Zinn aufgelöthet, deren peripherischer Theil aus demselben Grunde zur Ersparniß an Raum und todtem Gewichte einen starken Wulst um den mittleren scheibenförmigen Theil bildet, welcher letztere uns nun den Raum zur Befestigung des Sperrrades, ohne daß für dieses die Spindel zu verlängern wäre, liefert. Wir haben, um die den Sperrkegel zum Einspringen nöthigende Feder bequemer anbringen zu können, die Zähne des Sperrrades nach Innen gerichtet und sind letztere für sich fertig ausgearbeitet und dann zugleich mittelst dreier durch eine derselben und die Schwungscheibe lose hindurchgehenden, in dem andern Sperrrade aber eingeschobenen Schrauben, auf jeder Seite der Schwungscheibe befestigt. Hiedurch wird es zugleich für den eventuellen Fall der endlichen Abnützung der Sperrräder erleichtert, deren neue, ohne die Schwungscheibe gleichfalls neu herzustellen, einzufügen. Es muß nun zunächst die Frage entstehen, wie für die verlangte Wirkungsart des ganzen Systems die Zähne dieser beiden Sperrräder gerichtet seyn müssen, was auf den ersten Blick einige Schwierigkeit haben könnte, die sich jedoch leicht hebt, wenn man beachtet, daß die Spindel ja stets eine auf den Arbeiter zulaufende Bewegung haben soll (d.h. in ihr Lager ein Rechtsgewinde einschneiden würde), und eben nur diese Bewegung jedesmal wechselnd von einem der beiden Bögen benützt werden soll.Dabei ist zu bemerken, was sich indeß schon aus der Totalansicht Fig. 21 ergibt, daß an unserem Drehstuhl nach Art des in den mechanischen Werkstätten und von den englischen Uhrmachern angewendeten, der Dockenkopf und das Arbeitsstück zur Linken des Arbeiters sich befindet, während sich bekanntlich die französischen und deutschen Uhrmacher der umgekehrten Anordnung bedienen, wo sich dann ein Linksgewinde auf dem Spindelkopfe befinden muß und sich bei der Drehung resp. einschneiden würde. Daraus ergibt sich dann sogleich, daß einmal die Zähne in beiden Sperrrädern ein und dieselbe und zwar dann eine solche Stellung haben müssen, daß, wenn einer der Bögen die Spindel zu erwähnter Rechtsdrehung nöthigt, der Kegel eingreifen, sich dagegen auflösen muß, wenn der Bogen den entgegengesetzten Weg durchläuft. Oder was dasselbe ist, der zur Herstellung der Zähne weggeschnittene Theil muß wie eine bei der Bewegung auf den Arbeiter zuschneidende Kreissäge aussehen, die metallenen Zähne des Sperrrades also die entgegengesetzte Stellung haben und sie würden von vorn gesehen bei der Rechtsdrehung schneiden, dagegen vom hintern Ende der Spindel oder dem Körner aus betrachtet, würde dieses beim Linksdrehen stattfinden, da jeder Zahn der gleichen Räder auf der Rückseite seine symmetrische Figur darstellt, ähnlich den aufs Papier geschriebenen und von der Rückseite desselben gesehenen Buchstaben. Damit sich die nun zu besprechenden Rollen b, Fig. 17, nicht auf der ganzen Fläche des inneren vom Sperrrade freien, ebenen Theiles der Schwungscheibe reiben, um dem Federapparat einen freien Spielraum zu geben und um zugleich die Metallstärke, mit welcher die Schwungscheibe auf der Spindel fixirt ist, nicht zu sehr zu verringern, ist dort an der Schwungscheibe nahe an der Spindel ein ringförmiger Ansatz stehen geblieben, so daß der auf der Rolle befestigte Sperrkegel und seine Feder in dem zwischen diesem Ringe und dem Wulst weggedrehten Theil ihren Raum finden. Den größten Theil der Spindel bilden nun rechts und links der Schwungscheibe die beiden Rollen für das Umschlingen der Schnüre. Auch sie sind von Rothguß wie die Schwungscheibe ausgeführt und an der der letztern zugekehrten Seite finden sich scheibenförmige mit ihnen in einem Stücke gegossene Fortsätze rechtwinkelig zu ihrer Drehungsachse, die dem nun zu betrachtenden Apparate für den Sperrkegel zur Anheftung dienen. Derselbe ist leicht in der Skizze Fig. 18 (hintere Rolle) zu übersehen. Zunächst ist auch an den Rollen ein dem auf der Schwungscheibe befindlichen schon erwähnten Ringstücke entsprechendes