Titel: Ueber Sicherheits- und Combinations-Schlösser; von Heinrich Kessels.
Fundstelle: Band 151, Jahrgang 1859, Nr. LXXXII., S. 340
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LXXXII. Ueber Sicherheits- und Combinations-Schlösser; von Heinrich Kessels. Aus den Mittheilungen des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1858 S. 501. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Kessels, über Sicherheits- und Combinations-Schlösser. Der Aufgabe, durch Anwendung von Schlössern werthvolle Gegenstände sicher zu verwahren, ist bis auf die neueste Zeit im Allgemeinen viel zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet worden. Mit fast unbegreiflicher Sorglosigkeit vertraut man das Eigenthum Schlössern, welche auch nicht im Entferntesten eine zweckentsprechende Sicherheit darbieten. Es ist daher dieser Gegenstand nicht nur von dem größten Interesse für jeden Wißbegierigen, sondern auch für den Fachmann von der größten Wichtigkeit. Der Zweck, welchen man durch Anbringung von Schlössern erzielen will, ist jedoch keineswegs leicht zu erreichen, und die Aufgabe, die sich der Erfinder eines Schlosses, das allen Anforderungen entsprechen soll, stellt, außerordentlich schwierig. Die vielen Veränderungen und Verbesserungen an bereits bekannten Schlössern, so wie die fortwährenden neuen Erfindungen in diesem Fache zeigen deutlich, daß das Höchste in diesem technischen Zweige noch keineswegs erreicht ist. Die Anforderungen, die man an ein gutes Schloß stellt, sind drei, nämlich Sicherheit, allgemeine Anwendbarkeit und ein mäßiger Preis. Vollkommene Sicherheit würde ein Schloß nur dann gewähren, wenn es weder durch gewaltsames Aufbrechen, noch durch andere Instrumente, als den dazu gehörigen Schlüssel, geöffnet werden könnte – Bedingungen, die, wie die leichte Ueberzeugung zeigt, nur sehr schwer, und wenn noch die Forderung der allgemeinen Anwendbarkeit, in Bezug auf ihre äußere Form und Mannichfaltigkeit, als auch die eines mäßigen Preises hinzukommt, gar nicht zu erreichen sind. Glücklicherweise sind jedoch diese drei Bedingungen nicht immer, ja nur sehr selten nothwendig, und es ist daher auch kein Mangel an guten Sicherheitsschlössern, es kommt also nur darauf an, sie genau zu kennen, und für den betreffenden Fall eine kluge Wahl zu treffen. Betrachtet man die verschiedenen höchst sinnreichen Erfindungen, so wie den stufenweisen Fortgang der mannichfachen Verbesserungen, die man den Schlössern nach und nach gegeben hat, so muß man zugestehen, daß dieser Gegenstand eine hohe Stufe der Vollkommenheit erreicht hat. Ich möchte es versuchen, hier ein klares Bild über diesen Gegenstand zu entwerfen, so wie auf die Vortheile und Nachtheile der verschiedenen Einrichtungen aufmerksam zu machen; die Hauptaufgabe aber, die ich mir gestellt habe, ist die: zu beweisen, daß Schlösser, denen man bis zum heutigen Tage unbegränztes Vertrauen geschenkt hat, wie z.B. die Schlösser von Brahma und Chubb, nicht immer dieses Vertrauens würdig sind, und daß sich viele dieser Schlösser ebenso wie jedes andere Sicherheitsschloß durch eigene Instrumente und besondere Kunstgriffe in der kürzesten Zeit öffnen lassen. Um jedoch diese Fehler der Schlösser allgemein verständlich darzustellen, muß ich in den Gegenstand etwas näher eingehen und die Einrichtungen einiger Sicherheits- und Combinations-Schlösser näher besprechen; ich werde mich jedoch nur auf solche Schlösser berufen, welche noch jetzt allgemeine Anwendung finden. Das am häufigsten vorkommende Schloß ist unstreitig das sogenannte französische oder Zuhaltungs-Schloß. Dieses Schloß hat sehr schnell allgemeine Verbreitung gefunden, weil es nicht nur sehr leicht herzustellen ist, und sich zur fabrikmäßigen Erzeugung vortrefflich eignet, sondern auch, weil es für einen sehr billigen Preis geliefert werden kann. Betrachtet man jedoch die Sicherheit eines solchen Schlosses, so zeigt sich dieselbe als eine höchst mangelhafte, indem man nämlich leicht mit einem einfachen Dietrich oder Sperrhaken in das Innere desselben gelangen, die Zuhaltung heben und den Riegel verschieben kann. Man suchte also dem Schlosse eine solche Einrichtung zu geben, daß das Oeffnen desselben für jedes andere Werkzeug, als den dazu gehörigen Schlüssel, unmöglich werde. Die Erreichung dieses Ziels hat von jeher das Nachdenken der Sachverständigen vielseitig beschäftiget und die in Folge dessen zum Vorschein gekommenen, mehr oder weniger entsprechenden