Titel: | Untersuchung verschiedener bituminöser Fossilien bezüglich deren Verwendung zur Darstellung von Beleuchtungsmaterialien; von Dr. Herm. Vohl in Bonn. |
Autor: | Hermann Vohl |
Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. LXXVII., S. 306 |
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LXXVII.
Untersuchung verschiedener bituminöser Fossilien
bezüglich deren Verwendung zur Darstellung von Beleuchtungsmaterialien; von Dr.
Herm. Vohl in
Bonn.
Vohl, Untersuchung verschiedener bituminöser Fossilien bezüglich
deren Verwendung zur Darstellung von Beleuchtungsmaterialien.
Bei meinen fortgesetzten Untersuchungen, die ich bezüglich der Darstellung
ätherischer Beleuchtungsmaterialien anstellte, wurden nachfolgende Analysen, deren
Resultate ich hiermit der Oeffentlichkeit übergebe, unternommen.
A. Braunkohlen.
Die in Untersuchung genommenen Braunkohlen stammten Nr. I von der Grube Nabor bei
Lüftelberg, Regierungsbezirk Köln, Kreis Rheinbach, und war Nr. I mit fein
zertheiltem Schwefelkies geschwängerte erdige Kohle, wohingegen Nr. II aus Böhmen,
und zwar aus den gräfl. Ledebur'schen Werken zu
Schöberitz bei Aussig, Kreis Leitmeritz, entnommen war und größtentheils aus
Ligniten bestand.
Von Nr. I wurden 200, von Nr. II circa 100 Pfd. in Arbeit
genommen, so daß diese Resultate für den technischen Betrieb maaßgebend seyn
werden.
Bei der trockenen Destillation ergaben 100 Pfd. Kohlen an:
Nr. I.
Nr. II.
Theer
3,296
7,197
Ammoniakwasser
52,890
54,966
Kohlenrückstand
28,309
45,928
Gas und Verlust
15,505
11,909
––––––––––––––––
100,000
100,000
C. G. Müller gibt die Theerausbeute der Schöberitzer
Braunkohle nur zu 4,2 Proc. an; er muß demnach eine andere Kohle vor sich gehabt
haben, oder es wurden beim Theerausbringen nicht die günstigsten Bedingungen
gestellt, welches eine Minberausbeute von beinahe 3 Proc. zur Folge hatte. Der
resultirte Theer dieser beiden Kohlensorten war ziemlich reich an Paraffin und
erstarrte bei einer Abkühlung unter + 9° R. zu einer butterähnlichen
Masse.
Das spec. Gewicht des Theers war bei Nr. I 0,975, bei Nr. II 0,960 (bei 12°
R.).
Der Theer wurde, nachdem er entwässert worden war, der fractionirten Destillation
unterworfen und die Producte nach meiner schon früher mitgetheilten Methode
gereinigt.
100 Gewichtstheile ergaben an:
Nr. I.
Nr. II.
Photogen
15,690
18,675
Gas- oder Schmieröl
12,360
27,963
Paraffin
3,460
3,588
Kreosot und Karbolsäure
46,508
32,069
Verlust bei der Destillation und der Reinigung
21,982
17,705
––––––––––––––––
100,000
100,000
Demnach werden 100 Gewichtstheile Kohle ergeben:
Nr. I.
Nr. II.
Photogen
0,517
1,344
Gas- oder Schmieröl
0,407
2,013
Paraffin
0,114
0,258
Kreosot und Karbolsäure
1,533
2,308
Kohlenrückstand
28,309
45,928
Ammoniakwasser
52,890
34,966
Gas
15,505
11,909
Theerdestillationsrückstand und Verlust bei der
Reinigung
0,725
1,274
––––––––––––––––
100,000
100,000
Wie schon früher bemerkt, war die Kohle von Lüftelberg sehr schwefelkieshaltig, so
daß eine Selbstentzündung auf der Halde keine Seltenheit ist; auch der
Kohlenrückstand der trockenen Destillation entzündet sich durch den Einfluß des
atmosphärischen Sauerstoffs.
Läßt man den Destillationsrückstand in dem von mir angegebenen OfenMan sehe Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. CVII S. 55. verbrennen, so erhält man eine Asche, die beim Auslaugen eine stark saure
Lauge gibt. Sie enthält große Mengen schwefelsaurer Thonerde neben schwefelsaurem
Eisenoxydul und Eisenoxyd.
Das Ammoniak, welches bei der trockenen Destillation gewonnen wird, reicht mehr denn
hin, um mit der schwefelsauren Thonerde Ammoniakalaun zu bilden. Ich erhielt 9 bis
10 Proc. eisenfreien Ammoniakalaun aus dieser Kohle. Die Schöberitzer Braunkohle
zerfällt während der Destillation und hinterläßt einen Holzkohlen ähnlichen
Rückstand, der bei geeigneten Rostvorrichtungen als vortreffliches Brennmaterial
benutzt werden kann. Der Aschegehalt beträgt 5 bis 6 Proc.
B. Blätterschiefer.
Das Material zu nachfolgenden Analysen war einer Grube bei Salzbergen (Hannover)
entnommen und zwar sind Nr. I und II verschiedene Ablagerungen.
