Titel: | Mühle mit verticalen Steinen, von Hrn. Falguière. |
Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. XCVIII., S. 410 |
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XCVIII.
Mühle mit verticalen Steinen, von Hrn. Falguière.
Aus Armengaud's Génie industriel, Januar 1859, S.
24.
Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
Falguière's Mühle mit verticalen Steinen.
Bei diesem von Hrn. Falguière erfundenen (in
Frankreich am 10. September 1857 patentirten) Mühlensysteme liegen die Mühlsteine
vertical, statt horizontal. Die Mühlsteine sind zwar bei der neuen Anordnung von
kleinerem Durchmesser, aber ihre Geschwindigkeit ist dagegen gesteigert, und beträgt
bis gegen 2000 Umdrehungen in einer Minute.
Der allgemeineren Verbreitung der transportabeln Mühlen stand bisher hauptsächlich
die horizontale Anordnung der Mühlsteine entgegen, welche ein beständiges Nivelliren
erfordert, das immer nur annähernd genau auszuführen ist, und besonders schwierig
auf Schiffen, da diese ununterbrochenen Schwankungen ausgesetzt sind. Andererseits
verschmieren oder verschlämmen sich die horizontal liegenden Mühlsteine leicht, und
liefern dann ein unvollkommenes Mahlgut. Bei Anwendung verticaler Mühlsteine fällt
dagegen das Nivelliren ganz weg, und der Bodenstein kann sich nicht mehr
verschmieren.
Das Gewicht des neuen Apparats beträgt nicht über 50 Kilogramme; wollte man mit
demselben noch die Mechanismen zum Beuteln und Reinigen verbinden, so würde sein
Totalgewicht kaum 150 Kilogr. betragen. Die neue Mühle ist in Fig. 6 im
Längendurchschnitt dargestellt, ohne Beutel- und
Reinigungs-Vorrichtung.
Der Apparat besteht aus einem Trichter a, in welchen man
die zu mahlende Substanz schüttet. Dieselbe vertheilt sich im Inneren durch den Aufgeber b, dessen Riemenscheibe durch eine Achse in Bewegung
gesetzt wird, welche unter dem das Gestell des Apparates bildenden Tische o' liegt.
Der Trichter oder die Gosse ruht auf einem hohlen Stücke c, welches gleichzeitig das Ende einer endlosen Schraube e aufnimmt, deren weite Windungen dazu dienen, die zu
mahlende Substanz den Mühlsteinen zuzuführen.
Die endlose Schraube liegt in einer hohlen Achse f,
welche man mittelst des Handrades h vor- oder
rückwärts schieben kann, je nachdem man das Mahlgut mehr oder weniger fein haben
will. Zu diesem Zwecke ist nämlich die Nabe des Handrades innen mit einem Gewinde
versehen. Die hohle Achse h wird von einem auf das
Gestell befestigten Träger g getragen.
Zwei gußeiserne Schalen oder Hülsen i und i' nehmen die Mühlsteine l
und l' auf. Die Schale i
steht mit ihrem Mühlsteine fest. Die beiden Steine sind von einer kupfernen Zarge
j umgeben, welche aus zwei durch ein Scharnier
verbundenen Hälften besteht und den Zweck hat, das Mahlsystem vor Staub zu schützen.
Das Mehl entweicht durch eine Oeffnung j'.
Eine Treibachse k setzt den Läufer l' in Bewegung; die Scheibe an dieser Achse ist etwas gewölbt, um dem
Läufer etwas Spielraum zu geben, so daß er sich in die Mahlebene stellen kann; eine
solche Wölbung hat auch die Scheibe auf der hohlen Achse f. – Der Stein l ist ruhend, l' dagegen bildet den Läufer. Beide Steine haben in der
Mitte eine Vertiefung, um die zu mahlende Substanz einzuführen; diese Vertiefungen
verringern die Mahlfläche um 1/4 bis 1/5 der ganzen Steinfläche. Zwei Lager m und m' dienen der Achse
k als Unterlage, und in die in den Lagern
angebrachten kreisförmigen Nuthen legen sich die Ansätze an der Achse k, welche den Zweck haben, ein Zurückweichen dieser
Achse zu verhindern.
Der Apparat wird durch die Riemenscheibe n in Bewegung
gesetzt, die durch einen Riemen mit einer zweiten Scheibe in Verbindung steht,
welche auf die unter dem Tische o' angebrachte Welle
aufgekeilt ist. Die Tischplatte o' ruht auf den
Gestellen p und p'. Das
Getreide oder die sonstige zu mahlende Substanz kommt in die Gosse oder den Trichter
a, und wird durch den Vertheiler b der endlosen Schraube e
zugeführt. Diese schafft dasselbe durch ihre Windungen zwischen die Steine l und l', und das durch die
Zarge j aufgefangene Mahlgut entweicht durch die
Oeffnung j'. – Die endlose Zuführschraube e läuft links in einer Pfanne d, während ihr
rechtes Ende in die Schale i' eingesteckt ist, welche
mit der Achse k zusammenhängt. In derselben Schale ist
der Läufer l' befestigt.
Die Triebkraft wirkt auf die schon früher erwähnte unter dem Tisch o' liegende Welle, welche zwei den Scheiben n und b entsprechende
Riemenscheiben trägt. Der ruhende Stein I ist in der
Schale i befestigt, und diese ist an die Platte der
Achse f angeschraubt, welche keine drehende Bewegung
hat.
Die den ruhenden Mühlstein l tragende Achse ist mit einem
Gewinde versehen, auf welches das Handrad h paßt, durch
dessen Drehung die Entfernung der beiden Mühlsteine regulirt werden kann.
Bei der geringen Größe der Mühlsteine von 20–25 Centimeter Durchmesser müßte
man dem Läufer eine Geschwindigkeit von 750 Umdrehungen in der Minute geben, um
dieselbe Arbeit zu verrichten, welche ein gewöhnlicher Mühlstein von 1 1/2 Meter
Durchmesser bei 100 Umdrehungen in einer Minute macht. Gibt man dem Läufer jedoch
eine Geschwindigkeit von 2850 Umdrehungen per Minute, so
leistet diese kleine tragbare Mühle dreimal so viel als eine gewöhnliche Mühle.
Man kann übrigens je nach der Beschaffenheit des zu mahlenden Materials die
Geschwindigkeit ändern.