Sicherungsmittel sind unzählig. Ein sehr nahe liegender Gedanke ist es, den Eingang in das Schlüsselloch entweder durch eine bestimmte Gestalt desselben, oder durch Anbringung gewisser Hindernisse in dessen Nähe derartig zu erschweren, daß wo möglich kein Werkzeug, außer dem rechten Schlüssel, in das Innere des Schlosses gelangen kann. Von den verschiedenen Vorrichtungen, die man für diesen Zweck erdacht hat, sind vorzüglich drei allgemein in Gebrauch, die sowohl einzeln, als auch miteinander verbunden in Anwendung kommen, nämlich: 1) die gekröpften und geschweiften Schlüsselbärte; 2) gebohrte und façonnirte Schlüsselröhre; 3) Eingerichte und Besatzungen. Die gekröpften und geschweiften Schlüsselbärte lassen sich zwar ins Unendliche abändern, und sind jedenfalls leicht genug herzustellen, jedoch sind die Schlösser, die mit diesen Einrichtungen versehen sind, dem Sperrzeuge nicht unzugänglich, und das Schlüsselloch vor Wachsabdrücken und gewaltsamem Erweitern nicht geschützt. Eine Verbesserung gegen das gewaltsame Erweitern des Schlüsselloches ist eine Verstärkung des Schloßbleches, in welcher das Schlüsselloch eingefeilt ist, jedoch ist diese Vorrichtung nicht vor Wachsabdrücken geschützt. Eine zweite Verbesserung ist das Schloß vom verstorbenen Professor Crivelli in Mailand mit den Wachsabschneidern, welches allerdings schon unter die Sicherheitsschlösser eingereiht werden kann. Wenn man den Schaft eines Schlüssels hohl macht, und im Schloß einen Dorn anbringt, der in diese Höhlung hineinpaßt, so entsteht der sogenannte Rohrschlüssel. Die Querschnitte der Rohrschlüssel sind entweder kreisförmig, quadratisch, dreieckig, sternförmig, kleeblattförmig, rosenförmig etc. etc., bei den letztgenannten muß natürlicher Weise der Dorn sich sammt dem Schlüssel drehen. Durch diese Einrichtung wird allerdings dem Zugang zum Riegel des Schlosses ein sehr wesentliches Hinderniß in den Weg gelegt, weil kein anderer Schlüssel, der nicht ebenfalls ein Rohr von gleicher Dimension besitzt, in das Innere des Schlosses gelangen kann; allein die façonnirte Schlüsselröhre sammt den dazu gehörigen Nebentheilen machen durch ihre äußerst mühsame und schwierige Verfertigung die Schlösser kostspielig, außerdem lassen sie keine große Mannichfaltigkeit zu, und wiederholen sich daher oft; ferner ist am Schlosse die Gestalt des Dornes von außen sichtbar, was die Nachahmung eines Schlüssels gestattet. Bei Schlössern endlich, die von beiden Seiten zu schließen sind, macht die Anwendung eines Dornes viele Schwierigkeiten. Eingerichte und Besatzungen nennt man gewisse kreisförmig gebogene Bleche, welche im Innern des Schlosses rund um das Schlüsselloch herum angebracht sind, und die in die entsprechenden Einschnitte des Schlüsselbartes hineinpassen. Diese Einschnitte haben verschiedene Namen, oder vielmehr die denselben entsprechenden kreisförmig gebogenen Bleche, nämlich: Mittelbruch, Mittelbruchbesatzungen und Reifbesatzungen. Eingerichte und Besatzungen lassen sich zwar ins Unendliche abändern, sie gewähren aber durchaus keine vollkommene Sicherheit, und können nur dann einigermaßen als Sicherungsmittel betrachtet werden, wenn sie sehr künstlich verfertigt sind. Solche künstliche Eingerichte sind aber sehr schwer herzustellen, und vertheuern deßhalb die Schlösser sehr, außerdem wird durch ein complicirtes Eingerichte der Schlüsselbart sehr geschwächt, und kann bei Anwendung einiger Gewalt sehr leicht abbrechen. Sollte ein Unberufener bei einem solchen Schlosse Versuche gemacht haben es mit einem falschen Schlüssel zu öffnen, so können auch leicht die Eingerichte verbogen werden, so daß dann selbst der dazu gehörige Schlüssel nicht mehr in das Innere des Schlosses eindringen kann. Die gewöhnlichen Besatzungen lassen sich auch leicht durch Hauptschlüssel und Sperrzeug umgehen, die der Betrüger oder Dieb wenigstens eben so gut als der kunsterfahrene Schlosser handhaben kann, und überdieß gibt es Mittel, sich von den Eingerichten einen Wachsabdruck zu verschaffen, nach dem ein passender Schlüssel verfertigt werden kann. Nicht selten kommt es vor, ja sogar sehr oft, daß man im Handel Schlösser findet, deren Schlüssel – um für das Schloß mehr Vertrauen zu gewinnen – mit vielen Einschnitten versehen sind, während im Schloß die dazu gehörigen Eingerichte nicht vorhanden sind; man kann diesen Betrug sehr leicht entdecken, wenn man die Einschnitte im Schlüssel mit Wachs ausfüllt, und dann mit dem Schlüssel