Titel: | Zur Darstellung des Kupferoxyd-Ammoniaks als Lösungsmittel der Baumwolle; von E. Schweizer. |
Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. LXXV., S. 302 |
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LXXV.
Zur Darstellung des Kupferoxyd-Ammoniaks
als Lösungsmittel der Baumwolle; von E. Schweizer.
Aus der schweizerischen Zeitschrift für Pharmacie, Mai
1859, S. 110.
Zur Darstellung des Kupferoxyd-Ammoniaks als Lösungsmittel
der Baumwolle.
Die meisten basischen Kupferoxydsalze, sowie das Kupferoxydhydrat geben mit
Salmiakgeist blaue Lösungen, welche die Eigenschaft haben, Cellulose ohne
Veränderung ihrer Substanz aufzulösen.Man vergl. die Notiz des Verfassers im polytechn. Journal Bd. CXLVI S. 361. Nach meinen bisherigen Erfahrungen besitzt dieses Lösungsvermögen die
gesättigte ammoniakalische Lösung des basisch-kohlensauren Kupferoxyds in höchstem Grade. Um dieselbe zu
erhalten, fällt man eine Lösung von Kupfervitriol mit kohlensaurem Natron bringt den
Niederschlag auf ein Filter, wascht ihn gut aus, trocknet ihn auf dem Wasserbade
etwas ab, so daß er sich pulvern läßt, und schüttelt ihn in einer gut
verschließbaren Flasche mit Ammoniakflüssigkeit von 0,945 spec. Gewicht. Ich habe
gefunden, daß sowohl schwächerer als stärkerer Salmiakgeist den Niederschlag in
geringerem Grade löst. Immerhin ist das basisch-kohlensaure Kupferoxyd
leichter in Ammoniak löslich, als andere basische Kupferoxydsalze und Kupferoxydhydrat, und hierin
liegt wohl der Grund, warum seine Lösung ein stärkeres Lösungsvermögen für Baumwolle
etc. zeigt.
Daß das reine, unverbundene Kupferoxyd-Ammoniak und nichts Anderes das
eigentliche Auflösungsmittel für die Cellulose ist, beweist am unzweideutigsten die
Thatsache, daß die blaue Flüssigkeit, die man erhält, wenn man fein zertheiltes
Kupfer bei Zutritt der Luft mit Ammoniakflüssigkeit in Berührung läßt, jenes
Lösungsvermögen ebenfalls besitzt.
PeligotComptes rendus, December 1858, Nr. 26.
hat diese Flüssigkeit zuerst als Lösungsmittel für Cellulose angewandt und
empfiehlt dieselbe, da sie sich sehr leicht bereiten läßt, als Reagens bei
physiologischen Untersuchungen. Er stellt sie dar, indem er
Ammoniak-Flüssigkeit wiederholt durch Kupferdrehspäne, die sich in einem
verticalen Vorstoß befinden, fließen läßt, und bemerkt, daß die Auflösung ziemlich
rasch unter Wärme-Entwickelung stattfinde. Ich habe die Versuche von Peligot wiederholt und gefunden, daß man die Auflösung
sehr befördern kann, wenn man die Ammoniakflüssigkeit mit ein paar Tropfen
Salmiaklösung versetzt und statt der Drehspäne von Kupfer, Cementkupfer verwendet.
Man erhält auf diese Weise eine sehr starke Lösung von Kupferoxyd-Ammoniak,
welche mit überraschender Leichtigkeit Baumwolle auflöst. – Nach der Angabe
von Peligot löst die
Kupferoxyd-Ammoniakflüssigkeit ein ihrem Gehalt an Kupfer gleiches Gewicht
Cellulose.Sollte die Flüssigkeit nicht vollkommen klar seyn, was übrigens wegen ihrer
Färbung schwer zu beurtheilen ist, so filtrirt man sie über Amianth, weil
sie ein Papierfilter sofort durchlöchert. Peligot.