Titel: | Zur Theorie der Bierbrauerei, in Bezug auf Mulder's Chemie des Bieres; von G. E. Habich. |
Autor: | G. E. Habich |
Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. LXXV., S. 296 |
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LXXV.
Zur Theorie der Bierbrauerei, in Bezug auf Mulder's Chemie des Bieres; von G. E. Habich.
Habich, zur Theorie der Bierbrauerei.
V.Fortsetzung von S. 230 des vorhergehenden
Heftes.
Wegen des chemischen Processes, welchen wir im vorliegenden Falle
Gährung
nennen, verweist uns Mulder auf
seine „Chemie des Weines“ und
will hier nur „manche Eigenthümlichkeiten, welche dort keine Stelle
fanden,“ erwähnen. Sehen wir uns einmal am besagten Orte an, welche Aufschlüsse
uns Mulder über diesen zur Zeit noch ziemlich
verschleierten Act geben kann.
Wir finden dort (Seite 73) die Quintessenz der ganzen Sache in einem Satze
formulirt, der hier an der Spitze stehen mag.
Was endlich das ganze Princip der Gährung betrifft, so hat dieß schon Stahl mit aller Klarheit und in einer Weise
ausgesprochen (Zymotechnia fundamentalis. Frankof.
1734 p. 304), welche vor einigen Jahren als neu
verkündet und Liebig zugeschrieben worden ist. Es ist
nämlich: „die Molecüle in Bewegung.“ – Stahl sagt an jener Stelle: „Ein Körper,
der in Zersetzung begriffen ist, trägt diesen Zustand auf einen, der noch
nicht zersetzt ist, sehr leicht über. Ja es kann ein solcher Körper, der bereits in einer innerlichen Bewegung sich
befindet, einen andern noch ruhigen, aber zur Bewegung geneigten
Körper sehr leicht in eine solche innerliche Bewegung
hineinziehen.“
Nach diesen Worten Stahl's fährt Mulder fort: „Stahl gebührt
demnach die Ehre, den Grundbegriff der Gährung und alles dessen, was sich
daran schließt und was gegenwärtig so wohlthätig auf die richtige Ausfassung
des Ganzen wirkt, zuerst und in seiner ganzen
Bestimmtheit und Wahrheit ausgesprochen zu haben.“
Wollen wir jetzt also eine Gährung – wir halten uns natürlich an die
„Gährung,“ welche bei den gegohrenen Getränken stattfindet – ins Werk setzen, so hätten
wir 1) einen Körper zu allarmiren, um 2) die vorhandene schläfrige
Stoffassociation zu neuem Leben zu erwecken. Die Lösung dieser Aufgabe läßt Mulder (S. 67) auf folgende Weise vor sich gehen:
„Sobald Zucker mit Hefe in Berührung kommt, wirkt der eiweißartige
Inhalt der Hefebläschen auf den Zucker; der erste schwitzt durch die Wände
der Bläschen der Hefecellulose durch, nimmt aus der
Luft Sauerstoff auf und trägt diese chemische Umsetzung direct auf
den Zucker über.“
Ich werde mir erlauben, an einem Beispiele zu zeigen, daß die Sache am Ende doch
nicht so sehr einfach ist, um mit einem
„Uebertragen der Bewegung“ abgefertigt werden zu
können.
Man stelle ein ziemlich gut vergohrenes Bier in flachen Gefäßen an die Luft,
– es bildet sich alsbald jene fettige Decke, die unter dem Namen
„Kahn“ bekannt ist und aus sehr gestreckten, wurstförmigen Zellen besteht. Diese an der Oberfläche
schwimmende und dieselbe alsbald dicht absperrende Zellenschicht steht also
einerseits mit der atmosphärischen Luft, andererseits
mit der Flüssigkeit in Rapport. Und auf diesem Wege wird aus dem Alkoholgehalte
des Bieres alsbald Essigsäure. Man sieht, daß dieser
Erfolg unmöglich gewesen wäre, wenn nicht eine sehr lebhafte
„Bewegung der Molecüle“ der Kahn-Zellen
vorherrschend gewesen wäre. Reißen wir dieselben nun mitten aus ihrer
agitatorischen Praxis heraus und versuchen, ob sie im Stande sind, den
Traubenzucker einer Bierwürze aufzurütteln und ihn zu gleicher Bewegung
aufzustacheln: so finden wir uns in unseren Erwartungen getäuscht, – es tritt keine Gährung ein. – Warum nicht? –
So lange ich mir auf diese Frage die Antwort schuldig bleiben muß, kann ich mich
mit den bisherigen Anschauungen über die chemischen Grundlagen des
Gährungsprocesses nicht zufrieden stellen. Insbesondere muß ich hier auch der
mathematischen Form des Zellenlebens einen
Einfluß einräumen; die Zellen mögen denselben
eiweißstoffigen Inhalt haben, – wenn die Wirkung auf die
benachbarten Stoffassociationen eine andere ist, so
ist das bloß Folge der eigenen socialen Constitution. – Doch verlassen
wir den schlüpfrigen Boden, wo „mit Worten ein System bereitet
wird,“ – wenden wir uns lieber zu dem, was über alle
Zweifel erhaben ist, sehen wir zu, wie weit wir mit dem kommen, was wir wissen. Und damit wollen wir uns denn wieder
zur „Chemie des Bieres“
wenden.