eine Umdrehung im Schlosse macht. Aus dem Gesagten geht zur Genüge hervor, daß die allgemein gebräuchlichen und so eben angeführten Mittel keineswegs geeignet sind, einem Schlosse denjenigen Grad von Sicherheit zu geben, den man für wichtige Verschließungen wünschen muß. Man versuchte es daher, den Schlössern andere Sicherheitsvorrichtungen zu geben, und unter den vielen verschiedenen Einrichtungen spielen, wiewohl mit Unrecht, die sogenannten Kunst- oder Vexir-Schlösser eine sehr große Rolle, die besonders im vorigen Jahrhunderte viel verfertigt wurden, jedoch auch noch gegenwärtig häufig vorkommen. Das Wesentliche dieser Schlösser besteht darin, daß, um sie zu öffnen, der Besitz des Schlüssels nicht hinreicht, sondern auch noch gewisse Handgriffe bei der Führung desselben oder bei dem Gebrauche des Schlosses überhaupt erforderlich sind. Die mühsame und umständliche Behandlung dieser Schlösser, die Wandelbarkeit des fast immer sehr zusammengesetzten Mechanismus, der Umstand, daß sie zur fabrikmäßigen Erzeugung sich nicht eignen, nebst dem unvermeidlich hohen Preise, so wie endlich der Umstand, daß, wenn das Geheimniß einmal verrathen ist, das Schloß so gut wie unbrauchbar geworden ist, haben sie größtentheils außer Gebrauch gesetzt. Nur die zum Theile noch hieher zu zählenden Vorgesperre, vorzüglich an den Vorlegeschlössern, wo der beschränkte Raum die Anbringung von Eingerichten nicht gestattet und zugleich das Freiliegen des Schlüsselloches in mehrfacher Beziehung höchst gefährlich werden kann, sind wohl nicht leicht zu entbehren, und kommen noch häufig vor. Das einzige Princip, welches nach den bisherigen Erfahrungen und nach theoretischen Gründen zur Erlangung möglichst großer Sicherheit sich eignet, ist das der Combinations-Schlösser. In diesen Combinations-Schlössern befinden sich mehrere einander ähnliche, aber nicht gleiche Theile, welche einer sehr großen Anzahl möglicher Stellungen gegen einander fähig sind, wovon aber nur eine einzige die richtige ist, und in diese einzige richtige Stellung müssen alle Theile, welche nach Art von Zuhaltungen wirken, gebracht werden, wenn der Riegel sich verschieben soll. Dieß ist das Princip oder der Grundsatz, nach welchem die Schlösser dieser Art gebaut werden, und welcher bei allen, ungeachtet ihrer scheinbaren gänzlichen Verschiedenheit, sich immer wieder vorfindet. Denn obwohl die, die Combination begründenden Theile bald, wie z.B. bei dem von Mallet oder dem von Newell erfundenen Schlosse senkrecht beweglich sind, bald im Bogen, wie bei den Schlössern von Karmarsch, Strutt, Chubb u.s.w., bald im Kreise gestellt sind, wie beim Brahma'schen Schlosse: so bleibt das Wesentliche, wovon die Sicherheit abhängt, immer dasselbe, nämlich die Schwierigkeit, bei der meist ungeheuren Anzahl möglicher Verbindungen oder Stellungen der Combinations-Theile, die einzig richtige durch bloße Versuche zu treffen. Es ist keineswegs unumgänglich nöthig, daß die gedachten Combinations-Theile immer durch einen Schlüssel in die richtige Stellung gebracht werden, man hat auch solche, wie z.B. das Ring- oder Buchstaben-Schloß, wo dieß bloß mit der Hand nach gewissen Zeichen, Buchstaben oder Zahlen zu geschehen hat. Die Anzahl aller möglichen Verbindungen ist hier zwar bestimmt und beschränkt, allein immerhin für das Eröffnen durch bloßes Versuchen und Durchprobiren aller Stellungen so groß, daß es eben so leicht ist, aus 300,000 Loosen den einzigen Treffer zu ziehen, als das Schloß auf das erstemal zu öffnen. Dennoch wird nach der Theorie dieser Zufall viel unwahrscheinlicher, wenn ein Combinations-Schloß auch eines Schlüssels, also beim unrechtmäßigen Eröffnen eines besonderen Instrumentes bedarf. Hier ist nämlich die Zahl aller Verbindungen keineswegs durch Zeichen bedingt, sondern jene könnten nur durch unendlich kleine Verschiebungen nach allen Verhältnissen gegen einander gefunden werden. Der möglichen Stellungen sind daher wirklich unendlich viele, und der Zufall, die einzig richtige in kurzer Zeit zu treffen, wird im höchsten Grade unwahrscheinlich, ja sogar bei der Nothwendigkeit, besondere Instrumente zu gebrauchen, so gut als ganz unmöglich. Hierzu kommen noch andere Vortheile, welche die Combinations-Schlösser auszeichnen. Wenn man fürchtet, daß der Schlüssel nachgemacht oder in fremde Hände gekommen sey, so darf man nur die Combinations-Theile im Schlosse, ja nur zwei derselben ihre Stellen wechseln lassen, und der vorige