Titel: | Ueber grüne und violette Mineralfarbstoffe; von Hrn. Salvetat. |
Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. XCIII., S. 391 |
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XCIII.
Ueber grüne und violette Mineralfarbstoffe; von
Hrn. Salvetat.
Aus den Comptes rendus, Februar 1859, Nr.
6.
Salvetat, über grüne und violette Mineralfarbstoffe.
Chromgrün. – Das Chromoxyd ist die Grundlage aller
Nüancen von Grün für die Porzellanmalerei. Bekanntlich liefert es in Verbindung mit Thonerde und
Kobaltoxydul eine Menge Nuancen vom Gelbgrün bis zum fünften Blaugrün der Chevreul'schen Farbentafel. Um dieselben darzustellen,
calcinirt man das Chromoxyd mit Thonerdehydrat und kohlensaurem Kobaltoxydul in
einer oxydirenden Atmosphäre. Die Verhältnisse dieser Substanzen werden nach der
beabsichtigten Farbe abgeändert. Man kann auf diese Weise sogar einige blaue Nuancen
erhalten.
Diese grünen Farben, welche sehr satt und sehr dauerhaft sind, wurden noch nicht für
den Zeug- und Papiertapeten-Druck bereitet.
Chromoxyd-Hydrat. – Die prächtige Farbe,
welche unter der Benennung „Smaragdgrün“ (vert émeraude) in der feinen Oelmalerei
angewendet wird, ist auch noch nicht im Großen fabricirt worden. Diese schon längst
bekannte Farbe wird auch als Pannetier's Grün, nach dem
Namen ihres Entdeckers, verkauft. Sie ist Chromoxyd-Hydrat und ihre
Bereitungsweise blieb bisher unbekannt. Pannetier hatte
sein Geheimniß seinem Assistenten Hrn. Binet überlassen,
welcher es ausbeutet. Mit beiden bekannt, wollte ich das Verfahren nicht
veröffentlichen, welches ich schon seit einem Jahre gelegentlich meiner Versuche
über die Sättigungscapacität der Borsäure bei verschiedenen Temperaturen gefunden
habe. Die Anzeige, daß ein ähnliches Verfahren in der nächsten Lieferung des Répertoire de Chimie (Januar 1859) veröffentlicht
werden wird, veranlaßt mich nun meine Beobachtungen über das Chromoxyd-Hydrat
mitzutheilen.Ich erfahre jetzt, daß Hr. Guignet die nämliche
Methode in der letzten Sitzung der Société chimique mitgetheilt hat und sich dieselbe
früher schon patentiren ließ.
Wenn man ein Gemenge von zweifach-chromsaurem Kali und krystallisirter
Borsäure bei einer die Rothglühhitze nicht übersteigenden Temperatur calcinirt, so
entbindet sich Sauerstoff und Wasser und man erhält eine grüne Masse, welche man als
ein Doppelsalz von borsaurem Chromoxyd und borsaurem Kali betrachten kann. Die
Verhältnisse welche die reine Substanz am sichersten zu geben scheinen, entsprechen
der Formel
8 (BoO³, 3 HO) + 2 (CrO³) KO
= 6 (BoO³) Cr²O³ + 2 (BoO³) KO + 24
(HO) + O³.
In Berührung mit Wasser zersetzt sich dieses Doppelsalz, Borsäure und borsaures Kali
lösen sich auf und das Unaufgelöste besteht aus Chromoxydhydrat, welches der Formel
Cr²O³, 2 (HO) entspricht.
Die Eigenschaften dieser Verbindung sind auffallend, sie löst sich nämlich in
kochender Salzsäure nicht auf und ändert schon weit unter der beginnenden
Rothglühhitze ihre Farbe; sie wird dann braun, indem sie Wasser verliert.
Bei der Zersetzung des borsauren Chromoxyd-Kalis durch Wasser ändert sich die
Nuance der Masse und dieselbe schwillt beträchtlich auf; wenn man das Wasser in
kleinen Portionen zugießt, entbindet sich Wärme.
Durch Zusatz von Thonerde kann man die Nuance dieser Farbe modificiren; das
Smaradgrün entspricht dem 4. Grün 12. Ton des ersten Chevreul'schen Farbenkreises.
Rosenroth und Violett, aus phosphorsaurem Kobaltoxydul
bestehend. – Wenn man die Lösung eines Kobaltoxydulsalzes mit
phosphorsaurem Natron fällt, so erhält man ein rosenrothes Salz, dessen sehr schöne
Nüance, wenn man es bloß an der Luft trocknen läßt, dem Rothviolett oder 1.
Rothviolett 5. Ton des ersten Chevreul'schen
Farbenkreises entspricht.
Bekanntlich nimmt das Eisenoxyd unter dem Einfluß der Hitze eine Färbung an, welche
vom Orange bis zum Violettblau variirt, je nach der Temperatur welcher es ausgesetzt
wurde. Das phosphorsaure Kobaltoxydul zeigt eine ähnliche Eigenschaft, denn je nach
der Temperatur auf welche man es bringt, wechselt seine Nuance vom Rothviolett bis
zum 2. Violettblau. Man kann auf diese Weise die Zwischennüancen 3., 4., 5.
Violettblau, Violett, 1., 2., 3., 4., 5. Violett und Rothviolett erhalten. Das
Violett 11. Ton entspricht dem geschmolzenen phosphorsauren Kobaltoxydul. Damit
diese Nuancen rein ausfallen, müssen alle Molecüle der Farbe auf dieselbe Temperatur
gebracht worden seyn. Das Kobaltoxydul hat gegenwärtig einen mäßigen Preis; diese
neuen Mineralfarben dürften daher zum Zeug- und Papiertapeten-Druck,
und insbesondere zur Fabrication der feinen Oelfarben Verwendung finden können.
Nickelgelb. – Das phosphorsaure Nickeloxydul ist,
wenn es bloß bei der gewöhnlichen Temperatur getrocknet wurde, weiß mit einem Stich
in Grün, wird aber in der Rothglühhitze gelb.