gleiches Ringstück a angegossen und beim Abdrehen stehen geblieben. Der Sperrkegel ist durch eine in ihm conisch versenkte Schraube, um welche dieser sich zu drehen vermag, auf dem scheibenförmigen Theile der Rolle nahe der Peripherie befestigt und wird durch den auf seinen Schwanzcentripetal zur Spindelachse gerichteten Druck der leichten Taschenuhrfeder zum Einspringen genöthigt. Da es eine Hauptsache für die Conservirung des Sperrrades und namentlich des Sperrkegels ist, daß diese Feder mit möglichst geringem Druck auf denselben wirke, so ist die Anwendung einer Taschenuhrfeder in vorliegender Anordnung darum wünschenswerth, weil es vermöge derselben leicht wird, ihr mittelst sanften Durchziehens zwischen Daumen und Zeigefinger eben die geringste erforderliche Energie zu geben. Die Befestigung derselben ist in der Weise ausgeführt, daß zunächst ein der Peripherie des erwähnten ringförmigen Vorsprungs mit seiner innern Krümmung entsprechender Ringausschnitt b als selbstständiger Bestandtheil für sich gefertigt wurde. Zwischen diesen und dem bewußten Ansatz auf der Rolle wird die Feder gelegt und alle drei Stücke durch Zinnloth mit einander verbunden. Abermals um die Spindel nicht unnütz zu verlängern, ist dieser ringförmige Ansah etwas stärker im Durchmesser als der an der Schwungscheibe befindliche, indem dann die Feder über den der Rolle hervorragen darf und der freie Theil derselben in dem erwähnten weggedrehten Theile der Schwungscheibe Platz findet, ohne an dieser zu schaben. Endlich müssen wir noch der beiden Stifte c, Fig. 18, erwähnen, die wir anzubringen nöthig fanden, einmal, um der Feder eine größere Leichtigkeit beim Anspannen zu geben, ohne daß ihr Ende beim Einspringen des Sperrkegels von dessen hinterem Fortsatze herabgleitet, indem sie dann von dem untern Stifte aufgehalten wird. Ein gleiches findet dann aber auch von Seiten des andern Stiftes statt, wenn bei rascher Drehung der Rollen die Feder herabgeschleudert zu werden befürchten läßt. Wir haben nun noch die Stellung der beiden Sperrkegel zu betrachten. Diese ist aber offenbar nicht wie bei den Zähnen der Sperrräder in beiden eine gleiche, sondern vielmehr nur eine symmetrische, was daher kommt, daß ihr Kopf d, Fig. 18, über den Fortsatz der Rollen hervorragt, um ihm mehr Stärke und Dauerhaftigkeit zu geben. Dieser Fortsatz muß bei beiden von der Schwungscheibe weggekehrt seyn, wie es sich leicht aus der oben angedeuteten Verschiedenheit der Zahnstellung in jedem der beiden Sperrräder, je nachdem man dasselbe vom vordern Lager oder von dem Körner der Spindel aus betrachtet, ergibt; so ist es offenbar erforderlich daß bei der hinteren Rolle sowohl als bei der vorderen, der Sperrkegel seinen Schnabel dem Arbeiter zuwende. Beim Nebeneinanderstellen der beiden Rollen werden sich die Sperrkegel also entweder die Schnäbel oder die Schwänze zukehren, und es ist daher auch keine Vertauschung der Rollen in der Weise, daß man die vordere zur hinteren und die hintere zur vorderen macht, gestattet. Kurz der den Kopf des Sperrkegels verstärkende Ansatz muß in den beiden Kegeln auf verschiedenen Seiten liegen. Die nächste Frage wäre nun, wie denn diese Rollen auf die Spindel zu bringen seyen und dort in ihrer gehörigen Lage nach der Längsrichtung der Spindel erhalten werden. Bei der hinteren Rolle hatte dieß offenbar keine Schwierigkeit, da sie nur einfach über den Körner geschoben zu werden brauchte und nachher durch eine Mutter auf der Spindel unverrückbar nach der Längsachse derselben befestigt wird, ohne die Drehbarkeit um dieselbe einzubüßen. Anders verhält es sich aber mit der vorderen Rolle, da dem Aufschieber von vorn der Conus, von hinten dagegen die nicht zu entfernende Schwungscheibe im Wege steht. Die gehörige Befestigung dieser durch Auflöthen hatte zugleich den Vorzug der Einfachheit der andern durch drei Schrauben rechtwinkelig zur Spindelachse, deren Spitzen dann in Vertiefungen der Spindel eingriffen, voraus. Wir