Titel: | Umgekehrte Negativs oder wirklich positive Collodium-Glasbilder. |
Autor: | Gustav Poetzsch |
Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. XVII., S. 68 |
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XVII.
Umgekehrte Negativs oder wirklich positive
Collodium-Glasbilder.
Ueber umgekehrte Negativs oder wirklich positive
Collodium-Glasbilder.
So viel mir bekannt, ist bis jetzt in Büchern und Zeitschriften über Photographie nur
von Verwandlung positiver Bilder in negative, durch irgend ein Verstärkungsmittel,
die Rede gewesen; das von mir in Folgendem angegebene Verfahren betrifft gerade das
Gegentheil.
Bekanntlich entsteht bei kurzer Exposition ein schwaches Negativ, welches in
auffallendem Lichte positiv aussieht und in der Panotypie Anwendung findet. Es wird
gewöhnlich mit Eisenvitriol hervorgerufen. Nimmt man nun statt Eisenvitriol die
gewöhnliche Pyrogallussäure, mit Silberlösung vermischt, als
Entwickelungsflüssigkeit und wascht das Bild sofort nach dem Entstehen, damit es nicht zu
kräftig werde, gehörig mit Wasser ab, bringt darauf bloße Silberlösung auf die
Platte, und nach einigen Secunden, ohne mit Wasser abzuspülen, abermals
Pyrogallussäure, so wird man die Umwandlung sogleich vor sich gehen sehen. Wo sich
durchsichtige Schattenpartien befanden, entstehen undurchsichtige Schwärzen und die
hellen Theile werden weiß erscheinen, wie in der Natur, vorausgesetzt, daß die
Exposition kurz genug war und die Hervorrufungsflüssigkeit nicht zu lange eingewirkt
hatte, denn sonst entstehen in den höchsten Lichtern bläuliche (verbrannte)
Stellen.
Bei richtiger Auffassung erhält man ein wirklich positives Bild, d.h. ein Abdruck
davon auf Papier gäbe ein sogenanntes Negativ.
Wie man sieht, beruht die ganze Natur dieser Bilder auf einem Silberüberschuß,
welcher, zu rechter Zeit angebracht, diese interessante Verwandlung bedingt. Das auf
solche Weise direct erzeugte Bild möchte behufs praktischer Anwendung – z.B.
für Nebelbildapparate – geeigneter erscheinen, als die bisher zu gleichem
Zwecke aber auf Umwegen erlangten Transparente, da die Mitteltöne bei letzteren
schwerlich eine gleiche Zartheit besitzen können.
Leipzig, im Februar 1859.
Gustav
Poetzsch, Photograph.