Titel: | A. Lindsay's Maschine zum Poliren von Glas, Marmor etc.; beschrieben von W. Hauff in New-York. |
Autor: | W. Hauff |
Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. XCV., S. 401 |
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XCV.
A. Lindsay's Maschine
zum Poliren von Glas, Marmor etc.; beschrieben von W. Hauff
in New-York.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Lindsay's Maschine zum Poliren von Glas, Marmor etc.
Beim Poliren von Glas- oder Steinflächen ist es immer schwierig, kleine Ritzen
zu vermeiden, welche durch gröbere oder härtere Theile in dem Polirmittel (Smirgel,
Bimsstein, Pariser Roth u. dgl.) hervorgebracht werden, und bloß ein möglichst
großer Wechsel der relativen Bewegung der Reiber und der zu polirenden Flächen macht
eine vollkommene Politur möglich.
Die Erfindung des Hrn. Lindsay besteht darin, den Reibern
eine dreifach rotirende Bewegung zu geben, welche sich am Besten mit der Bewegung
des Trabanten eines Planeten vergleichen läßt, indem die Reiber an besonderen
drehbaren Scheiben so angebracht sind, daß sie sich vermöge der auf der Polirfläche
verursachten ungleichen Reibung in verschiedener Entfernung vom Mittelpunkt –
um ihre eigene Achse drehen und zugleich den Scheiben an denen sie fest sind, eine
drehende Bewegung mittheilen können; diese Scheiben sind nämlich an Armen
angebracht, welche sich über einer, an einer verticalen Achse drehbaren Platte
horizontal erstrecken und so eingerichtet sind, daß die Entfernung der Scheiben mit
den daran angebrachten Reibern vom Mittelpunkt der Platte vergrößert oder
verkleinert werden kann, je nachdem es die Größe der zu polirenden Fläche
erfordert.
Fig. 1 stellt
eine Seitenansicht der Maschine (theilweise im Querschnitt) dar;
Fig. 2 ist ein
Grundriß oder eine obere Ansicht derselben;
Fig. 3 ist der
Querschnitt einer der Scheiben mit den daran befestigten Reibern;
Fig. 4 und
5 sind
untere Ansichten von verschieden gestalteten Reibern.
Gleiche Buchstaben bezeichnen in den verschiedenen Figuren dieselben Theile der
Maschine.
In einem hinreichend starken Gestell A von Holz oder
Eisen ist eine verticale Achse B drehbar und mit dieser
Achse ist eine Scheibe oder Tisch C so verbunden, daß
sich dieser in einer horizontalen Ebene dreht. Die Achse B dreht sich auf einem Zapfen in einem Querholze H, ist oben dicht unter der Platte C durch ein
Querstück J geführt, und wird von der horizontalen Achse
F aus durch die Räder E
und D in Bewegung gesetzt. Der obere Theil der Füße des
Gestelles A ist durch Querstücke I verbunden, und unter diesen Querstücken an zwei sich gegenüberstehenden
Füßen A' sind die Arme G, G'
drehbar, so daß sie in jeden beliebigen Winkel mit den diese Füße verbindenden
Querstücken I gebracht werden können; um sie
festzustellen, sind in dem die zwei anderen Füße verbindenden Querstück I die Schlitze d angebracht
und die beiden Arme G, G' sind mit Schlitzen b versehen, worin eine Mutterschraube c verschiebbar ist. Wenn diese Schraube festgestellt
wird, so werden die Arme G, G' in der verlangten
Richtung gehalten. An dem Arme G ist mittelst der
Schraubenmuttern e und f ein
Zapfen K festgestellt, und an diesem Zapfen dreht sich
eine metallene Scheibe L frei und in solcher Weise, daß
diese Scheibe auch auf und ab etwas Spielraum hat (Fig. 3); die Scheibe L trägt die Reiber M, welche
durch die Zapfen g nahe am äußersten Rande derselben
befestigt sind. Die Köpfe der Zapfen g sind von Unten
her in die Reiber M eingesenkt, und die Zapfen haben
eine solche Länge, daß, wenn die Reiber M auf der zu
polirenden Fläche a aufsitzen, ein Spielraum k zwischen den Köpfen der Zapfen g und den Reibern bleibt, so daß diese letzteren fortwährend mit ihrem
vollen Gewicht auf dem zu polirenden Gegenstand aufsitzen. Die Ränder h der Reiber sind erhöht und entweder parallel (Fig. 4) oder
spiralförmig sich nach Innen zu erweiternd (i, Fig. 5), je
nachdem die Natur des zu polirenden Gegenstandes ein stärkeres oder schwächeres
Reiben erfordert. Auf diese Weise ruht das ganze Gewicht der Scheiben L sowie der Reiber M
fortwährend auf dem zu polirenden Gegenstand und erleichtert die Arbeit.
Da jedoch bei feinerer Politur ein geringerer Druck wünschenswerth ist, so ist statt
der Scheiben L an dem Arme G' ein Zapfen K' durch die Muttern e' und f' befestigt (Fig. 1) und an
diesem ein mit drei Armen L' versehenes Stück F' auf ähnliche Weise drehbar, wie dort die Scheibe L am Arme G es war; an den
Enden dieser Arme L' sind die Reiber M' durch die Zapfen g' auch
so angebracht, daß zwischen den Reibern und den Köpfen der Zapfen g' ein Spielraum k bleibt,
um es den Reibern möglich zu machen, ihrem Gewichte frei zu folgen. Es versteht sich
von selbst, daß die drei Arme L' leichter sind, als die
massive Scheibe L.
Die Operation geschieht folgendermaßen:
Die zu polirenden Gegenstände a, werden auf der Scheibe
C befestigt, und damit sie nicht vermöge der
Centrifugalkraft davon abstiegen, ist diese Scheibe mit einem vorstehenden Rande
versehen (Fig.
1). Das Polirmittel wird feucht aufgetragen und die Maschine in Bewegung
gesetzt. Durch die in verschiedener Entfernung vom Drehungspunkt stattfindende
ungleiche Reibung werden die Reiber M und M' in drehende Bewegung versetzt und aus dem gleichen
Grunde nimmt auch die Scheibe L oder das Stück F' eine drehende Bewegung an, so daß die Reiber eine
doppelt drehende Bewegung haben. Da überdieß noch die zu polirenden Gegenstände für
sich in drehende Bewegung versetzt sind, so wird durch die auf diese Weise erzielte
große Veränderung in der gegenseitigen Lage der Reiber und des zu polirenden
Gegenstandes eine sehr feine Politur in verhältnißmäßig kurzer Zeit erzielt.
– Man kann unter gewissen Verhältnissen mit großem Vortheil die zu polirenden
Gegenstände an der untern Seite der Reiber M oder M' befestigen, wo dann die Fläche der Scheibe C selbst als Reiber wirkt.
Diese Maschine wurde dem Erfinder im März 1858 in den Vereinigten Staaten und seitdem
auch in England patentirt.