Ein ganz wesentlicher Unterschied zwischen Ober- und
Untergährung, dem Mulder bei weitem nicht
den gebührenden Werth zuerkennt, liegt in der Association der Hefezellen. Bei der Fortbildung der Oberhefe bilden sich an den
vorhandenen Zellen Knospen, welche ihren Stammbaum
weiter treiben, und schließlich entsteht „ein lose zusammenhängendes
Netz von Kügelchen, welche mehr oder weniger
Verzweigungen bilden“ (S. 337). Bei der Fortpflanzung der Unterhefe hingegen entwickeln sich die Sporen im
Innern der Zelle, um durch die Wandungen derselben ohne erklecklichen
Patriotismus durchzupassiren und ihr Einzelleben
gerade so fortzuführen, wie sie's im elterlichen Hause gelernt hatten. Wir
kommen alsbald darauf weiter zu sprechen.
Mulder ist nun der Ansicht (S. 330), daß eine Oberhefe eine solche sey, welche lebhafte, – die Unterhefe aber eine solche, welche langsame
Gährung hervorzubringen im Stande ist. So einfach aber steht die Sache doch
nicht. Für den raschern oder langsamem Verlauf der Gährung ist die Temperatur ein Hauptfactor. Man kann in einer
schlecht gekühlten Würze auch durch Unterhefe eine
stürmische Gährung hervorrufen, – und in
Böhmen, wo die berühmtesten obergährigen Biere
gebraut werden, weiß man durch eine sorgfältige Kühlung der Würze die Gährung
sehr zu verzögern. Daß außerdem auch derart der Hefe ein Einfluß auf den
Gährungsverlauf zugestanden werden muß, räume ich ein, – aber er steht im zweiten
Gliede. Die Zellen-Genossenschaften der Oberhefe werden von den
emporsteigenden Kohlensäurebläschen leichter schwebend erhalten, als die
isolirten Unterhefezellen, – es ist also auch die Berührung zwischen
Zellenwand und Würze umfangreicher, was (wenn die
Hefe überhaupt für die Gährung nothwendig ist) gährungs beschleunigend wirken muß.
Wenn man sich über die Vorgänge, welche mit einer in Würze gesetzten Hefe
stattfinden, eine klare Ueberzeugung verschaffen will, so kann man das nur
vermittelst des Mikroskops. Dort wird man sehen, daß die
Fortpflanzung der Zellen augenblicklich beginnt, – damit aber
ist ja auch der Stoffwechsel in der Würze schon da, weil sie den Stoff zu den
neuen Zellen lieferte. Von einer Consumtion der Hefe beim
Beginn der Gährung ist nichts zu bemerken. Daß die physikalischen
Erscheinungen im Gährbottich zu Anfang der Gährung und im weitern Verlauf
derselben so sehr wechseln, ist richtig, – und das hat eben irre geführt.
Man spricht von einem Beginn der Gährung, wenn „die Würze
rahmt;“ – aber man übersieht, daß dieser Schaum erst
entstehen kann, nachdem die Würze mit Kohlensäuregas gesättigt war, – daß also die Gährung längst begonnen hat, wenn sie sich durch das Erscheinen des
Schaums auch dem Auge kenntlich macht. Man untersuche doch eine Würze gleich
nach dem Stellen und dann jede halbe Stunde auf den Kohlensäuregehalt und man
wird ihn vom ersten Versuche an steigend finden, – in gleichem Maaße
nehmen die Saccharometergrade ab.
Sehr schätzbare Thatsachen theilt uns Mulder (S. 335)
über die chemische Zusammensetzung des eiweißartigen Inhalts der Hefezellen mit.
Wir haben schon früher gesehen, daß die Umänderung der Eiweißstoffe in die
lösliche Form mit einer Aufnahme von O₃ verbunden ist. Soll dieser
Eiweißstoff nun zum löslichen Inhalt der Hefezellen werden, so müssen abermals
O₂ hinzutreten. Hiernach reihen sich diese Gruppen folgendermaßen
aneinander:
die organische Gruppe des Eiweißes
= C₃₆ H₂₅ N₄
O₁₀
„ „
„ des in der Würze
gelösten Eiweißes
= C₃₆ H₂₅ N₄
O₁₃
die org. Gruppe des Hefeauszuges
= C₃₆ H₂₅ N₄
O₁₅
Diese letztere sauerstoffreichere Substanz nun, welche man durch Behandlung von
Hefe mit kochendem oder kaltem Wasser erhält, nennt Mulder, „ein erstes Product der Hefezersetzung, welche
letztere die Ursache der ganzen Gährungserscheinung ist.“ (S.