100 Gewichtstheile, der trockenen Destillation unterworfen, ergaben an:
Nr. I.
Nr. II.
Theer
7,552
2,487
Ammoniakwasser
10,156
8,906
Rückstand
73,738
86,875
Gas und Verlust
8,554
2,032
–––––––––––––––
100,000
100,000
Das spec. Gewicht des Theers war bei Nr. I 0,870, bei Nr. II 0,900; unter + 6°
R. erstarrten beide Theere.
100 Gewichtstheile Theer ergaben an:
Nr. I.
Nr. II.
Photogen
25,689
20,377
Gas- oder Schmieröl
26,180
23,010
Paraffin
2,306
3,058
Kreosot und Karbolsäure
30,678
35,987
Verlust bei der Destillation und Reinigung
15,147
17,568
–––––––––––––––
100,000
100,000
Demnach ergaben 100 Theile Schiefer:
Nr. I.
Nr. II.
Photogen
1,849
0,446
Gas- oder Schmieröl
1,987
0,503
Paraffin
0,174
0,067
Kreosot und Karbolsäure
2,317
0,787
Schieferrückstand
73,738
86,875
Ammoniakwasser
10,156
8,906
Gas
8,554
2,032
Theerdestillationsrückst. u. Verlust
1,225
0,384
–––––––––––––––
100,000
100,000
Die Schieferrückstände sind als Brennmaterial nicht zu verwerthen, weil der
Aschegehalt zu groß ist.
Nr. I.
Nr. II.
Asche
91,883
94,440
verbrennliche Bestandtheile, resp. Kohlenstoff
8,117
5,560
–––––––––––––––––
100,000
100,000
Die Asche dieser Schiefer enthält nicht unbedeutende Mengen Gyps und 2 bis 2,5 Proc.
phosphorsauren Kalk, weßhalb sie mit Vortheil zum Düngen benützt wird.
C. Bituminöser
Thonschiefer.
Es wurden zwei verschiedene bituminöse Thonschiefer untersucht. Nr. I war aus der
Gegend von Osnabrück (Hannover) und Nr. II von Markersdorf bei Böhmisch Kamnitz
entnommen.
Aus 100 Gewichtstheilen erhielt ich bei der trockenen Destillation:
Nr. I.
Nr. II.
Theer
3,455
6,406
Ammoniakwasser
9,399
27,500
Rückstand
83,630
56,250
Gas und Verlust
3,786
9,844
––––––––––––––––
100,000
100,000
Der resultirte Theer war bei beiden Schieferarten dem Aeußern nach ziemlich gleich.
Das spec. Gewicht bei Nr. I war 0,910, bei Nr. II 0,885. Aus 100 Gewichtstheilen
wurde erhalten:
Nr. I.
Nr. II.
Photogen
21,666
25,889
Gas- oder Schmieröl
31,486
40,633
Paraffin
3,369
3,685
Kreosot und Karbolsäure
14,903
12,890
Theerdestillationsrückstand und Verlust bei der
Reinigung
28,576
16,903
–––––––––––––––––
100,000
100,000
100 Gewichtstheile Thonschiefer ergaben also:
Nr. I.
Nr. II.
Photogen
0,749
1,658
Gas- oder Schmieröl
1,088
2,603
Paraffin
0,123
0,236
Kreosot und Karbolsäure
0,520
0,826
Schieferrückstand
83,630
56,250
Ammoniakwasser
9,399
27,500
Gas
3,786
9,844
Theerdestillationsrückstand und Verlust bei der
Reinigung
0,705
0,083
–––––––––––––––––
100,000
100,000
Der Schieferrückstand von der trockenen Destillation enthält zu wenig Kohlenstoff,
resp. verbrennliche Bestandtheile, als daß er zur Feuerung könnte angewandt
werden.
Zur Verwendung als Dünger sind beide durch ihren Gehalt an phosphorsaurem und
schwefelsaurem Kalk geeignet.
D. Torf.
Zur Untersuchung kam ein schottischer Stichtorf in Anwendung und es ergaben 100
Gewichtstheile desselben:
Theer
9,085
Ammoniakwasser
37,875
kohliger
Rückstand
31,500
Gas und Verlust
21,540
–––––––
100,000
Der kohksähnliche Rückstand bestand aus:
verbrennliche Substanz resp.
Kohlenstoff
96,166
Asche
3,834
–––––––
100,000
Beim Erkalten erstarrte der Theer bei + 9° R.
100 Gewichtstheile Theer ergaben bei der fractionirten Destillation:
Turfol
18,678
Gas- oder Schmieröl
20,165
Paraffin
3,318
Kreosot und Karbolsäure
30,459
Theerdestillationsrückstand u. Verlust bei der
Reinigung
27,380
––––––
100,000
100 Gewichtstheile Torf ergaben also an:
Turfol
1,696
Gas- oder Schmieröl
1,831
Paraffin
0,302
Kreosot und Karbolsäure
2,767
kohliger Rückstand
31,500
Ammoniakwasser
37,875
Gas
21,540
Theerdestillationsrückstand u.
Verlust
2,489
–––––––
100,000
Bonn, im März 1859.