Titel: | Untersuchung einer italienischen Braunkohle auf deren Gehalt an Bitumen; von Dr. H. Vohl in Bonn. |
Autor: | Hermann Vohl |
Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. LXXVIII., S. 310 |
Download: | XML |
LXXVIII.
Untersuchung einer italienischen Braunkohle auf
deren Gehalt an Bitumen; von Dr. H.
Vohl in Bonn.
Vohl, Untersuchung einer italienischen Braunkohle auf deren Gehalt
an Bitumen.
Es wurden mir von Mailand circa 200 Pfund einer
Glanzbraunkohle zugesandt, um den Werth derselben bezüglich der Erzeugung von
Beleuchtungsstoffen festzustellen.
Ein Fundort war nicht angegeben, sondern sie war schlechtweg „Carbone fossile von Mailand“
bezeichnet.
Dem Aeußern nach war sie der bituminösen Glanzbraunkohle des Siebengebirges sehr
ähnlich, nur daß keine Holzstructur mehr wahrgenommen werden konnte und nicht
geringe Mengen Muschelkalk dieselbe an der Oberfläche bedeckten.
Bei der trockenen Destillation ergaben 100 Gewichtstheile:
Theer
1,625
Ammoniakwasser
28,000
Kohlenrückstand
49,500
Gas und Verlust
20,875
–––––––
100,000
Das erhaltene Gas enthielt 14,5 Proc. Kohlensäure und Schwefelwasserstoff, es
übertraf nach der Reinigung mit Kalkhydrat das Harzgas um 25 Proc. im
Leuchteffect.
Der Kohlenrückstand war von gewöhnlicher Steinkohle nicht zu unterscheiden, so daß
jeder Mineraloge getäuscht wird. Es ist ein gutes Brennmaterial. 100 Gewichtstheile
enthielten:
Asche
3,876
brennbare
Bestandtheile
96,124
–––––––
100,000
Das Ammoniakwasser, welches stark alkalisch reagirte, ergab 1,5 Proc. Salmiak.
Der Theer hatte ein spec. Gewicht von 0,875 und es ergaben 100 Gewichtstheile:
Photogen
21,688
Gas- oder Schmieröl
27,980
Paraffin
0,866
Kreosot und Karbolsäure
12,099
Theerdestillationsrückstand u. Verlust bei der
Reinigung
37,367
–––––––
100,000
100 Gewichtstheile dieser Kohle ergaben also:
Photogen
0,353
Gas- oder Schmieröl
0,455
Paraffin
0,014
Kreosot und Karbolsäure
0,197
Kohlerückstand
49,500
Ammoniakwasser
28,000
Gas
20,875
Theerdestillationsrückstand u. Verlust bei der
Reinigung
0,606
–––––––
100,000
Aus den Resultaten dieser Analyse ist ersichtlich, daß diese italienische Braunkohle
sich nicht zur. Photogen- und Paraffin-Darstellung verwenden läßt, daß
aber ein Verwerthen als Material zur Gasbeleuchtung um so mehr zu empfehlen ist.
Man würde bei der Gaserzeugung als Nebenproduct den Theer gewinnen, welcher eine
reichliche Ausbeute an Photogen und Gas- oder Schmieröl liefert.
Bonn, im April 1859.