Schlüssel wird das Schloß nicht mehr öffnen, sondern nur ein neuer, nach der veränderten Lage jener Theile angefertigter. Aus dem Gesagten erhellt auch zum Theile schon, daß diese Schlösser zur fabrikmäßigen Erzeugung, unbeschadet ihrer Sicherheit und der nöthigen Verschiedenheit, Form und Größe jedes einzelnen von dem andern, vorzugsweise geeignet sind. Sie lassen, obwohl der Hauptsache, selbst der äußern Form und Größe nach ganz gleich gebaut, eine solche Anzahl von verschiedener Combination zu, daß es viel leichter ist viele derselben zu verfertigen, wovon kein Schlüssel das andere sperrt, als nur wenige für ein und denselben Schlüssel zuzurichten. Daraus erhellt freilich die Nothwendigkeit, den Schlüssel wohl zu verwahren, denn geht er verloren, so ist bei guten Combinations-Schlössern meistens kein Mittel übrig, als das gewaltsame Aufbrechen. Allein eben dieß gewährt eine Sicherheit, die man bei gewöhnlichen Schlössern nie voraussetzen kann. Diese kann der kunsterfahrene Schlosser auch ohne Schlüssel öffnen, aber nur durch jene Mittel, die dem geschickten Betrüger meistens eben so bekannt sind und zu Gebote stehen. Wiewohl man nach diesen so eben mitgetheilten Vorzügen der Combinations-Schlösser die Sicherheit derselben für außerordentlich groß halten muß, so hat man andererseits auch wieder Mittel gefunden, diese Schlösser durch geschickte Handgriffe und einfache Instrumente zu öffnen. Merkwürdigerweise zeigt es sich, daß gerade diejenigen Schlösser, welchen man nach theoretischen Gründen die größte Sicherheit zuschreiben muß, nämlich jene, bei welchen die Anzahl der möglichen Stellungen der Combinations-Theile unendlich groß ist, die wenigste Sicherheit gewähren, und daß gerade diese am leichtesten durch Kunstgriffe und einfache Instrumente geöffnet werden können. Leider aber scheint es, daß diese Kunstgriffe und Sperrwerkzeuge, wenigstens der richtige Gebrauch derselben, nur sehr wenigen Fachmännern bekannt sind, weil man es bei den wenigsten Schlössern versucht hat sie vor diesen Gefahren zu schützen. Daß gegen Gewalt ein Schloß gar nie gesichert werden könne, ist für sich klar, denn so lange es Instrumente und Werkzeuge gibt, um ein solches Schloß herzustellen, so lange gibt es auch Mittel und Wege, dasselbe zu vernichten und zu zerstören. Jedoch ist ein Schloß dem gewaltsamen Erbrechen und Zerstören nie so ausgesetzt, als wie dem heimlichen Eröffnen durch List, und gerade diese ist der gefährlichste Feind der Schlösser, vor dem man sie schützen muß. Ich werde es nun versuchen, diese ungenügende Sicherheit bei einigen Combinations-Schlössern zu beweisen, und namentlich die oben erwähnten Mittel anzugeben, wie man solche Schlösser auch ohne den rechtmäßigen Schlüssel öffnen kann. Das sogenannte Ring-Schloß (siehe Th. Hölzel's Schlosserbuch) ist eines der ältesten Combinations-Schlösser von denen, welche noch gegenwärtig angewendet werden. Hanns Bullmann, Kunstschlosser in Nürnberg, hat schon im Jahre 1530 ähnliche Schlösser verfertiget, und er war ein so berühmter und geschickter Mann, daß ihn der damalige römische Kaiser Ferdinand I. wegen seines vorgerückten Alters in einer Sänfte nach Wien tragen ließ, um sich seines Rathes wegen verschiedener Uhrwerke zu bedienen. Dieses Ringschloß hat seitdem in der ganzen Welt allgemeine Verbreitung gefunden, und wird auch noch gegenwärtig häufig angewendet. Nimmt man an, daß bei einem solchen Ringschlosse a solcher Ringe vorhanden sind, und auf jedem Ringe befänden sich n Buchstaben oder Zahlen, so drückt na die Anzahl der möglichen Gesammtstellungen aus, worunter nur eine einzige ist, bei welcher sich das Schloß öffnen läßt. Habe also z.B. ein Schloß 4 Ringe und es befänden sich auf jedem Ring 25 Buchstaben, so drückt die Zahl 25⁴ = 390,625 die Anzahl der möglichen Combinationen aus. Nimmt man nun an, daß man bei einiger Uebung 10 Stellungen in einer Minute machen könnte, so würde man, um alle 390,625 Stellungen durchzumachen, nicht weniger als 39,062 Minuten, oder den Tag zu 12 Stunden gerechnet, circa 55 Tage gebrauchen. Jedoch ist es immerhin möglich, daß man durch einen günstigen Zufall die richtige Stellung nach wenigen Versuchen finden könnte. Hiernach könnte es scheinen, als sey die Sicherheit des Ringschlosses sehr groß, jedoch lassen sich folgende Mängel daran aussetzen: 1) Hat man mehrere solche Schlösser, so kann man leicht die Worte, bei welchen sie sich öffnen, mit einander verwechseln oder vergessen. 