zogen daher vor, den Conus auf der Spindel besonders aufzuschrauben, an dessen Grunde darum zwei parallele schmale Flächen für die Application eines Schlüssels zu etwa erforderter Abnahme des Conus angefeilt sind. In solcher Weise bildet dann dieser Conus zugleich die die Rolle in ihrer Lage erhaltende Mutter und wird erst, nachdem die Rolle auf die Spindel gesteckt ist, vorgeschoben. Hiemit glauben wir den wesentlichen Bestandtheilen dieser Vorrichtung bis auf die Einrichtung des für dieselbe erforderten Bogens Genüge gethan zu haben. Zuvor wollen wir jedoch noch die Abänderungen betrachten, die unser Instrument auch für das Schraubenschneiden mittelst Patronen oder wie beim gewöhnlichen Dockendrehstuhl dem Schneideisen ermöglichen. Ueber die Nützlichkeit derartiger Vorrichtungen brauchen wir keine Belege vorzubringen, denn die Unbequemlichkeit, feine Gewinde aus freier Hand zu schneiden mit dem Gewindstahle, ist genugsam bekannt. Namentlich dürfte unser Instrument durch die nun zu betrachtenden Veränderungen, auch zur Herstellung zierlicher Elfenbeinarbeiten, welche derartige Gewinde erheischen, sehr geeignet werden. II. Vorrichtung zum Schraubenschneiden. In der Skizze Fig. 19 geben wir wieder zum leichteren Verständniß den Ausschnitt der Spindel in der halben Größe des von uns ausgeführten Instrumentes. Seine Dimensionen sind indeß wohl die größten, welche für diese Bewegungsart noch geeignet erscheinen möchten. Die behufs des Schraubenschneidens mit Hülfe sogenannter Patronen an die Spindel gemachten Bedingungen sind nun: 1) daß sich dieselbe in ihren Lagern in der Richtung der Spindelachse verschieben lasse, 2) daß man den Einfluß der einen Rolle oder des einen Bogens auf die Drehung der Spindel eliminirt und 3) die wechselnde Bewegung des andern Bogens ganz wie beim gewöhnlichen Drehstuhl, als wechselnd rotirende auf die Spindel überträgt. Wir wollen nun zeigen, wie wir diesen einzelnen Anforderungen durch Veränderung unseres einfacheren Werkzeuges entsprochen haben. Was die erste Bedingung, die Verschiebbarkeit der Spindel in den Lagern anlangt, so läßt sich diese natürlich nur durch eine cylindrische Form derselben erreichen, und man muß daher dem Bedürfniß, mit Sicherheit Schrauben schneiden zu können, den Conus opfern, der sonst, wo ein genaues Rundlaufen die Hauptbedingung ist, vorzuziehen wäre. Diese erste Bedingung ändert an unserem Instrumente also weiter nichts, als daß sie einmal für das conische Lager ein cylindrisches substituirt, dann aber noch ein zweites solches für die Unterstützung des anderen Spindelendes erfordert und so die Anwendung des auf einer Spitze laufenden Körners an diesem Ende ausschließt. Indem dieser abgestumpft wird, bewegt er sich an der Stellschraube wie an der gewöhnlichen Drehbank und fixirt die Spindel gehörig der Länge nach. Ebenso versteht es sich von selbst, daß ganz wie bei der für gleichen Zweck eingerichteten Drehbank, über dem aus dem Lager nach Hinten vorstehenden Theile des vorderen Spindelhalses am Dockenkopf ein sogenanntes Dach oder Deckel mit dem bewußten Zinnstückchen angebracht ist, das aber im Verein mit der hinteren Schraube die Längsbewegung der Spindel, so lange sie nicht zum Gewindschneiden gerade erfordert wird, hindert und durch dessen Zurückschlagen ihr dann die Bewegung nach Vorn gestattet wird. Ebenso dürfen wir wohl unterlassen, die sich an der gewöhnlichen Drehbank in ganz gleicher Weise vorfindenden Theile wie die Druckschrauben des Lagers mit ihrem Oelcanal, die Befestigung der Patronen auf der am hintern Ende conischen Spindel mittelst einer Mutter, die Schraubenregister mit ihrem Keil etc. zu beschreiben. Dagegen müssen wir nun zur Lösung der zweiten Aufgabe unserer Vorrichtung, zum Schraubenschneiden, übergehen, nämlich den Einfluß des einen Bogens auf die Drehung der Spindel ganz zu entfernen. Für diesen Zweck haben wir offenbar nur nöthig, den Sperrkegel der einen Rolle völlig auszulösen, wodurch