335). Da muß man aber doch mit Recht fragen: ob denn bei besagter Extraction und bei der Anwendung der Hefe als Gährungserreger die obwaltenden Umstände ganz
dieselben waren. Wir wollen bei der Gelegenheit hervorheben, daß Mulder (S. 349) die Zusammensetzung des Hefeeiweißstoffs, des Eiweißstoffs aus Weizen und des Pflanzeleims aus Weizen als ganz
übereinstimmend angibt. Es ist also klar, daß die Extraction eines
sauerstoffreichern Körpers nur auf Kosten eines andern, der dadurch sauerstoffärmer werden würde, stattfinden konnte. Ueber diesen
restirenden Körper aber wissen wir zur Zeit noch
nichts, – und doch ist dessen Kenntniß für das Studium des
Gährungsprocesses von großer Wichtigkeit.
Ich bemerke ausdrücklich, daß an einen Zutritt des atmosphärischen Sauerstoffs
– um den Gährungsproceß flott zu machen – nicht zu denken ist und
setze noch ein paar dahin einschlagende Versuche hierher.
Es wurden in drei Kolben mit abgesperrten Gährröhren zuckerige Flüssigkeiten mit
dem so leicht reducirbaren Indigocarmin blau gefärbt
und dann wie folgt behandelt: 1) Zuckerwasser mit (durch ammoniakalisches Wasser
gereinigter) Hefe versetzt, – 2) Bierwürze (vom Kühlschiff) mit Hefe,
– und 3) dieselbe Würze ohne Hefe. Alle drei
Kolben standen unter gleichen Temperatur-Verhältnissen. Es fand dabei keine Entfärbung der Flüssigkeiten
statt!
Doch kehren wir zur speciellen Betrachtung der Formen der sporenbildenden
Unterhefe und der knospenbildenden Oberhefe zurück.
In diesen beiden Formen begegnen wir zwar der Hefe bei unseren
Gährungsoperationen, – doch treten sie nicht immer ganz rein auf. Die Unterhefe enthält stets nur isolirte Zellen mit Sporenbildung, – bei der
Oberhefe aber laufen immer neben der großen Masse der knospenden Zellen auch
einzelne Unterhefezellen zwischen durch. Diese Thatsache hat Mulder, bei Vernachlässigung der mikroskopischen
Controle zu mehreren Irrthümern verleitet, die ich hier gleich
zusammenstelle.
Da steht voran die Umwandlung der Oberhefe in
Unterhefe (S. 350): „Es bietet keine Schwierigkeit Oberhefe
in Unterhefe zu verwandeln. Nicht so leicht geht das Umgekehrte von statten.
Versetzt man eine Würze, welche bis zu der Temperatur, wobei Untergährung
einzutreten pflegt, abgekühlt ist, mit Oberhefe, so findet trotzdem stets
eine theilweise Untergährung statt. Gibt man die hierbei gebildete Hefe aufs
Neue zu einer Würze von niedriger Temperatur, so nimmt die eintretende
Gährung mehr und mehr den Charakter der Untergährung an, so daß es nach
mehrmaliger Wiederholung dieser Operation gelingt, aus Oberhefe eine
wirkliche Unterhefe zu bereiten.“
Um dieses Experiment in ein helleres Licht zu setzen, müssen wir uns
vergegenwärtigen, daß die Obergährungen meistens bei einer höheren, die
Untergährungen aber stets bei einer möglichst niedrigen Temperatur hergeführt
werden, – daß bei einer höheren Temperatur die Zuckerzersetzung rascher
von statten geht und also in gleichen Zeiträumen die
Kohlensäure-Entwickelung massenhafter ist, als bei der Untergährung,
– und daß dadurch auch einzelne Unterhefezellen mit an die Oberfläche
getrieben werden und sich der Oberhefe, welche wegen des Zusammenhangs der
Zellen sich dem Emportreiben gar nicht entziehen kann, beimengen, während die
meisten Unterhefezellen zu Boden sinken. (Bodenhefe
der Obergährung.) Bringt man eine solche Oberhefe bei einer niedrigern Temperatur mit Würze zusammen, so gewinnen
die derselben beigemengten Unterhefezellen und deren
Nachkommen – eben wegen der minder
lebhaften Kohlensäure-Entwickelung – Zeit, sich am Boden
abzulagern. Wird diese Bodenhefe nun zu einer neuen Gährung benutzt, so hat man
schon eine reine Untergährung; – zumal wenn man dafür sorgte, daß von der
Oberhefe nichts an den Boden sinken konnte, was am Schluß der Gährung leicht
geschieht. Diese vermeintliche Umwandlung der Oberhefe in Unterhefe reducirt
sich also darauf, daß man in der Hefenplantage die Unterhefezellen cultivirte, während man die Oberhefe durch Abnehmen von der Decke so zu sagen ausjätete
und sich auf diesem Wege reines Feld verschaffte.