2) Das Schloß läßt sich nicht im Dunkeln öffnen. 3) Ist es durch das Bloßliegen der Ringe sehr den widerrechtlichen Versuchen ausgesetzt. 4) Kann sich das Schloß, wenn es häufigen Erschütterungen ausgesetzt ist, leicht von selbst öffnen, weil der Schwerpunkt der Ringe nicht im Centrum derselben liegt, und daher immer die tiefste Stellung einnehmen wird. 5) Muß man das Schloß in Gegenwart eines Andern öffnen, so kann das Geheimniß leicht verrathen werden, und das Schloß ist unbrauchbar, wenigstens für den Augenblick. Diesen letzten Mangel hat Hr. Regnier in Paris durch eine Einrichtung (siehe Th. Hölzel's Schlosserbuch) verbessert, vermöge welcher man die Stellung der Buchstaben jeden Augenblick beliebig verändern kann. Obwohl dieses Schloß anscheinend eine ziemlich große Sicherheit gewährt, so läßt es sich doch durch einen sehr einfachen Kunstgriff öffnen, welchen der verstorbene Prof. Crivelli in Mailand schon im Jahre 1820 entdeckt und im 5ten Bande der Jahrbücher des k. k. polytechnischen Institus beschrieben hat. Dieser Kunstgriff besteht einfach aus Folgendem: Versucht man den Riegel des Schlosses herauszuziehen, so werden die vorspringenden Zähne desselben an den inneren Flächen der Ringe einen Widerstand finden. Dreht man nun bei fortwährendem Ziehen einen Ring um seine Achse, so wird sich der entsprechende Zahn des Riegels an der inneren Ringfläche reiben, und man wird bei fortgesetztem Drehen eine Stelle finden, wo diese Reibung aufhört, was man mit der Hand sehr gut fühlen kann. Diese Stelle ist die richtige, weil sich der Zahn des Riegels in dem Ausschnitte des Ringes befindet. Setzt man nun dieses Verfahren bei allen Ringen fort, so wird man in kürzester Zeit das Schloß öffnen können. Chubb-Schloß. Im Jahre 1818 ließ sich Jeremias Chubb zu Portsea ein Patent auf ein Schloß ertheilen, welches in England viel Aufsehen gemacht hat, und welches noch gegenwärtig als eines der sichersten Combinations-Schlösser betrachtet wird. Fig. 8 zeigt das Schloß mit abgenommenem Deckel, damit man den inneren Bau desselben deutlich sieht. a ist der Riegel, welcher seine Führung in dem aufgebogenen Stulpe des Schloßbleches, und an dem unteren Theile des Stiftes d, welcher auf dem Schloßbleche befestigt ist, findet, zu welchem Zweck der Riegel hinten mit einer Schlitze e versehen ist. b sind mehrere Zuhaltungsplatten, eine hinter der anderen, die auf dem Zapfen d beweglich sind, und mit zwei Einschnitten und einer Längenspalte versehen sind, damit der Zapfen c, welcher auf dem Riegel befestigt ist, in dieselben aufgenommen werden könne, wenn der Riegel verschoben wird. Die Längenspalte sind bei jeder Zuhaltung in einer anderen Höhe. Der Bart des Schlüssels Fig. 9 ist mit mehreren Stufen versehen, wovon die unterste den Riegel verschiebt, die übrigen die Zuhaltungen auf verschiedene Höhen heben, auf welchen Höhepunkten die Längenspalte alle übereintreffen, um den Zapfen c durch die letzteren durchzulassen, wenn der Riegel vorwärts oder rückwärts geschoben wird. Damit die Zuhaltungen, wenn sie in die richtige Höhe gehoben worden sind und der Riegel verschoben wurde, wieder in ihre ursprüngliche Lage zurückkehren, wirken Federn auf dieselben. Durch diese Einrichtung der Zuhaltungen wird die höchste Genauigkeit an den Stufen am Barte des Schlüssels nothwendig, indem die mindeste Abweichung an denselben die Zuhaltungen in solche Lagen bringen würde, daß ihre Längenspalte nicht genau mit einander zusammenträfen, folglich der Riegel weder vor- noch rückwärts geschoben werden könnte. Da man glaubte, daß die Zuhaltungen, welche gewöhnlich aus Messingblech verfertigt sind, sich an dem eisernen Schlüssel leicht abreiben könnten, und dann nicht mehr in die richtige Höhe gehoben würden, so hat man im Jahre 1834 auf der Werfte zu Portsmouth das Schloß des Hrn. Chubb einer merkwürdigen Probe unterworfen. Man verband nämlich ein solches Schloß mit einer Dampfmaschine, so zwar, daß dasselbe durch die Bewegungen des Kolbens abwechselnd geöffnet und geschlossen wurde. Diese Operation wurde auf diese Weise nicht weniger als 460,000 Mal bewerkstelligt, und man fand nicht die geringste Spur einer Abnützung. Aus dem Gesagten leuchtet ein, daß es beinahe unmöglich ist, einen falschen Schlüssel zu verfertigen, und daß es anscheinend sehr schwierig wäre ein Mittel zu finden, die Zuhaltungen alle in die richtige Höhe zu heben. Und doch läßt sich ein solches Schloß auf eine ziemlich einfache Art ohne