dann die Bewegung dieser Rolle auf der Spindel vor sich gehen kann, ohne einen Einfluß auf die Rotation derselben zu äußern. Wir haben zur Application dieser Vorrichtung die vordere Rolle wegen der leichteren Zugänglichkeit beim Auslösen des Sperrkegels gewählt und erreichen dasselbe, wie aus Fig. 20 leicht ersichtlicherersichtlich, auf folgende Weise. Das Ringstück a ist mit einem ihm concentrischen ringförmigen Ausschnitt versehen. Zwei durch diesen Schlitz gehende Schrauben, deren Köpfe das ganze Ringstück halten, gestatten die Verschiebung desselben an der Peripherie des Rollenfortsatzes. Ein Theil desselben legt sich noch parallel zur Spindel um den Rand des letzteren und gibt dem kleinen Schlitten mehr Führung, drückt aber zugleich mit seinem vorderen Theil bei der Verschiebung in der Richtung des Pfeiles den Sperrkegel nieder, wodurch nun der gewünschte Erfolg geleistet ist. Die vordere Rolle ist nun so gut wie gar nicht vorhanden und ihre Bewegung influencirt nicht nicht mehr auf die der Spindel, welche daher in Folge der nun zu betrachtenden Vorrichtung allein der Bewegung der andern Rolle gehorcht. Um die letzte der drei obigen Bedingungen zu erfüllen, war es nothwendig, die hintere Rolle gerade entgegengesetzt von der vorderen in eine feste Verbindung mit der Spindel zu bringen, so daß diese sowohl die vor- als rückgängige Bewegung ihres Bogens gleichfalls wechselnd, auf den Arbeiter zu und von ihm weglaufend anzunehmen genöthigt ist. Eine wirklich feste Verbindung zwischen beiden ist darum erforderlich, weil sonst beim Hingange des übergeschlagenen Bogens die Schwungscheibe den Sperrkegel überspringen und ihre rotirende Bewegung auf den Arbeiter zu auf eigene Rechnung fortsetzen würde, ohne die entgegengesetzte Bewegung des Bogens anzunehmen. An den Sperrkegel auch in diesem Falle wie in der vorderen Rolle eine Vorrichtung zur Fixirung desselben in seiner Lage zwischen den Zähnen des Sperrrades anzubringen, war nicht so bequem, weil von Hinten der Spindel nicht so leicht beizukommen wäre. Wir haben deßhalb in diesem Falle die Anwendung einer Mutter a, Fig. 19, vorgezogen, die sich noch über der mit einem Gewinde versehenen zur Fixirung der Rolle nach der Längsrichtung der Spindel bestimmten Mutter b, Fig. 19, befindet. Durch Anziehen derselben wird die Rolle gegen die Schwungscheibe geschoben und so mit dieser und der Spindel zu einem festen Ganzen vereinigt. Damit aber der unter ihr befindlichen Mutter mit äußerem Schraubengewinde beim Anziehen und Loslassen der oberen nicht die Bewegung mitgetheilt wird, ist diese untere nach ihrem Aufschrauben auf die Spindel durch eine kleine darin ganz versenkte radiale Schraube, deren Spitze in ein Grübchen der Spindel greift, in ihrer Lage unbeweglich befestigt. Außerdem ist die obere Mutter noch wegen des häufigeren Gebrauches und sanfteren Ganges bei diesem aufgeschlitzt, übrigens sechskantig gefeilt zur Anbringung des Schlüssels, wogegen man die untere durch einen solchen mit zwei zu seiner Ebene vertikalen Spitzen, falls es nöthig ist, lösen muß. Ist nun, wie vorhin angegeben, der Sperrkegel der vorderen Rolle niedergedrückt und die hintere durch Anziehen der geschlitzten Mutter, indem sie gegen die Schwungscheibe gepreßt wird, an der Spindel unbeweglich verbunden, so findet alsdann beim Hin- und Herführen des Bogens ganz die wechselnde Bewegung des gewöhnlichen Bogendrehstuhles statt und man hat nur nöthig, den sogenannten Deckel noch aufzuschlagen und den Keil unter das Register einzuschieben, um bei der Bewegung des Bogens sogleich das Vor- und Zurücklaufen der Spindel einzuleiten, indem sich wie gewöhnlich die Patrone in ihrem Register fortschraubt. Hält man nun beim Vorlaufen der Spindel wie bei der gewöhnlichen Drehbank den Gewindstahl an das Arbeitsstück, so muß sich auf diesem das Gewind einschneiden. Die einseitig rotirende Bewegung wird sich dagegen, sowie man die hintere Rolle in Freiheit setzt und den Sperrkegel