Unterhefe aber in Oberhefe zu verwandeln, soll nicht so leicht von Statten gehen
(S. 350). Mag wohl seyn, – mir ist's bisher niemals gelungen, eine sporentreibende Zelle in eine knospentreibende
zu verwandeln.
Wenn die Schiedam'sche Hefe (S. 350 Anm.) im etwas getrockneten Zustande Untergährung, – im
frischen Zustande aber Obergährung hervorrufen soll, so steht das mit allen
anderen Erfahrungen im Widerspruch und verdiente eine abermalige Untersuchung
mit dem Mikroskope.
Der (S. 351. Anm.) bezeichnete Unterschied zwischen der am Spund ausgestoßenen
Hefe und der zu Boden gesunkenen, läßt sich eben so leicht mikroskopisch
nachweisen. „Sie unterscheiden sich schon im Aeußern; – die zu
Boden gesunkene Hefe bildet keine zusammenhängende Masse, – die
welche als Schaum weggeführt wird, ist zähe.“ Natürlich muß der
Umstand, daß im einen Falle Einzelnzellen, im andern aber zusammengewachsene
Zellengruppen vorhanden sind, auf die Cohärenzverhältnisse der Hefe
influiren.
Die Rolle, welche die als Luftballons wirkenden Kohlensäurebläschen spielen, ist
in noch anderer Beziehung wichtig, – die Kohlensäure wirkt als Klärmittel. Obergährige Biere, welche mit recht reiner Oberhefe gestellt waren, klären sich auf dem
Fasse sehr rasch, weil die trübenden
Hefepartikeln durch das Spundloch herausgedrängt werden durch die hier
entweichende Kohlensäure. Ein noch auffallenderes Beispiel für diese Mission der
Kohlensäure bietet das obergährige Ale der
Nordamerikaner. Es wird unmittelbar von der Gährbütte auf die Transportfässer
gebracht und gespundet. Wird nun ein solches Faß nach
mehreren Tagen, wo die Spannung der Kohlensäure schon enorm angeschwollen ist in
Zapf genommen, so ergießt sich der schäumende Inhalt mit Vehemenz in die
Schenkgläser, in denen sich unter der ungeheuren Schaumhaube etwa 1/5 eines klaren Bieres ansammelt, weil – – die
Oberhefezellen mit in den Schaum emporgewirbelt wurden. Bleibt ein solches Bier
im Glase stehen, bis die Kohlensäure entwichen ist, so sinkt die Hefe ins Bier
zurück und es wird dadurch stark getrübt. –
Mulder hält diese Trübung für neu gebildete Hefe (S. 356): „Man schenke
das holländische Jungbier aus einem Kruge aus. Anfangs ist dasselbe hell,
schäumt, trübt sich aber, je länger es ruhig im Glase stehen bleibt. Diese
Trübung rührt von neu gebildeter Hefe her. Untergähriges Bier zeigt dieses
Verhalten nicht. Es schäumt nicht und trübt sich auch nicht an der Luft.
Eben so wenig ist dieß beim holländischen obergährigen Lagerbier der
Fall.“ – Wenn Mulder nun den
Versuch mit dem Jungbier in der Weise wiederholen will, daß der Schaum rasch bis
auf die Decke des klaren Bieres entfernt und separat aufgefangen wird, so wird
er bemerken, daß sich das Bier nunmehr nicht trübt,
– daß aber die Flüssigkeit, welche sich aus dem zergangenen Schaume bildet, einen wahren Segen von Hefezellen
birgt.
Aus seinem oben mitgetheilten Versuche zieht nun Mulder den Schluß, daß diese neugebildete
Hefe das Product der noch im Bier befindlichen Eiweißstoffe sey, – daß
diese Eiweißstoffe selbst die Flüssigkeit trüben würden, wenn sie nicht durch
Milchsäure in Lösung gehalten wären, – daß endlich untergähriges Bier
reicher an Milchsäure sey und deßhalb diese trübenden Stoffe aufgelöst behalte.
Als beweisendes Experiment läßt er (S. 356) Traubenzuckerlösung mit Hefe in
stürmische Gährung kommen, theilt darauf die gut umgeschüttelte Flüssigkeit in
zwei Theile und versetzt den einen mit Milchsäure, wodurch die Flüssigkeit hell
wird, weil die Milchsäure auflösend auf die unauflöslichen Eiweißstoffe der Hefe
wirkt.
Dagegen muß nun aber eingewendet werden, daß die Gährung einer
Traubenzuckerlösung (wobei Hefe consumirt wird) mit
der Gährung einer
Würze (wobei Hefe producirt wird) nicht direct in
Parallele gestellt werden darf, – daß insbesondere eine stürmische Gährung zum Zersprengen einzelner
Hefezellen führt, was Trübung der Flüssigkeit durch den im Wasser aufquellenden,
aber nicht löslichen Hefezellen-InhaltDurch Behandlung der Hefe mit Wasser wird derselben nur ein kleiner Theil
– jener „Hefeauszug“
Mulder's (S. 335) – entzogen, die
Hauptmasse der Eiweißstoffe bleibt zurück und bildet den Träger der
Endosmose. zur Folge hat, die allerdings durch Milchsäure gehoben werden kann,
– daß der Milchsäure-Gehalt der Biere abhängig ist von der
Sorgfalt beim Maischen und Kühlen (s. S. 305 u. 321), nicht aber vom
Gährverfahren, daß endlich, in Folge der für diese Operationen günstigeren
Bedingungen, unter denen man untergährige Biere
braut, diese in der Regel ärmer an Milchsäure sind,
als die obergährigen.