den rechtmäßigen Schlüssel öffnen. Das Verfahren beruht wieder, wie bei dem Ringschlosse, auf der Reibung. Versucht man nämlich, wenn das Schloß wie in Fig. 8 zugeschlossen ist, den Riegel zurückzuschieben, so findet der Stift c, welcher am Riegel befestigt ist, an den Zuhaltungen einen Widerstand, und versucht man nun eine Zuhaltung zu heben, so wird sich dieselbe an dem genannten Stifte reiben. Ueberwindet man nun diese Reibung und hebt die Zuhaltung, so wird man plötzlich auf eine Stelle kommen, wo die Reibung aufhört und zugleich der Riegel um ein Kleines zurückgeht, ein Zeichen, daß man die richtige Stellung der Zuhaltung gefunden hat; die gehobene Zuhaltung wird zugleich in der richtigen Höhe erhalten werden, weil der Stift c in den Längenspalt der Zuhaltung eingeschnappt ist. Setzt man nun dieses Verfahren bei allen übrigen Zuhaltungen fort, während man fortwährend den Riegel in Spannung erhält, so wird derselbe, wenn man die letzte Zuhaltung in die richtige Höhe gehoben hat, plötzlich zurückschnappen. Um nun dieses Verfahren bei einem Schlosse, welches sich an einer Thür befindet, und von dem also nur das Schlüsselloch sichtbar ist, anwenden zu können, bedient man sich folgender einfacher Werkzeuge. Fig. 10 stellt einen Schlüssel vor, dessen Bart so niedrig ist, daß er, in das Schlüsselloch gesteckt, bloß den Riegel ergreift, ohne die Zuhaltungen zu berühren. Die Form dieses Schlüssels, nämlich die Länge des Bartes und die Größe des Rohres, kann man sich durch einen einfachen Wachsabdruck vom Schlüsselloche verschaffen. Am oberen Ende dieses Schlüssels befindet sich ein viereckiger Zapfen, auf den eine flache Schiene Fig. 11 gesteckt, und durch eine kleine Mutter an denselben festgeschraubt werden kann. Diese Schiene ist mit mehreren Löchern versehen, in welche man vermittelst eines Häkchens ein Gewicht, Fig. 12, hängen kann. Steckt man nun den Schlüssel in das Schlüsselloch und dreht ihn so weit um, bis er in den Ausschnitt des Riegels eingreift, befestigt sodann die Schiene daran, daß dieselbe nach rechts hinausragt, und hängt das Gewicht daran, so wird dadurch der Riegel in einer fortwährenden Spannung erhalten. Durch den untern offenen Theil des Schlüsselloches kann man dann sehr gut mit einem Sperrhaken, Fig. 13, in das Innere des Schlosses gelangen, um die Zuhaltungen zu heben. Damit der Sperrhaken von der zu hebenden Zuhaltung nicht abrutsche, ist er an seinem äußersten Ende mit einer Einkerbung versehen. Wenn ein Schloß auch noch so genau gearbeitet ist, so wird man doch selten finden, daß sich alle Zuhaltungen, wenn der Riegel gespannt wird, gleich stark reiben, gewöhnlich wird sich nur eine einzige reiben. Man sucht also mit dem Sperrhaken diejenige Zuhaltung, welche sich reibt, und hebt sie, bis die Reibung aufhört, sodann wird der obenerwähnte Stift c in die Längenspalte einschnappen, und es wird sich eine andere Zuhaltung reiben. Man fährt nun so fort bis zur letzten Zuhaltung, und hat man diese gehoben, so wird plötzlich der Riegel durch den Zug des Gewichtes zurückschnappen. Wollte man das Schloß wieder zuschließen, so muß man dasselbe Verfahren wiederholen, nur muß man das Gewicht auf die linke Seite bringen. An einigen Chubb-Schlössern findet man auch einen sogenannten Wächter oder Entdecker, diesen kann man aber sehr leicht umgehen, weil man eine Zuhaltung nie über die richtige Höhe hinaus hebt. Die mehr oder weniger große Geschicklichkeit in der Führung dieses Sperrzeuges hängt natürlich von größerer Gewandtheit und Uebung ab. Ganz auf dieselbe Art wie das Chubb-Schloß lassen sich auch alle jene Schlösser öffnen, die eine ähnliche Einrichtung haben, unter den vielen nenne ich bloß die Schlösser von Tosi, Mallet, Karmarsch, Newell etc. etc. Man kann diese Schlösser durch dieselben Instrumente, und auf dieselbe Art öffnen, wenn man die Einrichtung derselben kennt. Eine Ausnahme hievon macht das Schloß des Anton Radford Strutt, auf welches er im Jahre 1829 ein Patent erhielt; dieses Schloß läßt sich durch das vorerwähnte Verfahren nicht öffnen; jedoch besitzt es die Unannehmlichkeit, daß zum Oeffnen oder Schließen desselben zwei Schlüssel erforderlich sind. Brahma-Schloß. Dieses Schloß besitzt eine von allen übrigen abweichende Form, und wird, wiewohl mit Unrecht, fast allgemein für das sicherste Combinations-Schloß gehalten. Fig. 14 zeigt das Schloß im Durchschnitte, und zwar mitten durch die Achse des Schlüsselloches. A ist das Schloßblech, B