der vorderen einspringen läßt, wieder herstellen. Es sind nur noch einige Bemerkungen über die Gestalt der Spindel beizubringen, indem der Ansatz der Spindel an beiden Seiten ihres Halses nicht wohl das Aufschieben der vorderen Rolle von dieser Seite gestattet. Denn dieselbe eigens der Spindel aufzuschrauben, wäre wegen des Einflusses auf die Präcision der Bewegung nicht wohl thunlich. Wir haben es darum vorgezogen, die Schwungscheibe nicht wie beim ersten Instrumente durch Zinnloth auf der Spindel zu befestigen, sondern haben dieselbe aufgeschroben und sie sodann mittelst drei radialer, durch die Schwungscheibe hindurchgehender Schrauben vollends fixirt, die mit ihren Enden in Vertiefungen der Spindel eingreifen. Die Köpfe dieser Schrauben sind übrigens in dem Wulste der Schwungscheibe völlig versenkt. Um aber auch dieser nach dem Aufschrauben auf die Spindel eine feste Lage zu geben, mußten wir sie gegen einen Vorsprung derselben treffen lassen und daher findet sich die Spindel innerhalb der vorderen Rolle stärker im Durchmesser, wie dieses auch bei Vergleichung der beiden Querschnitte zur Darlegung des Sperrapparates ersichtlich ist. Man hat also bei der Zusammensetzung des ganzen Spindelmechanismus zuerst die vordere Rolle über die Spindel zu schieben, sodann die Schwungscheibe aufzuschrauben und durch die drei durch sie hindurchgehenden Schrauben vollends zu fixiren, worauf dann erst die zweite Rolle mit ihren beiden zugehörigen Muttern angefügt wird. –––––––––– Es bleibt uns nur noch die Betrachtung des Bogens übrig. Seine Anordnung wird aus der Totalansicht Fig. 21 des vollständig zusammengestellten Instrumentes leicht zu überblicken seyn. Die Anwendung zweier nur durch einen gemeinschaftlichen Griff verbundenen Bögen würde offenbar unbequem werden, und wir mußten daher beide Saiten durch einen gemeinschaftlichen Bogen anzuspannen suchen. Wollte man jedoch beide Schnüre an demselben elastischen Bogen ohne weiteres befestigen, so liegt es auf der Hand, daß es auf solche Art schwierig wäre, sie genau in gleicher Spannung zu halten, die sich durch das Dehnen derselben ohnehin binnen Kurzem verlieren müßte, so daß die schwächer angespannte Saite nicht vollkommen mehr auf die Rolle einwirken könnte. Wir haben daher dem Bogen noch eine Spannrolle zugefügt, die an dessen oberem Ende mit einem Stück Saite befestigt ist. Letztere wird durch den ihre Achse unterstützenden Blechhaken gezogen. In den tiefen und schmalen Schnurlauf ist die ununterbrochene Saite eingeschlagen, deren rechte und linke Hälfte in solcher Weise die resp. unter und über die Rolle sich bewegenden Schnüre liefert. Am unteren Ende des Bogens befinden sich nahe am Hefte zwei für die Aufnahme der zu Oehren verschlungenen Enden der Saiten bestimmte, an einem Querstücke sitzende Haken. Ist auf diese Art der Bogen durch die Saite angezogen, so muß sich mittelst der Spannrolle die Spannung in beiden Schnüren gleich vertheilen. Noch ist zu bemerken, daß wir diese Spannrolle aus Horn anfertigen ließen, um sie leichter zu erhalten, da ihr Gewicht, wenn sie aus Metall gefertigt ist, in der Hand wohl fühlbar ist, in Folge des langen Hebelarmes, an dem sie sich beim völligen Hinstoßen des Bogens, wobei sein Heft nahe den Rollen liegt, befindet. Außerdem aber brächte eine metallene Rolle den Nachtheil mit sich, daß wenn sie beim raschen Anzuge des Bogens einmal den Wulst der Schwungscheibe berührt – was auch bei der größten Vorsicht kaum immer zu vermeiden ist – hier einen Eindruck zurücklassen würde. Endlich ist noch darauf aufmerksam zu machen, daß es für den Gebrauch des Instrumentes bequem ist, wenn die Handhabe des Bogens etwas nach der Außenseite seiner Krümmung hinausgebogen ist, so daß er etwa mit den Schnüren die Fortsetzung ihrer geraden Linie bildet, indem derselbe dadurch handgerechter ist und beim längeren Gebrauch weniger ermüdend geführt werden kann.

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