Titel: | Ueber die Entdeckung von Mutterkorn im Mehle; von Dr. L. Elsner. |
Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. LXXVII., S. 312 |
Download: | XML |
LXXVII.
Ueber die Entdeckung von Mutterkorn im Mehle; von
Dr. L. Elsner.
Aus Elsner's chemisch-technischen Mittheilungen für
1857–1858, S. 88.
Elsner, über die Entdeckung von Mutterkorn im Mehle.
Wird, wie Wittstein (im polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 456) angibt, Mehl, welches
1–2 Proc. Mutterkorn beigemischt enthält, mit Kalilauge übergossen und ruhig
hingestellt, so entwickelt sich in kurzer Zeit der eigenthümliche, nicht zu
verkennende Geruch nach Häringslake, herrührend von freigemachtem Trimethylamin. Der
Geruch tritt schneller beim Erwärmen hervor, allein hierbei verschwindet er so bald,
daß es leicht vorkommen kann, daß man ihn nicht bemerkt.
Der Verf. hat es daher zweckmäßiger gefunden, die Mischung des mutterkornhaltigen
Mehles mit Kalilauge nur kurze Zeit ohne Erwärmung in einem Reagensglase, welches
mit einem Korke verschlossen ist, ruhig hinzustellen, wobei das Mehl eine gelb
durchscheinende, dick kleisterartige Beschaffenheit annimmt, und wo sich alsdann der
eigenthümliche Geruch nach Häringslake deutlich zu erkennen gibt. Aber auch schon
auf nachstehende Weise läßt sich ein Gehalt von Mutterkorn im Roggenmehle
nachweisen:
Wenn weißes Roggenmehl, welchem absichtlich 2 Proc. gepulvertes Mutterkorn
hinzugemischt worden, mit Wasser in einem Porzellanschälchen angerührt wird, so
zeigt sich unverkennbar eine deutlich bräunlich-röthlichgelbe (rehfarbige)
Färbung des Mehlbreies, während bekanntlich reines weißes Roggenmehl, mit Wasser
angerührt, einen reinen weißen Brei gibt.
Auch schon bei 1 Proc. Beimischung von Mutterkorn zu weißem Roggenmehle zeigt der mit
solchem Mehle dargestellte Kleister eine deutliche, ins Rehfarbige sich ziehende
Färbung, so daß jedes, selbst unvorbereite Auge bei nur einiger Aufmerksamkeit
sofort an der Färbung des Mehlkleisters erkennen kann, ob das vorliegende Mehl als
reines Roggenmehl oder als mutterkornhaltiges anzusehen seyn dürfte. Auch in dem
gröberen, mehr grauweißen Roggenmehle läßt sich eine Beimischung von 3 Proc.
Mutterkorn an der schmutzig rehfarbigen Färbung des Mehlbreies sehr leicht erkennen.
Ja selbst ein gröberes, graues Roggenmehl, welches 2 Proc. Mutterkorn beigemischt
enthält, nimmt, mit Wasser angerührt, eine bei einiger Aufmerksamkeit schon
erkennbare Färbung ins Rehfarbige an, während der Brei von reinem gröberem
Roggenmehle eine dem Pfefferkuchenteige ähnliche gelbliche Färbung zeigt. Man wird demnach beim
Einteigen von Roggenmehl nur auf die Färbung des Teiges aufmerksam zu seyn brauchen,
um schon aus derselben auf eine mögliche Beimischung von Mutterkorn in dem Mehle
aufmerksam zu werden.
Hierauf wird noch die Prüfung des Mehls mit Kalilauge anzustellen seyn, wo dann beide
Prüfungsarten als ausreichend erscheinen werden, um das Vorhandenseyn von Mutterkorn
im Mehle nachzuweisen oder nicht.