Titel: | Ueber verbesserte Constructionen der Rauchröhren; von W. Fairbairn. |
Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. XXXVII., S. 166 |
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XXXVII.
Ueber verbesserte Constructionen der Rauchröhren;
von W.
Fairbairn.
Aus dem Mechanics' Magazine, Januar 1859 vol. I No.
1, durch das polytechn. Centralblatt, 1859 S. 513.
Fairbairn, über verbesserte Constructionen der
Rauchröhren.
Durch die vom Verf. angestellten, im polytechn. Journal Bd. CXLVII S. 250 und Bd. CLI S. 236 mitgetheilten Versuche über
den Widerstand der Röhren gegen äußeren Druck ist nachgewiesen, daß dieser
Widerstand im umgekehrten Verhältniß der Röhrenlängen steht. Dieses Gesetz ist für
Röhren, deren Länge die 15fache Weite und darunter beträgt, festgestellt; das
Längenverhältniß aber, bei welchem das Gesetz nicht mehr richtig ist, ist bis jetzt
noch nicht bestimmt und würde nur durch neue und umständliche Versuchsreihen mit
sehr langen Röhren ermittelt werden können. Solche Versuche wären freilich recht
wünschenswerth; allein die zu diesem Zwecke erforderlichen Versuchsröhren würden
auch sehr theuer seyn. Uebrigens geben auch die bisher gewonnenen Resultate für die
gewöhnlichen Fälle schon hinreichende Unterlagen zur Berechnung der Festigkeit und
zur Bestimmung der Wandstärke.
Nehmen wir einen Kessel gewöhnlicher Construction an, der 30 Fuß lang und 7 Fuß weit
ist und ein Rauchrohr von 3 Fuß oder 3 Fuß 6 Zoll hat, so finden wir, daß die äußere
cylindrische Kesselwand drei- bis viermal so viel Widerstand gegen das
Zerbersten bietet, als das Rauchrohr gegen das Zerdrücken aushalten muß. Dieß ist
der gewöhnliche Fall, und es darf daher nicht Wunder nehmen, daß schon so viele
bedauerliche Unfälle aus dem ZusammendrückenZusammendrückeu der Rauchröhren entstanden sind, dem dann unmittelbar die Explosion und
das Zerspringen der äußeren Kesselwand folgt. Will man diesen Uebelständen begegnen
und die für das allgemeine Wohl so wichtige Sicherheit der Kessel in angemessenem
Grade erhöhen, so ist es unumgänglich nothwendig, daß jeder Theil des Kessels eine
gleiche Festigkeit besitzt. Diese Ausgleichung der Widerstandsfähigkeit ist um so
wichtiger, als die größere Festigkeit der äußeren Kesselwand ihren Werth vollständig
verliert, so lange die Rauchröhren mit 1/3 der Kraft, die zum Zerbersten der äußeren
Kesselwand nothwendig ist, durch Zusammendrücken zerstört werden können.
In der folgenden Tabelle, die des Verf. eigenen Versuchen entnommen ist, sind
einestheils der Druck, der mit Sicherheit beim Betriebe angewendet werden kann, und
anderntheils der Druck, der das Zerbersten hervorbringen würde, für verschiedene Kesseldurchmesser
zusammengestellt. Die Wandstärke ist zu 3/8 Zoll angenommen worden.
Durchmesser desKessels.
Druck beim gewöhnlichen Betriebe.
Druck beimZerbersten.
Fuß.
Zoll.
Pfd.
Pfd.