Daß die sogenannte „Selbstgährung“ der Belgier keinen
Anspruch auf eine Anerkennung Seitens der Wissenschaft hat, habe ich bereits bei
Besprechung des „Abkühlens der Würze“ erwähnt. Sie entsteht
durch die im Faß oder den Ritzen anklebenden und antrocknenden Hefezellen,
– und weil deren Menge so gering ist, treten die physikalischen
Gährungserscheinungen erst spät auf. Weil nun diese
im Fasse restirenden Hefemengen der Hauptsache nach nur Unterhefe seyn können, so wird auch die
nachfolgende Gährung wiederum eine Untergährung seyn. – Mulder erzählt uns (S. 358): „Manchmal
bleibt die Gährung aus. Um dieselbe alsdann hervorzurufen, setzt man keine
Hefe, sondern ungehopfte Würze in die Fässer, worauf alsdann die Gährung
beginnt.“ Es ist möglich, daß die
Gährung auch nach Zusatz von ungehopfter Würze endlich einmal in Fluß kommt,
– ist ja doch wieder so und so viel Zeit
verflossen. Aber wenn sie trotz alledem in ganz
neuen Gährgeschirren nicht ankommen will, nun – so setzt man Hefe zu. Und das ist die mir bekannte Praxis.
Ich verwahre mich übrigens ausdrücklich dagegen, als wollte ich das Entstehen von Hefezellen ohne Mutterzellen etwa
läugnen. Im Gegentheil mag das wohl öfter vorkommen, als man gewöhnlich
vermuthet. Aber wer wird sich denn beim Betrieb eines chemischen Gewerbes dem
Zufall in die Arme werfen?
Zur näheren Orientirung über den Gährungsproceß theilt uns Mulder auch (S. 367) die Gährungsversuche von Berthelot mit, welcher ohne Hefe –
und statt deren durch Casein – Rohrzucker, Glucose, Stärkmehl und
arabisches Gummi zersetzte. Aber – offen gestanden – welche praktische Consequenzen soll man aus diesen an sich ganz interessanten
Experimenten ziehen? Wir zersetzen unsern Fruchtzucker durch Hefe und
destilliren aus dem Gährungsproducte mehr als 50 Proc. Alkohol, – wir
operiren mit Casein und erhalten aus Rohrzucker bei 40° C. und nach sechs
Wochen 12 Proc. Alkohol (bei 0° C. nur 6 Proc. Alkohol) u.s.w.!
Nicht besser ist's mit den Gährungsversuchen von Mannit, Glycerin und Dulcin,
welche durch Hefe zwar gespalten werden, aber neben der Kohlensäure auch
Wasserstoffgas entwickeln. Sie haben vorläufig keine Bedeutung. Und wie stimmt
mit denselben die Angabe von Pasteur, welcher
Glycerin im fertig gegohrenen Getränke fand?
–
Ob die (S. 360) mitgetheilte Anleitung zur Bereitung einer künstlichen Hefe (nach
Fownes) irgend welchen Werth für die Bierbrauerei hat, will ich dahingestellt seyn lassen.
Ich hab's nicht versucht, – auch Mulder theilt
uns bloß das Recept mit, ohne ein Urtheil aus eigener Erfahrung darüber fällen
zu können. Einiger Zweifel am Gelingen habe ich mich nicht erwehren können.
Um das Bier während der
Nachgährung
rascher zur Consumtion bringen zu können, hat man die üble
Praxis der nachträglichen Klärmittel erdacht. Unter
diesen stellt Mulder das „Filtriren durch
Hobelspäne von Buchenholz“ oben an (S. 371). Die Wirksamkeit
dieser sogenannten Spanfässer läßt sich mit dem Filtriren nicht im Geringsten
vergleichen. Die Späne wirken bloß durch Flächenanziehung und überkleiden sich sehr bald mit einer Schicht von
Hefe etc. Nun sind aber diese Späne nach der Entleerung des Fasses schwierig zu reinigen und verleihen, wenn die
Säuberung nicht vollkommen gelungen ist, dem darauf gelegten Biere einen
fremdartigen Geschmack. So ist denn auch dieses unschädlichste aller Klärmittel
nicht zu empfehlen.