der Riegel, C das Gehäuse in welchem sich die Combinationstheile befinden. Die Riegelbewegung geschieht hier nicht wie bei anderen Schlössern direct durch den Schlüssel, sondern durch die Achsendrehung eines Cylinders a, der sich in dem Gehäuse C befindet. Der Schlüssel hat also die Aufgabe diesen Cylinder zu drehen, und um vermittelst dieser Drehung den Riegel zu schieben, ist am untern Theile des Cylinders ein excentrischer Zapfen b, Fig. 14 und Fig. 18, angebracht, welcher bei der Achsendrehung des Cylinders einen Kreis beschreibt. Dieser Zapfen b paßt in eine Schlitze des Riegels B, wie aus Fig. 15 zu ersehen ist. Wollte man also den Riegel zurückschieben, so muß man den Cylinder nach der Richtung des Pfeiles drehen, nun wirkt der Zapfen b gleich nach Anfang der Bewegung gegen die eine gerade Seite des Schlitzes, schiebt folglich während der ersten Hälfte des Umganges den Riegel zurück, geht aber dann in der zweiten Hälfte wirkungslos durch den halbkreisförmigen Schlitz auf seinen anfänglichen Platz zurück. Umgekehrt ist der Vorgang beim Zuschließen, wobei der Stift b zuerst ohne Wirkung den Bogenschlitz durchläuft, und dann an die andere Seite des geraden Schlitzes sich lehnend, den Riegel zur Schiebung nöthigt. Dieser Cylinder a hat nun eine solche Einrichtung, daß dessen Umdrehung nur durch den dazu gehörigen Schlüssel bewerkstelliget werden kann. Fig. 18 zeigt den Cylinder in der Ansicht, und Fig. 20 in der Draufsicht. Er ist außen rundherum mit einer Nuth versehen, in welche eine stählerne Scheibe c, Fig. 14 und Fig. 19 hineinpaßt; damit man diese Platte in die Nuth hineinbringen kann, so besteht sie aus zwei Theilen. Diese Platte wird an das Gehäuse durch zwei Schrauben befestigt. Der Cylinder a ist hohl, und in demselben befindet sich ein Dorn d, auf welchem sich ein kleines Knöpfchen e verschieben läßt. Auf dieses Knöpfchen wirkt eine Spiralfeder, welche rund um den Dorn herum angebracht ist. Von dem innern Umkreise des Cylinders a reichen nahe bis an den äußern Umkreis fünf (auch 7 oder 9) strahlenartig gestellte Einschnitte, wie aus Fig. 20 zu ersehen diese Einschnitte communiciren mit der Nuth, welche am äußern Umkreist des Cylinders angebracht ist, und damit diese Communication durch die eingelegte stählerne Platte Fig. 19 nicht gestört wird, so ist letztere mit entsprechenden Ausschnitten versehen. Bis jetzt würde also der Drehung des Cylinders noch nichts im Wege stehen, und um diese Drehung zu verhindern, so sind Zuhaltungen angebracht, welche in die eben erwähnten strahlenartig gestellten Einschnitte des Cylinders a hineinpassen. Fig. 17 stellt zwei solche Zuhaltungen vor, sie sind oben mit einem vorspringenden Kopf und mit einem kleinen Ausschnitte versehen, welcher Ausschnitt aber bei jeder Zuhaltung in einer andern Höhe angebracht ist. Nach der Seite angesehen sind diese Zuhaltungen aufgespalten, damit, wenn sie in die Schlitzen des Cylinders a gebracht werden, sie nicht durch ihr eigenes Gewicht herunter fallen, sondern in jeder Lage stehen bleiben. Die Lage der Zuhaltungen im Schlosse ist aus Fig. 14, f, ersichtlich. Wenn die Zuhaltungen alle in die Einschnitte des inneren Cylinders gebracht sind, so wird sich dieser nicht mehr drehen können, weil sich die Zuhaltungen in die Einschnitte der Scheibe c, Fig. 14 und 19, hineinlegen, und die Drehung könnte nur dann geschehen, wenn man die Zuhaltungen so tief hinabdrückt, bis ihre Ausschnitte in die Ebene der Scheibe c zu stehen kämen. Da aber die Ausschnitte in den Zuhaltungen alle in einer andern Höhe angebracht sind, so müssen alle verschieden tief hinabgedrückt werden. Diese Aufgabe hat der Schlüssel Fig. 16; er ist ein Rohrschlüssel, und ist an seinem untern Ende mit Einschnitten versehen, welche verschieden tief sind, und zwar mit so vielen als Zuhaltungen vorhanden sind. Steckt man den Schlüssel in das Schlüsselloch, so legen sich die Zuhaltungen in die Einschnitte des Schlüssels, und drückt man diesen hinunter, so werden die ungleich tiefen Einschnitte des Schlüssels die Zuhaltungen in ihre richtige Lage bringen, und man kann den Cylinder drehen. Am Schlüssel befindet sich ein kleiner Bart, welcher in einen Ausschnitt des Cylinders a hineinpaßt, und zugleich die Gränze gibt, wie tief man den Schlüssel hinabzudrücken hat. Hat man den Schlüssel einmal umgedreht und wieder an die Stelle des Schlüsselloches gebracht, so springt derselbe von selbst heraus, weil die Spiralfeder auf das