3
–
118
708 1/4
3
6
101
607
4
–
88 1/2
531
4
6
78 3/4
472
5
–
70 3/4
425
5
6
64 3/4
386 1/4
6
–
59
354
6
6
54 1/4
326 3/4
7
–
50 1/2
303 1/2
7
6
47
283 1/4
8
–
44
265 3/4
8
6
41 1/2
250
Hiernach springt z.B. ein Kessel von 7 Fuß Weite bei einem
Drucke von 303 Pfd. auf den Quadratzoll. Für einen solchen Kessel würde man ein 3
Fuß weites Rauchrohr von der Stärke der äußeren Kesselwand anwenden. Den Druck,
welcher dieses Rauchrohr zusammendrücken würde, berechnet der Verf. zu 87 Pfd. auf
den Quadratzoll; doch kann derselbe bei sehr langen Röhren vielleicht etwas größer
seyn. Hieraus geht hervor, daß die äußere Kesselwand ein Uebermaaß von Festigkeit
besitzt und ein Theil ihrer Stärke so lange überflüssig ist, als das Rauchrohr in
einem so gefährlichen Zustande bleibt.
Die Versuche zeichnen den Weg vor, wie man der ungleichen Vertheilung der Festigkeit
zu begegnen hat, nämlich durch Anwendung kürzerer Rauchrohre, und einer dieser
Versuche zeigt direct, wie dieß im Großen auszuführen ist, ohne daß man von der
bestehenden Construction abzuweichen braucht. Es wurde nämlich eine Röhre durch zwei
starke, um dieselbe gelegte und an ihr befestigte Ringe in drei Theile getheilt und
dadurch die Widerstandskraft verdreifacht. Die wirksame Länge wurde auf ein Drittel
herabgezogen und die beobachtete Festigkeit von 43 auf 140 Pfd. pro Quadratzoll gesteigert.
Der Verf. schlägt nun vor, diese Construction in gleicher Weise bei den Rauchrohren
der Kessel anzuwenden und dadurch die Widerstandskraft derselben der der äußeren
Kesselwand gleich zu machen, wobei vorausgesetzt ist, daß das gefundene Gesetz auch
bei sehr großen Rohrlängen sich nicht wesentlich ändert. Daß diese Voraussetzung nicht
ohne Begründung ist, geht aus den folgenden Versuchen an wirklich im Betriebe
stehenden Kesseln hervor, bei welchen man fand, daß die Rauchrohre schon mit ein
Drittel des Drucks, der das Zerbersten der äußeren Kesselwand herbeigeführt haben
würde, verdreht wurden.
Diese Kessel waren für die nordöstliche Abtheilung der London- und
North-Western-Eisenbahngesellschaft angefertigt und hatten 35 und
beziehentlich 25 Fuß Länge. Sie waren 7 Fuß weit und hatten 3/8 Zoll Wandstärke.
Jeder Kessel hatte zwei cylindrische Rauchrohre von zusammen 3 Fuß 6 Zoll Weite und
ebenfalls 3/8 Zoll Wandstärke; dieselben waren bestimmt, beim gewöhnlichen Betriebe
einem Drucke von 40 Pfund auf den Quadratzoll zu widerstehen. Bei der Probe gaben
die Rohre des längeren Kessels unter 97 Pfd. auf den Quadratzoll nach, die des
kürzeren Kessels erlitten dieselbe Verdrehung erst bei 127 Pfd. Ein vollständiges
Zusammendrücken wurde nicht erreicht, aber die kreisrunde Form der Rohre ging in
eine elliptische über.
Wie unzulänglich die bei diesen Versuchen gefundene Festigkeit ist, braucht nicht
weiter erläutert zu werden. Die Abhülfe kann aber auf eine höchst einfache und
billige Weise geschehen, indem man das Rauchrohr, das wie gewöhnlich aus
überplatteten Blechen zusammengesetzt ist, mit zwei starken, aufgenieteten Ringen
aus Winkeleisen umgibt, die um einen gleichen Betrag von den Enden, so wie von
einander selbst entfernt sind. Will man die Festigkeit noch weiter vergrößern, so
darf man die Bleche nicht über einander platten, sondern man muß sie stumpf an
einander stoßen und die beiden Ränder durch übergelegte Blechstreifen mit doppelten
Nietenreihen verbinden.