Die Wirkung der Hausenblase faßt Mulder (S. 371) nicht
ganz so auf, wie sie praktisch durchgeführt wird, – es ist sicher, daß
die Anwendung nach Mulder's Angabe auch nur eine
höchst unvollkommene Klärung im Gefolge haben kann. Die Hausenblase muß zunächst
in eine Verbindung gebracht werden, welche im Wasser löslich oder wenigstens zur
schleimigen Flüssigkeit vertheilbar ist, das geschieht in der Praxis durch
Zusatz von Weinsäure (wie beim Berliner Weißbier)
oder durch die Essigsäure eines sauer gewordenen Bieres (wie in den Londoner Brauereien); –
diese Verbindung aber ist durch Verdünnung mit viel Wasser zersetzbar, der Leim scheidet sich galatinös aus, gerinnt und klärt auf diese
Weise ebenso wie das Eiweiß beim Sieden. Daß die
betreffende Säure dabei ins Bier übergeht und im letztern Falle höchst schädliche Folgen für die
Haltbarkeit desselben nach sich ziehen muß, versteht sich von selbst. Drum, fort
mit allen solchen Klärmitteln! – ein gesundes und mit Sorgfalt
gearbeitetes Bier klärt sich von selbst.
S. 375 zählt Mulder die Factoren auf, welche die Haltbarkeit des Bieres auf dem Lager bedingen, und
bezeichnet als solche: 1) starkes Brauen, weil bei
Anwendung von wenig Wasser und viel Getreide auch viel Alkohol gebildet werden
könne, der dann der chemischen Umsetzung entgegenwirke; 2) die Anwendung von
stark gedarrtem Malz, wobei Spuren von brenzlichen
Oelen (Kreosot u.s.w.) gleichfalls der chemischen Zersetzung entgegenwirken; und
3) starkes Hopfen, wobei das Bier, in Folge des
Hopfenbitters und des Gehalts an ätherischem Oel des Hopfens wiederum die
Fähigkeit erhält, der chemischen Veränderung besser zu widerstehen.
Den einzig wahren Factor welcher hier in Frage kommt, hat Mulder ganz in den Hintergrund gestellt, – es ist die niedrige Temperatur. Nur im Vorbeigehen sagt er
(S. 377): „je niedriger die Temperatur ist, desto länger hält es
sich.“ Jeder Brauer aber weiß, daß wenn die Temperatur beim
Lagern nicht niedrig genug gehalten wird, alle drei
obigen Mittel nichts mehr für die Haltbarkeit wirken.
Und zudem ist ja der Fall 1) nur für stärkere Biere
denkbar (wie soll man also ein dünneres Bier auf dem
Lager conserviren?). Daß übrigens dabei der gebildete Alkohol der Gährung
entgegenwirken soll, ist ein Auskunftsmittel, welches der gewöhnlichen Meinung
entstammt, als sey der Alkohol als solcher, d.h. im freien Zustande und mit
allen den den „Alkohol“ charakterisirenden Eigenschaften in
den gegohrenen Getränken enthalten, wogegen Mancherlei einzuwenden ist. Wäre die
Ansicht richtig, daß der gebildete „Alkohol“ der Gährung
entgegenwirkt, so müßte mit dem Beginn einer Gährung solche successiv abnehmen. Ich verweise beispielshalber auf die
Tabelle S. 393 im CXLVIII Bd. dieses Journals. Dort hatte eine Würze von 9,3
Saccharometerprocenten – wenn wir die Differenzen der
Saccharometerprocente mit den zugehörigen Alkoholfactoren Balling's multipliciren – der Reihe nach folgende Alkoholmengen
durch die Gährung producirt:
Differenz.Saccharometerprocente.
EntsprechenderAlkoholgehalt.
GesammterAlkoholgehalt.
2ter Tag
0,8
0,33 Proc.
0,33 Proc.
3ter „
1,6
0,66 „
0,99 „
4ter „
1,2
0,50 „
1,49 „
5ter „
1,0
0,41 „
1,90 „
u.s.w.
Erwägt man nun, daß der Zusatz von einem Procent
Alkohol ausreicht, um die Gährung zu stören, so
erscheint die fortdauernde Alkoholbildung am 4ten u.
5ten etc. Tage auffallend. Man sollte deßhalb über die Ansicht Fabroni's, welche durch die Gegenversuche noch nicht
entkräftet ist, nicht so ohne Weiteres den Stab brechen, wie es u.a. auch Mulder thut. – Doch kehren wir zurück zu den
Bedingungen für die Haltbarkeit des Bieres.
Die Anwendung eines stark gedarrten Malzes kann die
Menge der Eiweißstoffe in der Würze (dasselbe
Maischverfahren vorausgesetzt) vermehren, also dem Extracte eine andere
Zusammensetzung verleihen und, wenn man den Verlauf der Gährung durch die
Attenuation der Flüssigkeit controlirt, zu der Annahme verleiten, daß noch
gährungsfähiger Extract vorhanden sey, während der Zucker schon vollständig
zersetzt ist. Solche Biere machen dann dem Brauer oft viel Sorge, weil sie zu
Grunde gehen, da man sie noch ganz lebenskräftig glaubt. An eine Wirkung des
Kreosots ist nur bei Rauchdarren zu denken, –
und da haben die Consumenten darüber zu entscheiden,
ob sie den Kreosotgeschmack dulden wollen. Auf jeder anderen Darre steigt die
Temperatur nie so hoch, daß es zur Kreosotbildung
(oder überhaupt zur Entstehung von brenzlichen Oelen) kommt.
