Titel: | Ueber Burin-Dubuisson's Fabrication von fein zertheiltem metallischem Eisen und von Mangansalzen zum medicinischen Gebrauch; Bericht von Gautier de Claubry. |
Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. LXX., S. 280 |
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LXX.
Ueber Burin-Dubuisson's Fabrication von fein
zertheiltem metallischem Eisen und von Mangansalzen zum medicinischen Gebrauch; Bericht
von Gautier de
Claubry.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Octbr. 1858, S. 633.
Ueber Burin's Fabrication von fein zertheiltem metallischem Eisen
und von Mangansalzen zum medicinischen Gebrauch.
Feinzertheiltes Eisen (Eisenpulver). – Hr. Burin-Dubuisson, Apotheker in Lyon, stellt schon seit längerer Zeit
das fein zertheilte Eisen zum medicinischen Gebrauch (Ferrum
pulveratum) durch Reduction von Eisenoxyd mittelst Wasserstoffgas im Großen
dar. Dieses Product muß für seinen Zweck nicht nur in hohem Grade zertheilt seyn,
sondern darf überdieß nur Spuren von Schwefel enthalten,
weil es sonst bei seiner Auflösung in den sauren Flüssigkeiten der Verdauungswege
Schwefelwasserstoff entwickeln würde. Es gelang Hrn. Burin-Dubuisson auch erst nach mehrjährigen Versuchen, alle
Schwierigkeiten zu überwinden, um ein untadelhaftes Product fabrikmäßig zu
erzeugen.
Das Wasserstoffgas kann im Großen entweder durch Zersetzung von Wasserdampf mittelst
Eisen oder Kohle in der Glühhitze, oder durch Auflösen von Eisen in einer Säure
dargestellt werden. Ersteres Verfahren kommt zu theuer zu stehen, wogegen das
letztere zugleich das Gas und das zur Darstellung des Eisenpulvers erforderliche
Eisensalz liefert. Da aber alles im Handel vorkommende Eisen mehr oder weniger
Schwefel enthält, so ist das mittelst Eisen und einer Säure entwickelte
Wasserstoffgas stets mit Schwefelwasserstoff, oft auch, wegen eines Arsenikgehaltes
des Eisens, mit Arsenikwasserstoff, und außerdem immer mit
Kohlenwasserstoffverbindungen verunreinigt. Diese Stoffe müssen aus dem
Wasserstoffgas entfernt werden, bevor man es zum Reduciren des Eisenoxyds anwendet,
weil sonst das erhaltene Eisenpulver mit Schwefel, Arsenik und Kohlenstoff
verunreinigt wäre. Burin-Dubuisson reinigte das
Wasserstoffgas Anfangs mittelst Hindurchleitens durch Bleiessig, Quecksilberchlorid
und Aetzkali, worauf er es mittelst Schwefelsäure trocknete und dann durch mehrere
Schichten von Kalkhydrat gehen ließ, um die Kohlenwasserstoffverbindungen
zurückzuhalten. Jetzt ersetzt er das Quecksilberchlorid durch Kupfervitriol, was
schon deßhalb vortheilhafter ist, weil das gebildete Schwefelkupfer leicht wieder in
schwefelsaures Kupferoxyd verwandelt und folglich immer wieder benutzt werden
kann.
Besondere Sorgfalt ist auf das Auswaschen des Eisenoxyds oder kohlensauren
Eisenoxyduls zu verwenden, welches aus dem Eisenvitriol durch Soda gefällt wurde,
damit dieser Niederschlag nicht Schwefelsäure zurückhält, welche die Verunreinigung
des reducirten Eisens mit Schwefeleisen veranlassen würde. Es ist daher vorzuziehen,
zur Darstellung des Eisenoxyds statt des Eisenvitriols Eisenchlorür zu benutzen. Da
man im Großen den Niederschlag mit gewöhnlichem Wasser auswaschen muß, weil
destillirtes zu kostspielig wäre, so enthält er nach dem Waschen diejenigen
schwefelsauren Salze, welche in dem Wasser aufgelöst sind, womit er noch
durchdrungen ist, und obgleich deren Menge sehr gering ist, so reicht sie doch hin,
daß das aus dem Niederschlage reducirte Eisen bei seiner Auflösung im Magen
Schwefelwasserstoff gibt. Um diesen Uebelstand zu vermeiden, hat Burin-Dubuisson kein anderes im Großen anwendbares
Mittel aufgefunden, als das zum Waschen des Niederschlages bestimmte Wasser durch
Baryt von allen schwefelsauren Salzen zu befreien, und seitdem er dieses Verfahren
anwendet, erhält ein reines Eisenpulver.