Klötzchen e wirkt, und mit diesem die Zuhaltungen wieder in die Höhe drückt, so daß sie alle wieder in ihre ursprüngliche Lage kommen. Es wird also kein anderer Schlüssel, der nicht ebenfalls Ausschnitte von gleicher Tiefe besitzt, den innern Cylinder drehen, und dadurch den Riegel verschieben können. So sinnreich die Einrichtung dieses Schlosses ist, so gewährt es doch durchaus keine vollkommene Sicherheit und kann auch ohne den rechtmäßigen Schlüssel geöffnet werden. Das Verfahren beruht wieder auf der Reibung. Man bedient sich dazu einer einfachen Vorrichtung, welche in Fig. 21 und Fig. 22 abgebildet ist. Sie besteht aus einem Rohre, welches mit Längeneinschnitten versehen ist, und zwar mit so vielen als Zuhaltungen vorhanden sind. Da man die Zuhaltungen von Außen am Schlosse sehen kann, so läßt sich ihre Anzahl leicht ermitteln. Dieses Rohr, welches der Größe des Schlüsselrohres entsprechen muß, ist an einer Scheibe befestigt, und in die Längenschlitzen passen Lamellen, wovon eine in Fig. 23 gezeichnet ist. Diese Lamellen lassen sich in jeder Lage durch Klemmschrauben feststellen, und man ist daher im Stande, die Einschnitte im Rohre beliebig tief zu machen. Um nun bei einem Schlosse die richtige Stellung der Zuhaltungen zu finden, verfährt man folgendermaßen: Man gibt diese Vorrichtung in das Schlüsselloch, und zwar so, daß die Zuhaltungen in die Schlitzen des Rohrs zu liegen kommen. Versucht man nun den inneren Cylinder mit dieser Vorrichtung zu drehen, so werden die Zuhaltungen an der stählernen Scheibe c, Fig. 14, anstoßen. Drückt man nun während fortwährender Spannung eine Zuhaltung durch die entsprechende Lamelle am Sperrzeuge nach Abwärts, so wird sich diese Zuhaltung an der stählernen Scheibe reiben, und man wird bei fortgesetztem Hinabdrücken auf eine Stelle kommen, wo nicht nur die Reibung aufhört, sondern sogar die Zuhaltung nicht mehr tiefer geschoben werden kann, weil das aufgespaltene Zuhaltungsplättchen, welches durch die Spannung des inneren Cylinders zusammengedrückt wurde, sich an dieser Stelle wieder ausdehnen kann, und dadurch der kleine Ausschnitt auf die Scheibe zu sitzen kommt, und dieses ist offenbar die richtige Stellung der Zuhaltung. Man stellt nun die betreffende Lamelle in dieser Stellung durch die Klemmschraube fest und setzt dieses Verfahren bei allen Zuhaltungen fort, so wird man in kürzester Zeit den inneren Cylinder drehen und dadurch den Riegel verschieben können. Hat man diese Vorrichtung einmal so gestellt, daß sie das Schloß öffnet, so kann man dasselbe augenblicklich wieder schließen, denn da die Lamellen durch Klemmschrauben festgestellt sind, so ist das Instrument ein vollständiger Schlüssel. Zur Führung dieses Instrumentes gehört keine große Uebung und es ist viel leichter ein Brahma-Schloß zu öffnen als wie ein Chubb-Schloß. Um einem Schlosse eine größere Sicherheit zu geben, hat man versucht, die verschiedenen Constructions-Principien mit einander zu verbinden; so hat man z.B. Schlösser construirt, an welchen das Princip der Buchstaben- oder Scheiben-Schlösser mit dem Brahma'schen Principe vereinigt ist, oder Brahma- mit Chubb-Schlössern verbunden etc. etc. Auf diese Art läßt sich allerdings eine etwas größere Sicherheit erzielen, allein die Schlösser dieser Art entsprechen nie vollkommen ihrem Zwecke. Denn durch den gewöhnlich sehr zusammengesetzten Mechanismus erfordern sie meistentheils eine umständliche Behandlung, und sind häufigen Reparaturen unterworfen; ferner eignen sie sich nicht so gut zur fabrikmäßigen Erzeugung, und sie nähern sich immer mehr oder weniger den Vexirschlössern, endlich gestatten sie niemals die nöthige Billigkeit im Preise. Nachdem ich nun die Fehler und Mängel der meisten Schlösser beschrieben habe, zeigt es sich deutlich, daß sie das bisher in sie gesetzte Vertrauen keineswegs verdienen, und daß sie bedeutenden Veränderungen unterworfen werden müssen, wenn sie den Anforderungen, die man an ein gutes Schloß stellt, nämlich: Sicherheit, allgemeiner Anwendbarkeit und einem mäßigen Preise vollkommen genügen sollen. Ich schließe somit mit dem innigsten Wunsche, daß dieser Industriezweig, welcher bisher größtentheils nur in England und Frankreich gehoben wurde, auch in unserem Vaterlande einigen Aufschwung erhalten möge, denn man kann einen Gegenstand nur erst dann verbessern und vervollkommnen, wenn man die Fehler und Mängel desselben kennt.

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