Daß starkes Hopfen das Bier haltbarer machen soll,
indem das Hopfenbitter und Hopfenöl dem Verderben entgegen wirken, ist –
was das erstere anbelangt – zur Zeit bloße Muthmaßung, weil darüber gar
keine Erfahrungen vorliegen; in Betreff des ätherischen Oels aber ist zu
bemerken, daß dasselbe so ziemlich das Terrain geräumt hat, wenn die Haltbarkeit
beim Lagern in Frage steht. Dem Hopfenharze aber will
ich gern eine Schutzwächterschaft für das Lagerbier zuerkennen, – indem
es sich bei der Gährung ausscheidet und an die Oberfläche der Hefezellen legt,
wodurch diese für die osmotischen Verhältnisse verdorben werden und damit der
weitere Verlauf der Gährung schleppender wird.
Am Schlusse dieses Capitels gibt uns Mulder einen Weg
an, um Bier, welches etwas essigsauer geworden ist, wieder zugänglich für die
Consumenten zu machen. Dieser Weg ist aber nicht empfehlenswerth, –
warum? soll eben gezeigt werden. Es wird nämlich (S. 378) der Zusatz von
Fruchtzucker empfohlen. „Dieser erfüllt dabei einen doppelten Zweck.
Zuerst entfernt er auf unschädliche Weise die bereits gebildete Essigsäure;
weiter aber befähigt derselbe das vorhandene Ferment, wieder als Hefe zu
wirken, – es entsteht also eine neue Gährung.“ Die Gefahr
für die Praxis liegt nun in dem Irrthum, daß der Fruchtzucker die Essigsäure beseitige, – diese bleibt vielmehr nach wie
vor im Biere und
wird nach Verlauf der neu begonnenen Gährung ihre corrumpirende Mission ebenso
zur Geltung bringen, wie vorher. Die richtige Praxis besteht darin, das Bier auf
dem Lager zu überwachen, ob noch immer etwas Zucker in demselben enthalten ist,
der die stille Nachgährung unterhält und zugleich eine schirmende
Kohlensäuredecke auf die Oberfläche treibt. Geht dieser Zuckervorrath zur Neige,
dann ist's Zeit, zum Zusatz von Fruchtzucker oder
Rohrzucker zu greifen, – später ist's zu spät.
– Ist aber das Bier wirklich schon etwas sauer und kann man's nicht sonst
wie verarbeiten, so ist der Zusatz von etwas doppelt-kohlensaurem Natron
nicht so zu verachten, wie es von Mulder (S. 379)
geschieht. Was ist denn auch am Ende dabei, wenn man etwas mehr Natron in das
Bier bringt, als es von Haus aus enthielt? – Es wird ja dadurch ein
Nahrungsmittel, ein „Knorpelbilder“ herbeigeholt und dem
Biere eine von den Tugenden unserer Mineralwasser aufgeprägt. –
Jedenfalls aber muß solches reconvalescentes Bier sofort verzapft werden, oder
es muß einen Zusatz von Zucker erhalten, der ihm wieder zum lebendigern Leben
verhilft.
Das höchst eigenthümliche Capitel
von der dritten Gährung
bespricht nun die Veränderungen, welche im Biere zu
allerletzt, wenn es z.B. auf Flaschen gezapft lagert, vorgehen. Mulder verweiset dabei auf die Versuche von Berthelot, welcher (s. S. 363) auch Mannit, Glycerin
und Dulcin durch Hefe zersetzte. Da diese Substanzen
mehr Wasserstoff enthalten als die Kohlenhydrate, so wurde der Wasserstoff
(welcher in keine andere Verbindung übertrat) neben der Kohlensäure als Gas
entwickelt. Das ist einer der chemischen Processe bei
der dritten Gährung, daß das Glycerin, welches nach
Pasteur in allen gegohrenen Getränken vorkommt,
zersetzt wird, – das Vorkommen von Mannit und Dulcin im Biere ist
problematisch. Damit also würde das entweichende Gas eines Flaschenbieres ein
Gemenge von Kohlensäure- und Wasserstoffgas seyn. Darüber muß also das
Experiment entschieden. Mulder gibt in der weitern
Zergliederung dieser dritten Gährung leider keine Aufschlüsse über diesen Punkt.
Und da er auch die praktischen Operationen während dieser dritten Gährung ganz
ohne Beziehung auf diese Erfahrungen Berthelot's bespricht, so darf man wohl die Frage
nach der chemischen Zusammensetzung der Flaschenbier-Gase vorläufig als
eine offene betrachten.