Der Apparat zur Darstellung des Wasserstoffgases besteht
aus vier Fässern von 900 Litern Inhalt, in welche man beiläufig 800 Kilogr.
Bandeisenabfälle bringt. In dem Deckel jedes dieser Fässer befindet sich eine durch
einen einzuschraubenden kupfernen Pfropf verschließbare Oeffnung zum Eingießen des Wassers, ein
Hahn für den Austritt der Luft und ein bis zur halben Höhe des Fasses herunter
gehendes bleiernes Rohr, welches zum Eingießen der Säure und zugleich als
Sicherheitsrohr dient. Die zur Fortleitung des Wasserstoffgases dienenden Röhren
reichen senkrecht in eine höhere Etage hinauf, gehen dort durch ein mit kaltem
Wasser gefülltes Faß, steigen dann wieder in den untern Raum herab und treten hier
in ein gläsernes Gefäß, worin sich viel Flüssigkeit verdichtet. Das aus je zwei zu
einer Retorte gehörenden Fässern kommende Gas durchströmt dann sechs Flaschen von 15
Litern Inhalt, die eine Lösung von Bleiessig von 30° Baumé enthalten,
zwei Flaschen mit schwefelsaurem Kupferoxyd (früher mit Quecksilberchlorid), eine
Flasche mit Aetzkalilauge von 30° B., eine Flasche mit concentrirter
Schwefelsäure, welche dem Gas das Wasser entziehen soll und wahrscheinlich auch
einen Theil der Kohlenwasserstoffverbindungen zurückhält, die das Gas hernach
gänzlich verliert, indem man es von Oben nach Unten durch einen Kasten aus Zinkblech
von 1 Kubikmeter Inhalt gehen läßt, in welchem auf vier über einander liegenden mit
Heu bedeckten hölzernen Horden gelöschter Kalk ausgestreut ist. Von diesem Kasten
aus gelangt das Gas in die Retorten. Man ließ das Gas früher in großen Blasen die
verschiedenen Waschflüssigkeiten durchstreichen, jetzt sind aber die Enden der
Röhren mit Brausen versehen, so daß das Gas in vielen kleinen Blasen durch die
Flüssigkeiten geht, was eine wesentliche Vervollkommnung bildet.
Die Retorten sind von Eisenblech und erhalten jede eine Beschickung von 22 bis 23
Kilogr. Eisenoxyd; 44 bis 46 Kilogr. Eisenoxyd liefern 20 bis 21 Kilogr. reducirtes
Eisen. Der Ofen ist so eingerichtet, daß man den Zug beliebig stärker oder schwächer
machen kann, was erforderlich ist, weil das Eisen bei zu starker Hitze zu dicht und
dadurch für die medicinische Anwendung ungeeignet wird.
Das Eisenoxyd wird durch Zersetzung von Eisenvitriol oder Eisenchlorür mittelst
kohlensauren Natrons dargestellt, der Niederschlag ausgewaschen (worüber oben schon
das Nöthige gesagt wurde), ausgepreßt, getrocknet und schwach calcinirt.
Das reducirte Eisen muß ein unfühlbar feines Pulver von schöner schiefergrauer Farbe
bilden, welches bei Berührung mit einem glühenden Körper sich entzündet und rasch
verbrennt. Ein Liter desselben darf nicht mehr als 800 bis 900 Grm. wiegen. Es muß
sich in Salzsäure rasch und fast ohne Rückstand auflösen und darf nur Spuren von
Schwefelwasserstoff entwickeln.
Nachdem alle Theile des Apparats lutirt sind, beginnt man die Entwickelung von
Wasserstoffgas, indem man Schwefelsäure von 56° Baumé in die Fässer gießt, und läßt
die Entwickelung fortgehen, bis die Luft aus den Fässern, den Röhren, den
Waschflaschen und den Retorten vollständig verdrängt ist. Dann umgibt man die
Retorten mit glühenden Kohks, worauf, indem dieselben allmählich Kirschrothglühhitze
erlangen, die Reduction beginnt; in 30 bis 32 Stunden ist dieselbe beendet.
Wenn man zur Wasserstoffentwickelung Schwefelsäure benutzt, so setzt man, nachdem die
dabei entstehende Eisenvitriollösung die Stärke von 36 bis 40° Baumé
erlangt hat, zwei andere Fässer in Betrieb und zapft die Eisenvitriollösung ab,
bevor sie krystallisirt.
Burin-Dubuisson verkauft den Eisenvitriol, welchen
er nicht selbst benutzt, hauptsächlich an Lyoner Druckereien zur Darstellung von
Rostgelb; den zum medicinischen Gebrauch bestimmten Eisenvitriol löst er wieder auf
und reinigt ihn durch Schwefelbaryum, wornach die bis auf 35° Baumé
concentrirte Lösung sehr reine Krystalle liefert.
Er producirt monatlich beiläufig 190 Kilogr. EisenpulverMit 200 Kil. Bandeisen, 400 Kil. Schwefelsäure und 40 Kil. Eisenoxyd
producirt er 800 Kil. Eisenvitriol und 20 Kil. reducirtes Eisen., welches er zum Preise von 18 bis 20 Fr. das Kilogr. direct an die Apotheker
verkauft. Erst seitdem das zum Waschen des Niederschlags von kohlensaurem
Eisenoxydul verwendete Wasser mittelst Baryt gereinigt wird, enthält das Product
nicht mehr merklich Schwefel. Selbst angenommen, daß das zur Entwickelung des
Wasserstoffgases verwendete Bandeisen Kupfer in einem Zustande enthielte, wobei es
sich in der Schwefelsäure auflösen könnte, ließe sich dieses Metall durch Behandlung
des erzeugten Eisenvitriols mit Schwefelbaryum abscheiden, wie auch der Arsenik, und
beide könnten dann in dem reducirten Eisen nicht enthalten seyn. Beim Auflösen des
Burin'schen Eisenpulvers in verdünnter Schwefelsäure
bleibt ein 1,5 bis 2,3 Proc. betragender Rückstand, welcher aus Kieselerde besteht.
Der Schwefelgehalt des Eisenpulvers beträgt jetzt nicht mehr über 1 1/2
Milliontel.
Mangansalze. – Burin-Dubuisson hat auch die fabrikmäßige Darstellung verschiedener
Mangansalze, welche medicinisch angewendet werden, übernommen. Als Material benutzt
er dabei Graubraunsteinerz; dasselbe wird fein pulverisirt und dann mit
concentrirter Schwefelsäure zu einer teigartigen Masse angerührt, die man vier bis
sechs Wochen lang stehen läßt, wobei sie sich aufbläht, Gas entwickelt und sich
verdickt. Nachdem dieser Zustand eingetreten ist, setzt man sie in einem Flammofen
drei bis vier Stunden lang einer schwachen Rothglühhitze aus. Nach dem Erkalten macerirt
man sie mit Wasser, erhitzt die Mischung dann zum Kochen und filtrirt. Der Rückstand
wird nochmals mit Schwefelsäure behandelt. Die Lösung, welche Eisen, Kupfer,
Arsenik, Kobalt, Nickel und Thonerde enthalten kann, behandelt man zunächst in der
Kälte mit Schwefelbaryum und beendet die Operation in der Wärme, indem man noch
Schwefelbaryum zufügt, bis der dadurch gebildete Niederschlag eine reine Lachsfarbe
zeigt.
Aus dem so erhaltenen reinen schwefelsauren Manganoxydul stellt man durch Fällen mit
Soda kohlensaures Manganoxydul dar, und aus diesem gewinnt man durch Auflösen in
Citronensäure, Weinsteinsäure oder Essigsäure citronensaures, weinsteinsaures oder
essigsaures Manganoxydul.