In Bezug auf das Abzapfen eines Bieres vom Fasse ist
Mulder ängstlicher als nöthig, – so rasch geschieht die Essigsäure-Bildung
nicht. Und was die
(S. 382) proponirte Anfüllung des leeren Faßraums durch die Kohlensäure des
Bieres (bei geschlossenem Spunde) anlangt, so stößt solche auf unüberwindliche
Hindernisse, – der Krahn läuft alsbald gar nicht mehr oder es dringt,
wenn er weit genug ist, äußere Luft ein und treibt eine Portion Bier heraus, wie
bei einer intermittirenden Quelle.
Beim Lagern eines ganz klaren Bieres auf Flaschen soll
sich nun stets Milchsäure bilden und es wird da (S.
383) Bezug genommen auf andere Versuche von Berthelot, welcher fand, daß Zuckerlösung mit Caseïn (ohne Hefe) nach längerer Zeit Alkohol und Milchsäure (ohne
Hefebildung) in der Flüssigkeit ergab. Dieselbe Zersetzung nimmt nun
Mulder auch zwischen dem Zucker und den
Eiweißstoffen des Flaschenbiers an. Das könnte ja allerdings möglich seyn. Aber vorläufig sind mir folgende
Bedenken aufgestiegen: 1) auch das klarste Bier zeigt unter dem Mikroskope noch
Hefezellen, die sich bei dem unter der Hand vorkommenden Stoffwechsel nicht
theilnahmlos gehalten haben können, weil 2) sich am Schlusse der Zersetzung des
Zuckervorraths stets neue Hefe gebildet hat, die
freilich häufig nicht bemerkt wird, weil sich die Zellen nach längerer Zeit so
fest untereinander verbunden haben und an der Glasfläche anliegen, daß man das
Bier klar abgießen kann. Bei der Milchsäurebildung auf der Basis Berthelot's müßte die Flüssigkeit, ganz klar bleiben!
Beim Capitel vom
Verderben des Bieres
wird das „Langwerden“ aufgeführt und
der Grund dieser Krankheit in einer Umsetzung des im Biere vorhandenen Dextrins
und noch darin übrigen Zuckers in Pflanzenschleim
gesucht. Ich habe mich bei sehr alten und erfahrenen Brauern nach den Umständen
erkundigt, unter denen dieses „Langwerden“ vorzukommen
pflegt, – aber vergebens; Keinem war je etwas der Art zu Gesicht
gekommen. Mulder erzählt uns nun (S. 388) von dem
Lambiek einer Brauerei in Utrecht: „es läßt sich in einem
drahtförmigen Strahle ausgießen, ist sehr dick und enthält trotzdem nicht
mehr als 3,5 Proc. Extract.“ Die Vermuthung (denn der
experimentelle Beweis fehlt), daß sich hiebei das Dextrin in Pflanzenschleim
verwandelt hat, stützt Mulder auf einen Versuch von
Desfosses, welcher Bierhefe mit Wasser kochte,
diese Flüssigkeit mit Zucker versetzte und das Ganze einige Zeit bei
30–40° C. stehen ließ, wobei sich die Flüssigkeit durch gebildeten
Pflanzenschleim verdickte. Das sind nun aber freilich Verhältnisse, welche mit
denen in den Lagerbierfässern nicht die entfernteste Aehnlichkeit haben,
– es fehlt der Hefeextract im Bier, die hohe Temperatur, selbst der
Zucker ist bis auf ein Minimum verschwunden, und ob das Dextrin gleicher
Umwandlung fähig ist, müßte doch wohl erst durch einen Versuch entschieden
werden. Auch das Langwerden des Weines hat Mulder auf gleiche Weise zu erklären versucht (s.
seine Chemie des Weines, S. 133) und führt dort eine Analyse von Maclayan und Tilley an,
welche den „Stoff, welcher beim Langwerden des Ingwerbieres erzeugt
wird, und der von demjenigen nicht verschieden seyn kann, welcher im Weine
entsteht, einer Analyse unterworfen haben. Sie fanden darin 2 Aequivalente
Wasser mehr als im Pflanzenschleim. Der Stoff war in kaltem Wasser
unlöslich, schwoll aber darin zu einer Schleimmasse auf.“ Ich
habe mir diese Analysen nicht verschaffen können, um eine bessere Ueberzeugung
zu gewinnen, als im Augenblick noch bei mir vorherrscht. Beim Biere kenne ich,
wie schon erwähnt, diese Krankheit nicht, – beim Wein ist sie keine
Seltenheit. Im letztern Falle aber ist's Glutin,
welches durch irgend einen Umstand seines sauren Lösungsmittels beraubt ist (mag
es nun bei der Gährung zu Cellulose geworden seyn oder zur Bouquetbildung
beigetragen haben), – durch etwas Gerbsäure bringt man den Störenfried
leicht bei Seite, was nicht angehen würde, wenn's Pflanzenschleim wäre. Man hat Grund anzunehmen, daß das
Schleimigwerden des Bieres auf gleicher Ursache beruht.